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Mit ihr hätte ich sicher noch einige Stunden verbracht, so interessant war es. Es kam aber ein neuer Übernachtungsgast, irgendeine langhaarige Missgeburt, und ich musste gehen. Ich bekam den Schlüssel und einen Prospekt des Motels mit einer detaillierten Karte, sodass ich mein Häuschen ohne Probleme finden konnte.

Es gefiel mir.

Ein schönes Holzbett mit sauberer Bettwäsche, ein Tisch, zwei Stühle und zwei Sessel, ein kleiner Videoscreen. Er war im Zimmerpreis inbegriffen und ich schaltete sofort auf den örtlichen Nachrichtensender. Durch das große Fenster konnte man fast das ganze Motel sehen. Das Häuschen stand auf einem Hügel. Unmittelbar hinter dem Haus begann der Zaun, danach kamen die Felder, dahinter waren die Hochhäuser der Hauptstadt zu erkennen. Die Luft roch sehr süß. Es konnte doch nicht sein, dass ich keinen Ausweg finden würde!

Es war mir gelungen, auf einen anderen Planeten zu fliegen. Ohne mich dabei in einen Zombie zu verwandeln. Ich hatte ein Dach über dem Kopf und etwas Geld in der Tasche.

Ich setzte mich an den Tisch und begann das Einwanderungsgesetz zu lesen. Alles war sehr richtig und vernünftig. Ich erfüllte alle Voraussetzungen — ich war jung, männlich, keine Vorstrafen… hatte lediglich die Landebahn betreten, war aber dabei nicht erwischt worden… Mir war natürlich eigenartig zumute, dass man eine Beschneidung »als Zeichen der Achtung der kulturellen und historischen Traditionen des Volkes« verlangte, aber wenn es sein musste… Außerdem waren hier drei Ehefrauen erlaubt. Ich hatte gehört, dass das auf vielen Planeten üblich sei, aber früher hatte ich eher abstrakt darüber nachgedacht. Jetzt sah es also ganz praktisch so aus, dass ich später drei Ehefrauen haben durfte. Eigenartig, sich das vorzustellen. Wenn Vater drei Ehefrauen gehabt hätte, wie hätte ich sie genannt? Tanten? Und auch Vater hätte sicherlich reichlich Probleme gehabt. Wenn eine Frau ein Geschenk bekommen hätte, wären die anderen beleidigt gewesen…

Dann las ich, dass nur 40 Prozent der Bevölkerung mehr als eine Ehefrau hätten, und beruhigte mich wieder. Nach einer Stunde hatte ich alle Formulare ausgefüllt. Ich aktivierte das Computerterminal und versandte meinen Antrag aufZuerkennungderStaatsbürgerschaftindas Einwanderungsministerium von Neu-Kuweit. In die Spalte für besondere Bemerkungen schrieb ich, dass ich sehr wenig Geld hätte und um »möglichst schnelle Bearbeitung meines Antrags« ersuchte. Die Anmerkung fand ich gelungen, ehrlich und würdevoll. Es war kein Herumjammern, ich erklärte lediglich die Situation.

Das Terminal erstellte mir eine Eingangsbestätigung mit der Bemerkung, dass der Antrag »in der vom Gesetz vorgegebenen Frist« bearbeitet würde. Mir wurde ebenfalls mitgeteilt, dass ich bis zur Entscheidung meiner Sache den Touristenstatus beibehielte und kein Recht auf Arbeit in der »legalen oder illegalen Wirtschaft Neu-Kuweits« hätte.

Danach warf ich mich aufs Bett und schaute mir die Nachrichten an. Hauptsächlich berichteten sie über das Leben auf dem Planeten und waren sehr interessant. Es ging zum Beispiel um den Besuch des Sultans auf einem »nördlichen Archipel«, wo der Bau eines gewaltigen Energiekomplexes geplant war. Gezeigt wurden verschneite Inseln, das kalte, dunkle Meer und der Sultan persönlich — gar nicht alt und mit einem klugen, ehrlichen Gesicht.

Ich schaute mir ungefähr dreißig Minuten lang die Nachrichten an und überzeugte mich davon, dass Neu-Kuweit wirklich ein herrlicher Planet war. Hier gab es Dschungel, aber keine sehr gefährlichen, Meere und Ozeane, Wüsten und Wälder. Nicht wie bei uns, wo das Komfortniveau 51 Prozent betrug. Außerdem wurde der festliche Abschluss des Hip-Hop- Festivals in Agrabad übertragen: Auf der Freiluftbühne vor einem luxuriösen Palast tanzten und sangen die Girls. Um sie herum schwebten bunte holographische Illuminationen, die Zuschauer klatschten in die Hände und sangen mit.

