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«Ist das ein Tonbandgerät?«fragte Tanner und folgte Fassett ins Büro.

«Ja. Setzen Sie sich doch bitte.«

John Tanner blieb stehen. Als er dann sprach, klang leise Wut aus seiner Stimme.»Nein, ich will mich nicht setzen. Das gefällt mir nicht. Ihre Methoden sind sehr unklar, oder vielleicht auch zu klar. Wenn Sie vorhaben, irgend etwas, daß ich sage, auf Band aufzunehmen, wissen Sie ganz genau, daß ich das nicht zulassen werde, wenn nicht ein Anwalt unserer Anstalt zugegen ist.«

Fassett stand jetzt hinter Cranstons Schreibtisch.»Das ist keine F.C.C.-Angelegenheit. Wenn ich Ihnen die Zusammenhänge erklärt haben werde, werden Sie meine — Methoden verstehen.«

«Sie erklären das am besten sehr schnell, weil ich nämlich jetzt wieder gehen werde. Die F.C.C. hat mich gerufen, um die Kommunaleinschaltungen zu liefern, die Standard Mutual eingeplant hatte — die sind in meiner Aktentasche — und zwei Kopien unseres Antrags zu unterzeichnen, die Ihr Büro uns nicht geschickt hat. Sie haben mir erklärt, Sie würden mich mit Cranston gemeinsam empfangen. Statt dessen finde ich ein Büro, das offensichtlich nicht benutzt wird… Ich würde sagen, Ihre Erklärung sollte sehr gut sein, sonst hören Sie nämlich binnen einer Stunde von unseren Anwälten. Und wenn das irgendeine Art Vergeltungsaktion gegen die Nachrichtenabteilung von Standard Mutual sein sollte, dann werden Sie von Küste zu Küste davon hören, das verspreche ich Ihnen.«

«Es tut mir leid… Diese Dinge sind nie einfach.«

«Das sollten sie auch nicht sein!«

«Jetzt mal langsam. Cranston ist in Urlaub. Wir haben seinen Namen benutzt, weil Sie schon früher mit ihm zu tun hatten.«»Sie wollen, sagen, Sie hätten absichtlich gelogen?«

«Ja. Der Schlüssel, Mr. Tanner, liegt in dem Satz, den Sie gerade gebracht haben. >Die F.C.C. hat mich gerufen<, sagten Sie, glaube ich. Darf ich Ihnen meine Legitimation zeigen?«

Laurence Fassett griff in die Brusttasche und entnahm ihr ein kleines Plastiketui. Er hielt es über den Schreibtisch.

Tanner klappte es auf.

Die oberste Karte identifizierte Laurence C. Fassett als Angestellten der Central Intelligence Agency.

Die zweite Karte enthielt eine Genehmigung für Fassett, die Anlage in McLean zu jeder Tages- oder Nachtstunde zu betreten.

«Was soll das Ganze? Weshalb bin ich hier?«Tanner reichte Fassetts Papiere zurück.

«Das ist der Grund für das Tonbandgerät. Lassen Sie mich erklären. Ehe ich auf unsere Angelegenheit hier eingehe, muß ich Ihnen ein paar Fragen stellen. Hier sind zwei Schalter, mit denen man das Gerät abstellen kann. Einer hier bei mir, der andere dort bei Ihnen. Wenn ich Ihnen irgendwann eine Frage stellen sollte, die Sie nicht beantworten möchten, brauchen Sie nur den Schalter zu drücken, und das Gerät bleibt stehen. Andererseits — und auch das dient Ihrem Schutz — werde ich das Gerät anhalten, wenn ich der Ansicht bin, daß Sie hier Dinge sagen, die uns nichts angehen. «Fassett setzte das Gerät mit seinem Schalter in Gang, griff dann über die Schreibtischplatte nach der Schnur vor Tanners Stuhl und hielt es an.

«Sehen Sie? Ganz einfach. Ich habe schon Hunderte solcher Interviews mitgemacht. Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen zu machen.«

«Das klingt wie ein Verhör vor einem Verfahren, ohne daß ich einen Anwalt zur Verfügung hatte oder man mich vorgeladen hätte! Was soll das? Wenn Sie glauben, mich einschüchtern zu können, sind Sie verrückt!«

«Das soll Sie ganz einfach eindeutig positiv identifizieren… Und Sie haben völlig recht. Wenn es unsere Absicht war, jemanden einzuschüchtern, dann haben wir uns ohne Zweifel jemanden ausgesucht, der ebenso verläßlich ist, wie J. Edgar Hoover. Und selbst er kontrolliert nicht die Nachrichtenredaktion einer Fernsehanstalt.«

Tanner sah den CIA-Mann an, der höflich hinter Cranstons Schreibtisch stand. Was Fassett da sagte, hatte etwas für sich. Der CIA würde gegen jemanden in seiner Position niemals mit so durchsichtiger Taktik vorgehen.

