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»Ausgezeichnet«, jubelte Balyndar auf. Dagegen half wohl keine Magie, wie die Scheusale schon hinter der vermeintlich sicheren Barriere zu spüren bekommen hatten. »Er wird gesotten wie in einem Topf!«

»Das war eine Torheit sondergleichen«, rief Tungdil und schrie seine Befehle: Die Zwerge sollten sich rasch zu einer Streitmacht zusammenschließen, während er, Lot-Ionan und Coira sowie Balyndar an der Spitze standen. »Weswegen? Weil dir der Gedanke nicht gekommen ist?« Balyndar war stolz, dass Goda sich die List mit den Spiegeln ausgedacht hatte.

»Sie hätte es mit mir absprechen müssen«, gab Tungdil grollend zurück und klang gefährlich wie ein gereiztes Raubtier. »Es ist das geschehen, was ich hatte verhindern wollen.« Er zeigte auf den Zwerg. »Nun wird er seine gesamte Macht einsetzen, um es uns heimzuzahlen.«

»Deine Anweisung war, dass sich ihm niemand in den Weg stellt«, versuchte Balyndar, Godas Tat zu verteidigen.

Das braune Auge blitzte wütend, und Balyndar sah, dass es seine Farbe veränderte, während Tungdil ihn ansah! Unheimliche grüne Wölkchen und Spiralen drehten sich, und unter der goldenen Augenklappe zuckten schwarze Linien quer über das Gesicht. »Wenn man versucht, ihn zu töten, wie würdest du das wohl bezeichnen?« Er klappte das Visier rasch nach unten. »Für mich und ihn ist es eine Steigerung von in den Weg stellen.«

Balyndar musste seine Überraschung erst verdauen. Diese dunklen Striche kannte er von den Albae, aber nicht von den Kindern des Schmieds! »Endlich Gewissheit«, murmelte er und sah auf die schimmernden Diamanten der Feuerklinge. »Mein Gewissen wird rein sein.«

Der Zwerg in der Vraccasium-Rüstung schlug die Hämmer gegeneinander, und kaum erklang das Klirren, zersprangen die Schilde auf den Wehrgängen in viele kleine Fetzen. Die Soldaten, welche sie gehalten und ausgerichtet hatten, wurden von den Fragmenten überschüttet und gingen zu Boden. Ein lautes Rufen voller Furcht und Schmerzen ging auf die Zwerge nieder.

»Das«, sagte Tungdil düster zu Balyndar, »war nur der Anfang. Ein Wetterleuchten vor dem Gewittersturm.« Er nickte Lot-Ionan zu und schritt vorwärts.

Die beiden Teile des Zwergenheers kamen aufeinander zu, der Einäugige und der Magus bewegten sich von ihnen weg und hielten auf den Gegner zu.

Balyndar folgte ihnen und zerrte Coira am Ärmel hinter sich her, und von der anderen Seite sah er Goda und Ingrimmsch nahen; von Slin fehlte jede Spur.

Der Bestienkrieger, der dem gegnerischen Zwerg als Sprachrohr diente, erhob seine Stimme. »Der, der viele Namen trägt, lacht über den Versuch, ihm schaden zu wollen. Noch sieht ervon einer härteren Bestrafung ab. Und er wird verzeihen, wenn man ihm den Dieb, den er da vor sich sieht, die Festung und alles Land diesseits und jenseits des Gebirges...« »Spar dir die Worte«, fiel ihm Tungdil in die Rede. »Du wirst weder verzeihen noch von einer Bestrafung absehen. Du bist hier, um zu töten.« Er wies ihm Blutdürster. »Einmal hat sie dir das Leben gelassen. Ein zweites Mal geschieht es nicht wieder.« Ingrimmsch betrachtete die aufgereihten Krieger. Sie müssen eine Besonderheit in sich tragen, sonst würden sie sich einer Übermacht wie der unseren nicht stellen. Oder sie waren schlicht dämlich genug. »Was sind das für Gestalten?«, raunte er Tungdil zu. »Ich weiß es nicht«, gab sein Freund zurück, ohne den Kopf zu wenden. »Aber sie sind selbst in ihrer geringen Zahl gefährlich. Sonst hätte er sie nicht mitgebracht.« »Der, der viele Namen trägt, wird dieses Angebot ein Mal unterbreiten. Alles, was danach geschieht, habt ihr euch selbst zuzuschreiben«, rief der Krieger zu ihnen hinüber, während sein Herr regungslos dastand, die Hämmer locker an den herabhängenden Armen haltend.

Die Untergründigen erschienen an ihrer Flanke und sahen, dass sie für die erste Schlacht zu spät gekommen waren. Kiras führte sie und ließ sie anhalten. Weitere Tausende Gegner für die Scheusale.

