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Richard sah ihnen mit grimmiger Entschlossenheit fest in die Augen. »Was ich sagen will, ist folgendes: Jeder, der den Feind schützt und, aus welchem Grund auch immer seine Macht zu erhalten sucht, ergreift für ihn Partei. Im Grunde ist es ganz einfach. Sobald diese Leute versuchen, den Feind zu beschützen oder uns daran zu hindern, zu tun, was wir tun müssen – tötet sie.«

»Aber sie sind doch nicht mal bewaffnet«, wandte jemand ein.

Richards Zorn kochte hoch. »O doch, das sind sie – ihre Waffen sind das üble Gedankengut, mit dem sie die Welt zu unterwerfen suchen. Haben sie damit Erfolg, ist dies euer Tod.«

Einen Augenblick lang herrschte bedrücktes Schweigen; dann schlug Anson sich entschlossen mit der Faust aufs Herz. »Mit haßerfülltem Herzen ... Rache ohne Erbarmen.«

Blicke eiserner Entschlossenheit machten die Runde, bis sie schließlich alle mit einem Faustschlag auf ihr Herz salutierten und das Gelöbnis aufgriffen. »Rache ohne Erbarmen.«

Richard versetzte Anson einen leichten Schlag gegen die Schulter. »Gehen wir.«

Im Laufschritt lösten sie sich aus den langen Schatten des Gebäudes und bogen in einem riesigen Schwarm um die Ecke. Die Leute am Ende der Straße wandten sich um, als sie Richards Truppe kommen sahen. Immer mehr Menschen – Männer und Frauen aus der Stadt – strömten in die Straße vor dem Gelände, auf dem sich die von den Soldaten als Kaserne und Kommandozentrale beschlagnahmten Gebäude befanden. Die Stadtbewohner machten den Eindruck, als wären sie ein ziemlich abgerissener Haufen.

»Kein Krieg! Kein Krieg!«, brüllten sie, als die Männer unter Richards Führung in rasantem Tempo die Straße entlangstürmten.

»Aus dem Weg!«, schrie Richard, während der Abstand zu ihnen sich immer mehr verringerte. Dies war nicht der Augenblick für spitzfindige Diskussionen; der Erfolg ihres Angriffs hing im Wesentlichen von ihrer Schnelligkeit ab. »Gebt den Weg frei! Das ist eure letzte Warnung! Gebt den Weg frei oder ihr sterbt!«

»Schluß mit dem Haß! Schluß mit dem Haß!«, intonierten die Stadtbewohner.

Sie machten sich keine Vorstellung, wie viel Haß sich in Richard aufgestaut hatte. Er zog das Schwert der Wahrheit. Der Zorn seiner Magie blieb auch diesmal zurück, doch er besaß genug eigenen. Er drosselte sein Tempo zu einem langsamen Trab.

»Aus dem Weg!«, rief Richard, indem er entschlossen auf die Leute zuhielt.

Eine dickliche Frau mit lockigen Haaren löste sich aus der Menschenkette und trat einen Schritt vor. Ihr rundes Gesicht war gerötet vor Zorn, als sie ihm entgegenschrie: »Schluß mit dem Haß! Kein Krieg! Schluß mit dem Haß!«

»Aus dem Weg oder du bist tot!«, rief Richard und beschleunigte seine Schritte wieder.

Die rotgesichtige Frau drohte ihm und seinen Männern mit erhobener, fleischiger Faust und stimmte einen wütenden Sprechgesang an: »Mörder! Mörder! Mörder!«

Im Vorüberlaufen, die ganze Wut des in diesem Moment beginnenden Angriffs zwischen seinen zusammengepreßten Zähnen herausschreiend, holte Richard wuchtig aus und schlug ihr den Kopf und den drohend erhobenen Arm ab. Ihr Blut klatschte in die Gesichter der Dahinterstehenden, die noch immer ihre sinnlosen Phrasen herunterleierten. Ein Mann beging den Fehler, nach Richards Waffe zu greifen, und bekam die ganze Wucht seines Angriffsstoßes ab.

Unmittelbar hinter Richard trafen die Männer mit ungezügeltem Ungestüm auf die Kette der Bewahrer des Bösen. Menschen, bewaffnet nur mit ihrem Haß auf moralische Lauterkeit, sanken blutbesudelt, schwer verwundet oder tot zu Boden. Die Kette der Protestierer brach vor dem gnadenlosen Sturmlauf in sich zusammen. Einige von ihnen, Schreie wütender Verachtung auf den Lippen, begannen mit bloßen Fausten auf Richards Männer einzutrommeln. Ein paar schnelle Hiebe machten dem ein rasches Ende.

Als ihnen schließlich dämmerte, daß ihre Verteidigung des brutalen Vorgehens der Imperialen Ordnung tatsächlich Folgen für sie haben würde, stob die verängstigte Menge unter wüsten Beschimpfungen gegen Richard und seine Männer auseinander.

