Ein Stich lief den ganzen Weg bis zu ihren Rippenmuskeln hinunter. Und sie hob das Funkgerät wieder auf und nahm es mit sich ins Bad, hörte ihm zu, auch wenn nichts außer Statik herauskam — setzte es auf dem Badezimmertisch ab, bevor sie in die Duschbox trat.
Das Duschen war die reinste Freude, warm und beruhigend. Sie hielt das Gesicht hinein, ließ den Strom aus der Düse Mähne und Bart kämmen, drehte dann den Rücken in den Guss, um sich den Schmerz aus den müden Schultern massieren zu lassen.
Das Funkgerät ging los, das Notfallpiepen. Sie fluchte und warf die Duschtür auf, rutschte auf dem Boden aus, rannte hinaus aus dem Bad und ihrem Quartier, obwohl sie noch nackt war und tropfte. Sie traf Haral und Hilfy, die getrennt zurückkamen, und trieb sie wieder zur Zentralkonsole.
Ein Schiff war dort draußen, ein Stück entfernt, wo vorher keines gewesen war. Eine Ankunft aus dem Sprung. Pyanfar beugte sich über die Konsole, wischte etwas Wasser vom Bildschirm, versuchte, nicht mehr alles vollzutropfen. Der Neuankömmling stand dichter an Urtur als sie, ein gutes Stück tiefer im System und zum Zenith hin; war tatsächlich bereits vor einer ganzen Weile angekommen. Der passive Empfang hatte ihn an seinen Eigengeräuschen erkannt.
»Vor fast einer Stunde«, rechnete Haral. »Ich kann es herausfiltern.«
»Mach das!«
Sie schauten eine Weile zu, während Pyanfar eine kalte Pfütze auf Deck und Konsole tropfte. »Er fliegt einwärts«, verkündete sie schließlich anhand der Zahlen, die Hilfy ihr reichte, anhand des laufenden Empfangs geprüft. »Wenn es die Kif sind, haben sie uns übersprungen und jetzt ein schönes Stück Jagd vor sich. Wir empfangen sie, aber sie uns nicht, haben nichts, woran sie uns aus dem ganzen Gerümpel hier draußen heraussuchen könnten. Gut.« Sie erinnerte sich an ihren Zustand und richtete sich aus der gebeugten Haltung über der Konsole auf. »Wisch das auf!« wies sie Hilfy an, die die Jüngste war. Sie schritt davon, stachelig in ihrer Würde.
»Kapitän«, kam Harals Stimme über das Funkgerät, und Pyanfar durchquerte die Kabine mit zwei Schritten, um den Kom neben ihrem Bett zu erreichen…, schaltete ihn mit dem Zeigefinger ein, den Kamm noch mit derselben Hand umklammert. »Auf Empfang.«
»Habe da ein bisschen Gerede hereinbekommen, das sich nicht gut anhört«, berichtete Haral. »Ich glaube, es sind Kif hier, eindeutig. Was da vor einer Weile in das System kam, ist nicht sicher, aber es könnte ein Mahendo‘sat sein; und ich bekomme Kif-Stimmen und Kif-Signale aus dem Zentrum des Systems.«
»Das überrascht mich nicht. Man kann den Mahe bedauern, der in diesen Teich gefallen ist, wenn es einer ist. Aber damit sind vielleicht alle Geräusche überdeckt worden, die wir beim Anflug gemacht haben, wenn ich das richtig sehe.«
»Könnte hinkommen«, meinte Haral. »Götter, Kapitän, unmöglich festzustellen, wie viele Kif von Anfang an auf Urtur gewesen sein mögen. Sie werden die Mahendo‘sat überschwemmen.«
»Die Götter allein wissen, wie viel Kif-Ärger sie hier bereits hatten. Dieser Pöbel aus Treffpunkt könnte uns um an die fünf, sechs Sprungtage voraus gewesen sein. Vergiss es! Ruhen wir uns aus! Unsere Angelegenheiten sind unsere Angelegenheiten.«
»Aye«, sagte Haral zögernd.
»Schalt es ab, Haral! Solange sie uns nicht entdecken, bleiben wir versteckt.«
»Aye, Käpt‘n.«
Die Verbindung wurde unterbrochen. Pyanfar holte tief Luft und stieß sie wieder hervor, stand vor dem Gerät und schaltete nach einem Moment auf das Bild, das sie empfangen konnten, und zwar vom Teleskop in der Ausschaukuppel. Urtur war ein herrlicher Anblick, aus dieser Entfernung eine Untertasse aus milchigem Licht. Ein Schatten zog über das Bild, ein Stück Gestein zweifellos, ein Teil des Schwarmes, in dem sie sich mitbewegten. Sie schaltete wieder ab. Sie rollten blind dahin, bekamen gelegentlich von Gesteinstrümmern einen Stoß gegen die Hülle, gedämpft bis hierhin im Zentrum der Stolz, während sie ihre Rolle als Splitter in Urturs gewaltiger Linse spielten. Dieses Stillhalten war ein alter Trick. Er funktionierte manchmal.
