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«Mit wem wirst du dich denn treffen? Das mußt du mir sagen.«»Mit Fassetts Leuten.«

Sie hielt seinen Blick fest. Die Lüge war jetzt zwischen ihnen vereinbart, und sie blickte ihm suchend in die Augen.»Mußt du das tun?«fragte sie leise.

«Ja. «Er umarmte sie kurz, wollte gehen, ging mit schnellen Schritten zur Küchentüre.

Draußen schlenderte er auf seinem Grundstück herum, sorgte dafür, daß die Polizeibeamten vor und hinter seinem Hause seine Anwesenheit zur Kenntnis nahmen, bis er glaubte, daß sie aufhörten, ihn zu beobachten. Dann, als er das Gefühl hatte, daß niemand mehr auf ihn achtete, verschwand er in dem Wäldchen.

Er schlug einen weiten Bogen nach Westen, wich mit Hilfe des dünnen Lichtkegels seiner Taschenlampe Hindernissen aus. Die Nässe, der weiche Boden, behinderten ihn, aber schließlich sah er die Hofbeleuchtung seiner Nachbarn, der Scanlans, dreihundert Fuß von seiner Grundstücksgrenze entfernt. Er war triefendnaß, als er sich der hinteren Veranda der Scanlans näherte und schließlich klingelte.

Fünfzehn Minuten später — auch das hatte länger gedauert, als Tanner erwartet hatte — stieg er in das Mercedes-Coupe Scanlans und ließ den Motor an. Scanlans Smith & Wessen steckte in seinem Gürtel und drei zusätzliche Magazine in seiner Tasche.

Tanner bog links in den Orchard Drive ein und fuhr in Richtung auf das Ortszentrum. Es war schon nach Mitternacht; später, als er sich zurechtgelegt hatte.

Einen Augenblick lang beschäftigte er sich damit, gleichsam Inventur aufzunehmen, sich selbst und das, war er tat, zu bewerten. Er hatte sich nie für einen außergewöhnlich tapferen Mann gehalten. Jede Anwandlung von Mut, die er je an den Tag gelegt hatte, war immer dem Augenblick entsprungen. Und er kam sich auch jetzt nicht mutig vor. Er war verzweifelt. Das war seltsam. Seine Angst — der profunde, tiefempfundene Schrecken, mit dem er tagelang gelebt hatte — schuf sich jetzt ihr eigenes Gleichgewicht, gebar ihre eigene Furcht. Furcht davor, manipuliert zu werden. Er konnte das nicht länger hinnehmen.

Saddle Valley lag still da, die Hauptstraße im weichen Licht imitierter Gaslampen, die Geschäftsfassaden im Einklang mit dem Image stillen Wohlstands, der Saddle Valley anhaftete. Keine Neonröhren, keine Scheinwerfer, alles gedämpft und wohlanständig.

Tanner fuhr am Village Pub und am Taxistand vorbei, wendete auf der Straße und parkte. Die öffentliche Telefonzelle stand unmittelbar neben dem Mercedes. Er wollte den Wagen weit genug entfernt stehen haben, um die ganze Gegend überblicken zu können. Er überquerte die Straße und tätigte seinen ersten Anruf.

«Ich bin's, Tanner, Tremayne. Sei still und hör mir zu… Omega ist erledigt. Es wird aufgelöst. Ich mache Schluß. Zürich macht Schluß. Das war eure letzte Prüfung, und ihr habt sie nicht bestanden. Die Dummheit, die jeder einzelne an den Tag gelegt hat, ist unglaublich! Ich erteile die Befehle zum Schlußmachen noch heute nacht. Sei um halb drei beim alten Bahnhof an der

Lassiter Road. Und versuche nicht, mich zu Hause anzurufen. Ich rufe aus einer Zelle an. Ich nehme mir ein Taxi dorthin. Mein Haus wird beobachtet, das habe ich euch allen zu verdanken! Sei um halb drei an der Lassiter Road und bringe Virginia mit. Omega ist zusammengebrochen! Wenn du mit dem Leben davonkommen und aussteigen willst, dann sei dort — halb drei!«Tanner drückte die Gabel nieder. Als nächstes kamen die Cardones.

«Betty? Hier Tanner. Hör gut zu. Schnapp dir Joe und sag ihm, daß Omega erledigt ist. Mir ist es gleichgültig, wie du das machst, aber schaff ihn wieder her. Das ist ein Befehl aus Zürich. Sag ihm das! — Omega ist zusammengebrochen. Ihr seid alle verdammte Narren gewesen. Es war sehr dumm, meine Wagen lahmzulegen. Ich werde heute um halb drei am alten Lassiter-Bahnhof die Befehle zum Abbruch erteilen. Komm mit Joe hin! Zürich erwartet euch. Und versuche ja nicht, mich zurückzurufen. Ich rufe aus dem Ort an. Mein Haus wird bewacht. Ich nehme ein Taxi. Nicht vergessen. Lassiter-Bahnhof — sag es Joe.«

Wieder drückte Tanner die Gabel herunter. Sein dritter Anruf galt dem eigenen Haus.

