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»Drei Schwerter«, sagte er ruhig. »Eines für jeden aus dem Geschlecht der Waldkönige im Kampf gegen die ewige Nacht. Ich wähle… Felsenbrecher.«

»Der Herr erlöse uns von allem Übel«, murmelte der Seneschall.

König Johann streckte den Arm aus und nahm das linke Schwert aus dem Ständer. Die gewaltige Klinge schien in seiner Hand fast nichts zu wiegen, doch er traf keine Anstalten, sie aus der Scheide zu ziehen. Er starrte sie einen Moment lang an, ehe er den Riemen über die linke Schulter streifte und festzurrte. Der Griff ragte hoch hinter seinem Kopf auf, während die Spitze einen Finger breit über dem Boden endete. Er hob kurz die Schulter an, um den Tragriemen zurechtzurücken, und trat dann zur Seite, damit Harald seine Wahl treffen konnte.

Harald näherte sich vorsichtig den beiden noch verbliebenen Schwertern. Sein Blick wanderte unschlüssig von einer Klinge zur anderen, ehe er an der Waffe zur Rechten haften blieb. Die Maske der Unbekümmertheit war verschwunden.

Dahinter kam ein Gesicht mit harten Linien und dunklen, entschlossenen Augen zum Vorschein. Ein grimmiges Lächeln, das nichts mit Humor zu tun hatte, umspielte seine Lippen. Er buchstabierte die alten Runen, die in den Quergriff eingraviert waren. »Blitzstrahl«, sagte er leise. »Ich wähle Blitzstrahl.« Er nahm die Waffe rasch aus dem Ständer, streifte sie über die linke Schulter und zerrte so ungeduldig an den Riemen, dass ihm der Seneschall beim Festziehen der Schnallen helfen musste.

König Johann forderte Rupert mit einer Handbewegung auf, an den Waffenständer zu treten. Rupert musterte das Schwert, das übrig geblieben war, rührte sich aber nicht von der Stelle. Beeil dich!, flüsterte eine Stimme in seinem Innern. Es ist nur ein Schwert! Die Silberscheide glänzte verführerisch im unruhigen Fackelschein. Hundsgift. Ein Schwert der Macht.

Und Rupert stand wieder in der Bergwerksgrube der Kupferstadt, reckte sein Schwert in die Höhe und rief um Beistand – um einen Beistand, der nie kam.

»Nein«, sagte er schließlich und wandte sich ab. »Ich habe kein Vertrauen mehr in die Zauberschwerter. Gib es einem anderen!«

»Nimm das Schwert!«, verlangte König Johann. »Du bist von königlichem Geblüt. Es ist dein Recht und deine Pflicht, mit diesem Schwert zu kämpfen. Das Volk braucht Symbole, damit es uns in die Schlacht folgt.«

»Nein«, erklärte Rupert. »Es gibt Dinge, die ich einfach nicht tun kann, Vater, auch wenn du sie als meine Pflicht bezeichnest!«

»Nimm das Schwert!«, schnauzte der König. »Das ist ein Befehl!«

»Ich lasse mir nichts mehr befehlen!« Rupert drehte sich um und ging. Seine Schritte hallten dumpf in der Stille wider, als er sich durch den Mittelgang entfernte. Die Schwerter zahlloser Helden schienen ihn vorwurfsvoll anzustarren, weil er sich von ihnen abwandte. Rupert ging weiter, mit hoch erhobenem Kopf. Er hatte genug geleistet. Niemand hatte das Recht, noch mehr von ihm zu fordern. Er würde sich den Dämonen stellen, weil das die letzte Hoffnung für das Reich war, aber mit einer ehrlichen Waffe in der Hand. Er wollte sich nicht auf den Zauber des Bösen verlassen, den die Schwerter der Hölle ausstrahlten. Eine Woge der Erschöpfung erfasste ihn, und er überlegte, ob er sich vor dem Kampf im Morgengrauen noch eine Stunde Schlaf gönnen sollte. Er war so entsetzlich müde… Er schüttelte den Kopf und lächelte bitter. Nach dem Kampf hatte er genug Zeit, sich auszuruhen, so oder so. Alle Zeit der Welt. Er verließ das Arsenal und trat in den Korridor hinaus, wo Darius schon auf ihn wartete.

Rupert sah einen kurzen Lichtreflex, als der Dolch die Luft zerschnitt, und warf sich hastig zur Seite. Die Klinge durchtrennte sein Kettenhemd, als er zu Boden stürzte, verfehlte aber wie durch ein Wunder seine Rippen. Rupert rollte sich ab und sprang rasch wieder auf, das Schwert in der Hand.

Darius kam auf ihn zu, fauchend und wirr vor sich hin murmelnd.

