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«Was ist passiert? Was ist passiert?«Alice Tanner zog sich in die Höhe.

«Nicht sprechen, Ali. Du mußt jetzt atmen, ganz tief durchatmen. Komm!«Er ging zu ihr und reichte ihr die schluchzende Janet.»Ich hole jetzt Ray.«

«Was ist passiert? Sag nicht, daß ich nicht…«

«Sei still. Du mußt jetzt nur atmen. Kräftig durchatmen!«

Er half seinem Sohn vom Rücksitz. Dem Jungen war übel, er fing an, sich zu übergeben. Tanner legte seinem Sohn die Hand auf die Stirn und hielt ihn mit dem linken Arm an der Hüfte.»John, du kannst nicht einfach…«

«Du mußt jetzt gehen. Versuche Janet dazu zu bringen, daß sie auch geht! Tu, was ich sage!«

Alice Tanner tat gehorsam und benommen, was ihr Mann befahl. Der Junge begann den Kopf in Tanners Hand zu bewegen.

«Fühlst du dich jetzt besser, Junge?«

«Mann! — Mann! Wo sind wir?«Plötzlich hatte der Junge Angst.

«Schon gut. Alles ist gut… Ihr seid alle — alle — in Ordnung.«

Tanner sah zu seiner Frau hinüber. Sie hatte Janets Füße auf den Boden gestellt und hielt sie in den Armen. Das Kind weinte jetzt laut, und Tanner sah zu, angefüllt mit Haß und Furcht. Er ging zum Kombi, um nachzusehen, ob die Schlüssel in der Zündung steckten.

Sie steckten nicht. Das ergab keinen Sinn.

Er sah unter den Sitzen nach, im Handschuhfach, auf dem Rücksitz. Dann sah er sie. In ein Stück weißes Papier gewickelt, mit einem Gummiband darum. Das Päckchen war zwischen die Notsitze gezwängt, so, daß man es kaum sehen konnte.

Seine Tochter weinte jetzt laut, und Alice Tanner hob das Kind auf und versuchte es zu beruhigen, wiederholte immer wieder, daß ja alles gut wäre.

Tanner vergewisserte sich, daß seine Frau ihn nicht sehen konnte, hielt das kleine Packen hinter den Rücksitz, zog das Gummiband herunter und Wickelte das Papier auseinander.

Es war leer.

Er zerknüllte das Papier und schob es sich in die Tasche. Er würde Ali jetzt sagen, was passiert war. Sie würden weggehen. Weit weg. Aber er würde es ihr nicht vor den Kindern sagen.

«Steig in den Wagen!«Tanner sagte das ganz leise zu seinem Sohn und ging dann zu seiner Frau und nahm ihr das hysterisch weinende Mädchen weg.»Hol die Schlüssel aus dem Triumph, Ali. Wir fahren nach Hause.«

Seine Frau stand vor ihm, die Augen vor Furcht geweitet. Tränen strömten ihr über das Gesicht. Sie versuchte, sich zusammenzureißen, gab sich alle Mühe, nicht zu schreien.

«Was ist passiert? Was ist mit uns passiert?«

Das Heulen eines Motors hinderte Tanner an der Antwort. In seiner Wut war er dankbar dafür. Der Saddle-Valley-Streifenwagen jagte heran und bremste höchstens zehn Meter von ihnen entfernt.

Jenkins und McDermott sprangen aus dem Wagen. Jenkins hatte den Revolver gezogen.

«Alles in Ordnung?«Er rannte auf Tanner zu. McDermott eilte zu dem Kombiwagen und redete leise auf den Jungen ein, der auf dem Rücksitz saß.

«Wir haben den Zettel in Ihrem Schlafzimmer gefunden. Übrigens, wir haben wahrscheinlich den größten Teil Ihres Eigentums sicherstellen können.«

«Unseres was?«Alice Tanner starrte den Polizeibeamten an.»Welches Eigentum?«

«Zwei Fernsehgeräte, Mrs. Tanners Schmuck, eine Kassette mit Silberbesteck, etwas Bargeld. Wir haben eine Liste auf dem Revier. Wir wissen nicht, ob wir alles haben. Die haben den

Wagen ein paar Straßen von Ihrem Haus entfernt stehen lassen. Vielleicht haben sie sonst noch etwas mitgenommen. Sie müssen das prüfen.«

Tanner reichte seine Tochter Ali.

«Wovon zum Teufel reden Sie?«

«Man hat Sie beraubt. Ihre Frau muß zurückgekommen sein, als die gerade bei der Arbeit waren. Sie und die Kinder sind in der Garage mit Gas betäubt worden. Das waren Profis, gar kein Zweifel.