«Ali? Alles klar, Darling. Du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Und jetzt sage nichts. Gib mir sofort Bernie ans Telefon… Ali, nicht jetzt! Ich will Bernie ans Telefon! — Bernie, ich bin's, John. Es tut mir leid, daß ich weggegangen bin, aber das mußte ich. Ich weiß jetzt, wer Omega ist, aber ich brauche deine Hilfe. Ich rufe aus dem Ort an. Ich brauche später einen Wagen… Nicht jetzt; später. Ich möchte nicht, daß man den meinen im Ort sieht. Ich nehme ein Taxi. Komm um halb drei an den Lassiter-Bahnhof. Wenn du aus der Ausfahrt kommst, biegst du nach rechts und fährst auf dem Orchard Drive in östlicher Richtung — er beschreibt einen leichten Bogen nach Norden —, du fährst etwa eine Meile weit. Dann siehst du einen großen Teich, er ist von einem weißen Zaun umgeben. Auf der anderen Seite ist die Lassiter Road. Fahr zwei Meilen die Lassiter hinunter, dann siehst du den Bahnhof. - Es ist vorbei, Bernie. Ich habe Omega um halb drei am Bahnhof. Um

Himmels willen, laß es jetzt nicht auffliegen! Du mußt mir vertrauen! Rufe niemanden an und tue nichts! Du mußt nur dort sein!«Tanner legte den Hörer auf, riß die Tür auf und rannte zu dem Mercedes-Coupe.

Kapitel 28

Er stand in der abgedunkelten Eingangsnische eines Spielzeygladens. Es kam ihm in den Sinn, daß Scanlans Mercedes im Ort recht bekannt war, und die Tremaynes, de Cardones und vielleicht sogar die Ostermans wußten, daß Scanlan sein nächster Nachbar war. Vielleicht lag darin sogar ein Vorteil für ihn, überlegte er. Wenn man davon ausging, daß er den Wagen ausgeborgt hatte, würde man weiterhin annehmen, daß er in der Gegend geblieben war. Die Suche würde also gründlich sein. Ihm blieb jetzt nur das Warten. Warten, bis kurz nach zwei, ehe er zum alten Lassiter-Bahnhof fuhr.

Im Ortszentrum würde er warten, um zu sehen, wer ihm folgte, wer versuchen würde, ihn daran zu hindern, den Treffpunkt aufzusuchen. Welches Ehepaar? Oder würden es alle drei sein? Denn Omega mußte jetzt von tiefer Angst erfüllt sein. Das Unaussprechliche war gesagt worden, das Geheimnis ans Licht gezerrt.

Omega würde jetzt versuchen, ihn aufzuhalten. Wenn irgend etwas von dem, was Fassett gesagt hatte, stimmte, war das die einzige Möglichkeit, die ihnen offen blieb. Sie mußten ihn aufhalten, ehe er den alten Bahnhof erreichte.

Damit rechnete er. Doch sie würden ihn nicht aufhalten — er würde dafür sorgen, daß es nicht dazu kam. Aber er wollte im voraus wissen, wer der Feind war.

Er blickte die Straße hinauf und hinunter. Vier Leute waren zu sehen. Ein Ehepaar, das einen Dalmatiner spazierenführte, ein Mann, der aus dem Pub kam und der Fahrer, der auf dem Vordersitz seines Taxis schlief.

Tanner sah jetzt, wie sich aus dem Osten langsam das Scheinwerferpaar eines Wagens näherte. Bald erkannte er, daß es sein eigener Kombi war. Er preßte sich in die unbeleuchtete Eingangsnische.

Am Steuer saß Leila Osterman. Alleine.

Tanners Puls beschleunigte sich. Was hatte er getan? Es war ihm nie in den Sinn gekommen, daß eines der Ehepaare sich in einer Krise trennen würde! Und doch war Leila alleine! Und es gab nichts, das Osterman daran hindern konnte, seine Familie als Geisel festzuhalten! Osterman war einer derer, die geschützt wurden, nicht einer der Gejagten. Er konnte sich frei bewegen, das Grundstück verlassen, wenn er das wollte. Er konnte Ali und die Kinder sogar zwingen, mit ihm zu gehen, wenn er das für notwendig hielt!

Leila parkte den Kombi vor dem Pub, stieg aus und ging schnell zu dem Taxifahrer hinüber, rüttelte ihn wach. Sie redeten einen Augenblick miteinander; Tanner konnte die Stimmen nicht hören. Schließlich wandte sich Leila wieder von ihm ab und ging zum Pub zurück, trat ein. Tanner blieb in der Eingangsnische stehen, spielte mit den Münzen, die er in der Tasche hatte, wartete darauf, daß sie wieder herauskam. Das Warten war für ihn wie ein Alptraum. Er mußte zu der Telefonzelle! Er mußte die Polizei erreichen! Er mußte sicherstellen, daß seine Familie in Sicherheit war!