Выбрать главу

«Ich dachte, es wäre der >Abgrund des Leders<. «Tanners Feindseligkeit war offenkundig. Die Zeit für Erklärungen war gekommen. Er hatte sie verlangt.

«Das natürlich auch«, fügte Jenkins mit leiser Stimme hinzu.

«Dann sollten wir besser drüber reden.«

«Also gut«, sagt Grover.»Ich will es in ein paar Worte zusammenfassen. >Trennen und töten.< Das war Fassetts Motto. Omegas Motto.«»Dann hat es wirklich einen Fassett gegeben. Er hat so geheißen, meine ich.«

«Freilich hat es den gegeben. Laurence Fassett war zehn Jahre lang einer der besten Agenten des CIA. Ausgezeichnete Beurteilungen, tüchtig. Und dann widerfuhr ihm einiges.«

«Er hat an den Feind verkauft.«

«So einfach ist das nie«, sagte Jenkins.»Wir wollen sagen, daß seine Loyalität wechselte. Sie hat sich drastisch verändert. Er wurde der Feind.«

«Und Sie wußten es nicht?«

Grover zögerte, ehe er antwortete. Er schien nach Worten zu suchen, die am wenigsten Schmerz bereiten würden. Er nickte kaum merkbar.»Wir haben es gewußt. Wir haben es schrittweise herausgebracht, über einige Jahre hinweg. Wenn Leute von Fassetts Kaliber abtrünnig werden, so merkt man das nie über Nacht. Das ist ein langwieriger Prozeß; eine Folge von Aufträgen mit einander widersprechenden Zielen. Über kurz oder lang zeigt sich dann ein Schema. Wenn es dazu kommt, macht man das meiste daraus — und genau das haben wir getan.«

«Mir scheint das furchtbar gefährlich und kompliziert.«

«Ein gewisses Maß an Gefahr vielleicht; kompliziert eigentlich nicht. Fassett ist manipuliert worden, so wie er Sie und Ihre Freunde manipuliert hat. Man hat ihn in die Aktion Omega eingeschaltet, weil er dazu geeignet schien. Er war brillant, und dies war eine explosive Situation. Gewisse Gesetze der Spionage sind fundamentaler Natur. Wir nahmen richtig an, daß der Feind Fassett die Verantwortung dafür übertragen würde, daß Omega intakt bliebe, er durfte nicht zulassen, daß es zerstört wurde. Er war gleichzeitig der General, der Verteidiger und die Angriffsmacht. Die Strategie war wohlüberlegt, das können Sie mir glauben. Beginnen Sie zu begreifen?«

«Ja. «Dieses Wort Tanners war kaum zu vernehmen.

«>Trenne und töte.< Omega existierte. >Abgrund des Leders< war Saddle Valley. Die Überprüfung hier ansässiger Personen brachte die Schweizer Konten der Cardones und der Tremaynes zum Vorschein. Als Osterman auftauchte, stellte sich heraus, daß auch er ein Konto in Zürich hatte. Die Umstände waren für Fassett perfekt. Er hatte drei Ehepaare gefunden, die miteinander in eine illegale — oder zumindest höchst fragwürdige — finanzielle Transaktion mit der Schweiz verwickelt waren.«

«Zürich. Deshalb hat das Wort Zürich sie alle so nervös gemacht. Cardone war ja wie vom Blitz gerührt.«

«Dazu hatte er auch allen Anlaß. Er und Tremayne. Einer der Partner in einer höchst spekulationsfreudigen Maklerfirma mit einer Menge Mafia-Finanzierungen, der andere ein Anwalt, dessen Firma sich mit zweifelhaften Fusionsgeschäften befaßte

— Tremayne, der Spezialist. Sie hätten ruiniert werden können. Osterman hatte am wenigsten zu verlieren, aber eine Anklage gegen ihn hätte bei seinen Verbindungen zu den Medien katastrophale Auswirkungen haben können. Wie Sie ja besser als wir wissen — die Welt der Medien ist höchst empfindlich.«

«Ja«, sagte Tanner ohne jedes Gefühl.

«Wenn es im Laufe des Wochenendes Fassett gelang, das Mißtrauen zwischen den drei Ehepaaren so zu verstärken, daß sie anfingen, einander Vorwürfe an den Kopf zu werfen — würde der nächste Schritt Gewalt sein. Und sobald diese Möglichkeit einmal bestand, beabsichtigte das echte Omega, wenigstens zwei der Ehepaare zu ermorden. Dann konnte Fassett uns ein Ersatz-Omega liefern. Wer würde ihm da widersprechen können? Die Betreffenden würden tot sein. Es war brillant.«

Tanner erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht von der Couch und hinkte an den offenen Kamin. Er hielt sich verärgert am Sims fest.

«Ich bin froh, daß Sie dasitzen und professionelle Meinungen äußern können. «Er wandte sich den Agenten zu.»Sie hatten nicht das Recht, nicht das Recht! Meine Frau, meine Kinder sind beinahe ermordet worden! Wo waren denn Ihre Männer draußen auf dem Grundstück? Was ist denn aus all den Schutzvorrichtungen der größten Firma der Welt geworden?

