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«Das wird mächtig übertrieben. Ein paar Bestechungsfälle im Hafen. Das ist in der Branche so üblich, denke ich.«

«Sei nicht so bescheiden.«

«Bin ich nicht. Es war eine klasse Story, und ich hätte beinahe den Pulitzerpreis bekommen. Meine ganze Karriere ist darauf aufgebaut.

«Also schön… Ich will jetzt aufhören, um den heißen Brei herumzureden. Schnüffelst du in etwas herum, das mich betrifft?«

«Nicht, daß ich wüßte. Es ist so, wie es Bernie gesagt hat; ich habe rund siebzig Leute, die direkt mit den Nachrichtenrecherchen befaßt sind. Ich verlange keine täglichen Berichte.«

«Willst du sagen, daß du nicht weißt, was die tun?«

«So ist es nun auch wieder nicht«, sagte Tanner und lachte kurz.»Ich zeichne ihre Quittungen ab; und es wird nichts gesendet, das ich nicht freigegeben habe.«

Tremayne stieß sich von dem Triumph ab.»All right, ich will die Karten auf den Tisch legen. Ginny ist vor einer Viertelstunde hereingekommen. Ich lebe jetzt mit diesem Mädchen seit sechzehn Jahren zusammen. Ich kenne sie — sie hat geweint. Sie war mit dir draußen und ist weinend wieder hereingekommen. Ich möchte wissen warum.«

«Die Frage kann ich nicht beantworten.«

«Du solltest es aber versuchen! — Dir paßt es nicht, wenn ich soviel Geld verdiene, wie?«

«Das stimmt nicht.«

«Natürlich ist es so! Du meinst wohl, ich hab' nicht bemerkt, wie Ali auf dir herumhackt! Und jetzt läßt du so ganz subtil und beiläufig fallen, daß nichts gesendet wird, ohne daß du es freigibst! Ist es das, was du meiner Frau gesagt hast? Soll ich mir von ihr Details geben lassen? Eine Frau kann nicht gegen den eigenen Mann aussagen; schützt du uns etwa? Was willst du?«

«Reiß dich doch zusammen! Hast du mit etwas so Schmutzigem zu tun, daß du anfängst, paranoid zu werden? Ist es das? Willst du mir davon erzählen?«

«Nein. Nein! Warum hat sie geweint?«

«Frag sie doch selbst!«

Tremayne wandte sich ab, und John Tanner sah, daß der Anwalt am ganzen Leibe zitterte, als er mit der Hand über die Motorhaube des kleinen Sportwagens strich.

«Wir kennen uns jetzt eine ganze Zeit; aber du hast mich nie verstanden… Du solltest kein Urteil abgeben, solange du die Menschen nicht verstehst, die du beurteilst.«

Das ist es also, dachte Tanner. Tremayne gab es zu. Er gehörte zu Omega.

Und dann sprach Tremayne weiter, und er zog seinen Schluß zurück. Er drehte sich um, und sein Gesichtsausdruck war bemitleidenswert.

«Mag sein, daß ich nicht ohne Fehl bin, das weiß ich, aber ich tue nichts Illegales. So ist das System eben. Mag sein, daß ich es nicht immer mag, aber es ist ein System, das ich respektiere!«

Tanner fragte sich, ob Fassetts Männer eines ihrer elektronischen Mikrofone in der Garage angebracht hatten. Ob sie die Worte gehört hatten, aus denen solche Sorge klang und die so aufrichtig wirkten. Er sah den gebrochenen Mann an, der vor ihm stand.

«Gehen wir in die Küche. Du brauchst einen Drink, und ich brauche auch einen.«

Kapitel 19

Alice legte den Schalter unter dem Sims des Wohnzimmerfensters um, so daß man die Musik über die Außenlautsprecher hören konnte. Sie waren jetzt alle draußen vor dem Pool. Selbst ihr Mann und Dick Tremayne hatten den Küchentisch verlassen; sie waren zwanzig Minuten lang dort gesessen, und Ali fand es seltsam, daß sie kaum miteinander geredet hatten.

«Hello, schöne Frau!«Das war Joes Stimme, und Alice spürte, wie sich in ihr etwas spannte. Er tauchte aus dem Flur auf und trug eine Badehose. An Joes Körper war etwas Häßliches; alle ihn umgebenden Gegenstände wirkten durch ihn irgendwie zwergenhaft.»Euch ist das Eis ausgegangen, deshalb habe ich angerufen und welches bestellt.«

«Um diese Stunde?«

«Das ist einfacher, als wenn einer von uns fährt.«

«Wen hast du angerufen?«

«Rudy im Getränkemarkt.«

«Der ist geschlossen.«

Cardone ging auf sie zu, er schwankte dabei etwas.»Ich hab' ihn zu Hause angerufen; er lag noch nicht im Bett. Er ist mir manchmal gefällig. Ich hab' ihm gesagt, er soll ein paar Plastiktüten voll Eis auf die vordere Veranda legen und es mir berechnen.«

«Das war nicht nötig. Ich meine, daß du das bezahlst.«

«Jede Kleinigkeit hilft.«

«Bitte!«Sie ging auf das Sofa zu, allein schon, um außer Reichweite von Cardones ginbeladenem Atem zu kommen. Er folgte ihr.

