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»Ihr alten Hexen!«, schrie Semetzki. »Verrückte Weiber! Ihr seid keine Menschen!«

»Selbstmord verüben?«, schlug Stasj vor, als Semetzki aufhörte zu wüten.

»Das glaube ich nicht. Eher wirst du versuchen, sie zu retten. Aber in der Zwischenzeit wird schon jemand gestorben sein. Wäre es nicht besser, für dich und die anderen Gnade zu erlangen? Wir sind bereit, uns mit einer Verbannung für euch alle zufrieden zu geben. Dir ist doch klar, dass Inej, von den Halflingen unterstützt, siegen wird.«

»Die Halflinge werden die Föderation des Inej nicht unterstützen.«

»Warum nicht?«, fragte Schnee scharf.

»Weil in diesem Augenblick die Hauptmutter der Zivilisation der Tzygu erklärt hat, dass sich ihre Zivilisation im Fall des Krieges zwischen der Föderation und dem Imperium an die Seite der Föderation stellt.«

Ich verstand nicht, was das für eine Bedeutung hatte. Aber Semetzki fing an zu lachen und erklärte uns:

»Halflinge und Tzygu werden niemals auf derselben Seite in den Krieg ziehen. In einem Wasserloch können nicht gleichzeitig zwei Hechte satt werden. Diese beiden Rassen zugleich als Verbündete zu haben bedeutet, überhaupt keine Hilfe zu erhalten.«

Schnee verzog ihr Gesicht: »Wie habt ihr das geschafft?«

»Warum wohl war ich vor einem Monat auf Neu-Kuweit?«, antwortete Stasj mit einer Gegenfrage.

»Die Umbettung der Asche des Feldmarschalls Charitonow in Agrabad…«, flüsterte Schnee. »Also habt ihr…«

»Wir wussten, dass Sie Geheimverhandlungen mit den Halflingen führten. Und ergriffen die notwendigen Maßnahmen. Es wird ihnen von Nutzen sein, zu erfahren, dass Überraschungen dieser oder jener Art bei Kontaktaufnahme zu einer beliebigen Rasse der Fremden zu erwarten sind.«

Es machte nicht mehr den Eindruck, dass Schnee und die Klone Stasj verhören würden. Die Situation hatte sich verändert. Sogar die Fesseln, die Stasj ans Geländer schmiedeten, erschienen zufällig und ohne jegliche Bedeutung.

»Schweig, Stasj!«, schrie ihn Alex plötzlich an. »Was enthüllst du hier alles!«

»Ruhe, Praktikant!«, stoppte ihn Stasj. »Alles hat seine Richtigkeit.«

Aber Alex trat plötzlich auf Stasj zu, holte aus und schlug ihm ins Gesicht!

Und bekam von Stasj augenblicklich so eine Ohrfeige verpasst, dass er auf den Boden schlug. Hinter mir hörte ich Lärm. Ich schaute mich um — einige Wächter zielten auf Alex, zwei liefen auf uns zu. Schnee zwang sie durch eine befehlende Geste innezuhalten.

Stasj spuckte Blut, ein Teil tropfte auf die Kette seiner Handschellen. Er murmelte: »Mein junger Helfer ist außerordentlich emotional. Achten Sie nicht darauf.«

Alex saß auf dem Boden und schluchzte.

Schnee blickte angespannt von ihm zu Stasj und zurück. »Irgendetwas stimmt hier nicht. Du spielst auf Zeit, Phag!«

»Natürlich!«, stimmte ihr Stasj mit Leichtigkeit zu.

»Akim!«, befahl Schnee. »Das Mädchen! Wir haben lange genug getrödelt!«

»Es ist langsam an der Zeit, euren dämlichen Aufstand zu beenden«, meinte Stasj fröhlich.

Einer der Klone kam auf uns zu.

»Mir ist schlecht«, flüsterte Lion plötzlich. »Tikki…«

Ich drehte mich gerade noch rechtzeitig um und konnte ihn auffangen.

Lion glitt langsam zu Boden, die Augen waren noch offen, starrten jedoch ausdruckslos ins Leere. Alles um uns herum veränderte sich — die Beleuchtung flackerte, die Laute der ausgeschalteten Geräte änderten sich. Ich sah, wie sich auf einmal ein Kran regte und sinnlos unter der Decke zu kreisen begann. Lion weinte leise und gepresst in seiner Ohnmacht.

»Was habt ihr mit ihm gemacht?«, schrie ich. »Ihr Unmenschen!«

Hinter meinem Rücken donnerte es. Ich hielt Lion fest (Teufel, hatte der ein Gewicht!) und sah, wie die Wächter auf den Boden stürzten. Ihre Panzerung schepperte auf das Metall, als ob ein Dutzend Kochtöpfe heruntergefallen wäre.

