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Drittes Kapitel

Die Stolz erreichte ihr Ziel, eine träge und alptraumhafte Ankunft, trat rhythmisch heraus und fiel wieder zurück, ein Flackern sprungverzerrter Instrumente, die anzeigten, dass sie sich weit draußen im Ortungsbereich von Urtur befanden, nicht nahe genug, um mehr aufzufangen als den Hinweis auf eine stellare Masse.

Beinahe daneben. Sie hatten die Toleranzen ausgeschöpft, soweit es nur möglich war.

Pyanfar kämpfte darum, sich wieder in ihrem Sessel bewegen zu können, die Finger einer Hand zu bedienen, den Scanner abzuschalten, die Lichter, die an waren, die schwachen Außen- und I.D.-Transmissionen, jede vom Schiff ausgehende Emission, und sie vergaß nichts in der mentalen Verwirrung, die das Hervorkommen begleitete. Dann begann sie mit der Schaltfolge zum Wegnehmen der Geschwindigkeit, eine ungemütliche Aktion, sogar bei der alptraumhaften Langsamkeit, mit der sie hervorkamen. Sie hielt ihren Verstand konzentriert, versuchte, ihre Gedanken nicht zu dem Schrecken in ihrem Rücken streunen zu lassen und zu der Knappheit, mit der sie es geschafft hatten.

Hilfy erbrach sich erneut — keine ungewöhnliche Reaktion auf die Transition. Es half Pyanfars eigenem Magen nicht.

»Wir gehen runter auf systeminterne Driftgeschwindigkeit«, gab Pyanfar über Rundspruch bekannt. »Möglicherweise sind die Kif zurückgeblieben, um sich anzuschauen, was wir über Bord geworfen haben, aber sie werden in Kürze hier sein. Oder sie sind es bereits — dann wahrscheinlich mit weiteren Kif, die ihnen helfen. Alles andere würde mich überraschen. Wir haben alle Übermittlungen abgestellt und den ganzen Scanner-Output. Auch die Haupttriebwerke laufen nicht. Alle dort unten noch in Ordnung?«

Die Antwort erfolgte nach einigem Zögern. »Sieht so aus«, kam dann Tiruns Stimme von Unterdeck-Op, der die meisten seiner ursprünglichen Funktionen verloren hatte, die darin bestanden, die Laderäume zu überwachen. »Chur und Geran fangen mit einer Fernkontrolle an, aber es sieht so aus, als sei beim Aussprengen eine saubere Trennung erfolgt. Alle Arbeitssysteme sind sauber.«

Die Geschwindigkeit wurde weiter verringert. Hilfy kümmerte sich beschämt um das Saubermachen. Haral blieb an ihrem Posten. Pyanfar beschäftigte sich mit fieberhaften Berechnungen und sortierte und kalkulierte auf der Basis dieses einen Ankunftsschemas, das sie erhalten hatten, bevor der Scanner gänzlich abgeschaltet worden war, und dessen, was sie durch passiven Empfang wussten. Sie vollzog eine heikle Lageanpassung und nahm eine auf den Strom, in den sie einzutreten versuchten, bezogene Gleichgewichtslage ein, um nur so wenig wie möglich Angriffsfläche zu bieten und eine möglichst geringe Gefährdung zu erreichen… führte die Stolz in Synchronisation mit der allgemeine Rotation des Systems, eins mit den Trümmern und dem Gestein und dem Gas, die Urtur bildeten, verteilt über die Umlaufbahnen von zehn Planeten, siebenundfünfzig größeren Monden und einer Unmenge von Planetoiden und kleineren Gefahren — insgesamt eines der für den raschen Durchflug irgendeines Schiffes in die Zentralebene schwierigeren Systeme. Die Stolz empfing verzögerte Signale von einer tiefer im System befindlichen Mahendo’sat- Einrichtung… zumindest sollte diese Station deren Ursprung sein, Gerede, das nicht nur aufgrund der Entfernung, sondern auch wegen der seit der Sendung vergangenen Zeit bedeutungslos war. Manches mochten Streusendungen von Schiffen sein, die im System operierten, Händler, zahllose Bergleute in Schiffen aller Größen vom großen Erzfrachter bis zum einsitzigen Gleiter. In angemessener Reihenfolge hätten sie selbst ihre Ankunft und Identität bekannt geben müssen, aber Pyanfar hegte nicht die Absicht, das zu tun. Es gab eine exzellente Chance, dass ihre Ankunft weit außerhalb der Kapazität des am weitesten reichenden Scanners vom Außensystem-Relais gelegen hatte, und sie konnte keinen Gewinn darin sehen, wenn sie die Mahendo‘sat von Urtur in einen privaten Streit mit Kif hineinzog. Die Kif konnten schon vor Tagen angekommen sein, sie im Dazwischen überholt haben, was mit einem stärkeren Schiff möglich war — die Unterhaltungen im System brachten das vielleicht an den Tag. Sie lauschte ihnen weiterhin mit einem Ohr, beendete den Bremsvorgang und brachte das Schiff schließlich in einen Trimm; zumindest nach ihren Berechnungen war es einer, und sie hoffte, dass ihre Position tatsächlich so war, wie sie glaubte.

