Выбрать главу

«Du fühlst dich wohl wieder besser«, sagte Virginia und lächelte.

«Schau dir die an, Daddy! Sind die nicht schön?«Seine Tochter hielt ihm einen Bund roter und gelber Rosen hin.

«Reizend sind sie, Liebes.«

«Dick, habe ich dir das schon gesagt? Bernie und Leila kommen nächste Woche nach Osten. Sie sind Freitag hier.«»Johnny hat es mir gesagt… Ein Osterman-Weekend. Ich muß sehen, daß ich noch in Form komme.«

«Ich dachte, du hättest gestern abend geübt.«

Tremayne lachte. Er entschuldigte sich nie dafür, wenn er sich einmal betrunken hatte; es geschah zu selten, und er war dann auch nicht unangenehm. Außerdem hatte er es gestern abend verdient. Es war wirklich eine scheußliche Woche gewesen. Sie gingen zu dritt zum Haus zurück. Virginia schob ihre Hand unter seinen Arm. Wie groß Peggy geworden ist, dachte ihr Vater und lächelte. Das Telefon auf der Terrasse klingelte.

«Ich geh' schon hin!«Peg rannte los.

«Warum auch nicht?«fragte ihr Vater gespielt verzweifelt.»Es ist ja doch nie für uns!«

«Wir müssen ihr einfach ein eigenes Telefon besorgen.«

Virginia Tremayne kniff ihren Mann verspielt in den Arm.

«Ihr treibt mich noch ins Armenhaus.«

«Es ist für dich, Mutter. Mrs. Cardone. «Plötzlich legte Peggy die Hand über die Sprechmuschel.» Bitte sprich nicht so lang, Mutter. Carol Brown hat gesagt, sie würde mich anrufen, wenn sie zu Hause ist. Du weißt doch, ich hab' es dir gesagt. Der Choate-Junge.«

Virginia Tremayne lächelte wissend und warf ihrer Tochter einen verschwörerischen Blick zu.»Carol wird schon nicht von zu Hause ausreißen, ohne es dir zu sagen, Darling. Wahrscheinlich braucht sie mehr als das Taschengeld für eine Woche dazu.«

«Oh, Mutter!«Richard beobachtete die beiden amüsiert. All das tat ihm ungemein gut. Seine Frau leistete wirklich prima Arbeit mit ihrem Kind. Niemand konnte da etwas sagen. Er wußte, daß es Leute gab, die Ginny kritisierten, die sagten, sie kleide sich ein wenig auffällig. Er hatte das schon ein paarmal gehört und wußte, daß es da noch eine versteckte Nebenbedeutung gab. Aber die Kinder. Die Kinder umschwärmten Ginny förmlich. Das war heutzutage sehr wichtig. Vielleicht wußte seine Frau etwas, das die meisten anderen Frauen nicht wußten.

Die Dinge liefen gut, dachte Tremayne.

Selbst was die äußere Sicherheit betraf, wenn man Bernie Osterman glauben durfte.

Es war ein gutes Leben.

Er würde mit Joe telefonieren, wenn Ginny und Betty ihr Gespräch je beendeten. Dann würde er John und Ali anrufen.

Nachdem Johnnys Fernsehshows vorüber waren. Vielleicht konnten sie alle sechs in den Club fahren, dort gab es sonntags immer ein Büffet.

Und dann fiel ihm plötzlich wieder der Streifenwagen ein… Er tat den Gedanken gleich wieder ab. Er war nervös gewesen, gereizt, verkatert. Eigentlich war das doch ganz normal, dachte er. Schließlich war es Sonntagnachmittag und der Stadtrat hatte darauf bestanden, daß die Polizei die Wohngebiete an den Sonntagnachmittagen besonders gründlich überprüfte. Komisch, überlegte er. Er hatte gar nicht gedacht, daß die Cardones schon so bald wieder zurückkommen würden. Vielleicht hatte Joe einen Anruf von seinem Büro bekommen, am Montag dort zu sein. Die Börse spielte zur Zeit verrückt. Besonders bei den Termingeschäften, die Joes Spezialität waren.

Betty nickte am Telefon und beantwortete damit Joes Frage. Das löste das Problem mit dem Abendessen. Das Büffet war nicht schlecht, auch wenn man im Club das Geheimnis eines guten Antipasto immer noch nicht gelernt hatte. Joe sagte dem Geschäftsführer immer wieder, daß man Genueser Salami verwenden mußte, nicht Pastrami, aber der Küchenchef hatte eben mit einem geschickten Lieferanten einen Abschluß gemacht, was konnte da ein ganz gewöhnliches Clubmitglied schon ausrichten? Selbst Joe nicht, der wahrscheinlich der reichste von ihnen allen war. Andererseits war er Italiener — zwar nicht katholisch, aber immerhin Italiener —, und der Saddly Valley Country Club gestattete Italienern erst seit zehn Jahren den Zutritt. Eines Tages würden sie sogar Juden hineinlassen — das würde dann eine große Feier geben.

