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Hände und Bauch waren von einem kleinen roten Ausschlag übersät.

Als ich mich, halb tot vor Entsetzen, umdrehte, sah ich, dass der Ausschlag auf meinem Rücken große rote Flecke bildete.

Genauso wie in der Sendung.

»Nein!«, schrie ich. Ich wollte mich sogar kneifen, vielleicht träumte ich?

Aber ich war mir sicher, dass es kein Traum war.

Beulenpest.

Unheilbar!

Zwei Tage lang würde ich diese Flecken, einen unerträglichen Juckreiz, Schnupfen und Stechen in den Augen haben. Stimmt, die Augen brannten schon, als ob Sand hereingekommen wäre… Dann würden aus dem Ausschlag Pusteln und ich würde ansteckend. Und nach weiteren drei Tagen wäre ich tot.

Aber ich konnte mich doch nicht mit der Pest infiziert haben! Das war doch nicht möglich!

Der Planet mit der Epidemie ist sehr weit von Karijer entfernt!

Oder… Auf einmal kam mir in den Sinn, dass die Kljasma unser Erz eben dahin transportiert haben könnte. Und selbst wenn ich in der »Flasche« gelegen hätte, wäre das etwa ein Hindernis für eine Ansteckung gewesen? Noch dazu dieser Junge, das Modul Keol, hatte der sich nicht am Bauch gekratzt? Vielleicht hatte er mich angesteckt? Oder der Älteste? Bei allen äußert sich die Krankheit verschieden, bei mir könnte sie früher ausbrechen.

Das bedeutete also, dass meine Freunde von der Kljasma schon tot waren. Gut, dass sie Neu-Kuweit schon vorher verlassen hatten. Dann kamen ihre Leichen nicht in Quarantäne, niemand würde von mir erfahren und nach mir zu suchen…

Oder wäre es besser, wenn sie mich finden würden?

Ich würde sicherlich unverzüglich ins Krankenhaus gebracht. Sie würden mich auf die Isolierstation legen und mit der Behandlung beginnen… obwohl es keine Heilung gab. Dort, auf der Isolierstation, würde ich sterben. Das stand fest und war nicht mehr zu ändern.

Jetzt wusste ich, wie sich meine Eltern fühlten, als sie ihr Sterberecht in Anspruch genommen hatten. Eigentlich lebst du noch, aber du weißt schon genau, wann und wie du sterben wirst. Und das war schrecklich. Mir brach am ganzen Körper der Schweiß aus, entweder wegen der Krankheit oder aus Angst. Sogar die nackten Füße rutschten auf den glatten Bodenkacheln. Ich schleppte mich in die Duschkabine, ließ das Wasser laufen und hockte mich hin. Die kalten Wasserstrahlen trommelten auf den Rücken und er hörte endlich auf zu jucken…

Ich will nicht sterben!, dachte ich. Ausgerechnet jetzt, wo alles so gut läuft! Wo ich auf einen Planeten gekommen bin, der der schönste im ganzen Universum ist! Wo ich sogar eine gute Freundin gefunden habe! Wo mein Antrag auf Zuerkennung der Staatsbürgerschaft angenommen wurde!

Warum musste es so kommen? Warum?

Habe ich mich irgendwie schuldig gemacht? Wenn die Eltern mit der Arbeit Glück gehabt hätten, wären sie nicht gestorben. Wenn sie nicht gestorben wären, wäre ich kein Modul geworden! Ich habe doch niemals jemandem etwas Schlechtes getan. Also, etwas wirklich Schlechtes, denn eine zerschlagene Nase oder ein Virus, mit dem ich einen fremden Pocket-PC verseucht hatte, zählten wohl kaum…

Ich ging erst aus der Dusche, als ich völlig durchgefroren war. Erneut schaute ich mich im Spiegel an, als ob das Wasser den Ausschlag hätte wegspülen können.

Er war natürlich nicht verschwunden, erschien sogar noch ausgeprägter, da meine Haut blass vor Kälte war.

Ich werde sterben. Und werde alle im Umkreis anstecken. Weil ich keinen Arzt rufen und nicht in die Isolierstation gesteckt werden will. Ich habe doch mein ganzes Leben unter Kuppeln verbracht und lag zwei Wochen in der »Flasche«. Ich will nicht!

Aber wenn auf Neu-Kuweit jemand überlebt, wird man mich tausend Jahre lang verfluchen. Als feiges und dummes Kind, das sich selbst ansteckte und dann noch andere infizierte.

