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Blöder Spanner! Fick dich selbst!

Unter dem Scheibenwischer klemmte ein aufgerissenes Kondompäckchen.

Na großartig!

Er kramte sein Handy aus der Hosentasche und drückte die Wahlwiederholungstaste. Ungeduldig drückte er das Gerät an sein Ohr.

Wieder ertönte das Freizeichen.

Und wie schon bei seinen vorangegangenen Versuchen, nahm niemand das Gespräch an.

KAPITEL 15

Er langweilte sich.

Ja, verflucht noch mal, es war scheiße langweilig, neben dem verschlossenen Sarg zu hocken und darauf zu warten, dass sein Bruder mit einem neuen Reifen zurückkam.

Vor allem, weil er wusste, was für ein Prachtstück bestens verschnürt in der eigens für ihren Damenbesuch präparierten Kiste lag und nur darauf wartete, endlich ausgepackt zu werden.

Adam strich sein schulterlanges Haar zurück und lauschte in die Stille. Wenn er sich nicht verdammt getäuscht hatte, war da ein Geräusch.

Ein Brummen, das direkt aus dem Sarg kam.

„Hey, was treibst du da?“, rief er und klopfte gegen den Deckel.

Keine Antwort.

Natürlich nicht. Schließlich hatte die Kleine ja den Mund voll. Adam grinste und zog eine Packung Lucky Strike aus seiner Hosentasche. Während er sich eine anzündete, blickte er durch die geöffnete Heckklappe des Wagens hinaus auf die Landstraße.

Wo bleibt er nur so lange? Es kann doch nicht so schwierig sein, so einen beschissenen Reifen aufzutreiben.

Ein Geländewagen rauschte an ihm vorbei. Als die Frau auf der Beifahrerseite sich nach ihm umdrehte, fürchtete Adam einen Augenblick lang, der Wagen könnte anhalten. Aber er fuhr einfach weiter.

Wieder hörte er das leise Geräusch aus dem Inneren des Sarges.

Sollte er nachsehen? Nicht, dass das kleine Miststück da drin irgendeinen Blödsinn anstellte.

Nein, ausgeschlossen, beruhigte er sich. Ihr Transportmittel war absolut sicher und zudem vielfach erprobt. Er wusste definitiv, dass es keine Möglichkeit gab, aus dem Sarg zu entkommen. Schließlich hatte er es selbst ausprobiert, nachdem Kid und er ihn für ihre Zwecke umgebaut hatten. Und außerdem hatte er der Kleinen eigenhändig die Fesseln angelegt.

Sein Spezialgebiet.

Nein, es bestand keinerlei Gefahr, dass sie Dummheiten machte.

Trotzdem könnte er natürlich nachsehen. Nur um auch wirklich sicherzugehen. Und bei dieser Gelegenheit konnte er sich ja ein bisschen Appetit holen und sich ein wenig mit ihr vergnügen.

Nur ein ganz kleines bisschen.

Nur bis sein Bruder kam und sie den Reifen wechseln mussten. Natürlich würde Kid wütend werden, wenn er mitbekäme, dass Adam es nicht hatte abwarten können. Allerdings konnte er ihm ja auch die Geschichte mit den Geräuschen auftischen und sagen, dass er nur sichergehen wollte, dass alles in Ordnung sei.

Er legte seine Hand auf einen der Riegel am Deckel des Sarges.

Einmal ist keinmal. Hatte es nicht schon im Märchen so geheißen?

Verdammt, er war sich einfach nicht sicher, was er tun sollte. Er schnippte die noch brennende Zigarette in den Straßengraben. Und gerade als er sich dazu durchgerungen hatte, doch nach der Kleinen zu sehen, sah er seinen Bruder die Landstraße herauffahren.

Er kletterte durch die Kofferraumklappe ins Freie und wartete ungeduldig, bis Kid die Strecke bis zu ihrem Wagen zurückgelegt hatte.