Richards Streitmacht hielt weiter auf das enge Häuserlabyrinth zwischen den vereinzelten grasbewachsenen, von Bäumen gesäumten Freiflächen zu. Auf einmal dämmerte den bereits ins Freie getretenen Soldaten, daß sie sich diesmal selbst beschützen mußten, daß die Stadtbewohner ihnen diese Arbeit nicht mehr abnehmen konnten. Diese Krieger waren es gewohnt, schutzlose, unterwürfige Opfer niederzumetzeln und hatten mittlerweile seit mehr als einem Jahr nicht mehr kämpfen müssen.

Lord Rahl prallte als erster mit ihnen zusammen und bahnte sich, von Cara auf der rechten und Tom auf der linken Seite flankiert, eine blutige Schneise mitten zwischen sie. Sie bildeten die tödliche Speerspitze eines Angriffs, der sich wie ein Keil zwischen Soldaten, die jetzt erst ihre Waffen zu ziehen begannen, schob; Soldaten, die es gewohnt waren, ihre ängstlich die Köpfe einziehenden Gegner mit ihrer schieren Übermacht und nicht mit beherzter Gegenwehr zu überrennen. Das versuchten sie jetzt, und zwar, um ihre nackte Haut zu retten.

Richard bewegte sich unter ihnen, als wären sie starr wie Statuen. Ihre Klingen zielten ins Leere, wo er eben noch gewesen war, während er dort traf, wo sie sich gerade hinbewegten und sein rasiermesserscharfer Stahl sie bereits erwartete.

Er verschwendete keine Energie auf übertriebene Bewegungen oder unbedachte Hiebe, sondern führte seine Klinge mit tödlicher Meisterschaft. Nie versuchte er jemanden zu übertrumpfen, um ihm zu zeigen, daß er besser war; er tötete seine Gegner einfach, ohne ihnen eine Chance zur Gegenwehr zu lassen. Er streckte sie nieder, ehe sie es konnten. Mit seinem Entschluß zu kämpfen hatte er sich auf den Tanz mit dem Tod eingelassen. Auf dieses Ausmaß entfesselter Gewalt waren sie nicht vorbereitet.

Als seine Manner über die Soldaten herfielen, erhob sich ein einziger, tosender Schrei, der, während sie einer nach dem anderen fielen, den Morgen erfüllte.

Dann erblickte er einen Soldaten, der wie ein Offizier aussah, fuhr herum und preßte ihm sein Schwert an die Kehle.

»Wo sind Nicholas und die Mutter Konfessor?«

Statt einer Antwort versuchte der Mann, seinen Arm zu packen. Er war nicht annähernd schnell genug. Richard zog ihm das Schwert quer über den Hals, enthauptete ihn damit beinahe und wirbelte noch im selben Atemzug herum, als sich von hinten jemand auf ihn zu stürzen versuchte. Bei dem Versuch, Richards Klinge auszuweichen, blieb er jählings stehen, nur um mitten ins Herz getroffen zu werden.

Das Gemetzel tobte unvermindert weiter und verlagerte sich, je mehr Verteidiger von seinen Männern niedergemacht wurden, allmählich tiefer zwischen die Häuser. Unterdessen hatte jedoch der Lärm des Zusammenpralls weitere, in mehrere Schichten aus Lederharnischen, Kettenhemden, Fellen und Waffengurten gehüllte Krieger aus ihren Unterkünften hervorgelockt, wüst aussehende Gestalten, denen blanke Mordgier ins Gesicht geschrieben stand.

Als sie heranstürmten, griff Richard sich jeden heraus, der dem Aussehen nach ein Offizier sein konnte, doch keiner von ihnen vermochte ihm eine Antwort zu geben, keiner kannte Nicholas’ und Kahlans Aufenthaltsort.

Aber die Soldaten waren nicht Richards einziger Gegner: Er hatte auch mit seinem Schwindelgefühl zu kämpfen. Die Konzentration auf den Tanz mit dem Tod und die Lehren, die ihm sein Schwert in der Vergangenheit erteilt hatte, half ihm, die Wirkung des Gifts zu überwinden. Auch wenn sich die nötige Kraft und Ausdauer dadurch nicht auf Dauer ersetzen lassen würden – im Augenblick genügte es!

Ein wenig überrascht vermerkte er wie großartig seine Männer sich schlugen und einander nach Kräften unterstützten, je tiefer sie in die feindlichen Linien vordrangen. Dieser Kampfstil, bei dem sich individuelle Stärken ergänzten, ermöglichte es ihnen, sich in vielen Fällen zu behaupten, wo ein Einzelner gescheitert wäre.

Gleichwohl waren einige seiner Männer gefallen; der völlig überrumpelte Feind jedoch erlebte ein Gemetzel. Den Soldaten der Imperialen Ordnung mangelte es an ehrlicher, beherzter Entschlossenheit, Richards Männern dagegen keineswegs. Die Ordenstruppen waren kaum mehr als eine Bande primitiver Schläger, denen man völlig freie Hand gelassen hatte, nun aber sahen sie sich Kriegern gegenüber, die entschlossen waren, sie zur Rechenschaft zu ziehen. Die Gegenwehr der Ordenssoldaten, die jede planvoll koordinierte Verteidigung vermissen ließ, war wenig mehr als der ungeordnete Versuch, ihre eigene Haut zu retten, während Richards Krieger ein klar umrissenes Ziel vor Augen hatten: die völlige Vernichtung der gesamten gegnerischen Streitmacht.