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Und wie wir mit Stasj den Planeten verlassen hatten… nachts, den hilflosen Lion auf den Armen… jeden Augenblick konnten die Hirnamputierten zu sich kommen und sich auf uns werfen…

Aber es war gut ausgegangen!

Und auch dieses Mal wird es gut ausgehen, so redete ich mir ein, obwohl ich ein zunehmend unangenehmeres Gefühl nicht unterdrücken konnte: während der Gepäckkarren hielt, während das Gepäck abgeladen wurde und während wir eine lange Zeit in völliger Stille verharrten.

Nur gut, dass Natascha in einer echten Anabiosekammer lag, auch Lion war einigermaßen untergebracht, aber ich konnte meine Beine schon nicht mehr spüren, die Seite, auf der ich lag, tat mir weh, und ich sehnte mich danach, mich auszustrecken und eine bequemere Stellung zu finden.

Genauso gerädert fühlt man sich gewöhnlich am Morgen, wenn man die ganze Nacht über unbeweglich in einer einzigen Stellung geschlafen hat.

Trotzdem hielt ich aus und lag ruhig. Und wieder erklangen Stimmen.

»Wie soll ich das im Raumschiff unterbringen? Vielleicht hättet ihr mich noch später informieren können? Vierhundert Kilogramm! Ich habe eine schnelle Jacht und keinen Fracht- und Passagierliner!«

»Herr Cargomeister, aber das sind VIPs…«

»Mit meinem Raumschiff fliegen keine normalen Leute, Herr Schichtleiter. Ich habe vier Kajüten, kapieren Sie das? Für General Heisenberg mit Familie, er wird zum Generalstab versetzt und überführt seine Sammlung altertümlicher Waffen. Das sind fünfhundertzwanzig Kilogramm Übergewicht! Für Akademiemitglied Kornejulow mit seinen Gesteinsproben… Haben Sie mitbekommen, was er erwiderte, als ich ihm vorschlug, sie im Frachtraum zu transportieren? Und für die Herren Rechnungsprüfer mit ihren Archiven… zum Teufel mit diesen Klonen…«

»Sie sind keine Klone, sie sind natürliche Zwillinge.«

»Worin, zur Hölle mit ihnen, besteht da der Unterschied! Klone oder Brüder…«

»Ich muss doch bitten! Ich habe ebenfalls einen Zwillingsbruder, Herr Cargomeister.«

Es gab eine kurze Pause.

»Entschuldigung. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber ich kann nicht noch weitere siebenhundert Kilogramm Gepäck in die Kajüten laden! Es würde das Gleichgewicht des Raumschiffes stören und die Navigation im Tunnel gefährden.«

»Vierhundert Kilogramm.«

»Ihr Mister Smith wiegt fast anderthalb Zentner! Und dazu noch seine Tochter und deren persönliche Sachen mit über einhundert Kilo! Wir müssen sie während des Starts sowieso schon in den Salon treiben. Ich habe eine kleine, schnelle Jacht, kapieren Sie? Gab es bei Ihnen auf dem Kosmodrom schon einmal Havarien?«

»Und was schlagen Sie vor?« Der Schichtleiter drohte zu explodieren. »Den besonders wichtigen Passagieren, die mir vom Präsidialamt avisiert wurden, mitzuteilen, dass ihr Gepäck auf dem Planeten zurückbleibt? Einverstanden, unterschreiben Sie Ihre Weigerung. Ich wasche meine Hände in Unschuld. Unterschreiben Sie!«

Das also nennt sich höhere Gewalt! Wer hätte denn gedacht, dass einem Multimillionär die Beförderung seines Gepäcks verweigert würde? Ich stellte mir vor, wie die Sachen in die Gepäckaufbewahrung kamen, dort von Stasj abgeholt wurden und wir auf ein anderes Raumschiff warten mussten… Mir wurde allein schon von dem Gedanken daran schlecht, dass nun alle Leiden vergeblich waren.

»Gehen wir doch die Dinge bedächtig an«, meinte der Cargomeister, der für die gesamte Ladung eines Raumschiffs zuständig war, schon ruhiger. »Was haben wir denn hier? Vier Gepäckstücke?«

»Ja.«

»Zwei Koffer, eine Tasche und eine Anabiosekammer… Was sind das nur für Verrückte? In jeder Kajüte ist eine Anabiosekammer der Luxusklasse. Aber nein, sie schleppen ihre eigene Kammer durch die ganze Galaxis mit sich herum! Also in den zweiten Frachtraum würden noch rund dreihundert Kilogramm passen…«

»Wir haben vierhundert.«

»Einen Teil lassen wir hier. Schicken Sie es mit dem Abendflug nach, mit den entsprechenden Entschuldigungen.«

Der Schichtleiter lachte spöttisch. »So? Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon, welche Querelen so ein Passagier machen kann, wenn ihm ein Koffer fehlt?«

»Sie können mir glauben, dass ich es ahne. Nehmen Sie eine?«

»Äh… ja. Danke. Von der Erde?«

»Genau. Echter Tabak wächst nur auf der Erde.«

»Ich würde nicht sagen, dass der vom Edem schlechter ist.«

»Er ist nicht schlechter, er ist ganz anders. Andere Sonne, anderer Boden, anderes Wasser… Also was, verstauen wir es in den Laderaum?«