»Und das ist nun das Ende des Putsches«, sprach Stasj. Und mit einer anderen, ruhigen, aber ungeheuer müden Stimme, fügte er hinzu: »Danke, Tikki. Sie haben zwei Tage wegen deines Erscheinens auf dem Planeten verloren. Der Flotte ist es gelungen, Retranslatoren auf alle Planeten des Inej zu richten.«

Sowohl Schnee als auch Neige und die Klonmänner hielten jetzt eine Waffe in der Hand und die Blaster waren auf uns gerichtet. Aber Stasj schien die Waffen nicht zu bemerken. Er fuhr fort, dieses Mal an die Putschisten gewandt:

»Sie sind entschieden zu selbstherrlich, Adelaide Schnee. Ihr Programm zur Psychokodierung wurde entschlüsselt und analysiert. Mit einem von uns geschaffenen Schlüsselsignal wurde es erneut zum Laufen brachte… aber mit umgekehrten Vorzeichen. Alle eure Untertanen schlafen und träumen. Sie träumen von einer widerlichen Inna Snow, die Krieg führt gegen den guten und gerechten Imperator.«

»Das ist nicht möglich!«, schrie Schnee. »Wir haben derartige Handlungen in Betracht gezogen, die Benutzung der Radioshunts wurde verboten, ihr konntet das Signal nicht geben!«

»Es ist nicht möglich, den Radioshunt vollständig abzuschalten, Frau Schnee. Der Funkaufsatz ist ein Bestandteil des Hauptprozessors des Shunts. Nur die Antenne wird ausgeschaltet, aber wenn das Signal sehr stark ist, wird überhaupt keine Antenne benötigt. Das Schlüsselsignal wird von den Anschlüssen des Shunts empfangen. Sogar in geschlossenen Räumen, wie Sie sich soeben selbst überzeugen konnten. Das Imperium hat alte Retranslatorenraumschiffe herangezogen, die seit dem letzten Krieg konserviert waren.«

Alex, der auf dem Boden saß, fing an zu lachen. Der alte Semetzki begann zu kichern.

»Werft die Waffen weg«, sagte Stasj. »Es ist alles zu Ende. Eure operettenhaften Horrorszenarien machen niemandem mehr Angst.«

»Das werden wir ja sehen«, flüsterte Schnee. »Tikkirej, Natascha… kommt zu mir…«

Oh…

Ich war nicht in der Lage zu verstehen, was vor sich ging. Meine Beine trugen mich von selbst zu »Oma Ada«, an den Rand der Plattform, hinter der ein Kessel voller klarer, grüner Flüssigkeit zu erahnen war.

Ist das imperative Sprache?

Ich bekomme den Befehl — und springe ins Lösungsmittel?

»Tikkirej, Natascha, stehen bleiben!«, schrie Stasj.

Ich blieb stehen. Und schritt auf Befehl der Schnee sofort wieder voran. Und hielt wieder inne. Und lief wieder. Aus dem Gesicht der Schnee verschwand sämtliche Gutmütigkeit, jetzt glich sie nicht einer liebevollen Großmutter, sondern einer wütenden Megäre. Und die Direktorin Neige erinnerte an eine verrückte Feministin des dunklen Zeitalters. Natascha lief neben mir und schaute sich erschrocken um, konnte aber ebenfalls nichts machen. Nur dass sie die Lippen bewegte, als ob sie jemanden… ihren Opa? … zu Hilfe rufen wollte, aber nicht konnte.

Schnee fing an zu lachen. Letztendlich gingen wir zu ihr. Wir zappelten wie Marionetten am Faden, aber wir gingen. Jetzt war es wichtig für sie, mit mir und Stasj abzurechnen, die Macht über die Welt war ihr egal. Vielleicht hoffte sie darauf, dass Stasj Selbstmord begehen würde, wenn wir vor seinen Augen umkamen?

Vielleicht käme es auch wirklich dazu…

»Ihr hört auf niemanden außer auf mich!«, befahl Neige auf einmal. Es war, als ob einem Watte auf die Ohren gedrückt wurde. »Geht an den Rand der Plattform und springt in den Kessel!«

Sie war verrückt!

Dorthin würde ich nicht gehen!

Aber meine Beine zogen mich gehorsam nach vorn. Ich fing an zu schreien.

In diesem Augenblick zwängte sich zielgerichtet etwas Eisernes mit wild kreisenden Rädern zwischen mich und Natascha, warf uns auf den Boden und umhüllte uns mit Abgasen und Motorenlärm!

Die Hand des alten Semetzki umklammerte den Joystick an der Lehne des Rollstuhls. Es war wirklich ein sehr altes Modell, es wurde nicht ausschließlich durch den Neuroshunt, sondern auch von Hand bedient!

Es gelang mir, einen Blick auf das von Schreck verzerrte Gesicht Alla Neiges und den Feuer speienden Blaster in der Hand der Schnee zu werfen. Dann wurden sie vom Rollstuhl Semetzkis wie von einem Feuer speienden Boliden gerammt. Neige wurde in die Luft geschleudert und flog über den Rand, Schnee wurde umgefahren und mitgerissen. Nach vorn, auf den Rand der Plattform zu.