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»Wir trennen uns«, befahl er.

»Wird es sich dann nicht auch teilen?«, jammerte Slin sofort.

»Du bist immer noch der Zwerg mit einer Waffe von uns drei. Wir können es höchstens mit Steinen bewerfen.« Balyndar klang so wütend, wie Ingrimmsch sich fühlte. Da tat Slin etwas Seltsames: Er blieb stehen, ging auf ein Knie herab und hob die Armbrust. »Weiß jemand von euch, wo ein Skorpion sein Herz trägt?«, fragte er entschlossen und zielte auf das Wesen, das mit wirbelnden Waffen auf den Zwerg zuhetzte. Die Beine aus Schwertern schabten und klickten über den teilweise mit Platten versehenen Boden.

»Lass den Unsinn und komm.« Ingrimmsch wollte nach ihm greifen, aber der Vierte schüttelte seine Hand ab.

»Sag mir einfach, wo das Herz sitzt.«

Balyndar hob einen Stein auf und schleuderte ihn gegen die Kreatur. »Es ist ein Ding aus Magie und Eisen! Du kannst es nicht abschießen!«

Sie sahen, dass der Stein, kurz bevor er gegen den aus Schilden geformten Leib prallte, vom niederzuckenden Stachel getroffen und zum Zerplatzen gebracht wurde. »Ho, das war mein Krähenschnabel! Damit schlägt man nicht auf Stein!«, schrie Ingrimmsch.

Slin hatte sich selbst für eine Stelle entschieden. Er senkte den Lauf etwas, konzentrierte sich und betätigte den Abzug. Der Bolzen zischte davon.

Dieses Geschoss war auch zu schnell für die Reflexe des Gegners. Es sirrte zwischen zwei Schildrändern hindurch in die Mitte des Leibes. Es klirrte, und mitten im Laufen zerfiel das Gebilde in seine Einzelteile.

Doch den Schwung hatten die Schwerter, Dolche, Speere und anderen Klingen nicht verloren. Auf die drei Zwerge flog und wirbelte ein Waffenarsenal zu, dessen Masse schon ausgereicht hätte, um sie allein durch das Gewicht zu töten.

»Zur Seite!«, brüllte Ingrimmsch und warf sich durch eine verschlossene Haustür. Sie zerbarst unter dem Aufprall, und er fiel umgeben von Holztrümmern in einen Flur. Er spürte eine leichte Berührung am Fuß, aber der Schmerz blieb aus.

Schnell rollte er sich auf den Rücken, um nach seinen Begleitern zu sehen. Erleichtert atmete er auf, als er sie auf der anderen Seite in der Einfahrt unter einem Torbogen stehen sah. Der Weg, auf dem sie eben noch gestanden hatten, war übersät mit Waffen, die mitunter tief im Sand oder in zertrümmerten Platten staken.

»Ich werde niemals mehr etwas gegen eine Armbrust sagen. Oder Slin«, murmelte Ingrimmsch und stand auf, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und trat in den Sonnenschein. Nun ließ sich das gesamte Ausmaß erkennen: Die umherfliegenden Waffen hatten sich sogar in die Wände gebohrt.

»Ich glaube es immer noch nicht«, sagte Balyndar und sah Slin zu, wie er grinsend die Armbrust nachlud. »Woraus sind diese Bolzen gemacht? Wir werden sie gegen Lot-Ionan benötigen.«

Plötzlich standen Coira und Mallenia in der Gasse und winkten ihnen zu. Damit war klar, wem sie die Rettung in Wahrheit zu verdanken hatten. Slin verzog das Gesicht, und der Fünfte lachte auf.

Sie nahmen sich ihre Waffen aus dem Durcheinander, vergaßen auch die Feuerklinge nicht und eilten zu den beiden Frauen.

»Da kamen wir gerade rechtzeitig«, sagte Mallenia mit Blick in die von Waffen gespickte Gasse. »Wir haben solche ähnlichen Kreaturen auch an unserem Rastplatz entdeckt.«

Vraccas, die kommt mir gerade recht! Ingrimmsch baute sich vor der Maga auf. »Sagtet Ihr nicht, dass es hier keine Magie gibt? Anscheinend versteht Ihr Euer Handwerk doch nicht so gut«, schimpfte er los, wurde aber von der Ido unterbrochen.

»Nicht jetzt. Wir müssen zurück, um den anderen gegen die Kreatur aus Wasser beizustehen. Uns folgte ein Wesen aus Steinen, das Coira bereits vernichtet hat.« Mallenia stützte die Freundin, deren Haut blassrosa war, trotz des Sonnenbrandes. Ingrimmsch befürchtete, dass sie so gut wie keine Kräfte mehr in sich trug. »Folgt uns.«

Die Zwerge sicherten nach hinten, und so ging es zu fünft über unglaublich viele Backsteine und geborstene Ziegel und um ein paar Ecken zum Marktplatz der Schmuckhändler. Mallenia erklärte ihnen, dass es sich dabei um das gesprengte Ungeheuer handelte, das die Frauen verfolgt hatte.