Das winzige verfärbte Messer schnellte in kurzen Bögen von links nach rechts, als Darius auf ihn eindrang, und Rupert wich Schritt um Schritt zurück. Sein geübter Blick erkannte das Gift auf der Klinge, und er wollte kein Risiko eingehen.

Sein Schwert war lang genug, um den Gegner auf Abstand zu halten, bis die anderen ihm zu Hilfe kamen.

Harald und König Johann erschienen am Eingang des Arsenals, und Darius knurrte sie an wie ein Tier. Schwarze Flammen zuckten von seinen Fingern, als er die Hand ausstreckte. Mit einer fließenden Bewegung riss Harald Blitzstrahl aus der Scheide und hielt Darius das Zauberschwert entgegen. Der schimmernde Stahl sog die Flammen auf.

Darius wandte sich dem König zu, doch der hatte bereits Felsenbrecher gezogen. Darius ließ Rupert stehen und hob die Hände zu einer beschwörenden Geste. Plötzlich klaffte ein langer, gezackter Spalt im Steinboden vor ihm, der sich zusehends verbreiterte. Blutroter Nebel quoll hervor, gefolgt von einer Teufelshorde mit spitzen Klauen und Fängen, in deren Augen Mordlust glomm. Die Luft war erfüllt von Schwefelgestank. Einen Moment lang standen Harald und der König wie gelähmt da, gebannt von den Urängsten, die in ihnen aufstiegen, aber dann löste sich die Erstarrung, und sie griffen mit wildem Kriegsschrei an. Blitzstrahl und Felsenbrecher reflektierten den rötlichen Höllenschein. Die Teufel kreischten und wimmerten, als die Zauberschwerter sie niedermähten, aber ihre Wunden heilten im Nu, und sie erhoben sich immer wieder, um sich auf die Feinde zu stürzen. Harald und der König standen Rücken an Rücken und kämpften weiter.

Darius wandte sich von neuem Rupert zu und drängte ihn gegen eine Wand. Immer wieder verlagerte er sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und versuchte, die Deckung des Prinzen zu durchbrechen. Er brannte darauf, Rupert mit dem Dolch zu töten. Er wollte spüren, wie sich die Klinge in sein Fleisch bohrte. Das würde ihm Befriedigung verschaffen.

Rupert folgte den Bewegungen des Lords und überlegte verzweifelt, wie er sich aus dieser Falle befreien konnte. So wie es aussah, brauchten Harald und der König dringend seine Hilfe, aber die Wand schnitt ihm den Fluchtweg ab, und Darius fuchtelte gefährlich nahe mit seinem vergifteten Dolch herum. Rupert spürte, wie ihm der Schweiß über den Rücken lief, während er die Hiebe parierte. Darius vernachlässigte seine Deckung sträflich, aber Rupert wagte keinen Vorstoß, denn der geringste Kratzer mit diesem Dolch wäre sein Tod gewesen. Andererseits verrieten ihm seine schmerzenden Muskeln, dass er nicht mehr lange durchhalten konnte. Obwohl der Große Zauberer sein Möglichstes getan hatte, um ihn zu heilen, war er noch vom Kampf gegen die Dämonen geschwächt, während Darius in seinem Wahn ungeahnte Kräfte entwickelte. Rupert runzelte die Stirn. Er musste etwas unternehmen, so lange er noch die Energie dazu besaß.

Rupert parierte den nächsten Hieb und schwang sein Schwert in einem weiten, flachen Bogen gegen die Augen des Angreifers. Instinktiv wich Darius zurück. Rupert setzte mit einem weiten Satz nach, umklammerte den Gegner in der Taille und packte seinen Messerarm. Sie stürzten gemeinsam zu Boden. Im nächsten Moment schloss sich die Spalte im Boden, und die Teufel waren spurlos verschwunden.

Rupert und Darius rappelten sich hoch. Darius lachte keuchend und hechtete nach vorn, um Rupert mit dem Dolch die Kehle aufzuschlitzen. Harald hielt ihn mitten im Sprung mit einem gewaltigen Hieb von Blitzstrahl auf. Blut spritzte auf, und Darius wurde gegen die Korridorwand geschleudert. Das Zauberschwert hatte ihm den Schädel gespalten, und doch versuchte Darius sich umzudrehen und zu fliehen. Harald trat vor und stieß ihm die Klinge in den Rücken. Darius sank mit einem gurgelnden Geräusch zusammen und hinterließ eine breite Blutspur auf den ehrwürdigen Holzleisten.

Harald versuchte das Schwert aus der Wunde zu ziehen, aber das war nicht so einfach zu bewerkstelligen. Ein rötlicher Schimmer kroch langsam die stählerne Klinge entlang, während sie sich immer tiefer in die klaffende Wunde bohrte.