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Ich hörte ihm schon nicht mehr zu. Ich schaute am Screen vorbei zum Cottage von Stasj.

Ein junger Mann näherte sich ihm, machte sich eine Sekunde lang an der Tür zu schaffen und ging hinein!

»Es ist so weit…«, flüsterte ich, »Lion, hast du das auch gesehen?«

»Was?« Er sprang gleich auf.

»Irgendein junger Mann ist ins Cottage eingedrungen! Als ob er einen Schlüssel hätte, ist er völlig unbefangen zur Tür und dann hineingegangen!«

»Ich habe doch hingeschaut…«, ärgerte sich Lion, »aber ich habe doch hingeschaut! Bei mir ist es immer so, wenn ich ins Erzählen komme, verpasse ich die interessantesten Dinge!«

Mir fiel ein, dass ich diesen jungen Mann schon einmal gesehen hatte. Er hatte gleich nach mir eingecheckt.

»Komm, wir bleiben hier«, sagte ich, »er wird kaum lange drinbleiben…«

Aber er blieb sehr lange im Cottage. Es verging eine halbe Stunde, eine Stunde. Lion begann mich skeptisch anzusehen, dann fragte er:

»Du hast dich nicht geirrt?«

Ich schüttelte den Kopf. Lion seufzte und legte sich auf den Rücken. Ihm war es natürlich langweilig auf dem Dach, zumal er den Verbrecher nicht einmal gesehen hatte.

»Ich werde schlafen und meinen Bauch sonnen«, entschied er, »wenn etwas Interessantes passiert, sag Bescheid.«

In diesem Augenblick wurde die Tür des Cottage geöffnet, der ungebetene Gast ging hinaus und bewegte sich schnell zu einer dichten Hecke, die längs der Hauptallee angepflanzt war.

»Jetzt ist er hinausgegangen«, sagte ich stolz.

Lion drehte sich eilig um und reckte den Hals. »Wo?«

»Na da, er versteckt sich in den Sträuchern!« Ich zeigte mit der Hand dorthin.

»Aber wo denn, ich sehe nichts!«

»Na da!«, heulte ich auf. »Bist du blind?«

Der Verbrecher hatte sich bereits geschickt durch die Hecke gezwängt und hinter den Zweigen versteckt.

»Ich glaube, du hast einen Sonnenstich«, meinte Lion, »ehrlich.«

»Was sagst du da, hast du nichts gesehen?«

»Nö. Niemanden.«

Wir schauten einander durchdringend an.

Lion zweifelnd und beleidigt und ich… ich sicherlich auch zweifelnd.

»Ehrenwort, er kam aus dem Cottage heraus!«, rief ich. »Du hast dich nur zu spät umgedreht, als er sich schon in die Hecke schlug.«

»Ich habe doch diese Hecke gesehen, dort war niemand.«

»Du glaubst mir nicht?«, fragte ich.

Lion zögerte. Lustlos sagte er: »Ich glaube dir. Aber ich habe eine normale Sehkraft. Ich hätte es auch gesehen. Vielleicht war das ein Dshedai?«

»Wer?«

»Na, ein galaktischer Ritter, ein Dshedai. Warst du nie im Kino?«

»Ah…«, ich erinnerte mich, »das sind die, die mit Schwertern gekämpft haben und sich unsichtbar machen konnten? Aber das ist doch ein Märchen.«

Lion wedelte mit den Händen: »Nicht doch, das ist kein Märchen! Es gibt solche Spinner, sie leben auf dem Avalon. Sie nennen sich galaktische Ritter, fliegen durchs ganze Imperium und kämpfen für die Gerechtigkeit.«

»Und warum sind sie dann Schwachköpfe? Kannst du mir das bitte erklären?«

»Na deshalb, weil niemand sie braucht. Das ist so eine Art Sekte, verstehst du? In Wirklichkeit gibt es die Flotte des Imperiums, die Polizei, den Hygienedienst und noch vieles mehr. Sie kümmern sich um die Aufrechterhaltung der Ordnung. Aber die Dshedais denken, dass es unbedingt solche Ritter geben muss, die nicht für den Dienst, sondern für die Idee arbeiten.«

»Und das sind Dshedais?«

»Na ja, damit macht man sich über sie lustig«, gab Lion zu, »so als würde man ›Homo‹ zu einem Menschen sagen, das wäre beleidigend. Oder einen Halfling einen ›Hobbit‹ nennen. Oder zu einer Tzygu ›Bienchen‹ sagen. Oder die, die auf einer Raumstation leben, als ›Kosmik‹ bezeichnen.«

»Ich habe es doch kapiert! Und wie war das, sie können sich unsichtbar machen und kämpfen mit dem Schwert?«

»Das mit dem Unsichtbarmachen können sie, glaube ich… aber mit den Schwertern, das weiß ich nicht«, erwiderte Lion ehrlich.

