»Du bist doch der Junge, der sich als Modul verpflichtet hat!« Und sofort fragte er vorsichtig: »Wie geht’s?«
»Alles in Ordnung, das Gehirn trocknet nicht so schnell ein«, antwortete ich. »Milchshake bitte. Einen echten. Sie müssten doch echte Milch haben. Zwei Shakes.«
Der Barkeeper nickte achtungsvoll und holte aus dem Kühlschrank ein Fläschchen mit echter Kuhmilch. Er zeigte mir das Zertifikat auf dem Flaschenhals, öffnete den Deckel und goss die Milch in den Mixer.
»Ich bin kein Modul mehr«, sagte ich.
»Bist du ausgeschieden?«, fragte der Barkeeper verwundert und schüttelte den Mixbecher.
»Ja, so in etwa.«
»Und du hast beschlossen zurückzukehren?«
»Ich muss… verschiedene Leute besuchen…«, erwiderte ich. »Mich bedanken. Auch bei Ihnen.«
»Wofür?«, wollte der Barkeeper erstaunt wissen.
»Sie haben mir geholfen, die Stelle auf der Kljasma zu bekommen.«
»Das ist doch keinen Dank wert…«, äußerte der Barkeeper beschämt. Aber ich sah, dass er sich geschmeichelt fühlte.
Ich nahm das Glas entgegen und kostete vom Shake. Er schmeckte gut.
Aber die Milch auf Avalon hatte ein besseres Aroma, wobei selbst diese an die H-Milch auf Neu-Kuweit nicht herankam.
»Noch mehr?« Der Barkeeper griff zum Shaker.
»Nein, das ist für Sie. Ich lade Sie ein.«
Der junge Mann lächelte und wir stießen an.
»Danke«, sagte ich erneut und nahm meine leichte Tasche. »Wissen Sie, Sie haben nämlich das ganze Imperium gerettet!«
Nach diesen Worten schien er davon überzeugt zu sein, dass mein Kopf doch unter dem Onlinebetrieb gelitten hatte… Als ich zum Fluss kam, war dort noch niemand. Ich zog mich aus und sprang ins Wasser — wie kalt es war. Ich schwamm rund zehn Minuten, krabbelte dann heraus und sah mich um — nach wie vor war niemand in der Nähe.
Ich wrang die Badehose aus und zog sie wieder an, trocknete mich mit einem kleinen Wegwerfhandtuch ab und legte mich auf meine geliebte Steinplatte.
Die Sonne drang mit Müh und Not durch den Sandsturm.
Ein orangefarbener Fleck, der weder für Wärme noch Sonnenbräune sorgte. Trotzdem räkelte ich mich unter ihr und erinnerte mich daran, wie lange sie meine einzige Sonne gewesen war.
Jetzt zog sie vollständig zu, die vom Sand zerkratzte Kuppel begann, leicht im »Abendregime« zu leuchten, und ich drehte mich auf den Bauch. Solche Stürme dauern lange. Bis zum Frühling. Lediglich die riesigen Erztransporter können die Sandwände durchbrechen und den Windböen standhalten. Genauso wie die kleinen beweglichen Raumschiffe der Phagen, obwohl Alex warnte, dass er vierundzwanzig Stunden auf mich warten und dann wegfliegen würde, denn ihm sei sein Leben etwas wert, insbesondere die Drüsen der inneren und die besonders wertvollen der äußeren Sekretion. Und es wäre normalen Menschen nicht empfohlen worden, auf Karijer zu leben, das sei kein Planet, sondern eine richtige Hölle…
Als ob das jemand bestreiten würde!
Er würde natürlich nicht wegfliegen, sondern auf mich warten.
Im schlimmsten Fall würde er mich suchen und behaupten, dass mache er nur deshalb, weil es ihn langweile, allein zu fliegen, aber er würde mich suchen. Stasj wurde nämlich zum Inej entsandt, um die entflohenen Klone der Schnee einzufangen, und Alex, dem es langsam besser ging (seine Narbe war sehenswert!), bekam den Befehl, nach Avalon zurückzukehren.
»Tiki-Tiki…«
Ich drehte mich auf den Rücken und erblickte Dajka.
»Das kann doch nicht wahr sein!«, rief sie.
»Doch!«, erwiderte ich. »Ich bin deine Halluzination. Die Vergegenständlichungdeinerunbewusstenpubertären Komplexe.«
»Idiot!« Dajka wurde rot. Nichtsdestotrotz legte sie ihren Pocket-PC zur Seite und piekste mich mit ihrem Finger in den Bauch.
»Ahhh, ich löse mich in Luft auf…«, meinte ich traurig. »Dajka, wie geht es dir? Bist du besser in Mathe geworden?«
Sie errötete noch tiefer. So ist das Leben — dieses Menschenkind wusste genau, dass es nicht Pilot werden konnte, lernte aber Mathematik. Mathe fiel ihr schwer, desto mehr büffelte sie.
