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»Ich kommen«, sagte er.

So einfach war das. Sie starrte ihn einen Moment lang an und streckte mit Bedacht die Hand nach der Tasse aus, die er hielt. Er wirkte für einen Augenblick verwirrt, gab sie ihr dann aber. Sie trank, unterdrückte einen gewissen Schauder, und reichte ihm die Tasse zurück.

Er trank ebenfalls und warf ihr einen flüchtigen Blick zu, maß damit ihre Reaktion, trank aus.

Keine Vorurteile. Keine Überempfindlichkeit gegen eine andere Spezies. Sie nickte beifällig.

»Komme mit, Käpt‘n«, bot Chur an.

»Einverstanden«, sagte Pyanfar. »Geran, du bleibst hier; ich kann das Schiff nicht verlassen, ohne dass jemand bleibt und aufpasst, und die anderen haben alle frei. Wir gehen nur zum Stationsamt und zurück, und es sollte keine Probleme geben. Zumindest erwarte ich keine.«

»In Ordnung«, sagte Geran, konnte sich aber einen besorgten Blick nicht verkneifen.

Pyanfar legte Tully eine Hand auf die Schulter, spürte die Kälte seiner Haut, die ständig gebeugte Haltung, die er im Sitzen einnahm. Er stand auf, zitterte etwas. »Tully. Der Übersetzer funktioniert außerhalb des Schiffes nicht, verstehst du? Sobald wir aus dem Rampengang sind, können wir uns nicht mehr miteinander verständigen. Also sage ich dir gleich hier: Du bleibst bei mir; du verlässt meine Begleitung nicht; du tust alles, was ich sage!«

»Gehen zum Amt.«

»Amt, richtig.« Sie drückte eine Fingerspitze mit spitzer Kralle gegen seine Brust. »Ich werde versuchen, es dir verständlich zumachen, mein Freund: Wenn wir mit dir heimlich an Bord herumfliegen, wenn wir mit dir das Mahendo’sat-Gebiet verlassen und Anuurn anfliegen, unsere Welt — das könnte Schwierigkeiten mit sich bringen. Die Mahendo‘sat könnten denken, dass wir etwas für uns behalten, worüber sie Bescheid wissen sollten. Also machen wir dich öffentlich, lassen sie alle einen Blick auf dich werfen, die Mahendo‘sat, die Stsho, ja sogar die Kif. Du trägst Kleider, du sprichst ein paar Worte Hani, du lässt dich registrieren, mit richtigen Papieren, all den Dingen, die ein normales zivilisiertes Wesen braucht, um eine juristische Person des Paktes zu sein. Ich werde das alles für dich arrangieren. Wenn du einmal diese Papiere hast, hat niemand mehr die Möglichkeit zu behaupten, du wärest kein Intelligenzwesen. Ich registriere dich als meinen Besatzungsangehörigen. Ich gebe dir ein Papier, und wo ich es dir sage, setzt du deinen Namen darauf! Und du machst mir keine Schwierigkeiten! Kapierst du genug davon? Es ist das letzte, was ich dir sagen kann.«

»Nicht alles verstehen. Du sagen, ich machen.«

Sie gab Chur einen ungeduldigen Wink. »Komm!«

Chur kam. Auch Tully tat es, mit einem blinden Vertrauen, über das Pyanfar die Stirn runzelte. Sie ging vor den beiden her zur Schleuse und fragte sich, ob das Stationsamt über Detektoren verfügte und ob sie vielleicht mit einerversteckten Waffe durchkommen würde, dort, wohin sie ging. Sie entschied sich dagegen, welche anderen Risiken es auch geben mochte.

Ein Beobachter stand draußen vor dem Rampengang, ein Mahe-Dockarbeiter, der eilig davonhastete, als sie sich draußen zeigten, und der wahrscheinlich seine Vorgesetzten benachrichtigen würde… die Mahendo‘sat verhehlten ihre Beunruhigung und waren höflich in ihren Überwachungsmethoden. Aber sie waren da. Pyanfar und Chur sahen das; und Tully reagierte auf die plötzliche Bewegung des Mahe mit einem verängstigten Blick. Er redete auf sie ein, aber der Übersetzer war jetzt nutzlos, außerhalb der Reichweite der Inner-Schiff-Komkreise, und Pyanfar legte dem Außenseiter beruhigend die Hand auf die Schulter und achtete darauf, dass er weiterging. »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, sagte sie ruhig und blickte hinüber zur Zugangsrampe der Mondaufgang, wo ein weit gefährlicherer Beobachter stand, eine Hani-Schiffsfrau.

»Wir kümmern uns besser darum«, sagte Pyanfar zu Chur und schlug einen anderen Weg ein, der diagonal zwischen den Container-Wagen hindurch auf die Mondaufgang zu führte.