»Wenn ich mich nicht irre, kann man den zweiten Frachtraum während des Fluges nicht betreten.«

»Stimmt. Nicht so schlimm, sie werden es schon mal zwei Tage lang ohne einen zusätzlichen Smoking aushalten. Na los, laden wir diesen Eisschrank ein… soll Miss Smith den dazugehörenden, im Raumschiff eingebauten, benutzen, das schadet nichts. Und noch die Tasche und den Koffer. Und den da schickt ihr abends nach. Vielleicht vermissen sie ihn gar nicht sofort!«

Mir brach der Schweiß aus. Nicht etwa deshalb, weil der Koffer, in dem ich lag, derjenige sein könnte, der auf Neu- Kuweit zurückblieb.

Zum Frachtraum gab es während des Flugs keinen Zutritt! Das bedeutete, dass Natascha zwar in der Anabiosekammer, aber nicht in Anabiose in den Zeittunnel eintreten würde. Ihre Zellen würden spüren, dass sich die Welt um sie herum verändert hat… und sterben.

Was nun?

Was sollte ich nur machen? Schreien? Aber Stasj hatte befohlen, auf keinen Fall Lärm zu schlagen!

Und Natascha ahnte sicher nicht einmal etwas von der drohenden Gefahr! Das Fenster in der Anabiosekammer war schallisoliert.

Was sollte ich machen?

»Sagen Sie, wo haben Sie diese Zigaretten her? Ich bin kein großer Kenner, aber mein Schwiegervater…«

»Sie sind natürlich geschmuggelt. Auf Inej-3 wurde eine große Menge beschlagnahmt und auf einer Auktion zum Nominalpreis ans Personal verkauft.«

»Aha.« In der Stimme des Schichtleiters klang Neid. »Bei uns gibt es so etwas nicht.«

»Beschweren Sie sich bei der Gewerkschaft. Diese Ausverkäufe sind auf Inej üblich. Sie steigern spürbar die Aufmerksamkeit des Personals. Ha-ha!«

Der Schichtleiter fiel in das Lachen ein. Dann sagte er:

»Gerade solche, die nicht kontrolliert werden, schmuggeln.«

»Manchmal. Einmal hatten wir den Botschafter von Geraldika, das ist so ein unbedeutender Planet, befördert… Hallo, kommt hierher! Das, das und das in den Frachtraum, in den zweiten! Festzurren braucht ihr nicht, ich kümmere mich selbst ums Gepäck.«

»Und das«, gemeinsam mit dem Koffer schwankte ich von einem leichten Stoß, »in die Gepäckaufbewahrung, vorübergehend!«

Mir war nach Schreien zumute. Mir war außerordentlich nach Schreien zumute, als der Koffer mit mir irgendwohin getragen wurde, manchmal gegen Türeinfassungen schlug und letztendlich fluchend auf dem Boden abgestellt wurde.

Aber ich schwieg. Stasj hatte befohlen zu schweigen, egal, was passieren würde. Ich schwieg und schaffte es sogar, lautlos zu weinen. Ich bemühte mich um Haltung wie ein Erwachsener, ein richtiger Mann, ein Phag.

Nur dass ich erneut in die Windel machte, ich konnte es nicht länger aushalten.

Kapitel 4

Ich hasse es, hilflos zu sein. Insbesondere dann, wenn es sich dabei um körperliche Hilflosigkeit handelt. Wenn mich zum Beispiel ein älterer Schüler schnappte, den gerade ein Knirps von den oberen Stockwerken aus mit Wasserbomben beworfen hatte, meinen Kopf in ein volles Waschbecken steckte, mich darin festhielt und dabei dozierte: »Das bekommst du nicht dafür, dass du mein Hemd schmutzig gemacht hast, sondern weil ihr kleinen Dummköpfe gutes Wasser vergeudet!« Dann versuchte ich in dieser Situation, den Mund voller Wasser und der ältere Schüler doppelt so groß und stark, zu beweisen, dass ich gar keine Dummheiten gemacht, sondern lediglich daneben gestanden und zugesehen hatte. Das Schlimmste an dieser Hilflosigkeit ist jedoch die Ausweglosigkeit, wenn man ganz genau weiß: Alle Anstrengungen sind umsonst, und ganz egal, was man macht, es ist immer falsch. Nämlich dann, wenn man sein Schluchzen zurückdrängt und dem Fiesling erklärt, dass man überhaupt nicht die Wasserbomben auf ihn geworfen, sondern nur zugesehen hat, dann wird man zur Belohnung nochmals mit dem Kopf ins Becken getaucht. Dieses Mal deshalb, weil man zugesehen hat, ohne die Kleinen von ihrem Tun abzuhalten. Jetzt befand ich mich in derselben Situation. Ich saß im Koffer wie Schrödingers Katze in ihrer Kiste. Solange ich nicht gehandelt hatte, war nicht klar, wie ich hätte handeln müssen. Sollte ich Lärm schlagen, um Natascha zu retten? Oder lieber still bleiben und mich darauf verlassen, dass Stasj alles rechtzeitig aufklärte und in Ordnung brachte?