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»Ich schwöre es, verflucht!«

Balodil ließ ihn los und verschwand in den Schatten.

»Was mache ich, wenn ich wieder Durst bekomme?«, fragte Ingrimmsch gedämpft. »Werde ich da sein und ihn löschen«, erhielt er aus der Dunkelheit zur Antwort.

Er seufzte. »Vraccas, immer wenn ich denke, dass es nicht schlimmer kommen kann, hast du eine Überraschung für mich«, grummelte er. »Eine beschmutzte Seele, ein Elbenfluch und Spitzohren, die mich davon entbinden können, aber von denen niemand weiß, wo sie stecken oder dass es sie überhaupt gibt.« Er nestelte an seiner Hose herum, um der Wüste Zwergenwasser zu geben. »Ach ja, nicht zu vergessen die Scheusale in der Schwarzen Schlucht und Lot-Ionan, den wir besiegen müssen, ohne ihn töten zu dürfen. Das Übliche für einen Helden wie mich. Man könnte meinen, ein Geschichtenerzähler denkt sich die Sachen für mich aus oder berät dich, Vraccas.« Er schwenkte seinen Zwergenwasserspender und schrieb die ersten Buchstaben seines Namens in den Sand.

Es wunderte ihn nicht, dass es schwarz wie Tinte aus ihm heraussprudelte und zwischen den Körnchen versickerte.

XXV

Das Geborgene Land, das einstige Königinnenreich Sangrein, Südwesten, 6492. Sonnenzyklus, Frühling.

Sie hatten den reinen Gürtel aus Sand hinter sich gelassen, waren durch Steinfelder gewandert und hatten Täler und Schluchten betreten, in denen vor unendlich langen Zyklen einst Flüsse geströmt waren. Jetzt fanden sich nichts als Staub, Steine und gelegentlich ausgeblichene Viehknochen darin.

Ingrimmsch fand diese Gegend der Wüste Sangreins am reizvollsten, weil es ein Stückchen Heimat vortäuschte: hoch aufragende Felsen, Schluchten, Echos, Gänge durch Stein, die zwar vom Wasser gegraben worden waren, aber dennoch seinen Gefallen fanden. Es hatte etwas Ursprüngliches. Ich könnte es fast mögen, wenn es nicht glühender als in einer Schmiede wäre.

Am heutigen Umlauf schritten sie durch ein Labyrinth aus Gängen, in denen sich Franek, der mit Tungdil und Barskalin vorwegmarschierte, ständig verlief. Es war den Zwergen zu verdanken, dass sie überhaupt wieder hinausfanden: Einer der Zhadär erklomm die Steilwand und leitete sie von oben nach Osten.

»Unsere Wasservorräte müssen aufgefüllt werden. Wir hätten vor drei Umläufen schon in dem Dorf ankommen sollen, von dem du uns berichtet hast«, sagte Tungdil. »Wenn wir es morgen nicht erreichen, wirst du sterben, Famulus. Ich müsste annehmen, dass du uns absichtlich im Kreis führst, um uns verdursten zu lassen.«

Der Mann keuchte. »Und mich auch? Das wäre kein feiner Plan.«

»Wer sagt uns, dass du nicht in der Nähe ein geheimes Reservoir hast?« Ingrimmsch marschierte an die Spitze. »Was für ein Dorf war das noch gleich?«

»Ein kleine Wüstenstadt, in der viel gehandelt wird. Wir bekommen dort alles im Überfluss. Früher wurde dort zwergische Ware umgeschlagen, Waffen vor allem. Noch heute bekommt man sehr ausgefallene Stücke.« Franek schaute auf seine Klei dung, die nahezu an jeder Stelle Salzränder aufwies. »Man kennt mich dort.« »Ist das gut oder ist das schlecht?« Ingrimmsch lachte. »Ich wäre gern vorbereitet, wenn man uns mit Spießen durchbohren will, nur weil wir in deiner Begleitung sind.« »Wir sind sicher. Die Stadt ist mein Eigentum.« Er sog die Luft ein. »Nun, sie war es, bis mich Lot-Ionan verstieß.«

»Was hast du erforscht, sagtest du? Ich weiß es nicht mehr - oder hattest du es nicht erwähnt?« Ingrimmsch sah zu Balyndar, an dessen Gürtel der zerschnittene Wasserbeutel hing. Er hatte die Zerstörung durch ein Versehen erklärt. Im Traum habe er den Beutel für den Kopf eines Orks gehalten, der aus dem Sand stieg und ihn angriff. Da habe er zugeschlagen. Seitdem nächtigte keiner mehr in seiner Nähe. Hinter Balyndar lief der Zhadär, der sich selbst Balodil genannt hatte. Ingrimmsch glaubte schon lange nicht mehr, dass es sich um den Sohn des Gelehrten handelte, zumal es auch vom Alter her nicht passte. Barskalin hatte ihnen gesagt, dass nur ein alter Zwerg ein Zhadär werden konnte. Alt wäre der echte Balodil sicherlich nicht. Nicht für einen Zwerg.

