Выбрать главу

Sabar nickte und erhob sich halb von seinem Platz, unschlüssig, ob er, weil Richard und Kahlan aufgesprungen waren, aufstehen oder sitzen bleiben sollte.

Cara hatte sich gar nicht erst hingesetzt, sondern, einem Scharfrichter gleich, hinter Sabar Stellung bezogen. Sie hatte den Beginn der Revolution in Altur’Rang miterlebt und erinnerte sich möglicherweise sogar an ihn, im Zweifel spielte dies jedoch keine Rolle. Wenn es um Kahlans oder Richards Sicherheit ging, traute Cara niemandem.

Richard bedeutete Sabar. sitzen zu bleiben. »Wo befindet sie sich jetzt?«, erkundigte er sich.

»Nicci trug mir auf, Euch auszurichten, sie hätte so lange gewartet, wie es nur ging, doch dann hätten dringende Ereignisse sie gezwungen aufzubrechen.«

Richard stieß einen enttäuschten Seufzer aus. »Uns ist auch einiges dazwischengekommen. Wir waren bereits auf dem Weg zu Nicci, mußten dann aber einen Umweg machen. Wir hatten keine andere Wahl.«

Sabar nickte verständnisvoll. »Ich war ziemlich besorgt, als sie zurückkehrte und berichtete, Ihr wärt am vereinbarten Treffpunkt nicht erschienen, bis sie uns schließlich erklärte, Ihr wärt bestimmt wegen einer dringenden Angelegenheit verhindert.

Auch Victor Cascella, der Schmied, war überaus besorgt, als Nicci uns davon erzählte. Er war davon ausgegangen, Ihr würdet mit Nicci zurückkommen, und sagte, er kenne noch andere Orte, Orte, wo er und Priska gelegentlich zu tun hätten, um Materialien und Ähnliches zu besorgen, die ebenfalls kurz vor einem Aufstand stünden. Die Menschen dort hätten von den Geschehnissen in Altur’Rang und vom Sturz der Imperialen Ordnung gehört und daß es den Menschen dort allmählich besser gehe. Er kenne ein paar freiheitsliebende Männer in diesen Orten, die, wie wir früher auch, größte Mühe hätten, unter der Tyrannei der Imperialen Ordnung ihr Auskommen zu finden, und die sich nach Freiheit sehnen. Sie haben Victor um Hilfe gebeten.

Einigen Ordensbrüdern der Bruderschaft der Imperialen Ordnung ist es gelungen, aus Altur’Rang zu fliehen. Sie sind in diese Orte gegangen, um sicherzustellen, daß der Aufstand sich nicht bis dort ausweitet. Dabei gehen sie mit ungeheurer Grausamkeit gegen jeden vor, der sich eines Umsturzversuches verdächtig macht, was schon zahllose Menschen das Leben gekostet hat – Unschuldige, aber auch solche, die im Kampf für den Sturz der Imperialen Ordnung unverzichtbar sind.

Mittlerweile sind die Ordensbrüder in sämtliche wichtigen Städte ausgeschwärmt, um sich die Kontrolle über die Regierungseinrichtungen zu sichern. Einige dieser Priester haben sich bestimmt bereits auf den Weg gemacht, um Jagang vom Fall der Stadt Altur’Rang, vom Verlust zahlreicher Beamten während der Kämpfe dort und vom Tod Bruder Narevs sowie des engsten Kreises seiner Anhänger zu unterrichten.«

»Jagang weiß längst von Bruder Narevs Tod«, warf Jennsen ein und reichte ihm einen Becher Wasser.

Sabars Lächeln war seine Genugtuung über ihre Bemerkung anzusehen. Er dankte ihr für das Wasser, dann beugte er sich vor zu Richard und Kahlan und fuhr mit seiner Geschichte fort.

»Priska ist überzeugt, daß die Imperiale Ordnung den Erfolg des Aufstandes in Altur’Rang mit aller Gewalt wieder rückgängig machen will; etwas anderes kann sie sich auch gar nicht erlauben. Seiner Meinung nach sollten wir uns nicht um die Ausweitung der Revolution sorgen, sondern Vorkehrungen zu unserer Verteidigung treffen und jeden Mann bereithalten, da die Imperiale Ordnung gewiß zurückkehren wird, um die Bevölkerung Altur’Rangs bis auf den letzten Mann niederzumetzeln.«

Sabar hielt zögernd inne; Priskas unverblümte Warnung machte ihm sichtlich zu schaffen. »Victor hingegen meinte, wir sollten das Eisen schmieden, solange es heiß ist, und Vorsorge für eine gerechte und sichere Zukunft treffen, statt abzuwarten, bis die Imperiale Ordnung ihre Kräfte neu formiert hat, um uns ebendiese Zukunft vorzuenthalten. Seiner Meinung nach wird die Imperiale Ordnung die Revolte, wenn sie sich erst einmal wie ein Flächenbrand ausgebreitet hat, nicht ohne weiteres wieder austreten können.«

