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«Sie können mich nicht zwingen, und das wissen Sie auch!«

«Doch, das kann ich… Wenn Sie nämlich aussteigen, wenn Sie fliehen, ziehe ich jeden Agenten aus Saddle Valley ab. Dann sind Sie alleine… Und ich glaube nicht, daß Sie alleine mit der Situation fertig werden.«

«Ich schaffe meine Familie weg…«

«Seien Sie nicht verrückt! Omega hat sich einen ganz gewöhnlichen logistischen Fehler zunutze gemacht. Das bedeutet, daß sie, wer auch immer sie sind, wachsam sind. Äußerst wachsam, schnell und gründlich. Welche Chance, glauben Sie wohl, daß Sie haben? Welche Chance geben Sie Ihrer Familie? Wir haben zugegeben, daß wir einen Fehler gemacht haben. Wir werden keine mehr machen.«

Tanner wußte, daß Fassett recht hatte. Wenn man ihn jetzt im Stich ließ, verfügte er nicht über die Mittel, um die Lage zu kontrollieren.

«Sie überlassen nichts dem Zufall, wie?«

«Taten Sie das je — in einem Minenfeld?«

«Ich glaube nicht… Das heute nachmittag. Was war das?«

«Terrortaktik. Ohne Identifizierung. Für den Fall, daß Sie sauber sind. Wir erkannten, was geschehen war und haben eine Gegenerklärung aufgebaut. Wir werden einen Teil Ihres Eigentums zurückhalten — Kleinigkeiten, wie Schmuck, bis das vorbei ist. Das macht es authentisch.«

«Womit Sie sagen wollen, daß Sie von mir erwarten, daß ich diese Einbruchsgeschichte mitmache.«

«Natürlich. Das ist am sichersten.«

«Ja… Natürlich. «Tanner griff in die Tasche nach Zigaretten. Das Telefon klingelte, und Fassett nahm ab.

Er sprach mit leiser Stimme und wandte sich dann Tanner zu.»Ihre Familie ist wieder zu Hause. Alles in Ordnung. Noch etwas verängstigt, aber okay. Ein paar von unseren Männern schaffen Ordnung. Es sieht ziemlich übel aus. Sie versuchen, Fingerabdrücke abzunehmen. Natürlich wird man feststellen, daß die Diebe Handschuhe trugen. Ihrer Frau haben wir gesagt, daß Sie noch auf dem Revier sind und Ihre Aussage machen.«

«Verstehe.«

«Möchten Sie, daß wir Sie zurückbringen?«

«Nein… Nein, das möchte ich nicht. Ich nehme an, ich werde ohnehin verfolgt.«

«Sicherheitsüberwachung ist der korrekte Begriff.«

Tanner ging in das Village Pub, das einzige elegante Lokal von Saddle Valley, und rief die Tremaynes an.

«Ginny, hier spricht John. Ich würde gerne mit Dick sprechen. Ist er da?«

«John Tanner?«

Warum sagte sie das? Sein Name. Sie kannte seine Stimme.»Ja. Ist Dick da?«

«Nein — natürlich nicht. Er ist im Büro. Was ist denn?«

«Nichts Wichtiges.«

«Kannst du es nicht auch mir sagen?«

«Ich brauche bloß einen kleinen juristischen Rat. Ich versuch's in seinem Büro. Wiedersehen. «Tanner wußte, daß er es schlecht gemacht hatte. Er hatte sich auffällig benommen.

Aber das hatte Virginia Tremayne auch.

Tanner wählte New York.

«Tut mir leid, Mr. Tanner. Mr. Tremayne ist in Long Island. Eine Besprechung.«

«Es ist dringend. Können Sie mir die Nummer geben?«Tremaynes Sekretärin gab sie ihm widerstrebend. Er wählte.»Tut mir leid, Mr. Tremayne ist nicht hier.«

«Sein Büro hat gesagt, er hätte dort eine Besprechung.«

«Er hat heute morgen angerufen und abgesagt. Es tut uns leid, Sir.«

Tanner legte den Hörer auf und wählte dann die Nummer der Cardones.

«Daddy und Mommy sind den ganzen Tag nicht da. Onkel John. Sie haben gesagt, sie kommen nach dem Abendessen. Soll ich sagen, daß sie anrufen sollen?«

«Nein — nein, das ist nicht notwendig…«

Er hatte ein leeres Gefühl im Magen. Er wählte die Vermittlung, gab ihr die Nummer und die seiner Kreditkarte, und dann klingelte dreitausendvierhundert Meilen entfernt in Beverly Hills ein Telefon.

