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Das Wort erreichte sie, wie bei Namen nicht anders möglich, durch das andere Ohr, durch seine eigene Stimme. Seine Augen waren geweitet.

»Aha. Du weißt Bescheid.«

»Er wollen mich bringen sein Schiff. Großes. Autorität.«

»Sehr groß. Sie haben ein Wort dafür; kennst du es? Hakkikt. Das bedeutet: er jagt, und andere sammeln die Reste auf, die er liegen lässt. Ich habe am Treffpunkt etwas verloren: ein Hani-Schiff und meine gesamte Ladung; und das hat dieser große Hakkikt, dieser große und mächtige Kif angerichtet. Du bist ihm entkommen! Du bist ihm davongelaufen. Also ist es mehr als Profit, worauf er in dieser Sache aus ist. Er will dich, Tully, um Rechnungen zu begleichen. Sein Stolz ist es, der auf dem Spiel steht, sein Ruf. Für einen Kif ist das das Leben selbst. Er wird nicht aufgeben. Weißt du, er hat versucht, dich mir abzukaufen. Gold hat er mir angeboten, viel Gold. Vielleicht hätte er sich sogar an den Handel gehalten und sich nicht mit Piraterie aufgehalten. Er ist dermaßen verzweifelt.«

Tullys Augen schweiften von ihr zu den anderen und wieder zurück. »Du handeln mit ihm?«

»Nein. Ich will etwas für tote Hani und verlorene Fracht. Ich will diesen großen Hakkikt. Verstehst du mich, Tully?«

»Ja«, sagte Tully plötzlich. »Ich wollen auch.«

»Tante«, protestierte Hilfy mit schwacher Stimme.

»Du willst arbeiten«, sagte Pyanfar, ohne sich um die Besorgnis ihrer Nichte zu kümmern.

»Du wirst Gelegenheit dazu bekommen. Aber du wirst warten, Tully, dich ausruhen. Bei Schichtwechsel rufe ich dich wieder. Du wirst mit uns essen. Essen, verstehst du? Aber zuerst wirst du etwas schlafen, hörst du? Du arbeitest auf meinem Schiff, also nimmst du als erstes Befehle entgegen. Befolgst die Anweisungen. Richtig?«

»Ja«, sagte er.

»Dann geh! Haral und Hilfy bringen dich wieder nach unten. Geh!«

Er nickte und überließ sich wieder Haral und Hilfy; keine von beiden blickte zurück, als sie ihn hinausführten. Und er auch nicht. Pyanfar schaute ihnen nach und ertappte sich dabei, wie sie die Hand rieb, die er berührt hatte.

Das Wimmern des Knnn-Liedes verklang wieder. Die Knnn waren Nachbarn der Kif. Das trug Erinnerungen in sich. Dieser Knnn war ungewöhnlich gesprächig. Niemand wusste jemals, was die Knnn dachten oder was ihre Reisen von Stern zu Stern bewirkte.

Sie wandte sich der Kom-Bank zu, schaltete auf Aufzeichnung und ließ den Gesang noch einmal durch den Übersetzer laufen. Er gab ihr auch diesmal nicht mehr Informationen als beim vorherigen Mal. Der Gesang endete, und es blieb nur das Flüstern des Staubes.

Überall im Urtur-System war es sehr still geworden.

Der Übersetzer sendete weiterhin weißes Rauschen, auch Harals Stimme oder Hilfys. Der Außenseiter sagte nichts, während er zu seinem Quartier zurückgebracht wurde. Pyanfar fühlte sich etwas unbehaglich, weil er sich nicht mehr in ihrem Blickfeld befand. Vielleicht war er letztlich doch wahnsinnig. Vielleicht brachte er sich um und ließ ihnen nichts anderes mehr als eine Fehde mit den Kif, als einziges, was sie für den Zusammenstoß vorzuweisen hatten. Bis zu einem gewissen Punkt konnte sie ihn nicht daran hindern, sich zu töten, außer eben Maßnahmen zu ergreifen, die ihn zu dem Entschluss nicht ermutigten.

Aber Rache war etwas, das einen Zweck lieferte, etwas, das das Leben lohnend machte.

Sie hatte es ihm angeboten.

Sie rief sich sein Gesicht in Erinnerung, wie es sich dicht vor ihr befunden hatte, lebhafte, verrückte Augen, eine Hand, so kalt wie eine Stunde nach Eintritt des Todes eine Kreatur, erinnerte sie sich, die allein mit einem Feind gekämpft hatte, der einen Stsho hätte zu Brei machen können.

Sie grinste leicht, wobei sie die Lippen zurückzog und die Nase runzelte, und starrte gedankenvoll auf das Bild des Teleskops.

