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Er schloß die Tür und lauschte auf irgendwelche Geräusche aus dem Gästezimmer. Doch da war nichts zu hören.

Er ging wieder in die Küche hinunter, schloß die Tür und ging durch den Bogen in die kleine Anrichte, um sich zu vergewissern, daß auch dort die Türe geschlossen war.

Dann ging er zu dem Telefon an der Küchenwand zurück und nahm den Hörer ab. Er wählte nicht.

«Fassett! Wenn Sie oder einer Ihrer Leute in der Leitung ist, dann melden Sie sich! Und zwar jetzt!«

Nichts zu hören.

Er wählte die Nummer des Motels.»Zimmer zweiundzwanzig, bitte.«

«Tut mir leid, Sir. Zimmer zweiundzwanzig ist nicht belegt.«

«Nicht belegt? Sie irren! Ich habe um fünf Uhr mit dem Betreffenden gesprochen!«

«Tut mir leid, Sir. Die sind ausgezogen. «Tanner legte den Hörer auf und starrte ihn ungläubig an. Die Nummer in New York! Die Nummer für Notfälle, die Ian ihm genannt hatte! Er nahm den Hörer wieder ab und gab sich Mühe, die Hand am Zittern zu hindern.

Der Pfeifton, der gewöhnlich einer Aufzeichnung voranging, ertönte, und dann eine ausdruckslose Stimme.

«Die Nummer die Sie gewählt haben, ist nicht in Betrieb. Bitte sehen Sie im amtlichen Fernsprechverzeichnis nach. Das ist eine Aufnahme. Die Nummer, die Sie gewählt…«

John Tanner schloß die Augen. Das war unvorstellbar! Fassett war nicht zu erreichen! Fassetts Männer waren verschwunden!

Er war alleine!

Er versuchte zu denken. Er mußte denken. Fassett mußte gefunden werden! Irgendein gigantischer Fehler war begangen worden. Der kalte, professionelle Agent mit den unzähligen Listen und Tricks hatte einen schrecklichen Fehler gemacht.

Aber Fassetts Männer waren weg. Vielleicht war das Ganze gar kein Fehler.

Plötzlich erinnerte sich Tanner, daß auch ihm Hilfsquellen zur Verfügung standen. Standard Mutual verfügte über gewisse Verbindungen zu bestimmten Regierungsstellen. Er wählte die Connecticut-Auskunft und ließ sich die Nummer von Andrew Harrison, dem Leiter der juristischen Abteilung von Standard Mutual geben. Er wohnte in Greenwich.

«Hello, Andy? — John Tanner hier. «Er gab sich Mühe, so gefaßt wie möglich zu klingen.»Tut mir schrecklich leid, Sie zu Hause anrufen zu müssen, aber das Asien-Büro hat gerade angerufen. Da ist eine Story aus Hongkong, die ich gerne freihätte. Ich möchte jetzt lieber nicht auf Einzelheiten eingehen, das erzähle ich Ihnen Montag früh. Vielleicht ist es nichts, aber ich würde das gerne prüfen. Ich denke, am besten beim CIA. Ja, in dieser Kategorie ist es. Die haben ja schließlich früher auch schon mit uns zusammengearbeitet. Okay, ich warte. «Tanner klemmte sich den Hörer unter das Kinn und zündete sich eine Zigarette an. Dann gab ihm Harrison eine Nummer durch, die er sich aufschrieb.»Das ist in Virginia, nicht wahr? — Vielen Dank, Andy. Bis Montag dann.«

Er wählte erneut.

«Central Intelligence. Büro von Mr. Andrews. «Eine Männerstimme.

«Mein Name ist Tanner. John Tanner. Nachrichtendirektor von Standard Mutual in New York.«

«Ja, Mr. Tanner? Möchten Sie Mr. Andrews sprechen?«

«Ja. Ja, ich denke schon.«

«Tut mir leid, er ist heute nicht da. Kann ich Ihnen behilflich sein?«

«Tatsächlich versuche ich Laurence Fassett ausfindig zu machen.«

«Wen?«

«Fassett. Laurence Fassett. Er ist in Ihrer Behörde tätig. Ich muß ihn dringend sprechen. Ich glaube, er hält sich zur Zeit in der New Yorker Gegend auf.«

«Steht er mit dieser Abteilung in Verbindung?«

«Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß er bei der Central Intelligence Agency tätig ist. Ich sage Ihnen doch, es ist dringend! Ein Notfall, um genau zu sein!«Tanner begann zu schwitzen. Jetzt war nicht die Zeit, mit einem Subalternen zu reden.