Diese stillschweigende Intoleranz — denn ausgesprochen wurde das nie — war es, die die Cardones, die Tanners und die Tremaynes veranlaßte, Bernie und Leila Osterman im Club auffällig herzuzeigen, wenn sie nach Osten kamen. Eines mußte man ihnen allen sechs lassen — Spießer waren sie keine. Seltsam, dachte Cardone, als er den Hörer auflegte und in den kleinen Gymnastikraum neben seinem Haus ging, seltsam, daß die Tanners sie zusammengebracht hatten. John und Ali

Tanner hatten die Ostermans in Los Angeles gekannt, als Tanner gerade in seinem Beruf anfing. Jetzt fragte sich Joe, ob John und Ali wirklich verstanden, welche Bindung zwischen Bernie Osterman und ihm und Dick Tremayne bestand. Es war eine Beziehung, über die man mit Außenstehenden nicht redete.

Am Ende lief es auf die Art von Unabhängigkeit hinaus, die jederman suchte und um die vielleicht jeder besorgte Bürger betete; es gab Gefahren, Risiken, aber für ihn und Betty war das gut. Auch für die Tremaynes und die Ostermans. Sie hatten untereinander darüber gesprochen, es analysiert, es gründlich durchdacht, und waren gemeinsam zu ihrem Entschluß gekommen.

Für die Tanners wäre es vielleicht auch richtig gewesen. Aber Joe, Dick und Bernie waren übereingekommen, daß das erste Signal von Joe selbst kommen mußte. Das war entscheidend wichtig. Es hatte genügend Andeutungen gegeben, und Tanner hatte nicht reagiert.

Joe schloß die schwere gepolsterte Tür seiner privaten Turnhalle, drehte die Dampfhähne auf und zog sich aus. Er zog Trainingshosen und einen Trainingspullover an, den er von dem Regal aus rostfreiem Stahl nahm. Er lächelte, als er die gestickten Initialen auf dem Flanell sah. Nur ein Mädchen aus Chestnut Hill würde ein Monogramm auf eine TrainingsanzugJacke nähen lassen.

J.A.C.

Joseph Ambruzzio Cardone.

Guiseppe Ambruzzio Cardione. Zweites von acht Kindern, die der Ehe von Angela und Umberto Cardione entstammten, ehemals Sizilien und später South Philadelphia. Zu guter Letzt amerikanische Staatsbürger. Amerikanische Fahnen neben zahllosen kosmetikgeschönten Bildern der Jungfrau Maria, die ein engelhaftes Christkind mit blauen Augen und roten Lippen hielt.

Guiseppe Ambruzzio Cardione wuchs zu einem breitschultrigen, ungeheuer starken jungen Mann heran, der so ziemlich der beste Athlet war, den die South Philadelphia High je gesehen hatte. Er war Präsident seiner Seniorenklasse und wurde zweimal in den Städtischen Studentenrat gewählt.

Von den vielen Collegestipendien, die ihm angeboten wurden, wählte er das mit dem größten Prestige aus, Princeton, das auch am nächsten bei Philadelphia lag. Als Princeton-Verteidiger schaffte er für seine Alma Mater das scheinbar Unmögliche. Er wurde zum All-American gewählt, der erste Princeton-Footbal-Spieler seit vielen Jahren, dem diese Ehre zuteil wurde.

Einige dankbare alte Herren verschafften ihm den Zugang zur Wall Street. Er kürzte seinen Namen zu Cardone ab, wobei der letzte Vokal nur ganz schwach betont wurde. Das klang irgendwie majestätisch, dachte er. Wie Cardozo. Aber natürlich ließ sich davon niemand täuschen, und bald war es ihm gleichgültig. Der Markt expandierte, explodierte förmlich, bis praktisch jedermann Obligationen kaufte. Zuerst war er einfach nur ein guter Kundenberater. Ein Italienerjunge, der es zu etwas gebracht hatte, ein junger Mann, der mit den Neureichen reden konnte, die genügend Geld hatten, um es auszugeben; so reden, daß die Neureichen, die in bezug auf Investitionen noch nervös waren, es auch begriffen.

Und es kam, wie es kommen mußte.

Italiener sind feinfühlige Leute. Sie fühlen sich wohler, wenn sie mit ihresgleichen Geschäfte machen. Eine Anzahl der Leute aus dem Baugewerbe, die Castelanos, die Latronas, die Battellas — die mit Industriebauten Vermögen verdient hatten, wanderten zu Cardone. Cardone mit nur zwei Silben.»Joey Cardone«, riefen sie ihn. Und Joey fand steuerbegünstigte Anlagen für sie, Joey besorgte ihnen Wachstumswerte, Joey fand Sicherheit für sie.