Pyanfar fuhr mit dem Kämmen fort und wechselte schließlich, als das Fell trocken war und Mähne und Bart gekämmt und wieder seidig an den Ringellöckchen, in ihre drittbesten Hosen, aus schwarzer Seide, mit Aufschlägen und Gürtel in Grün und Gold sowie einem Gehänge aus echten Goldketten um die Hüfte. Den Perlenohrring tauschte sie gegen einen Smaragd aus, untersuchte dann ihre Krallen und trimmte sie an den rauen Stellen. Eine Spitze war abgebrochen. Harte Häute hatten sie, die Kif. Aber sie hatte ihn erwischt, diesen Bastard auf dem Dock. Das war zumindest ein gewisser Trost für die verlorene Fracht und Tiruns Schmerzen. Für Hani-Leben… dafür war der Preis noch einzutreiben.
Sie schlenderte wieder hinaus und auf die Brücke, wo Hilfy einsame Wache hielt. Unter Rotation hatten sie viel mehr Raum als sonst, wenn die Schiffsschwerkraft die Privatquartiere der Besatzung und einen Großteil der Laderäume zugänglich machte, ebenso wie die große vordere Sektion im Anschluss an den Kontrollbereich selbst, die im Dock nicht zu erreichen war. Einige Angehörige der Besatzung sollten jetzt keinen Dienst haben und statt dessen essen oder schlafen. Sie arrangierten solche Einzelheiten unter sich, wenn die Lage sicher war, wussten selbst am besten, wann sie Ruhe brauchten und wie die Bedürfnisse des Schiffes gegen die eigenen abzuwägen waren. Hilfy sah zerknautscht aus, als sie sich zu Pyanfar umwandte, die hinter ihr in den Halbschatten der Brücke trat, zwischen die toten Schirme und die faktisch lichtlosen Konsolen. Hilfy stand dort, als gäbe es etwas, das sie tun konnte, die Ohren aufgerichtet und die Iris der Augen geweitet in ihrem allgemeinen Kummer.
»Hat Haral dich als Wache hiergelassen, Kleine?«
»Haral hat gesagt, sie ginge nach unten.«
»Ich dachte, ich hätte dich entlassen.«
»Ich dachte, es würde niemandem wehtun, wenn ich hier bin. Ich kann nicht schlafen.«
»Nicht schlafen können ist Betrug am Schiff. Nicht schlafen können ist etwas, das man zu beheben lernt, Kleine. Die Wartezeit wird zu lange werden, als dass wir uns hier oben verschleißen sollten. Es gibt nichts zu tun.«
»Über Korn ist ständig weiteres zu hören. Es sind sie — dieselben Kif. Sie fragen die Mahendo‘sat-Schiffe, wo wir sind, und sie äußern Drohungen. Sie bezeichnen uns als Diebe.«
Pyanfar spuckte trocken und gluckste. »Welch zärtliche Verehrung. Was machen die Mahendo‘sat dagegen?«
»Nichts. Aber dies ist doch schließlich eine Mahendo’sat-Station; es gibt noch weitere Schiffe — überall hier —, also Hilfe für sie, oder nicht? Ich dachte, sie würden etwas tun, nicht einfach die Kif machen lassen, was die wollen.«
»Es gibt hier möglicherweise auch einen Haufen Kif.« Pyanfar beugte sich vor und prüfte selbst die Konsolen, rief die wenigen Daten ab, die der Computer über die passive Ortung bekommen konnte. Ein Felsen traf sie, ein langsames Entlangkreischen am Metall; ein Bildschirm flackerte und zeigte Statik, korrigierte sich dann selbst wieder — der Aufschlag hatte eine Antenne getroffen. »Ich will dir gar nicht erzählen, Kleine, wie knapp wir daran vorbeigerutscht sind, während dieses Sprunges unsere Bezugspunkte zu verlieren. Wenn dieses Kif-Schiff vor uns hier angekommen ist, dann ist es beträchtlich stärker als wir. Nur Energie und recht wenig Laderäume. Sagt dir das etwas?«
»Es handelt sich nicht um einen Frachter.«
»Ein Kif-Renner. Hat sich ein paar falsche Tanks zugelegt, nur Hülle und keine erwähnenswerte Masse, um sich zu tarnen. Verstehst du? Schiffe wie dieses erledigen das Töten. Die Aasfresser kommen hinterher, echte Frachter, die die Fracht aufnehmen und im Dock verkaufen; wenn sie einen Hafen erreichen. Damit haben wir es wahrscheinlich zu tun.