»Es geht so… Das Alter zum Erreichen der Volljährigkeit wurde gesenkt. Auf vierzehn Jahre.«
»Also wurde die Ermäßigung für die Sozialsysteme auf vierzehn gesenkt? Das bedeutet, dass die Gruben bald überquellen werden«, folgerte ich. »Karijer stirbt aus.«
Dajka nickte. »Warum bist du zurückgekommen, Tiki- Tiki…«
»Um dich und Gleb zu holen.«
»Wohin willst du uns holen?«, fragte Dajka vorsichtig.
»Auf den Avalon. Oder auf Neu-Kuweit. Wie ihr wollt. Ich habe auf beiden Freunde. Und ich selbst habe mich noch nicht entschieden, wo ich leben werde. Besser wäre es natürlich auf dem Avalon. Obwohl es überall gute Menschen gibt. Die Menschen sind überhaupt gut, man muss sie nur daran erinnern.«
»Sag mal, hast du geerbt?« Dajka lächelte unsicher.
»Zum Teufel, so ein Erbe… nein. Aber zwei Staatsbürgerschaften kann ich schon herausschlagen. Und das Raumschiff wartet im Kosmodrom.«
Dajka schwieg.
Ich setzte mich und zog die Knie an den Bauch und sagte: »Ich verstehe dich. Du hast hier deine Eltern und ein Schwesterchen. Ich kann das alles nachvollziehen, Dajka. Aber ich konnte nur für zwei Menschen etwas erreichen. Wenn du weggehst, wird es deiner Familie leichter fallen, du kannst ihnen deinen Anteil überschreiben. Und später lässt sich vielleicht noch irgendetwas machen.«
Sie dachte nach. Dann wollte sie wissen: »Neu-Kuweit — ist das dort, wo der Putsch war?«
»Ja.«
»Und du bist irgendwie…«
»Ich erzähle es dir. Nur ein anderes Mal. Ich möchte jetzt nicht daran denken, Dajka.«
Aber Dajka beschäftigte etwas anderes. »Stimmt es, dass die Präsidentin des Inej ohne Anabiose im Zeittunnel fliegen konnte?«
Alle Achtung — so verbreiten sich Gerüchte! Schneller als das Licht.
»Ja«, antwortete ich und bat die Phagen innerlich um Verzeihung. »Sie… sie hatten ein echtes Genetikgenie. Sie haben herausgefunden, warum die Frauen den Zeitsprung nicht vertragen, und Wege gefunden, dagegen anzukämpfen. Allein das hätte ausgereicht, dass sie das gesamte Imperium auf Händen getragen hätte! Diese Schlange wäre auf einen beliebigen Posten gewählt worden, sogar auf den des Imperators! Aber sie haben sich nur damit befasst, wie man den Menschen die Köpfe verdrehen kann.«
Dajka nickte. Sie flüsterte: »Das heißt also, ich kann Pilot werden?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber deine Tochter wird es auf alle Fälle können.«
»Idiot!«, sagte Dajka wieder, aber ohne besonderen Nachdruck. »Tikkirej, du führst mich auch nicht an der Nase herum?«
»Nein.«
»Ich muss mit den Eltern sprechen. Ich gehe dann, Tiki- Tiki.«
»Vergiss deinen Pocket-PC nicht«, erinnerte ich sie streitlustig. »Am Abend komme ich vorbei… Wohnt ihr immer noch in der gleichen Wohnung?«
»Ja.«
Sie beugte sich über den PC, zögerte einen Augenblick und meinte: »Du hast dich sehr verändert, Tikki. Du bist groß geworden.«
Dann gab sie mir schnell einen Kuss auf die Wange und lief weg.
Ich lächelte dümmlich, wischte mir die Wange aber nicht ab.
Mein Vorschlag an Dajka brachte mich in ein gewisses Dilemma. Sie hatte hier Eltern und eine Schwester. Und auch Gleb hatte Eltern. Aber ich hatte nur das Recht, zwei Menschen zu helfen. Und das würden meine Freunde sein.
Es waren keine Genies nötig, die mit Gewalt die ganze Welt glücklich machen wollten. Man musste nur denen helfen, die in der Nähe waren. Dann würde es allen besser gehen.
Ada Schnee konnte bis zuletzt nicht verstehen, warum ich Stasjs Seite gewählt hatte, dabei ist es so einfach! Auch wenn Stasj ebenfalls die Interessen von Millionen Menschen und Dutzenden Planeten berücksichtigt hatte, half er denen, die in der Nähe waren und denen er helfen konnte. Schnee jedoch sprach über Millionen, meinte aber nur um sich selbst und die Geliebten — in allen Exemplaren — als männliche und als weibliche Ausgabe.
Ich wollte einmal so werden wie meine Eltern. Meine wirklichen Eltern und nicht wie das geisteskranke Genie, das sein Genom vermehrt hat!