«Hast du dir das, was ich dir gesagt habe, überlegt?«

«Du bist sehr großzügig, aber wir brauchen keine Hilfe.«

«Hat John das gesagt?«

«Das würde er sagen.«»Dann hast du nicht mit ihm gesprochen?«

«Nein.«

Cardone griff nach ihrer Hand. Sie versuchte instinktiv, sie ihm wegzuziehen, aber er hielt sie fest, ohne eine Spur von Feindseligkeit, da war nur Wärme; aber er ließ sie nicht los.»Mag sein, daß ich ein wenig geladen habe, aber ich möchte, daß du mich ernst nimmst. Ich habe in meinem Leben viel Glück gehabt; es war überhaupt nicht schwierig, wirklich nicht. Offengestanden, ich fühle mich ein wenig schuldig, verstehst du, wie ich das meine? Ich bewundere Johnny. Ich halte eine ganze Menge von ihm, weil er etwas leistet. Ich leiste nicht viel; ich nehme nur. Ich tue niemandem weh, aber ich nehme… Es würde mir sehr gut tun, wenn ihr mich geben ließet. Das wäre einmal etwas anderes.«

Er ließ ihre Hand los, und weil sie das nicht erwartet hatte, fiel ihr Arm herunter und stieß gegen ihre Hüfte. Einen Augenblick lang war ihr das peinlich. Sie war verwirrt.»Warum bist du so fest entschlossen, uns etwas zu geben. Was hat dich darauf gebracht?«

Cardone ließ sich schwer auf die Armlehne der Couch sinken.»Man hört alles Mögliche. Gerüchte, Klatsch vielleicht.«»Über uns? Über uns und Geld?«

«So ähnlich.«

«Nun, es stimmt nicht. Es stimmt einfach nicht.«»Dann laß es mich anders ausdrücken. Vor drei Jahren, als Dick und Ginny und Bernie und Leila mit uns In Gstaad Skilaufen waren, wolltet ihr nicht mitkommen. Das stimmt doch?«

Alice blinzelte und versuchte, Joes Logik zu folgen.

«Ja, ich erinnere mich. Wir wollten lieber mit den Kindern nach Nassau fahren.«

«Aber jetzt interessiert John sich doch sehr für die Schweiz, stimmt das nicht?«Joe schwankte leicht.

«Nicht, daß ich wüßte. Er hat mir nichts davon erzählt.«»Dann ist es vielleicht Italien, wenn es nicht die Schweiz ist. Vielleicht interessiert er sich für Sizilien; das ist ein sehr interessanter Ort.«

«Ich verstehe dich einfach nicht.«

Cardone erhob sich von der Armlehne der Couch und stützte sich an der Wand ab.»Du und ich, wir beide unterscheiden uns gar nicht so sehr, wie? Ich meine, das was wir haben, hat man uns nicht gerade auf einem silbernen Tablett überreicht, oder? Wir haben uns das alles auf unsere eigene, verdammte Art verdienen müssen…«

«Ich finde, du wirst beleidigend.«

«Tut mir leid, ich will dich nicht beleidigen. Ich will nur ehrlich sein, und Ehrlichkeit fängt damit an, klar zu erkennen, wo man steht. Wo man einmal war.«»Du bist betrunken.«

«Ganz bestimmt bin ich das. Ich bin betrunken und ich bin nervös. Eine lausige Kombination. Rede doch mal mit John. Sag ihm, er soll mich morgen oder übermorgen einmal besuchen. Sag ihm, er soll sich keine Sorgen wegen der Schweiz oder wegen Italien machen, okay? Sah ihm, ganz gleich, was passiert, ich bin sauber, und ich mag Leute, die ihren Beitrag leisten und anderen Leuten nicht weh tun. Sag ihm, daß ich bezahlen werde.«

Cardone trat zwei Schritte auf Ali zu und griff nach ihrer linken Hand. Er hob sie mit sanftem Nachdruck an die Lippen, schloß die Augen und küßte ihre Handfläche. Ali hatte diese Art von Kuß früher schon einmal gesehen; in ihrer Kindheit hatte sie gesehen, wie die fanatischen Anhänger ihres Vaters dasselbe taten. Dann wandte Joe sich ab und torkelte in den Korridor.