«Hier bei Osterman.«

«Ist Mr. Osterman da?«

«Nein, er ist nicht im Hause. Wer spricht bitte?«

«Ist Mrs. Osterman da?«

«Nein.«

«Wann erwarten Sie sie zurück?«

«Nächste Woche. Wer spricht bitte?«

«Cardone. Joseph Cardone.«

«C-A-R-D-O-N-E… «

«Richtig. Wann sind sie abgereist?«

«Sie sind gestern abend nach New York geflogen. Mit dem Zehn-Uhr-Flug, glaube ich.«

John Tanner legte auf. Die Ostermans waren in New York! Sie waren um sechs Uhr früh eingetroffen!

Die Tremaynes, die Cardones, die Ostermans.

Alle da. Niemand zu erreichen.

Einer oder alle.

Omega!

Kapitel 14

Donnerstag — 15.00 Uhr

Fassett hatte ein überzeugendes Bühnenbild geschaffen. Als Tanner nach Hause zurückkehrte, waren die Zimmer aufgeräumt, aber es herrschte noch Unordnung. Stühle standen nicht am gewohnten Ort, Teppiche waren verschoben, Lampen standen am falschen Platz; die Hausfrau hatte die Dinge noch nicht zurechtgerückt.

Ali sagte ihm, wie die Polizei ihr geholfen hatte; wenn sie etwas ahnte, ließ sie sich davon jedenfalls nichts anmerken.

Aber Ali hatte als Kind mit der Gewalt gelebt. Der Anblick von Polizisten in ihrem Haus war ihr nicht fremd. Sie konnte mit einem Mindestmaß von Hysterie auf sie reagieren.

Ihr Mann dagegen war überhaupt nicht auf die Rolle vorbereitet, die er spielen mußte. Das war jetzt schon die zweite Nacht, in der sein Schlaf unruhig, am Ende unmöglich war. Er blickte auf das Ziffernfeld des Uhrenradios. Es war fast drei Uhr früh, und seine Gedanken kreisten immer noch, seine Augen weigerten sich, geschlossen zu bleiben.

Das hatte keinen Sinn. Er mußte aufstehen, herumlaufen; vielleicht etwas essen, etwas lesen, rauchen.

Irgend etwas, das ihm half, mit dem Denken aufzuhören.

Er und Ali hatten vor dem Zubettgehen ein paar Brandys getrunken — für Ali zu viel; sie schlief tief, vom Alkohol und von der Erschöpfung.

Tanner stieg aus dem Bett und ging hinunter. Er wanderte ziellos herum; aß die Überreste einer Melone in der Küche auf, las die Drucksachen im Flur, die mit der Post gekommen waren, blätterte im Wohnzimmer in ein paar Zeitschriften herum. Schließlich ging er in die Garage. Der schwache — inzwischen kaum merkbare Geruch des Gases, mit dem man seine Frau und die Kinder betäubt hatte, hing immer noch in der Luft. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück, vergaß das Licht in der Garage auszuschalten.

Als er seine letzte Zigarette ausmachte, sah er sich nach einem frischen Päckchen um; mehr um der Sicherheit willen, daß eines da war, als weil er eine Zigarette gebraucht hätte. In seinem Arbeitszimmer war eine Schachtel. Als er die oberste Schublade seines Schreibtischs aufzog, ließ ihn ein Geräusch aufblicken.

Es klopfte am Fenster, und der Lichtkegel einer Taschenlampe kreiste.

«Jenkins, Mr. Tanner«, sagte die halberstickte Stimme.»Kommen Sie an Ihre Hintertür.«

Tanner nickte erleichtert der dunklen Gestalt auf der anderen Seite des Glases zu.

«Der Riegel war abgebrochen«, sagte Jenkins leise, als Tanner die Küchentür öffnete.»Wir wissen nicht, wie es passiert ist.«»Das war ich. Was machen Sie dort draußen?«

«Wir stellen sicher, daß sich das von gestern nachmittag nicht wiederholt. Wir sind zu viert. Wir haben uns gefragt, was Sie tun. Im Erdgeschoß brennt überall Licht. Selbst in der Garage. Ist etwas? Hat Sie jemand angerufen?«

«Wußten Sie das nicht?«

Jenkins lächelte, als er durch die Tür trat.»Eigentlich sollten wir das, das wissen Sie. Aber gegen mechanische Defekte gibt es keine Gewähr.«

«Ja, wahrscheinlich. Mögen Sie eine Tasse Kaffee?«

«Nur wenn Sie genug für die drei anderen mitmachen. Die dürfen ihre Posten nicht verlassen.«

«Sicher. «Tanner füllte die Kanne.»Genügt Pulverkaffee?«»Freilich. Danke. «Jenkins setzte sich an den Küchentisch und schob sich das schwere Polizeihalfter zurecht, daß es locker herunterhing. Er musterte Tanner und sah sich dann im Raum um.