Wer hat denn auf diesen elektronischen — Dingern gelauscht, die angeblich im ganzen Hause installiert waren? Wo waren denn die Leute? Man ließ uns alleine in diesem Keller, ließ zu, daß wir beinahe starben!«

Grover und Jenkins warteten. Sie akzeptierten Tanners Feindseligkeit ruhig und voll Verständnis. Dies war nicht das erste Mal, daß sie solches erlebten. Und dann sagte Grover leise, gleichsam als Kontrapunkt zu Tanners Ärger.

«In Operationen wie diesen rechnen wir damit, daß Fehler — ich will ehrlich sein, üblicherweise ein größerer Fehler — passieren. Das ist unvermeidbar, wenn man die Logistik bedenkt.«

«Was für ein Fehler?«

Jetzt sprach Jenkins.»Die Frage möchte ich gerne beantworten. Der Fehler war der meine. Ich war der leitende Beamte in >Leder< und der einzige, der wußte, das Fassett abtrünnig geworden war. Der einzige. Am Samstagnachmittag sagte McDermott mir, daß Cole außergewöhnliche Informationen ausfindig gemacht hatte und mich sofort sprechen müsse. Ich habe das nicht mit Washington überprüft, es nicht bestätigen lassen. Ich habe es einfach akzeptiert und bin so schnell ich konnte in die Stadt gefahren. Ich dachte, daß Cole oder sonst jemand hier in >Leder< herausgebracht hatte, wer Fassett wirklich war. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten wir völlig neue Anweisungen aus Washington bekommen müssen.«

«Wir waren vorbereitet«, unterbrach Grover.»Alternativpläne standen bereit.«

«Ich fuhr nach New York, begab mich in die Hotelsuite — und Cole war nicht da. Ich weiß, daß das unglaublich klingt, aber er war essen gegangen. Er war einfach zum Abendessen gegangen. Er hatte den Namen des Restaurants hinterlassen, also fuhr ich hin. Dies alles nahm Zeit in Anspruch. Taxis, Verkehr. Ich konnte nicht telefonieren; alle Gespräche wurden mitgeschnitten. Fassett hätte etwas erfahren können. Schließlich erreichte ich Cole. Er wußte nicht, wovon ich redete. Er hatte keine Nachricht geschickt.«

Jenkins hielt inne, sein Bericht ärgerte ihn und war ihm sichtlich peinlich.

«Das war der Fehler?«fragte Ali.

«Ja. Das verschaffte Fassett die Zeit, die er brauchte. Ich verschaffte ihm die Zeit.«

«Riskierte Fassett denn nicht zuviel? Schließlich ging er damit doch selbst in die Falle? Cole hatte geleugnet, eine Nachricht geschickt zu haben.«

«Das Risiko hat er einkalkuliert. Sich die Zeit dafür ausgerechnet. Da Cole dauernd mit >Leder< in Verbindung war, konnte eine einzige Nachricht, besonders eine aus zweiter Hand, leicht verstümmelt werden. Die Tatsache, daß ich darauf hereinfiel, sagte ihm auch noch etwas. Einfach ausgedrückt, ich mußte getötet werden.«

«Das erklärt aber die Wachen draußen nicht. Daß Sie nach New York fuhren, erklärt nicht, daß die Wachen nicht mehr da waren.«

«Wir sagten doch, daß Fassett brillant war«, fuhr Grover fort.»Wenn wir Ihnen sagen, weshalb die Leute nicht da waren, weshalb im Umkreis von Meilen keine einzige Streife war, werden Sie begreifen, wie brillant. Er hat systematisch sämtliche Männer von Ihrem Grundstück abgezogen, und zwar mit der Begründung, daß Sie Omega wären. Der Mann, den sie mit ihrem eigenen Leben beschützten, war in Wirklichkeit der Feind.«

«Was?«

«Denken Sie darüber nach. Sobald Sie einmal tot waren — wer konnte da noch das Gegenteil beweisen?«

«Aber warum glaubten sie das?«

«Die elektronischen Lauschgeräte. Sie funktionierten in Ihrem ganzen Hause plötzlich nicht mehr. Eines nach dem anderen fielen sie aus. Sie waren der einzige hier, der von ihrer Existenz wußte. Deshalb waren Sie derjenige, der sie ausschaltete.«»Aber das stimmt doch nicht! Ich wußte nicht einmal, wo sie waren! Ich weiß es immer noch nicht!«»Das hätte auch keinen Unterschied gemacht. «Diesmal sprach wieder Jenkins.»Die Kapazität dieser Sender reichte nur sechsunddreißig bis achtundvierzig Stunden. Nicht länger. Ich habe Ihnen gestern nacht einen gezeigt. Man hat ihn mit Säure behandelt. Es war bei allen der Fall. Die Säure hatte sich langsam durch die Stromkreise gefressen und die Geräte zerstört. Aber die Männer draußen wußten nur, daß sie nicht mehr funktionierten. Und dann erklärte Fassett, er hätte einen Fehler gemacht. Sie wären Omega, und er hätte das nicht erkannt. Man berichtete mir, daß er das sehr geschickt angepackt hat. Wenn ein Mann wie Fassett einen größeren Fehler zugibt, hat das etwas höchst Eindrucksvolles an sich. Er hat die Streifen zurückgezogen, und dann rückten er und MacAuliff für den Todesstoß vor. Sie waren dazu imstande, weil ich nicht hier war, um sie aufzuhalten. Er hatte mich vom Schauplatz des Geschehens entfernt.«