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Wieder ging Stasteburana fort, weitab von seiner ›Stimme‹. »Ihr Schiff ist ohne Ladung«, spie die ›Stimme‹. »Sie kommen mit leeren Händen und machen hier einen großen Aufstand. Fast gehen Sie soweit, um einen Kredit zu bitten, Hani-Kapitän; was für einen Kredit? Wir erlegen Ihnen Geldstrafen auf, Sie schicken nach Anuurn um Waren, vielleicht zwei, drei Hani-Schiffe, die die Schäden abzahlen. Sie haben uns Knnn angeschleppt. Sie haben uns Kif angeschleppt. Das wissen wir. Sie gehen zur Hani am nächsten Liegeplatz, bitten sie um Zahlung Ihrer Strafen.«

»Albern. Ich habe bessere Fracht als die Mondaufgang. Ich werde einen Handel mit Ihnen machen, in der Tat, trotz Ihres unzivilisierten Betragens. Ich werde einen Handel mit Ihnen abschließen, auf den alle Mahendo‘sat scharf sein werden.«

Die ›Stimme‹ betrachtete Tully, und Stasteburana drehte sich um und kam mit gelassener Würde wieder herbei, überreichte der ›Stimme‹ das geräuschvolle kleine Tier und machte ein finsteres Gesicht. Stasteburana gab einem seiner drei anderen Begleiter ein weiteres Zeichen, und der rief jemanden herein.

Es war nicht einfach, Mahendo‘sat desselben Alters, Geschlechtes und Körperbaues voneinander zu unterscheiden. Aber der große und relativ einfache Bursche, der dem Ruf Folge leistete, vermittelte sofort den Eindruck einer kitzligen Vertrautheit, besonders als er mit aufblitzenden Goldrändern lächelte. Pyanfar holte tief Atem und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, zog dabei die Krallen wieder ein.

»Kapitän Ana Ismehananmin vom Frachter Mahijiru«, sagte Stasteburana sanft. »Ein Bekannter von Ihnen, ja ja.«

»Tatsächlich«, sagte Pyanfar und verneigte sich, eine Geste, die Goldzahn überschwänglich erwiderte.

»Diese Kif-Geschichte«, sagte Stasteburana und faltete die runzligen, altersfleckigen Hände vor der Körpermitte. »Erklären Sie, Hani-Kapitän!«

»Woher sollte ich wissen, was ein Kif denkt? Sie lassen dieses unglückliche Wesen durch ihre Finger rutschen und erwarten von mir, es ihnen zurückzuverkaufen, was ganz offenkundig illegal ist. Dann haben sie ein Hani-Schiff angegriffen, das von dieser Sache überhaupt nichts wusste. Ein Handur-Schiff wurde völlig vernichtet, sofern nicht der Kapitän der Mahijiru bessere Nachrichten hat.«

»Nicht gute Nachrichten«, berichtete Goldzahn traurig. »Alle verloren, Hani-Kapitän. Alle. Ich gehen rasch fort, kommen her, erzählen Geschichte in mein Hafen.«

Die ›Persönlichkeit‹ drehte sich um, tippte Goldzahn auf die Schulter und sprach mit ihm in einer dieser geheimnisvollen mahen Sprachen, die Pyanfar nicht verstand. Goldzahn verneigte sich tief und trat zur Seite, und Pyanfar betrachtete wachsam den Stationsmeister.

»Sie wissen«, sagte sie, um die Initiative zurückzugewinnen, »was die Kif wollten; und Sie wissen, dass es unmöglich ist, eine solche Beute zu verstecken, nicht hier und auch nicht auf Anuurn. Man kann sie überhaupt nirgendwo gut verstecken.«

»Ich mache Ihnen…« Es piepte aus jemandes Funkgerät. Eine Stimme folgte und einer der Begleiter trat bestürzt vor und reichte Stasteburana das Gerät. Es war die Rede von Knnn, soviel wurde aus dem lokalen Dialekt heraus verständlich, und die Augen der ›Persönlichkeit‹ weiteten sich. »Wo ist es?« Soviel begriff Pyanfar von dem Gespräch, und sie erkannte die Bedrängnis bei den anderen. »Sie kommen mit«, sagte Stasteburana selbst, ohne für diese Instruktion seine ›Stimme‹ zu benutzen, und wies zum Eingang, durch den die Mahendo‘sat gekommen waren.

»Kommt!« sagte Pyanfar zu Chur und Tully und begleitete dann die Mahe in deren Mitte, die Begleiter und die ›Stimme‹ und den Kapitän der Mahijiru, und alle gingen sie im Gefolge der ›Persönlichkeit‹, die in erkennbarer Besorgnis voraneilte.