Das soll wirklich alles sein? Ingrimmsch erwartete ständig eine neuerliche Flut von Tions Ausgeburten, einen weiteren Kordrion, einen Drachen oder irgendetwas, was dem Zwerg und seinen läppischen Zweihundert in der unabwendbaren Schlacht beistehen würde. Dass es nicht so war, sorgte ihn umso mehr. »Wann geht es endlich los?«, flüsterte er. »Gelehrter, wie lange sollen wir noch warten?«

Tungdil machte zwei Schritte vorwärts. »Hier steht ein Famulus, der seinen Meister herausfordert!«, rief er laut. »Lass uns herausfinden, wer im Kampf der Bessere ist. Danach können die Heere gegeneinander antreten, wenn ihnen noch immer danach sein sollte.«

Klirrend und rumpelnd erschien das Kontingent der Menschen auf dem Weg aus der Schwarzen Schlucht hinaus, und die Ubariu kamen über die Felsenwände geklettert. Auch sie formierten sich. Damit war die Umklammerung der zweihundertundeins letzten Feinde vollständig. Ingrimmschs Anspannung wuchs ins Unermessliche. »Wie kann er so ruhig bleiben?«, fragte er leise.

»Meinst du Goldhand oder den anderen?«, gab Balyndar zurück.

»Den anderen.« Er ließ den Blick über die vielen entschlossenen Gesichter der Menschen, Ubariu, Untergründigen und Zwerge schweifen. »Selbst ich wäre an seiner Stelle ein bisschen aufgeregt.«

»Nicht, wenn du wüsstest, dass du eine Abmachung mit deinem vermeintlichen Feind hast«, merkte Balyndar an und sah zu Goda. »Es könnte doch sein, dass wir auf den gemeinsten Verrat in der Geschichte des Geborgenen Landes hereingefallen sind.« »Unsinn«, brummte Ingrimmsch. »Das würde der Gelehrte niemals tun.« Seine Finger spannten sich um den Griff des Krähenschnabels. »Vraccas sei mein Zeuge: Wenn die beiden nicht gleich anfangen, tue ich es!«

Tungdil schritt weiter auf den Zwerg in der Vraccasium-Rüstung zu, dabei reckte er die freie linke Hand nach vorn und winkte auffordernd.

Sein Gegner gab einen Knurrlaut von sich und stapfte ebenfalls los, hob die Arme und ließ die Hämmer spielerisch kreisen.

Die Heere verfolgten, was ihre Anführer taten, und warteten gespannt auf den Zweikampf zwischen Famulus und Meister.

Ingrimmsch sah zufällig zu Lot-Ionan. Der Magus bewegte seine Finger unauffällig, und die Lippen formulierten tonlos einen Spruch. Was tut er?

Bevor sich die zwei verfeindeten Zwerge erreichten, stieß der in Vraccasium Gehüllte einen weiteren Laut aus und zeigte mit einem Hammer auf Tungdil.

Dass nichts geschah, irritierte beide, das erkannte Ingrimmsch deutlich an den Körperhaltungen. Der Gelehrte fing sich als Erster wieder, machte einen schnellen Satz auf seinen Meister zu und hieb mit Blutdürster nach dem Kopf.

Es dauerte, bis Ingrimmsch sich zusammengesponnen hatte, was geschehen war: Der gegnerische Zwerg hatte die magische Sperre der Tioniumrüstung aufrufen wollen, und es war nichts geschehen! Ingrimmsch sah zum Magus, der ein sehr zufriedenes Gesicht machte. Hat er den Zauber unterdrückt? War es mit dem Gelehrten abgesprochen... oder der Auftakt zu einem Verrat?

Der Meister fing Tungdils Schlag zwischen den überkreuzten Stielen der Hämmer ab und drückte den Zwerg nach hinten, der sich sofort um die eigene Achse drehte und die Klinge gegen den Hals seines Gegners führte. Wieder bildeten die Hämmer eine Art Schere, dann drehte sie der Meister und verhakte die Köpfe, sodass Tungdil Blutdürster nicht wegziehen konnte, um sich schnell wegzuducken und ihm die Klinge zu entreißen.

Das Manöver gelang, und ein gemeinsamer Aufschrei des Vereinten Heeres erklang: Blutdürster flog durch die Luft und blieb zehn Schritt von Tungdil entfernt im Morast stecken.

Ein hohles Lachen erklang unter dem Helm des Meisters, und er streifte sein Visier in die Höhe. Der Anblick des entstellten Gesichts ließ tiefe Abscheu bei Ingrimmsch entstehen.

Da sirrte es, und ein Bolzen jagte aus der Masse der Zwerge mitten ins Gesicht des Meisters. Es war unstrittig, dass Slin seine Gelegenheit hatte nutzen wollen. Ingrimmsch sah genau, wie das Geschoss durch das Nasenplättchen schlug. Blut quoll hervor, der Getroffene wankte, machte zwei Schritte zur Seite und wurde von einem seiner heraneilenden Krieger aufgefangen. Er stieß ein lautes Stöhnen aus und fuchtelte scheinbar sinnlos mit den Hämmern. Tungdil rannte unterdessen los, um sich Blutdürster zu greifen, während Lot-Ionan die Arme hob und einen Zauber formte. »Bei Vraccas, jetzt geht es los!«, meinte Ingrimmsch.