Sterben werden sowohl der selbstzufriedene Halfling als auch der Taxifahrer, der kein Trinkgeld von mir nahm, die Wachmänner, die mich auf dem Kosmodrom entwischen ließen, das Mädchen, dessen Vater von der Erde stammte, der junge Mann, der am Abend so gut Gitarre gespielt hatte…

Alles wegen mir.

Meine Eltern wollten doch auch leben. Sie hätten gemeinsam mit mir die Kuppel verlassen können und wir hätten noch drei oder vier Jahre gelebt. Aber für sie war es das Wichtigste, dass ich lange und glücklich leben würde. Deshalb opferten sie sich auf.

Und nun stellt sich heraus, dass wegen ihres Opfers ein ganzer Planet aussterben wird.

Weil ich ein Feigling und Egoist bin. Ich möchte nicht einmal einen Arzt rufen, will nicht in einer Zelle sterben…

Ich schaffte es, mich abzutrocknen, sehr vorsichtig, da die Haut unerträglich juckte. Zog Jeans an und setzte mich ans Terminal. Ich schaltete es ein und suchte bei den Hoteldienstleistungen den Notarzt.

Es gab hier keinen Arzt. Man wurde an den städtischen Dienst verwiesen, aber davor graute mir.

Daraufhin ging ich die Liste der Motelgäste durch, die ihre Daten freigegeben hatten. Hier erschien auch der Halfling — er hatte einen außerordentlich schwierigen und langen Namen -, eine Familie »Graf Petrow«, Touristen, Geschäftsreisende und Sportler, die zu einem Quadroballturnier angereist waren. Ärzte fand ich nicht.

Dafür gab es einen Menschen namens Stasj, der in der Spalte »Beruf« als »Raumschiffkapitän« geführt wurde.

Ein Kapitän sollte die ganze Gefahr der Situation erkennen können.

Ich wählte seine Nummer. Es war fünf Uhr morgens, draußen war es noch ganz dunkel, aber das war jetzt egal…

Der Kapitän meldete sich schnell. Auf dem Bildschirm erschienen ein halbdunkles Zimmer, ähnlich dem meinen, und ein hellhaariger Mensch von etwa vierzig Jahren. Er ähnelte irgendwie Glebs Vater. Als er mich erblickte, verzog der Kapitän das Gesicht und fragte vorwurfsvolclass="underline"

»Was sind das für Kindereien?«

»Sind Sie Kapitän Stasj?«, fragte ich.

»Ja.«

Sein Gesicht wurde sofort ernst, er verstand offensichtlich, dass ich ihn nicht zufällig und nicht aus Spaß angerufen hatte.

»Ich heiße Tikkirej. Ich wohne im gleichen Motel wie Sie. Bungalow 114.«

»Das sehe ich«, sagte der Kapitän, »und weiter?«

»Könnten… könnten Sie mir helfen?«

»Vielleicht. Was ist passiert?«

Es schien, als ob er nicht davon überzeugt wäre, dass ich einen ernsten Grund hätte, ihn in dieser Frühe zu wecken, und er sich nur aus Höflichkeit zurückhielt. Vielleicht sprudelte es deshalb sofort aus mir heraus:

»Kapitän Stasj, ich habe die Beulenpest. Sie wissen doch bestimmt, was in diesem Fall zu tun ist!«

»Was erzählst du für einen Unsinn, Tikkirej?«, erwiderte der Kapitän entschieden.

»Das ist kein Unsinn!«, schrie ich, sprang auf und ging zurück, damit er die roten Flecken auf meinem Körper sehen konnte. »Ich habe die Beulenpest! Das ist äußerst gefährlich!«

»Woher kommst du?«, wollte der Kapitän nach kurzem Überlegen wissen.

»Vom Karijer. Das ist ein Planet, auf dem Erz abgebaut wird. Ich bin als Modul auf dem Raumschiff Kljasma geflogen, dann landeten wir irgendwo, ohne dass ich ausstieg, kamen hierher, ich durfte den Vertrag lösen, aber wir waren sicherlich auf dem Planeten, wo die Epidemie…«

»Halt für eine Sekunde die Luft an«, erwiderte Stasj sehr ruhig. »Geh zum Bildschirm und sieh in die Kamera. Komm mit dem Gesicht ganz nahe.«

Das machte ich.

»Bleib in deinem Bungalow sitzen und geh nirgendwohin«, befahl Stasj nach einer Pause. »Ich komme gleich zu dir. Verstanden?«

»Ich bin sehr ansteckend«, meinte ich.

»Das habe ich schon gemerkt. Bleib, wo du bist.«

Kapitel 4

Der Kapitän kam nach rund fünf Minuten. Ich hatte vorab die Tür geöffnet, und als die Klingel ertönte, rief ich laut: »Herein!«