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Ich sprang auf und wusste nicht, was ich tun sollte. Mich einmischen? Sie auseinanderbringen? Oder Lion helfen?

Natascha blinzelte. Sie war halt ein Mädchen, was war da von ihr schon anderes zu erwarten.

Und Stasj beobachtete völlig kaltblütig die Schlägerei. Wie konnte er nur!

Alexander wand sich hervor, schüttelte Lion ab und versuchte zuzuschlagen, aber Lion nahm rechtzeitig seinen Kopf zur Seite und der kleine Phag hieb mit aller Kraft seine Faust auf den Boden. Das tat sicher höllisch weh, aber er gab keinen Ton von sich. Er ging Lion an den Hals, während Lion ihn immer noch schweigend und konzentriert mit seinen Fäusten ins Gesicht schlug. Er zielte auf die Nase, traf aber das Jochbein — Alexander verstand es ebenfalls, auszuweichen.

»Aufhören…«, sagte Stasj in diesem besonderen Ton, in dem die Phagen sprechen konnten. Lion und Alexander ließen sofort voneinander ab, sprangen zurück und erhoben sich.

»Der ist ja verrückt!«, beklagte sich Alexander empört. »Ich versuche ihm das Leben zu retten! Und er hat mir auch noch mein T-Shirt zerrissen!«

»In Nahkampf bist du durchgefallen«, bewertete Stasj, als ob wir in der Schule wären. »Du hast mit vollem Krafteinsatz gekämpft und konntest ihn nicht überwältigen. Schlecht, sehr schlecht, Alex!«

Alexander senkte den Kopf, brummelte etwas vor sich hin, begehrte aber nicht auf.

»Der blaue Fleck wird bemerkenswert«, fuhr Stasj fort. »Ich hätte ihn ungern selbst verursacht, gut dass Lion eingesprungen ist. Setzt euch!«

Es setzten sich nicht nur die Raufbolde, sondern auch Natascha und ich.

»Fahr fort, Praktikant«, forderte Stasj auf. »Wie Bermann handeln würde, hast du erklärt. Wie muss ein Phag handeln?«

»Genauso wie Bermann«, erwiderte Alexander beleidigt.

Stasj schüttelte den Kopf. »Und du warst der Beste in der Gruppe? Es sieht ganz so aus, als ob die Phagen aussterben würden. Das wäre zu zeitig. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass wir noch zwei, drei Generationen durchhalten… Wir können nicht wie Bermann handeln, Alex. Das würde nur bestätigen, dass an Stelle von Bermann unbarmherzige Profis nach Neu-Kuweit gekommen sind. Wir müssen so handeln, wie sich weder Bermann noch die Phagen verhalten hätten.«

»Und das wäre?«, erkundigte sich Alexander düster.

»Unlogisch.«

Kapitel 3

Es roch nach verbranntem Fleisch. Es stank entsetzlich. Wenn Fleisch auf dem Herd anbrennt, ist das ein ganz anderer Geruch. Bestimmt kam es daher, dass gemeinsam mit dem Fleisch synthetischer Stoff verbrannte.

Der Kamin im großen Dinnersaal war gigantisch, als ob man ihn zum Braten von Ochsen konstruiert hätte. Jetzt lagen in den orangefarbenen Flammen der Gasdüsen des Kamins drei Säcke, vollgestopft mit Gefrierfleisch und Kleidung. Unserer Kleidung. Nicht nur Natascha, sondern auch Lion und ich mussten uns etwas aus Alexanders Garderobe anziehen — gut, dass sie so reichhaltig war. Ich behielt lediglich das Schlangenschwert — ich stellte mich stur und war durch nichts dazu zu bewegen, es ins Feuer zu werfen.

Wir sollten im Kamin verbrannt werden.

Das wäre ein überaus eigenartiges Vorgehen sowohl für den Multimillionär Bermann als auch für einen Phagen, der sich als Oligarch ausgab. Die Attentäter töten und ihre Körper verbrennen! Wie in einem historischen Roman. Wie in der Kriminalchronik eines zurückgebliebenen Planeten.

Wir standen vor dem Kamin. Ohne besonderen Grund. Das Feuer würde auch so herunterbrennen, warum also sollten wir diesen Gestank einatmen.

Aber wir blieben stehen…

Es wurde an die Tür geklopft. Eine aufgeregte Stimme fragte: »Mister Bermann? Sind Sie sicher, dass alles in Ordnung ist?«

Stasj zwinkerte mir zu und näherte sich der Tür. Er schnauzte ihn an (Mein Gott, dieser Herr Bermann hatte wirklich eine widerliche Stimme): »Junger Mann, verstehen Sie kein Lingua? Ich meditiere!«

Das war vielleicht eine Erklärung! Bei einem derartigen Gestank hätte man höchstens mit Gasmaske meditieren können! Aber der Diensthabende war nicht geneigt, sich mit dem Ehrengast der Präsidentin anzulegen.

