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Dann, wenn sie es soweit schaffen sollten, konnten sie nur noch hoffen, dass die Maschinen des Bootes das Tempo herunterzwangen und damit einem Sprungschiff die Chance gaben, es einzuholen und seine kleine und beherrschbare Masse in Schlepp zu nehmen. Dieser Frachter dort draußen war die größte Chance für die gefährdete Besatzung, wenn es ihr nur gelang, vom Mutterschiff freizukommen.

»Boot hat abgelegt!« rief Haral aus, und Tirun und Hilfy klopften sich gegenseitig auf den Rücken. Pyanfar krampfte die Hände vor dem Mund zusammen und starrte mit schmalen Augen auf den Scanner, wo ein neues Bild den wahrscheinlichen Kurs des Bootes zeigte, das sich von der zum Untergang verurteilten Sternjäger getrennt hatte. Beide Punkte bewegten sich nebeneinander weiter, aber zwischen ihnen entstand eine allmählich breiter werdende Lücke. Die Abbremsung des Bootes reichte bei weitem nicht, um von der Geschwindigkeit des Sprungschiffes herunterzukommen, bevor dieses versagte, aber es tat, was es konnte. Die Besatzung würde wahrscheinlich unter den äußeren Einwirkungen das Bewusstsein verlieren, was eine Gnade war. Der ganze Vorgang war jetzt ein Rennen, wo es darum ging, ob der Frachter das Boot einholen konnte oder ob dieses das System verließ.

»Ein Mahe-Frachter?« erkundigte sich Pyanfar.

Haral nickte.

Die Stolz empfing die Sendungen von der Station, und diese musste von den weiter draußen stehenden Schiffen und den Lijahan-Minen versorgt werden, wer auch immer eine entsprechend günstige Lage hatte. Die relative Zeit war jetzt schwer zu kalkulieren. Mit zunehmender Beschleunigung holte der Frachter auf, während die Minuten verstrichen, trieb sich selbst auf seinem Sprungfeld voran. Trotzdem verringerte sich der Abstand weiterhin nur mit quälender Langsamkeit, während der Scanner umschwenkte, damit er auf der Höhe der Ereignisse blieb, die längst entschieden waren.

Ein Jammern sprudelte aus dem Kom. Knnn. »Götter«, sagte Tirun. »Ein Knnn steckt auch mit drin.«

Ein Stationsbefehl kam als Antwort, die Stimme eines Tc‘a. Weitere Knnn-Sendungen wurden empfangen, und die heulenden Missklänge kamen von mehr als nur einem Schiff.

»Chanur«, sagte eine Hani-Stimme deutlich aus großer Nähe. »Geht das auch auf euch zurück?«

Pyanfar stellte eine Gegenverbindung her und zog dabei mit einer bewussten Anstrengung die Krallen ein. »Tahar, ist das eine Frage oder eine Beschwerde?«

»Hier Dur Tahar. Eine Frage, Chanur. Was wisst ihr eigentlich?«

»Habe ich dir gesagt. Es soll nicht über Kom gehen, Tahar. Schweigen. Die Tahar waren keine Verbündeten der Faha-Besatzung. Ein Chanur- Parteigänger war hier in Schwierigkeiten, aber wenn irgendein Schiff von der Station rechtzeitig hätte da draußen sein können, dann hätte die Mondaufgang es versucht — daran zweifelte sie nicht. Es war schmerzlich, dem zuzusehen, was auf dem Scanner passierte.

Dicht bei ihr hatten sich Tirun und Hilfy hingesetzt, die einfach nur noch den Bildschirm betrachtete, während ihre Faha-Verwandten und das Wrack das ein Faha-Schiff gewesen war, auf die Grenzen der Aufnahme zustürzten. Hinter einem bestimmten Punkt innerhalb des Systems konnte der Scanner nicht mehr folgen. Die Station empfing jetzt ihre Sendungen aus einer anderen Quelle, und zwar dem Handelsschiff Hasatso, dem Frachter, der hinter der Sternjäger her war, dem einzigen Schiff in Reichweite. Der die Sternjäger darstellende Blip verschwand schließlich vom Schirm.