Daraufhin driftete die Stolz und behielt als einzige Bewegung noch die Rotation zur Schwerkrafterzeugung bei. Pyanfar rechnete weiter. Trümmer krachten plötzlich gegen die ungeschützte Hülle, ein ferner Beschuss, gelegentlich das Donnern und Knirschen größerer Objekte. Sie hatte das Ziel exakt getroffen, einen Haufen Felsbrocken mit nur gering abweichender Geschwindigkeit, eine kalte Masse, die sie umschwärmte, ein Schirm zwischen ihnen und den möglicherweise schon angekommenen Kif. Sie feuerte die Richtungsdüsen und trimmte wieder. Die Einschläge verringerten sich zu einem gelegentlichen Prasseln von Staub. Hilfy, die neben der Kom-Konsole stand, sah sich um, als erwartete sie, die Aufschläge sehen zu können, wo doch alle Sensorenaugen abgeschaltet waren. Sie begegnete Pyanfars Blick und betrachtete dann Haral, die grimmig an ihrem Posten saß und fortwährend versuchte, ein Positionsdiagramm zu zeichnen; und Hilfy entspannte ihr Gesicht und schaffte es sogar, nicht zusammenzuzucken, als ein weiterer Felsbrocken donnernd über den Bug scharrte.

Pyanfar stemmte ihren schmerzenden Körper aus dem Sessel, ging schwankend um die im Wege stehende Konsole herum und legte die Hand auf die Lehne von Harals Sessel.

»Schalte die Funkgeräte zusammen!« sagte sie. »Nimm Kanal Eins und achte darauf, dass ständig jemand daran hängt! Stell die Verbindung zum Unterdeck-Op her! Sie werden da unten noch für eine Weile arbeiten. Die Kif werden sich zeigen, darüber gibt es keinen Zweifel. Also liegen wir still und ruhen uns aus. Wir empfangen Signale und senden nicht, und wir machen keine Manöver. Wir tun nichts außer driften.

»Aye.« Haral fing damit an, die Verbindungen herzustellen, Nebenschaltungen an einigen Komfunktionen durchzuführen, eine Operation, die auch Hilfy hätte erledigen können. Harals breites, narbiges Gesicht zeigte keinerlei Beunruhigung über diesen ganzen Wahnsinn. Sie kannte das Spiel; gemeinsam hatten sie es schon ein- oder zweimal gespielt, dieses in die Länge gezogene dunkle Schweigen, das Abwarten, was ein Kif oder ein Unbekannter tat — aber nicht in Urturs trümmerübersätem Feld, nicht dort, wo wahrscheinlich auch andere Schiffe waren und eine Kollision möglich. Haral wusste Bescheid. Es war Hilfy, wegen der Pyanfar ihre Instruktionen ausgesprochen hatte.

Sie nahm ihr eigenes Funkgerät neben dem Ausgang von der Wand, ging zurück, um Hilfy auch eines zu geben, die mit geschlitzten Nasenlöchern und zurückgelegten Ohren an der Konsole lehnte. Pyanfar klopfte ihr auf die Schulter und schob ihr das Funkgerät in die Hand. »Raus! Verschwinde! Hier geht bald alles automatisch, und es gibt nichts, was du tun kannst.« Sie ging an Hilfy vorbei hinaus und dann durch den Korridor. Sie hatte scheußliche Kopfschmerzen, Unruhe in den Eingeweiden, und verspürte das besessene Bedürfnis nach einem Bad.

Der Zustand ihres ungesichert gebliebenen Quartiers war nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Die Spannbezüge auf dem runden Bett hatten gehalten, und der einzige Verlust war ein Stoß jetzt wild verteilter Karten. Pyanfar knirschte mit den Zähnen gegen das Pochen im Schädel und sammelte die Karten auf, ordnete den Stoß und knallte ihn unsortiert wieder auf den Tisch, streifte dann die blutigen Kleider ab, bürstete sich getrocknetes Blut aus dem Fell und auch eine Wolke aus abgeworfenen Haaren. Im Sprung warf sie immer welche ab… schiere Angst. Ihre Muskeln waren verspannt. Sie beugte die verkrampften Schultern und einen vom Kampf gegen die Schwerkraft überspannten Arm.