«All right, Mr. Tanner. Ich werde unser Mitarbeiterverzeichnis überprüfen und ihn ausfindig machen. Bin gleich wieder da.«

Es dauerte volle zwei Minuten, bis er zurückkehrte. Die Stimme klang zögernd, aber sehr präzis.

«Sind Sie sicher, daß Sie den richtigen Namen haben?«»Natürlich bin ich sicher.«

«Es tut mir leid, aber weder die Zentrale noch irgendeine unserer Karteien weist einen Laurence Fassett auf.«

«Das ist unmöglich! — Hören Sie, ich habe mit Fassett gearbeitet. Verbinden Sie mich mit Ihrem Vorgesetzten. «Tanner erinnerte sich, daß Fassett und auch Jenkins immer wieder auf diejenigen hingewiesen hatten, die für Omega freigegeben seien.

«Ich glaube, Sie verstehen nicht, Mr. Tanner. Das hier ist ein Prioritätsbüro. Sie haben meinen Kollegen verlangt. Meinen Untergebenen, wenn Sie wollen. Mein Name ist Dwight. Mr. Andrews untersteht mir.«

«Mir ist egal, wer Sie sind! Ich sage Ihnen doch, es handelt sich um einen Notfall! Ich glaube, Sie sollten mit jemandem in Verbindung treten, der mehr Vollmachten als Sie hat, viel mehr Vollmachten, Mr. Dwight. Deutlicher kann ich nicht werden. Das ist alles! Tun Sie es jetzt! Ich warte.«

«Wie Sie wünschen. Es dauert wahrscheinlich ein paar Minuten… «

«Ich warte.«

Es dauerte sieben Minuten, eine Ewigkeit für Tanner, bis Dwight wieder zurückkam.

«Mr. Tanner, ich habe mir die Freiheit genommen, Ihre eigene Position zu überprüfen. Ich gehe daher davon aus, daß ich es mit einem verantwortungsbewußten Menschen zu tun habe. Aber ich kann Ihnen dennoch versichern, daß Sie in die Irre geführt worden sind. Es gibt keinen Laurence Fassett bei der Central Intelligence Agency. Es hat nie einen gegeben.«

Kapitel 23

Tanner legte den Hörer auf und stützte sich auf den Ausgußrand. Dann stieß er sich ab und ging ohne zu denken zur Küchentüre hinaus in den Hinterhof. Der Himmel war finster. Eine Brise ließ das Laub in den Bäumen rascheln und erzeugte kleine Wellen im Pool. Es würde Sturm geben, dachte Tanner, als er zum Himmel aufblickte. Ein Julisturm zog herauf.

Omega zog herauf.

Mit oder ohne Fassett — Omega war echt, soviel war Tanner klar. Er war echt, weil er seine Macht gesehen und gespürt hatte, die Gewalt, die es erzeugte, eine Gewalt, die imstande war, einen Laurence Fassett zu entfernen, die Entscheidungen und das Personal der ersten Abwehrbehörde des Landes zu manipulieren.

Tanner wußte, daß es keinen Sinn hatte, wenn er jetzt versuchte, Jenkins zu erreichen. Was hatte Jenkins in den frühen Morgenstunden im Wohnzimmer gesagt? — >Wenn Sie auf mich deuten, werde ich alles ableugnen…< — Wenn Omega Fassett zum Schweigen bringen konnte, dann würde es eine Kleinigkeit sein, auch Jenkins zum Schweigen zu bringen.

Aber es mußte doch irgendwo einen Ausgangspunkt geben, einen Hebel, den er ansetzen, eine Türe, die er öffnen konnte und die ihn auf einen Weg führte, vorbei an all den Lügen. Ihm war jetzt alles gleichgültig; es mußte zu Ende gehen, seine Familie mußte in Sicherheit bleiben. Es war nicht mehr sein Krieg. Ihn interessierten jetzt nur noch Ali und die Kinder.

Tanner sah die Gestalt von Osterman durch das Küchenfenster.

Das war es! Osterman war sein Hebel, sein Bruch mit Omega! Er ging schnell ins Haus zurück.

Leila saß am Tisch, während Bernie am Herd stand und Kaffeewasser kochte.

«Wir fahren weg«, sagte Bernie.»Unsere Koffer sind gepackt; ich rufe ein Taxi.«

«Warum?«

«Warum?«

«Irgend etwas stimmt hier nicht«, sagte Leila.»Und es geht uns nichts an. Wir sind nicht betroffen und wollen auch nicht hineingezogen werden.«

«Darüber möchte ich mit euch sprechen. Mit euch beiden.«

Bernie und Leila tauschten Blicke.