»Die Vergrößerung von Lebewesen und Dingen«, antwortete Franek.

»Aha.« Ingrimmsch griente. »Das hat dich bei Frauen sicherlich sehr beliebt gemacht, was?«

»Nicht das, was du denkst, Bart«, gab der Famulus zurück. »Dir würden ein paar Handbreit mehr guttun. Dann könntest du die gleiche Luft atmen wie ich.« »Ich kann dich kleiner machen, Langer! Ich habe einen stählernen Zauberspruch dabei, den ich nur einmal kreisen lassen muss.« Ingrimmsch hob den Krähenschnabel, ließ ihn aber nach Tungdils Blick sinken. »Warte nur«, sagte er grummelnd.

»Hattest du Erfolg?«, wollte der Einäugige wissen.

»Mir gelangen vor allem die Experimente mit Pflanzen und kleinen, einfachen Tieren. Insekten eignen sich hervorragend.«

»Ho! Ein Riesen-Gugul!«, grölte Ingrimmsch. »Zuerst gibt es einen wunderbaren Kampf gegen das Biest und danach ein gewaltiges Festmahl.« Er versetzte Franek einen Stoß. »Sag: Um wie viel hast du sie wachsen lassen?«

»Der Leib des größten Skorpions, den ich verwandelt hatte, maß ungefähr sieben Schritt«, sprach Franek und zog eine wichtige Miene. »Meine Versuche zielten darauf ab, Heuschrecken so groß werden zu lassen, dass man auf ihnen reisen kann. Sie wären exzellente Reittiere für die Wüste gewesen. Leider starben sie sehr schnell.«

»Sind wir weit genug weg von dem Ort, an dem du deine Formeln ausprobiert hast? Ich mag keine Skorpione. Und schon gar keine, die so groß sind.« Ingrimmsch dachte an seine Begegnung mit dem kleinen Exemplar mitten in der Nacht. Die Zangen eines großen Skorpions würden einen Krieger und seine Rüstung bestimmt durchschneiden wie Papier, und der Stachel die Opfer durchbohren, anstatt sie zu vergiften. Nein, das musste wirklich nicht sein.

»Wir befinden uns genau dort, wo ich meine Versuche unternahm.« Franek lachte. »Aber es ist nichts von ihnen übrig geblieben. Ich wollte ja nicht, dass sie die Stadt ausrotten. Es sei denn, ich hätte eines ihrer Jungtiere übersehen.«

»Entzückend«, machte Slin und nahm die Armbrust zur Hand.

Der Zhadär, der ihren Weg von oben überwachte und dabei wie ein Felsenaffe von Stein zu Stein sprang, meldete eine Siedlung, auf die ihr Ausgang zuführte. Er kehrte zu ihnen auf den Boden zurück, und der Tross verließ nach einer letzten Biegung den Irrgarten aus Schluchten.

Vor ihnen lag eine Stadt, daran gab es keine Zweifel.

Doch teils war sie unter einer gewaltigen Düne begraben, teils leer und verlassen. Die flachen, weiß gestrichenen Häuser sahen alle intakt aus, aber es gab keinerlei Leben auf der Straße.

Franek sah entgeistert zu Tungdil. »Es ist noch keine vierzig Umläufe her, da lebten hier viertausend Menschen! Ich schwöre es Euch!«

»Lot-Ionan will wohl nicht nur dir das Leben nehmen, sondern allen, die zu dir gehörten«, mutmaßte Ingrimmsch. »Nachtragender alter Mann.«

»So ein Narr!«, rief Franek, und seine Wut sah nicht gespielt aus. »Die Menschen konnten nichts dafür.«

»Hat die Stadt einen Brunnen?«, fragte Tungdil teilnahmslos.

»Ja...«

»Dann gehen wir hinein.« Tungdil setzte sich in Bewegung, und die Gruppe folgte ihm. »Seid auf alles vorbereitet. Lot-Ionan, oder wer immer das angerichtet hat, wird sich denken können, dass Franek eines Umlaufs wieder auftauchen wird.« Er zog im Laufen Blutdürster, seine Lippen bewegten sich in einem stummen Gebet. Ingrimmsch befiel die geliebte Anspannung. Den Krähenschnabel in der Linken, spähte er unentwegt um sich. Aber bitte keinen zu großen Skorpion. Er bewegte sich mit den Menschen zusammen am Rand der Straße, auf der sie gingen, die Zhadär huschten rechts und links von ihnen über die Dächer und Seitengassen, um nach Hinterhalten Ausschau zu halten.