»Und warum habe ich ihn dann gesehen?«

»Na ja, für den einen konnte er sich unsichtbar machen, für den anderen nicht. Vielleicht, weil du ein Mutant bist, der Radioaktivität gut verträgt.«

»Was hat das mit Radioaktivität zu tun?«

»Woher soll ich das wissen?«

Ich sah ein, dass es unmöglich war, Lion umzustimmen, wenn er sich etwas ausgedacht hatte. Und wenn wir uns weiter stritten, würden es in eine Schlägerei ausarten.

»Vielleicht ist es auch so«, äußerte ich. »Und trotzdem hast du ihn nicht gesehen. Du hast ja gelegen und nach oben geschaut. Die Sonne schien dir in die Augen, wenn auch durch die Lider. Deshalb hast du nicht sofort normal sehen können.«

Lion dachte nach und gab zu, dass das möglich wäre. Aber die Version mit dem Dshedai sollte man nicht verwerfen. Das würde aber heißen, dass mein Freund Stasj selbst ein Verbrecher wäre. Wenn die Dshedais auch Schwachköpfe sind, ehrlichen Menschen fügen sie nie einen Schaden zu.

Um uns nicht zu zerstreiten, zogen wir uns an, kletterten vom Dach und gingen Kaffee mit Sahne trinken. Auf dem Weg kratzte ich mich am Hinterkopf. Nicht wegen der Allergie, sondern weil ich einen Sonnenbrand abbekommen hatte.

Kapitel 5

Kapitän Stasj hörte mir sehr aufmerksam zu. Als ich ihm beichtete, dass ich nicht allein, sondern mit meinem neuen Freund auf Wache gewesen war, wurde er überhaupt nicht böse. Sobald er aber hörte, dass Lion den Dieb gar nicht bemerkt hatte, zog er seine Stirn in Falten und vertiefte sich in seine Überlegungen.

»Vielleicht ist er ein Dshedai?«, fragte ich vorsichtig, »dieser Kerl…«

»Was denn für ein Dshedai?«, brummelte Stasj, in Gedanken versunken.

»Na ja, es gibt so eine Sekte auf Avalon…«

Kapitän Stasj runzelte die Stirn. »Tikkirej, erstens lohnt es sich nicht, sie Dshedai zu nennen. Dshedais sind Märchenfiguren aus der Mythologie der Anfangsphase der Eroberung des Kosmos. Einige Bezeichnungen jener Zeit haben sich eingebürgert. Aber mit den Dshedais aus dem Märchen haben die Ritter des Avalon, die Phagen, nichts gemein. Tikkirej, bist du sicher, dass du diesen jungen Mann erkannt hast? Ist es genau derjenige, der gleich nach dir eingecheckt hat?«

»Ja, der. Er hat so ein charakteristisches Gesicht: ein schmales, keilförmiges Gesicht und lange Haare. Und was ist zweitens?«

»Zweitens…«, Stasj erhob sich aus dem Sessel und gab dabei einige Kommandos ins Terminal ein, »zweitens, mein junger Freund, können sich die Phagen nicht unsichtbar machen. Das ist ein verbreiteter Irrtum. Die Ausbildung eines Phagen beinhaltet die Beherrschung der Technik des Maskierens, der Hypnose, der verbalen und nonverbalen Beeinflussung der Psyche, aber das ist alles sehr weit entfernt von der Unsichtbarkeit. Zumal auf große Entfernung. Möglich, dass eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestand, den Phagen nicht zu bemerken, weil du ständig auf ihn geschaut hast, aber nicht bei Lion, der nur schnell und oberflächlich hinsah. Das ist schwer zu erklären, aber glaub mir ruhig.«

»Und gibt es ein Drittens?«, wollte ich wissen.

»Ja. Dieser Mensch gehört nicht zu den Rittern Avalons. Und wenn du zu dem Schluss gekommen sein solltest, dass ich ein Verbrecher bin, dann irrst du dich.«

Beschämt schwieg ich.

»Ist dir bekannt, Tikkirej, warum im Mittelalter der Erde, in der vorkosmischen Ära, das Rittertum als Erscheinung verschwand?«, fragte mich Stasj und beobachtete dabei das Terminal. Er konnte offensichtlich mehrere Dinge auf einmal tun. Zum Beispiel, den Computer bedienen — und das nicht einmal über den Shunt -, also mit den Händen arbeiten und gleichzeitig etwas erklären.

»Tja… ich erinnere mich nicht besonders«, bekannte ich.