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«Nicht, daß ich wüßte. Ich habe natürlich Leute auf viele Bereiche angesetzt, aber nichts von der Sorte. Ich glaube wenigstens nicht. Die meisten meiner besten Leute haben da ganz freie Hand. Versuchst du, das, was Mittwoch war, mit meiner Arbeit in Verbindung zu bringen?«

«Bist du nicht auch auf die Idee gekommen?«fragte Tremayne.

«Nein, zum Teufel! Ich bin Journalist. Bist du etwa beunruhigt, wenn du an einem schwierigen Fall arbeitest?«

«Manchmal schon.«

«Ich hab' von deiner Show am letzten Sonntag gelesen. «Cardone nahm neben Tremayne auf der Couch Platz.»Ralph Aston hat hochgestellte Freunde.«

«Das ist verrückt.«

«Muß nicht sein. «Cardone hatte mit dem Satz einige Schwierigkeiten.»Ich kenne ihn persönlich. Ein schwieriger Mann.«

«Aber verrückt ist er doch nicht«, warf Osterman ein.»Nein, so etwas ist es bestimmt nicht.«

«Warum sollte es überhaupt etwas sein? Ich meine, etwas anderes als ein Einbruch?«Tanner zündete sich eine Zigarette an und versuchte, die Gesichter der drei Männer zu beobachten.

«Weil es, verdammt noch mal, keine übliche Art für einen Einbruch ist!«rief Cardone aus.

«Oh?«Tremayne sah zu Cardone hinüber, der neben ihm auf dem Sofa saß.»Bist du ein Experte für Einbruch?«

«Genausowenig wie du, Herr Rechtsanwalt«, sagte Joe.

Kapitel 18

Es war etwas Künstliches an der Art und Weise, wie das Wochenende anfing; das spürte Ali. Vielleicht, weil die Stimmen lauter als gewöhnlich, das Lachen auffälliger war.

Gewöhnlich war das anders — wenn Bernie und Leila kamen, fingen sie alle ganz ruhig an und machten sich langsam mit dem vertraut, was die anderen in der Zwischenzeit getan hatten. Gespräche über dieses oder jenes Kind, diese oder jene berufliche Entscheidung — damit verstrichen immer die ersten paar Stunden. Ihr Mann nannte es das Osterman-Syndrom. Bernie und Leila brachten immer ihre besten Seiten zum Vorschein. Brachten sie zum Reden, dazu, wirklich miteinander zu reden.

Bis jetzt hatte keiner ein wirklich wichtiges persönliches Erlebnis beigetragen. Keiner hatte etwas Wesentliches aus seiner jüngsten Vergangenheit zum Vorschein gebracht — abgesehen natürlich von dem Schrecklichen, das sich am Mittwochnachmittag ereignet hatte.

Andererseits, überlegte Ali, machte sie sich natürlich immer noch Sorgen um ihren Mann — machte sich Sorgen darum, daß er nicht ins Büro gefahren war, daß er seit Mittwochnachmittag so gereizt war und sich so seltsam benahm. Vielleicht bildete sie sich auch in bezug auf die anderen etwas ein.

Die anderen Frauen waren wieder zu ihren Männern gegangen. Alice hatte abgedeckt. Die Kinder waren jetzt im Bett. Und sie konnte einfach nicht mehr zuhören, wenn Betty oder Ginny sich über ihre Mädchen unterhielten. Sie konnte sich auch ein Mädchen leisten! Aber sie wollte keines!

Ihr Vater hatte Mädchen gehabt. >Jüngerinnen<, hatte er sie genannt. >Jüngerinnen<, die sauber machten und putzten oder einkauften und…

Ihre Mutter hatte sie >Mädchen< genannt.

Ali hörte zu denken auf und fragte sich, ob sie vielleicht zuviel getrunken hatte. Sie drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Joe Cardone kam durch die Küchentür.

«Der große Boß hat gesagt, wenn ich einen Drink wollte, sollte ich mir selbst einen beschaffen. Du brauchst mir nicht zu sagen, wo die Flaschen stehen, ich bin schon mal hier gewesen.«

«Nur zu, Joe. Ist alles da, was du brauchst?«

«Na klar. Prima Gin; Tonic… Hey, was ist denn? Hast du geweint?«

«Warum denn? Ich hab' mir nur Wasser ins Gesicht gespritzt.«»Deine Wangen sind ganz naß.«

«So ist das eben, wenn man Wasser im Gesicht hat.«

Joe stellte die Tonicflasche weg und trat auf sie zu.»Habt ihr irgendwelche Probleme, du und Johnny… Dieser Mittwochnachmittag… Schon gut, es war ein verrückter Einbruch, Johnny hat mir alles erzählt. Aber wenn es etwas anderes war, dann würdet ihr mir das doch sagen, oder? Ich meine, wenn er sich mit irgendwelchen unangenehmen Typen eingelassen hat, dann würdet ihr das vor mir doch nicht geheimhalten, oder?«