Wirkliche Profimethoden…

«Sie lügen«, sagte Tanner leise.»Da war nichts…«

«Bitte!«unterbrach Jenkins.»Das Wichtigste sind jetzt Ihre Frau und die Kinder.«

Wie auf ein Zeichen rief McDermott jetzt auf dem Kombi.»Ich möchte den Jungen ins Krankenhaus bringen, Jetzt!«

«Oh, mein Gott!«Alice Tanner rannte zu dem Wagen, die Tochter in den Armen haltend.

«McDermott kann sie mitnehmen«, sagte Jenkins.

«Wie kann ich Ihnen vertrauen? Sie haben mich belogen. In meinem Haus fehlte nichts. Da waren keine Fernseher verschwunden, keinerlei Anzeichen eines Einbruchs! Warum haben sie gelogen?«

«Jetzt ist keine Zeit. Ich schicke Ihre Frau und die Kinder mit McDermott weg«, sagte Jenkins schnell.

«Die kommen mit mir!«

«Nein, das tun sie nicht. «Jenkins hob die Pistole leicht an.

«Ich bringe Sie um, Jenkins.«

«Was steht dann roch zwischen Ihnen und Omega?«sagte Jenkins ruhig.»Seien Sie vernünftig. Fassett ist schon unterwegs. Er möchte Sie sprechen.«

«Es tut mir leid. Wirklich, aufrichtig leid. Das wird — das kann nie wieder vorkommen.«

«Was ist denn vorgekommen? Wo war denn Ihr unfehlbarer Schutz?«»Ein logistischer Fehler in einem Überwachungsplan, der nicht überprüft war. Das ist die Wahrheit. Es hat keinen Sinn, Sie zu belügen. Ich trage die Verantwortung.«

«Sie waren nicht hier draußen.«

«Trotzdem bin ich verantwortlich. Für das Leder-Team trage ich die Verantwortung. Omega sah, daß ein Posten nicht gesichert war — übrigens weniger als fünfzehn Minuten lang —, und sie haben zugeschlagen.«

«Das kann ich nicht zulassen. Sie haben das Leben meiner Frau und meiner Kinder aufs Spiel gesetzt!«

«Ich sagte Ihnen doch, es ist unmöglich, daß sich das wiederholt. Außerdem — und in gewisser Weise sollte Sie das beruhigen — bestätigt jener Nachmittag, daß Omega nicht tötet. Terror ja. Mord nein.«

«Warum? Weil Sie das sagen? Ich glaube das einfach nicht. Der CIA ist nicht unfehlbar, dafür gibt es genügend Beispiele. Sie treffen keine Entscheidungen mehr für mich, damit das einmal klar ist.«

«Oh? Dann treffen Sie die jetzt?«

«Ja.«

«Seien Sie kein Narr. Wenn nicht Ihretwegen, dann um Ihrer Familie willen.«

Tanner stand auf. Durch die Jalousetten sah er, daß vor dem Motelfenster zwei Männer Wache hielten.

«Ich bringe sie weg.«

«Wohin werden Sie gehen?«

«Ich weiß nicht. Jedenfalls bleibe ich nicht hier.«

«Sie glauben, daß Omega Ihnen nicht folgen wird?«

«Warum sollte es das… Warum sollten sie das? Ich habe mit ihnen nichts zu tun.«

«Das werden sie nicht glauben.«

«Dann werde ich ihnen das klarmachen!«

«Wollen Sie eine Anzeige in die Times setzen?«»Nein!«Tanner fuhr herum und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den CIA-Mann.»Sie werden das tun! Sie können das machen, wie Sie wollen, denn wenn Sie es nicht tun werden, wird jede Nachrichtensendung im ganzen Land von dieser Operation berichten, und wie ungeschickt und dumm Sie sie durchgeführt haben. Das überleben Sie nicht.«

«Sie auch nicht, weil Sie tot sein werden und Ihre Frau auch. Ihr Sohn und Ihre Tochter — tot.«

«Sie können mir nicht drohen…«

«Um Himmels willen, schauen Sie sich doch die Geschichte an! Schauen Sie sich an, was wirklich passiert ist!«brach es aus Fassett heraus. Dann senkte er die Stimme plötzlich und hob die Hand an die Brust, sprach langsam.»Nehmen Sie mich… Meine Frau ist in Ost-Berlin getötet worden. Sie haben sie aus keinem anderen Grunde ermordet, als weil sie mit mir verheiratet war. Man — erteilte mir eine Lektion. Und um mir diese Lektion zu erteilen, nahmen sie mir meine Frau. Drohen Sie mir nicht — ich habe das alles hinter mir. Sie waren in Sicherheit. Schön, jetzt sind Sie es nicht mehr.«

Tanner war betroffen.»Was wollen Sie damit sagen?«

«Ich will Ihnen sagen, daß Sie genau das tun werden, was wir geplant haben. Wir sind jetzt zu nahe am Ziel. Ich will Omega.«