»Es sind zu wenig Knochen«, meinte Stasj beunruhigt, als er zu uns zurückkam. »Das Fleisch ist zu gut.«

»Es verbrennt sowieso alles zu Asche«, maulte Alexander. Er war immer noch böse auf uns, besonders auf Lion, und auch auf Stasj.

Stasj zuckte mit den Schultern. Er drehte am Gasregler des Kamins, die Brenner fauchten und warfen Flammen.

»Vielleicht sollte man Calcium hinzufügen?«, schlug Natascha leise vor. »Na ja… Kreide oder so was… Wenn sie die Asche untersuchen…«

»Das werden sie«, stimmte Stasj zu. »Sascha, Lion! Im Kühlschrank steht Quark. Bringt ihn her. Und außerdem Multivitamintabletten aus unserer Apothekentasche.«

Die beiden schauten sich feindselig an und gingen hinaus. Stasj lachte leise. »Sie sehen sich an wie junge Wölfe. Macht nichts, gegen Abend werden sie Frieden geschlossen haben.«

»Glauben Sie?«, fragte Natascha interessiert.

»Oft beginnt eine Freundschaft mit ein paar blauen Flecken«, meinte Stasj nachdenklich. »Tja, sie werden es natürlich herausfinden. Die genaue Zusammensetzung menschlicher Asche können wir nicht imitieren. Aber wir gewinnen Zeit.«

»Viel?«, wollte ich wissen.

»Nein. Aber viel brauchen wir auch nicht. Am Nachmittag fliegen die Bermanns ab.«

»Und wir?«, fragte ich gespannt.

»Ihr auch. Im Gepäck, anders geht es nicht.«

»Ist Edem ein schöner Planet?«, erkundigte ich mich.

»Ja, in diesem Fall lügt der Name nicht… Warte, wieso Edem?« Stasj schüttelte den Kopf. »Tikkirej, wir fliegen nicht auf den Edem, sondern auf den Inej.«

»Oh!« Natascha war erschrocken.

»Auf den Edem oder einen beliebigen anderen Planeten des Imperiums lassen sie uns nicht«, erklärte Stasj. »Aber auf den Inej… warum auch nicht. Während der Flugdauer werden die Geheimdienste versuchen, endgültig zu klären, was passiert ist. Sollen sie nur…«

Er lächelte.

Lion und Alexander kamen zurück. Sie warfen eine Packung Diätquark, Tabletten und ein tiefgefrorenes Huhn ins Kaminfeuer.

Stasj schüttelte den Kopf, protestierte aber nicht gegen das Huhn. »Wenn alles Kopf steht, kann man sich auch mal eine Dummheit erlauben. Das reicht, Jungs. Geht, ihr habt genügend Qualm eingeatmet. Ich warte hier, bis alles runtergebrannt ist.«

»Die echten hätten noch mehr gestunken«, stichelte Alexander. Es sah ganz so aus, als ob ihn die Niederlage bei der Schlägerei mit Lion sehr mitnahm.

»Warum bist du nur so boshaft?«, fragte Natascha plötzlich. »Du bist doch ein Phag.«

Alexander nahm einen anderen Ausdruck an und schwieg.

An seiner statt antwortete Stasj: »Leider ist er genau deshalb so boshaft. Geht, Kinder.« Nach einer halben Stunde — Stasj war noch im Dinnersaal und verbrannte im Kamin »unsere Überreste« — unterhielten wir uns schon wieder normal mit Alexander. Entweder hatte er sich wirklich beruhigt oder sich zusammengerissen. Er saß im Sessel und schwang Reden. »Das ist ganz einfach, da ist gar nichts dabei. Wenn die Grundausbildung beendet ist, wird ein Praktikant mit einer richtigen Aufgabe betraut. Natürlich versucht man etwas Einfacheres auszuwählen, aber dieses Mal wurde auf jeden Fall ein Junge gebraucht… also ein Mädchen, aber woher sollte man ein ausgebildetes Mädchen nehmen? Ich absolvierte einen Schnellkurs in Maskenbildnerei, als Test verbrachte ich sogar drei Tage im Mädcheninternat der heiligen Ursula. Es ging gut, niemand schöpfte Verdacht, wer ich war. Dann flogen wir zum Edem und verbrachten dort eine Woche in der Villa der Bermanns gemeinsam mit ihnen. Die waren vielleicht wütend… besonders Alexandra. Na und, bald beruhigten sie sich und waren uns sogar behilflich.«

»Und der Ausdruck ›na und‹ — ist der auch von Alexandra?«, machte sich Lion lustig.