Rückzug war unmöglich. Unmöglich bei diesem Kif-Prinzen, diesem Hakkikt Akukkakk, dessen persönliches Überleben von dieser Außenseitergeschichte abhing. Seine eigenen Sykophanten würden sich auf ihn stürzen, wenn er in dieser Sache das Gesicht verlor. Er selbst hatte den Außenseiter verloren.., vielleicht durch irgendeine kleine Unvorsichtigkeit in dem alten Kif-Spiel, das darin bestand, Opfer mit Versprechungen und Drohungen und der Zerstörung ihres Willens zu quälen. Ein altes Spiel — das die Hani begriffen; unwiderstehlich für einen Kif, der an der Angst seiner Opfer sich weidete und gedieh.

Akukkakk musste diese Peinlichkeit wieder wettmachen, die ihm am Treffpunkt unterlaufen war. Er wäre schon zur Vergeltung gezwungen gewesen, wenn ihm auch nur ein Spielzeug auf dem Dock gestohlen worden wäre. Aber dieser Außenseiter Tully war weit mehr als das.

Eine bislang unbekannte, kommunikative, raumfahrende Rasse, von der den Kif ein Exemplar in die Hände geraten war. Zivilisiertere Gebiete der Galaxis, von denen man nichts gewusst hatte. Die Kif hatten neue Nachbarn. Nur — wo befanden sie sich?

Eine mögliche Gefahr für sie. Eine mögliche Ausdehnung der Kif-Jagdgründe — in eine Richtung, in der Hani und Mahendo‘sat unberührt blieben. Das waren hohe Einsätze, zu hoch für die Schultern eines einzelnen armen Flüchtlings.

Urtur würde von Kif wimmeln, bevor alles gesagt und getan war. Das war gewiss.

»O Götter!« Pyanfar vergrub sich in den Kom-Lagerfächern und fing damit an, Bauteile für einen Sender von beträchtlicher Stärke zu suchen, weckte auch Chur und schickte sie los, in den dunkleren Bereichen des Schiffskörpers der Stolz nach weiterem Gerät zu suchen.

Fünftes Kapitel

Es war ein Monster wie Tully, dieses Ding, das sie im scheinwerfererleuchteten, kalten Inneren der weitgespannten Außenlinie der Stolz konstruiert hatten. Der Anfang war haniförmig gewesen, ein zusammengeflickter und gefährlicher Raumanzug, den sie für Teile ausgeschlachtet und dann erfolglos anderen Hani-Schiffen anzudrehen versucht hatten. Die Glieder des Dings waren einfach länger geworden, abgeteilt und mit Röhrenmaterial gespleißt, und es war mit einem aus dem letzten Loch pfeifenden Lebenserhaltungssystem ausgestattet.

»Hol Tully!« sagte Pyanfar und beschäftigte sich mit den letzten Schweißarbeiten, die dazu dienten, das System in Ordnung zu bringen. Und Chur ging, beschmutzt wie Pyanfar auch von dem Staub und Schmutz der Lagerräume für Bergungsgut.

Pyanfar arbeitete und spleißte, fluchte, als das System eine weitere frustrierende Rauchwolke hervorstieß, löste die entsprechende Komponente und wühlte nach einer neuen, befestigte diese und gratulierte sich selbst, als es funktionierte; eine Vibration und ein Flackern grüner Lampen am Gürtel und innerhalb des Helmes. Sie grinste und wischte sich die Hände an den blauen Arbeitshosen ab, die sie für diese schmutzige Aufgabe angezogen hatte… lange her, seit sie Derartiges gemacht hatte, lange her, seit sie abgetragene blaue Arbeitskleidung angehabt und sich Blasen an den Händen zugezogen hatte. In ihrer Jugend hatte sie solche Dinge unter einem anderen Kapitän der Stolz gemacht, aber nur Haral und Tirun konnten sich noch an diese Zeit erinnern. Sie leckte über eine Fingerverbrennung und kauerte sich auf das Deck, zufrieden mit der Funktion des Apparates. Lass ihn eine Weile laufen! entschied sie, und sehen, ob er auch weiterhin funktioniert. Die Rüstung starrte zurück, steif und hochragend auf den gewaltigen Füßen, und reflektierte Pyanfar als ferne Miniatur auf ihrer gekrümmten Gesichtsplatte. Sie stand da wie irgendein Mahendo‘sat-Dämon, wohl mit zwei Gliedern zu wenig dafür, aber grässlich genug mit ihren freiliegenden Schläuchen und unstimmigen Proportionen vor dem dunklen Hintergrund der Maschinenwerkstatt. Blutgestank vermischte sich mit dem versengten Geruch des Schweißens. Ein Eimer auf dem Deck fing das gelegentliche Tropfen aus dem gehäuteten Kadaver auf, der dahinter unter der Lichtquelle hing. Er war etwas mehr als hanigroß, an eine Schiene gekettet, mit langgesichtigem Kopf, der unten an einem ziemlich langen Hals hing, und er baumelte dort kopfunter, um aufzutauen und leerzutropfen. Er hatte angefangen zu stinken. Die langen Glieder standen im Begriff, sich zu lösen, und der Bauch ging auf. Uruus. Süßes Fleisch und ein fettes Exemplar obendrein; nach dieser Plünderung von Pyanfars privater Speisekammer waren die besten Steaks bereits zur Küche unterwegs.