Richard fuhr sich erschöpft mit der Hand durchs Gesicht. »Ich denke, Victor hat Recht. Wenn die Männer dort versuchen, Altur’Rang zum einzigen Hort der Freiheit im Herzen des Feindeslandes zu machen, wird der Orden mit brutaler Gewalt dort einmarschieren und dieses Herz herausschneiden. Die abartigen Vorstellungen der Imperialen Ordnung haben keine Überlebenschance – das wissen diese Leute, weswegen sie ihre Überzeugungen auch nur mit Gewalt durchsetzen können. Ohne die Tyrannei der Gewalt würde der Orden wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

Jagang hat zwanzig Jahre darauf verwendet, ein Straßennetz zu schaffen, um die vielfältige und innerlich zerrissene Alte Welt zur Imperialen Ordnung zu vereinigen. Doch solange Jagang mit seiner gewaltigen Armee im Norden steht, ist die Imperiale Ordnung hier vor Ort zwangsläufig geschwächt. Diese Schwäche ist unsere Chance, die wir nutzen müssen. Denn in Abwesenheit Jagangs und seiner Truppen werden uns eben diese Straßen, die er hier weiter südlich, hat anlegen lassen, helfen, den Freiheitskampf rasch auf das ganze Land auszuweiten.

Es war der unbeugsame Wille der Einwohner Altur’Rangs, der die Fackel der Freiheit entzündet hat. Diese Flammen müssen hell über dem ganzen Land erstrahlen, damit auch andere Gelegenheit haben, ihr Licht zu sehen. Wenn eine solche Flamme irgendwo abseits im Verborgenen brennt, ist es für die Imperiale Ordnung ein Leichtes, sie wieder auszutreten. Es kann gut sein, daß weder wir noch unsere Kinder jemals eine zweite Chance erhalten, die Herrschaft über unser Leben zurückzuerobern, deswegen muß diese Fackel auch an andere Orte getragen werden.«

Sabar, erfüllt von stillem Stolz, daß er an den Anfängen dieser Entwicklung beteiligt gewesen war meinte lächelnd: »Ich weiß, Viktor sähe es gern, wenn andere, wie Priska, an diese Dinge erinnert würden und sie erführen, was Lord Rahl darüber zu sagen hat, wie wir weiter vorgehen sollen. Deshalb würde er gerne mit Euch sprechen, ehe er in diese Orte geht, um ›die Glut zu schüren‹, wie er es nennt. Er wartet auf Nachricht von Euch; er möchte wissen, wie Euer nächster Zug aussehen wird und wie man ›diese Burschen‹- so nannte er es -›das heiße Eisen spüren läßt‹.«

»Dann hat Nicci dich also geschickt, um mich zu suchen.«

»Ja. Ich habe mich sehr gefreut, als sie mich bat, Euch aufzusuchen. Und Victor wird auch erfreut sein, nicht nur zu hören, daß Ihr wohlauf seid, sondern auch, was Lord Rahl ihm zu sagen hat.«

Victor wartete also auf Nachricht von ihm, er würde jedoch, dessen war Richard sicher, auch ohne diese Nachricht handeln. Schließlich ging es bei dieser Revolte nicht um Richard – in diesem Fall hätte sie wohl kaum Erfolg –, sondern um den Wunsch des Volkes, wieder selbst über sein Leben bestimmen zu können. Trotzdem, er würde bei der koordinierten Ausweitung der Revolte helfen müssen, um zu gewährleisten, daß sie möglichst wirkungsvoll verlief und den Menschen nicht nur ihre lang ersehnte Freiheit wiederbrachte, sondern auch die Imperiale Ordnung in ihren Grundfesten erschütterte. Nur wenn die Herrschaft der Imperialen Ordnung über die Alte Welt erfolgreich beendet würde, würde sich Jagangs Interesse – und ein Großteil seiner Truppen – von der Eroberung der Neuen Welt ablenken lassen.

Jagangs Pläne für die Eroberung der Neue Welt sahen zunächst deren Spaltung vor – wenn Richard Erfolg haben wollte, mußte er sich der gleichen Strategie bedienen, denn auch die Streitkräfte der Imperialen Ordnung waren nur durch Teilung zu besiegen.

Richard wußte, gleich nach der Evakuierung der Stadt Aydindril würde die Imperiale Ordnung ihre Waffen gegen D’Hara richten. So tapfer seine Truppen auch waren, sie würden von der ungeheuren Übermacht, die Jagang gegen sie aufbieten würde, schlicht überrannt werden, und D’Hara würde unter die Herrschaft des Ordens fallen – es sei denn, man lenkte sie von ihren ursprünglichen Zielen ab oder spaltete sie in überschaubare Teilstreitkräfte auf. Das d’Haranische Reich, gegründet als Schutzbündnis der Neuen Welt gegen die Tyrannei, wäre am Ende, ehe es überhaupt richtig zu existieren begonnen hätte.