«Unangenehme Typen?«

«Kredithaie. Ich habe Kunden bei der Standard Mutual. Ich hab' sogar ein paar Aktien von der Gesellschaft. Ich kenne die Firma… Du und Johnny, ihr lebt recht gut, aber sechzigtausend Dollar sind nach den Steuern auch nicht mehr viel.«

Alice Tanner hielt den Atem an.»John geht es sehr gut!«

«Das ist relativ. Nach meiner Ansicht steckt John so richtig mittendrin im Schlamassel. Er kann den Laden nicht übernehmen, und andererseits kann er auch sein kleines Reich nicht aufgeben, um sich etwas Besseres zu suchen. Aber das ist natürlich seine Sache und die deine. Aber ich möchte, daß du ihm das sagst. Ich bin sein Freund. Sein guter Freund. Und ich bin sauber. Absolut sauber. Wenn er etwas braucht, dann soll er mich anrufen. Sag ihm das, klar?«

«Joe, jetzt bin ich gerührt. Ehrlich. Aber ich glaube nicht, daß es notwendig ist. Wirklich nicht.«

«Aber du wirst es ihm sagen?«

«Sag es ihm selbst. John und ich haben da eine

stillschweigende Vereinbarung. Wir sprechen nicht mehr über sein Gehalt. Ehrlich gesagt, weil ich mit dir einer Meinung bin.«»Dann habt ihr Probleme.«

«Jetzt bist du nicht fair. Probleme, wie du sie siehst, sind für uns vielleicht gar keine.«

«Hoffentlich hast du recht. Sag ihm das auch. «Cardone ging schnell zur Bar und griff nach seinem Glas. Ehe Ali noch etwas sagen konnte, ging er wieder hinaus ins Wohnzimmer.

Joe hatte versucht, ihr etwas zu sagen, und sie begriff es nicht.

«Niemand hat dich oder sonst jemanden aus den

Nachrichtenmedien als unfehlbaren Hüter der Wahrheit aufgestellt! Ich kann das einfach nicht mehr hören! Ich muß jeden Tag damit leben. «Tremayne stand vor dem offenen Kamin, und alle spürten den Ärger, den er empfand.

«Nicht unfehlbar, natürlich nicht«, antwortete Tanner.»Aber niemand hat den Gerichten das Recht verliehen, uns daran zu hindern, uns — so objektiv wir das können — nach Informationen umzusehen.«

«Wenn diese Information für einen Klienten oder seinen Gegner präjudizierend ist, habt ihr nicht das Recht, sie zu veröffentlichen. Wenn es sich um Fakten handelt, wird man sie ja vor Gericht hören. Wartet doch, bis das Gericht seinen Spruch fällt.«

«Das ist unmöglich, und das weißt du auch ganz genau.«

Tremayne hielt inne, lächelte mit zusammengekniffenen Lippen und seufzte dann.»Das weiß ich. Wenn man es realistisch betrachtet, gibt es keine Lösung.«

«Bist du sicher, daß du eine finden willst?«fragte Tanner.

«Natürlich.«

«Warum denn? Der Vorteil liegt auf deiner Seite. Wenn du den Prozeß gewinnst, ist ja alles gut. Wenn du ihn verlierst, kannst du behaupten, das Gericht sei von einer voreingenommenen Presse korrumpiert worden. Dann kannst du in Revision gehen.«

«Eine Revision führt nur selten zum Erfolg«, sagte Bernard Osterman, der vor dem Sofa auf dem Boden saß.»Das weiß selbst ich. Wenn es einmal dazu kommt, gibt es eine Menge Publicity, nur ist das selten der Fall.«

«Revisionsverfahren kosten Geld«, fügte Tremayne hinzu und zuckte die Achseln.»Meistens für nichts und wieder nichts. Besonders in Wirtschaftsprozessen.«

«Dann braucht ihr doch bloß die Presse zu zwingen, sich zurückzuhalten, wenn es heiß her geht. Das ist doch ganz einfach. «Joe leerte sein Glas und musterte Tanner.

«Das ist nicht einfach«, sagte Leila, die in einem Sessel gegenüber dem Sofa Platz genommen hatte.»Das ist dann ja auch ein Urteil. Wer definiert denn, was Zurückhaltung bedeuten soll? Das ist es doch, was Dick meint. Es gibt keine klare Definition.«

«Auf die Gefahr hin, meinen Mann zu ärgern, was Gott verhüten möge«, sagte Virginia und lachte dabei,»ich glaube, daß eine informierte Öffentlichkeit ebenso wichtig ist wie ein unvoreingenommenes Gericht. Vielleicht besteht zwischen den beiden sogar eine Verbindung. Ich stehe auf deiner Seite, John.«