„Wo warst du denn so lange? Ich hab schon gedacht, du tauchst gar nicht mehr auf.“

„Frag nicht. War alles etwas komplizierter, als ich es mir vorgestellt hatte. Ist jetzt aber auch egal. Hauptsache, wir haben ein neues Rad.“

„Und wo hast du dieses Ding her?“ Ungläubig schaute er auf das klapprige Fahrrad. Und auf den Anhänger, in dem ein relativ neu aussehendes Rad lag. „Hätte der Typ, von dem du den Reifen bekommen hast, dich nicht herfahren können?“

„Nein, der wollte lieber ein Bad nehmen. Außerdem war die Batterie von seinem Wagen platt. Ist nicht angesprungen.“

„Hä?“

„Vergiss es. Lass uns lieber zusehen, dass wir das Rad auf den Wagen kriegen. Wir haben schon genug Zeit verloren.“

KAPITEL 16

Sie folgten dem Verlauf des gut zwei Meter hohen Metallzaunes durch den dichten Wald. Kiefernzapfen und vertrocknete Äste knackten bei jedem Schritt verräterisch unter ihren Schuhen.

„Am liebsten hätte ich angehalten und dem Penner ordentlich die Leviten gelesen. Mit etwas weniger Glück würde ich jetzt nicht hier stehen, sondern an irgendeinem Baum am Straßenrand kleben. So ein Idiot.“

„Siehst du, und zur Strafe hat er jetzt einen Platten. Ausgleichende Gerechtigkeit nennt man so was.“

„Und warum muss es ausgerechnet die Rückseite sein?“, wechselte Vanessa das Thema. „Dieses Grundstück hat vier Seiten und wir nehmen ausgerechnet die, die mit Abstand am umständlichsten zu erreichen ist. Und wie soll ich eigentlich über diesen Zaun kommen? Hast du dir darüber mal Gedanken gemacht?“

Ihr Blick folgte den dicken Eisenstangen, über deren angespitzte Enden sich mehrere Bahnen Stacheldraht erstreckten. „Meine Klamotten sind nicht unbedingt dazu geeignet, da rüberzuklettern.“

Jonas musterte sie von oben bis unten. Sie trug ein schwarzes Netz-Top, das den Blick auf die darunter liegende Haut und den schwarzen BH freigab. Ihr Rock war noch immer verflucht kurz. Vermutlich so kurz, dass er bei einer unachtsamen Bewegung den Blick auf die schwarze Spitze ihrer halterlosen Strümpfe preisgab. Und sie trug wieder diese Stiefel, die ihm schon bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen waren.

„Da hast du wohl recht. In diesem Outfit kommst du nicht heil über den Zaun.“

Jonas ging einige Meter weiter, bevor er stehen blieb und mit je einer Hand eine Stange des Eisenzauns umfasste.

„Gut, dass du einen starken Mann dabei hast.“

Mit einem kräftigen Ruck riss er gleichzeitig an beiden Stangen, die mit einem knirschenden Geräusch nachgaben und sich aus dem Zaun lösten. Er warf sie zur Seite, wobei er darauf achtete, dass sie beim Aufprall nicht aufeinanderschlugen und unnötigen Lärm verursachten.

„Na? Beeindruckt?“

„Du willst mich wohl verarschen, oder?“

Vanessa ging zu einer der Eisenstangen, hob sie an und betrachtete sie wortlos. Während den Stangen die Jahre an der salzigen Seeluft deutlich anzusehen waren, glänzten die Enden, als wären sie eben erst abgeschliffen worden.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

„Was denn?“ Er sah sie auf eine Art an, die Vanessa mit dem Ausdruck Dackelblick umschrieben hätte. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst.“

„Erzähl mir nichts vom Pferd. Du warst schon mal hier und hast die Dinger angesägt, oder? Darum sind wir auch erst durch den halben Wald gestolpert. Das konntest du natürlich nicht an der Straße machen.“

„Hallo, was machen Sie da?“ Sie verstellte ihre Stimme, so dass sie nach einer alten Frau klang.

Nichts weiter, ich klaube mir nur etwas Altmetall zusammen. Sie wissen doch, die Preise dafür sind extrem gestiegen.“ Dieses Mal klang ihre Stimme tief und männlich.

„Okay, ich gebe es zu. Schuldig im Sinne der Anklage. Aber ich hatte ein edles Motiv für meine Tat, Euer Ehren.“

„So? Welches denn?“

„Ich wollte nur sichergehen, dass ich diese junge Dame hier nicht hinterher aus dem Stacheldraht fischen muss.“

„Sie haben also völlig selbstlos gehandelt, Angeklagter? Sehe ich das richtig?“

„Genau so ist es.“

„Dann wird die Anklage hiermit fallen gelassen. Freispruch in allen Punkten. Noch mal Glück gehabt.“