«Was soll das heißen: >eindeutig positive Identifizierung<? Sie wissen, wer ich bin.«

«Das soll Ihnen einen Hinweis auf die Größenordnung und die Bedeutung der Information geben, die ich Ihnen zu übermitteln befugt bin. Es handelt sich lediglich um außergewöhnliche Vorsicht, die angesichts der Bedeutung dieser Daten durchaus angemessen ist… Wußten Sie, daß im Zweiten Weltkrieg ein Schauspieler — ein Korporal in der britischen Armee, um es genau zu sagen — bei Konferenzen auf höchster Ebene die Rolle von Feldmarschall Montgomery spielte und daß sogar einige von Montgomerys Klassenkollegen aus Sandhurst das nicht bemerkten?«

Tanner griff nach der Schnur und betätigte den EIN- und AUSSchalter. Das Gerät lief an und stoppte wieder. John Tanners Neugierde — in die sich Furcht mischte — wuchs. Er setzte sich.

«Also gut, fangen Sie an. Aber denken Sie daran, daß ich das Band jederzeit abschalten und gehen werde, wenn ich das will.«

«Ich verstehe. Das ist Ihr Recht — bis zu einem gewissen Punkt.«

«Was soll jetzt das wieder heißen? Keine Einschränkungen bitte!«

«Haben Sie Vertrauen zu mir. Sie werden verstehen. «Fassetts beruhigender Blick erfüllte seinen Zweck.

«Also gut«, sagte Tanner.

Der CIA-Mann nahm seinen Aktendeckel und klappte ihn auf. Dann setzte er das Gerät in Gang.

«Ihr voller Name ist John Raymond Tanner?«»Falsch. Mein gesetzlicher Name ist John Tanner. Raymond ist ein reiner Taufname und ist auf meinem Geburtsschein nicht registriert. «Fassett lächelte.»Sehr gut.«»Danke.«

«Ihre gegenwärtige Adresse ist 22 Orchard Drive, Saddle Valley, New Jersey?«»Richtig.«

«Sie sind am 21. Mai 1924 in Springfield, Illinois, als Sohn von Lucas und Margaret Tanner geboren?«»Ja.«»Ihre Familie zog, als Sie sieben Jahre alt waren, nach San Mateo, Kalifornien?«»Ja.«

«Warum?«

«Die Firma meines Vaters hat ihn nach Nord-Kalifornien versetzt. Er war Personalleiter für eine Kette von Kaufhäusern. Die Bryant Stores.«»Bequeme Verhältnisse?«»Einigermaßen.«

«Sind Sie auf den öffentlichen Schulen von San Mateo ausgebildet worden?«

«Nein: Ich habe an der San-Mateo-Oberschule die zweite Klasse absolviert und ging anschließend für das Abschlußjahr der Sekundärschule auf eine private Anstalt. Winston Preparatory.«

«Nach dem Abschluß haben Sie sich an der Stanford University eingetragen?«»Ja.«

«Waren Sie Mitglied irgendwelcher Verbindungen oder Clubs?«»Ja. Alpha-Kappa-Verbindung. Dann die Trylon News Society und noch ein paar andere, an die ich mich nicht erinnere… Fotoclub, denke ich, aber ich bin nicht dabei geblieben. An der Studentenzeitschrift habe ich auch mitgearbeitet, es dann aber aufgegeben.«

«Irgendwelche Gründe?«

Tanner sah den CIA-Mann an.»Ja. Ich hatte starke Einwände gegen die Nisei*-Situation. Die Gefängnislager. Die Zeitschrift hat diese Gefängnislager unterstützt. Meine Einwände bestehen immer noch.«

(* Nisei: Amerikanische Staatsbürger japanischer Herkunft, die in den amerikanischen Weststaaten, insbesondere Kalifornien, während des Zweiten Weltkrieges interniert wurden, da man ihnen Sympathien für Japan nachsagte.)

Wieder lächelte Fassett.»Ihre Ausbildung ist unterbrochen worden?«

«Das waren die meisten Ausbildungen. Ich habe mich zum Militärdienst gemeldet.«

«Wo hat man Sie ausgebildet?«»Fort Benning, Georgia. Infanterie.«

«Dritte Armee, vierzehnte Division?«

«Ja.«

«Sie wurden auf dem europäischen Kriegsschauplatz eingesetzt?«

«Ja.«

«Ihr höchster militärischer Rang war First Lieutenant?«