»Chanur-Schiff«, sendete die Station, »Tahar-Schiff. Wir informieren Sie, dass Handelsschiff Hasatso seine Ladung abgeworfen hat; sie tun alles, was möglich ist.«

»Chanur und Faha werden für den Verlust einstehen«, erwiderte Pyanfar, und kurz darauf ließ die Mondaufgang über die Station der Hasatso ihren Dank ausrichten. »Mögen die Götter auf sie herabschauen«, brummte Haral — »eine Ladung abgeworfen, um eine Kluft zu überwinden, sich um einen Notfall zu kümmern, der nicht die eigene Rasse betraf.

Ein Knnn jammerte. Ansonsten herrschte Schweigen. Lange Zeit schien es auf Brücke und Unterdeck der Stolz nur einen Rhythmus von Atemzügen zu geben.

»Sie sind fast dran«, flüsterte Hilfy.

»Sie haben sie«, meinte Tirun. »Jetzt können sie sie nicht mehr verfehlen.«

Es ging langsam. Die Sendungen von der Hasatso wurden immer ermutigender. Und endlich berichteten sie vom Einfangen des Bootes. »Hani-Signal im Boot«, berichtete die Hasatso an Kirdu-Station. »Sie leben.«

»Empfangen«, sagte Tahar knapp.

Pyanfar unterbrach die Verbindung und saß für einen Moment mit auf dem Pult verschränkten Händen da. Ein Schiff und eine Tradition waren untergegangen; das war der Trauer wert. Heimat und Lebensbereich für die Faha-Besatzung waren verloren. »Station«, sendete sie einen Augenblick später, »richten Sie der Faha-Besatzung aus, dass Chanur sein tiefes Mitgefühl zum Ausdruck bringt und dass Ker Hilfy par Faha die Hilfsmittel der Chanurs Stolz anbietet, wie sie vorhanden sind.«

»Unterrichten Sie sie«, sendete eine andere Stimme direkt, »dass Dur Tahar von Tahars Mondaufgang ebenfalls ihren Beistand anbietet.«

Das war höflich. Pyanfar lehnte sich im Sessel zurück, drehte sich schließlich um und stand auf, streckte die Schultern. »Was getan werden konnte, ist geschehen. Hol etwas zu trinken, Hilfy! Wenn ich aus dem Bett geworfen werde, schuldet mir das jemand. Getränke für alle, die wollen. Frühstück. Und währenddessen werde ich mir die weniger dringenden Berichte anhören. — Haral, wer hat jetzt eigentlich Dienst?«

»Ich.«

»So. Dann leg das Unterdeck still! Tirun, du gehst wieder!«

»Aye«, brummte Tirun, erhob sich steif und humpelte hinter Hilfy her. Pyanfar lehnte sich an das Kom-Bedienungspult und betrachtete Haral, die den zweiten Platz einnahm.

»Dieser Knnn ist in eine Kreisbahn um Lijahan gegangen«, sagte Haral, die konzentriert die Bildschirme beobachtete. »Macht immer noch Aufruhr. Ein Wunder, dass er nicht versucht, die Ladung da draußen zu bergen.«

»Huch. Hoffentlich bleiben alle, wo sie sind.«

»Der Gleiter arbeitet immer noch an unserem Heck, und eine ganze Gruppe ist mit den Verbindungsstellen beschäftigt. Das Kabel ist zur Sicherung bereit. Aber vierzehn Tafeln fehlten und sechs hatten sich gelöst, und sie schätzen, dass es noch einmal zwanzig Stunden Schicht auf Schicht dauern wird, bis die neuen befestigt sind.«

»Götter!« Pyanfar fuhr sich mit einer Hand über die Stirn und in die Mähne und dachte an die Kif — an einen Angriff, der die Sternjäger zu Schrott gemacht hatte. Es gab noch andere außer den Knnn, von denen eventuell zu erwarten war, dass sie zu einem Bergungsunternehmen hinauseilten; dann gab es noch die Kif auf der Station… die kein Zeichen einer Bewegung an den Tag legten. Das war unnatürlich. Niemand unternahm etwas, außer vielleicht ein paar ehrgeizigen Bergleuten da draußen, aber niemand von der Station. Es wurde geflüstert, Gerüchte gingen hinter jedermanns Rücken um.

»Die Tahar«, fuhr Haral nach einem Moment fort, »haben auf den Befehl zum Auslaufen hin gebeten, die Ladeoperationen beenden zu können. Es wurde gestattet.«