»Wird es noch für einen weiteren Spruch ausreichen?«, flüsterte die Ido unterwegs. »Wird es. Ich kann lediglich schwache Zauber sprechen, um mich zu schonen. Es genügt, um die Wesen zu zerstören, welche die Magie formt, aber nicht, sie dauerhaft zu vernichten. Wir müssen die Stadt verlassen«, gab sie atemlos zurück. »Die Felder sind an diesen Ort gebunden. In der Wüste sind wir in Sicherheit.«

Mallenia verwünschte Bumina und ihre Falle, in die sie gelaufen waren. Und die obendrauf auch noch Franek und nicht ihnen gegolten hatte.

Sie erreichten den Platz, auf dem die Pfützen überall standen. Auf dem Boden lag ein hustender Rodario, der seine Blätter einsammelte und sie dann fluchend wegwarf. Neben ihm stand Tungdil, Blutdürster in der Hand; von seiner Rüstung stieg Nebel auf, und die Haare hingen ihm nass vom Kopf, als habe er ein Bad genommen. »Was ist geschehen, Gelehrter?« Ingrimmsch half Rodario beim Aufstehen. »Die Magie kann meine Rüstung nicht leiden. Das Wasserwesen ist vergangen, als es mich umschließen wollte«, sagte er grimmig und blickte zu Coira. »Was ist Euer Rat?« »Weg von hier. Wir können die Magie nicht vernichten, aber sie muss dafür an diesem Ort verweilen«, sagte sie und hielt sich die Seite. Ihr rechter Unterarm fühlte sich an, als wäre er aus rohem Fleisch - was er auch tatsächlich war, wenn die Magie ihn nicht mehr zusammenhielt. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie das Gliedmaß verlor. »Dann soll es so sein, bevor der nächste...« Der Blick aus Tungdils Auge blieb an der Axt hängen, die Ingrimmsch in der Linken trug: Der Axtkopf glühte, die Intarsien leuchteten, und die Diamanten erstrahlten hellen Sternen gleich. »Was, bei den Infamen...?«

Ingrimmsch bemerkte das Verhalten der Feuerklinge im selben Augenblick. »Das hat sie vorhin nicht getan«, wunderte er sich und entdeckte Barskalin, der aus dem Haus trat. »Ah, das erklärt es. Die Axt kann die Zhadär nicht leiden.« Er hob sie an und betrachtete sie bewundernd. »Bei Vraccas! Es ist die richtige Feuerklinge!«, rief aus, als er verstanden hatte, was er sah. »Gelehrter, deine alte Waffe ist wieder zu dir zurückgekehrt!« Er ging zu dem Einäugigen und hielt sie ihm hin. »Nimm sie. Sie hat ihren rechtmäßigen Herrn wieder. Einem Großkönig steht sie zudem sehr gut!« Tungdil betrachtete die Axt, und Boindil meinte, Furcht in seinem Auge erkannt zu haben. »Gib sie Balyndar«, ordnete er schleppend an. »Meine Waffe ist Blutdürster.« »Gelehrter!«, rief Ingrimmsch entsetzt. Ein erneuter Rückfall!

»Blutdürster kennt mich seit Hunderten von Zyklen, und ich kenne ihn. Wir sind aneinander gewöhnt.« Er wies auf den Fünften. »Da steht der Sohn der Zwergin, die an der Entstehung der Feuerklinge beteiligt war. Das wird die Axt spüren und ihm gute Dienste leisten wie einst mir.« Er rief Barskalin zu sich und gab den Befehl, sofort aufzubrechen.

Ingrimmsch drückte Balyndar den Stiel in die Hand. Der Axtkopf schimmerte noch immer, und das würde er vermutlich tun, solange die Zhadär in der Nähe waren. Oder Tungdil, setzte ein kleines Zweifelstimmchen hinzu. »Achte auf sie«, war alles, was er bei der Übergabe an den Zwerg sagte.

Balyndar sah man die Rührung und die Ehrfurcht an, mit der er sie packte und an sich nahm. »Vraccas, ich schwöre dir, dass ich deine Feinde und die meines Volkes vernichten werde, wann immer es nötig sein wird«, sagte er getragen und warf seinen Morgenstern weg, um Platz zu schaffen. Er würdigte Tungdil nicht eines Blickes und verschwendete kein Wort des Dankes für die mehr als großzügige Geste an ihn. Die Gruppe eilte nach Osten, um der Stadt und ihren magischen Hinterhalten zu entkommen. Es war der kürzeste Weg hinaus. Die Augen der Zwerge, Menschen und Zhadär waren überall, nichts sollte übersehen werden.