Der Korridor mündete in ein Operationszentrum. Die Techniker in den Gängen strömten vor der ›Persönlichkeit‹ und seiner Begleitung zur Seite. Die ›Stimme‹ zischte Befehle und auch der Flauschball zischte und fauchte allgemeine Drohungen. Die Stimme eines Tc‘a war in der Luft zu hören, ein Geräusch wie statisches Krachen und Knacken.

»Bildschirm«, befahl Stasteburana mit eigener Zunge.

Der Hauptbildschirm erwachte vor ihnen zum Leben und zeigte in mehreren Metern Breite das matt erleuchtete Dock. Blau und Violett, ein grässliches Licht wie in einem Alptraum, und eine dahinhuschende Gestalt, die einem Haarknäuel ähnelte — und über eine unendliche Zahl dünner schwarzer Beine verfügte. Sie huschte hierhin und dorthin und schleppte dabei in den Kiefern — Fortsätze unter dem Haar? — etwas mit sich, das metallisch glitzerte und aussah wie ein langgliedriger Hani-Körper.

Pyanfar erkannte das Ding mit sinkendem Mut. Sie wäre jede Wette darauf eingegangen, dass auch Chur und Tully es erkannten, die an seiner Konstruktion mitgewirkt haften.

»Das ist ein Knnn«, erklärte Pyanfar Tully. Er erwiderte etwas, kurz und unglücklich. Auf dem Bildschirm eilte die Kreatur mit ihrer Last hierhin und dorthin, wich den Versuchen sich windender Gestalten in den Schatten aus, die mit ihr zu verhandeln versuchten; das waren Tc‘a. Etwas Stelzenhaftes gesellte sich zu dem Tumult, zuckte auf den flitzenden Knnn zu und zerrte an der Beute, huschte dann wieder weg. Chi, bei den Göttern, diese manischen Bettler. Die Glieder leuchteten phosphoreszierend gelb und hinterließen in der Hast des Wesens verwirrende Wischspuren auf dem Bildschirm.

Auf einmal schlängelte sich ein Tc‘a-Paar in den Weg des Knnn und nahm ihm seine Last ab; und der Knnn fegte nur noch heftiger durch die Gegend und heulte vor Zorn oder Kummer oder versuchte einfach nur, in Kontakt zu treten. Die Szene war ein totales Chaos; und plötzlich strömten noch weitere Knnn hinzu. Der einsame Chi ergriff die Flucht, ein Verschwimmen gelbleuchtender Stelzen; und im Kontrollzentrum der Mahendo‘sat erhoben sich Techniker, die bisher gesessen hatten, um das zu beobachten, was sich in einen Aufruhr verwandelt hatte. Zischen, Klicken und Heulen tönte aus den Lautsprechern. Die Knnn begannen zurückzuweichen, eine Phalanx von Haarknäueln.

Plötzlich stürmte einer vor und packte einen der ledrigen, schlangenförmigen Tc‘a, zog ihn mit in seine zurückweichende Reihe. Ein rasendes Zischen und Klicken drang aus der Tc‘a- Menge, aber außer Herumwimmeln, einem Schlängeln und Verwinden dutzender Schlangenkörper wie Finger, die bekümmert verschränkt und wieder getrennt wurden geschah nichts. Nicht der kleinste Versuch eines Gegenangriffs oder einer Rettung. Pyanfar beobachtete die Entführung mit zurückgelegten Ohren.

Also hatte der Knnn nach seiner Art einen Handel abgeschlossen, war auf die Station hinausgeeilt und hatte die angebotenen Waren ausgelegt — machte sich jetzt wieder davon mit etwas, das er für angemessene Bezahlung hielt; eine weitere Rasse war jetzt auf das Niveau des Handelns mit intelligenten Wesen herabgestiegen.

»Was ist das?« fragte ein Mahe besorgt und verfiel wieder in Schweigen. Die Hauptmasse der Tc‘a schaffte es, die Handelsgüter der Knnn davon zu schleppen, ein groteskes Umherpeitschen bekleideter Arme und Beine. Eine Nachricht traf ein und ein Techniker näherte sich der ›Persönlichkeit‹ Stasteburana.

»Hanigefertigter Raumanzug«, sagte er, und Stasteburana warf Pyanfar kurz einen beunruhigten Blick zu, woraufhin sie die Ohren hob und ihr sorglosestes Gesicht machte.

»Ich hatte nicht vor, Sie zu beunruhigen«, sagte sie. »Alles, was Sie in diesem Anzug finden werden, weiser Mahe, ist ein sehr verdorbener Haufen Fleisch aus unserer Speisekammer. Ich empfehle Ihnen, Entseuchungsmaßnahmen in die Wege zu leiten, bevor Sie den Anzughelm abnehmen.«

»Was machen Sie?« Stasteburana sprach im Zorn ohne seine ›Stimme‹ und scheuchte sie weg, als sie sich einzumischen versuchte. »Was treiben Sie eigentlich, Chanur-Kapitän?«