Es kamen auch galaktische Nachrichten. Darüber, dass ein gewisser Planet mit Namen Inej seine Kriegsflotte in einem Maße erweitert hatte, dass die vom Imperium genehmigte Größe überschritten wurde. Es wäre an der Zeit, dass sich die Administration der Erde sowie der Imperator selbst einmischten. Es ging um galaktische Rennen, bei denen klar die Mannschaft der Halflinge gewinnen würde, aber die beste Jacht vom Avalon, Kamelot, und andere fremde Raumschiffe um den zweiten Platz kämpften. Berichtet wurde über eine Beulenpestepidemie, die in irgendeiner kleinen Kolonie ausgebrochen war. Gezeigt wurden Raumschiffe des Quarantänedienstes des Imperiums, die den Planeten von der Außenwelt abschnitten und den Bewohnern das Verlassen des Planetenverwehrten,daesbisherkeine Behandlungsmöglichkeit für die Pest gab. Diese Krankheit verläuft tödlich und ist ansteckend für die Menschheit und fast alle fremden Rassen. Als auf dem Bildschirm Aufnahmen vom Planeten erschienen — überfüllte Krankenhäuser, überforderte Ärzte in hermetisch abgeschlossenen Schutzanzügen, Kranke, die von Geschwüren bedeckt waren: zuerst von einem einfachen, roten Ausschlag, dann von Pusteln, und dann beginnt der Körper zu zerfallen -, schaltete ich den Bildschirm ab. Wie eklig… Seit meiner Kindheit hatte ich Angst davor, an etwas Schlimmem und Unheilbarem zu erkranken. Natürlich findet sich gegen jede Krankheit ein Medikament, aber manchmal dauert das einige Jahre und in der Zwischenzeit sterben ganze Planeten aus. Daran wollte ich gar nicht erst denken, zumal mir sofort schien, dass auch meine Haut zu jucken anfing — das ist das erste Anzeichen der Pest.

Also verschloss ich das Häuschen und ging spazieren. Ich hatte ohnehin nichts zu tun und beschloss, Fremde anzuschauen. Denn wenn hier Halflinge waren, konnte es auch andere Außerirdische geben. Außer Menschen sah ich aber niemanden. Es wurde dunkel und alles begann sofort aufzuleben. Bei vielen Autos und Häuschen wurden Feuer entzündet oder Herdplatten aufgestellt und Essen zubereitet. Die Leute könnten sicher auch im Restaurant essen, aber selbst kochen ist interessanter. Ich besaß keine Lebensmittel, ging also ins Restaurant und bestellte mir Fleischsuppe, Gemüseragout und Apfelsinensaft. In einer Ecke des Restaurants spielte ein junger Mann leise Gitarre, die Kellnerin brachte ihm ab und zu ein Glas Wein, er trank und begann wieder mit dem Spiel. Alles in allem war es schön. Wie ein Feiertag!

Nur dass mein Rücken immer stärker wehtat. Warum bin ich auch so ein dummer Hypochonder? Wo hätte ich mich denn mit der Pest anstecken können? — Es war aber trotzdem sehr unangenehm.

Also trank ich meinen Saft aus und ging schlafen.

Am Himmel leuchteten schon die Sterne — sehr helle und strahlende, hier störte sie ja keine Kuppel. Ich ging und verdrehte mir den Hals auf der Suche nach bekannten Sternbildern, konnte mich aber nicht orientieren.

Wie herrlich es doch ist, dass ich hierhergekommen bin!, dachte ich immer wieder.

Und was die Mannschaft der Kljasma für nette Leute waren!

Wenn ich eines Tages reich wäre, würde ich sie auf jeden Fall suchen. Sie verkehrten ja zwischen verschiedenen Planeten, kämen also auch zu uns auf Neu-Kuweit. Ich würde sie alle in das beste Restaurant einladen und mich für das, was sie für mich getan haben, bedanken. Ich wurde gegen Morgen wach.

Rücken und Hände juckten fürchterlich, die Nase war verstopft, als ob ich erkältet wäre. Eine Minute lang lag ich unter der Decke und versuchte mir einzureden, dass das nur dumme Phantasien waren. Aber ich fürchtete mich mehr und mehr.

Dann stand ich auf, machte Licht und rannte ins Bad, wo ein großer Spiegel hing.