Eine weitere Hani erschien im Laufschrift draußen: eine zweite Schiffsfrau, ein Spiegelbild der anderen, derselbe breite Stand und stetige Blick. In einer bestimmten Entfernung von den beiden blieb Pyanfar stehen und wartete, gab Chur ein subtiles Zeichen, woraufhin diese vor- und den anderen gegenübertrat.

Es erfolgte ein Wortwechsel, den Pyanfar nicht hören konnte… keinerlei Freundlichkeit in den Körperhaltungen, aber auch keine offenkundige Ablehnung. Chur kehrte mit flach anliegenden Ohren zurück, nicht hastig, aber auch ohne zu zögern.

»Ihr Kapitän schläft«, berichtete sie. »Sie schlägt vor, an Bord der Stolz zu kommen, wenn ihr Nickerchen vorüber ist. Antwort, Käpt‘n?«

»Wozu? Ich bin nicht benachrichtigt worden. Aber vielleicht lasse ich sie kommen. Es behagt mir so.« Sie drehte sich um, ohne den anderen noch einen Blick zuzuwerfen, legte Tully eine Hand auf den haarlosen Rücken und führte ihn mit sich fort.

Und wenn der Tahar-Kapitän tatsächlich schlief, dann würde es damit aus sein, sobald die beiden Lumpenohren wieder drinnen waren, um zu berichten, dass der Chanur-Kapitän einen Begleiter hatte, der einer unbekannten Lebensform angehörte, und mit ihm unterwegs zum Stationsamt war. Die Tahar waren ein Opfer ihrer eigenen Arroganz geworden, und Chanur verzichtete darauf, sich provozieren zu lassen, marschierte einfach von dannen.

Pyanfar legte ein wenig Großtuerei in ihren Abgang, und sie tat es für die Tahar und die gaffenden Mahe-Dockarbeiter, von denen einige davon hasteten, um Vorgesetzten zu berichten oder Kameraden zusammenzutrommeln, eine dunkelpelzige und spärlich bekleidete Menge.

»Sie haben es bemerkt«, meinte Chur.

»Das haben sie.« Pyanfar legte die Hände hinter dem Rücken zusammen, und gemeinsam bummelten sie einher, ein großer Hani-Kapitän in Scharlachrot, eine recht kleine Hani- Schiffsfrau in grobgewebtem Blau, und zwischen beiden der unwahrscheinliche Anblick eines hochgewachsenen breitschultrigen Aliens mit nackter Haut und einer schönen goldenen Mähne auf dem Kopf, eine geradezu qualvoll auffällige Erscheinung. Pyanfar litt an einem nicht unterdrückbaren Rauschen des Blutes und presste die Lippen zusammen, als eine Menge sich zu versammeln begann, weit mehr Leute, als auf dem Dock beschäftigt waren. Mahendo‘sat, Docker und Kaufleute und Bergleute und die Götter wussten was sonst noch; und verstreute Stsho, bleich und pastellfarben in der Menge, ihre weißlichen Augen so rund wie Monde, und sie hielten einander an den Händen und schnatterten schockiert aufeinander ein. Von den Kif… gab es bisher noch kein Anzeichen, aber die Gerüchte würden sie herbeilocken, dessen war sich Pyanfar gewiss, und sie wünschte sich, die Pistole mitgenommen zu haben, deren Mitnahme sie erwogen hatte.

Sie erreichten den Lift, drückten auf den Knopf, und Mahe wichen vor ihnen aus und drängten sich bei erster Gelegenheit wieder hinter ihnen zusammen, und das Gerede der Menge umgab sie wie ein Rauschen.

»Kapitän«, fragte jemand, einer von den Mahendo‘sat, »was ist das für ein Wesen?«

Sie drehte sich mit einem Grinsen um, dem es an Geduld fehlte, und die Mahendo‘sat, die mit Hani Bescheid wussten, wichen zurück, aber es lag auch Humor darin, Befriedigung über den Aufruhr. Der Lift kam an, und ein halbes Dutzend verblüffte Mahe entschlossen sich, ihn zu verlassen, egal, ob sie nun vorgehabt hatten, auf dieser Ebene auszusteigen, oder nicht. Hastig drängten sie sich zur Tür hinaus, und Pyanfar ergriff Tully am Arm und führte ihn hinein. Chur zögerte währenddessen und kam dann als letzte, das Gesicht der Menge zugewandt. Die Tür blieb noch für einen Moment offen, Zeit genug für jedermann sonst, der mit ihnen hinauffahren wollte, aber es trat niemand ein. — Die Tür ging zu und der Lift schoss nach oben. Pyanfar ließ Tullys Arm los und legte die Hand an seinen Rücken, bereit dazu, ihm das Zeichen zum Hinausgehen zu geben. Er schwitzte trotz der kalten Luft.