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„Das sind ja fürchterliche Geschichten. Kein Wunder, dass niemand dieses Schloss kaufen wollte.“

„Sehen Sie. Und so ist es bis heute geblieben. Und?“

„Was? Und?“

„Wie steht es mit Ihnen? Haben Sie noch Interesse?“

„Ich werde darüber nachdenken. Auf jeden Fall danke ich Ihnen für die offenen Worte.“

„Nichts zu danken. Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich muss weiter. Kommen Sie klar?“

„Sicher. Und noch mal, vielen Dank.“ Adam beobachtete, wie der Polizist in seinen Wagen stieg. Er ließ den Motor an und wendete das Fahrzeug auf dem engen Vorplatz des Eingangsportals.

Er ließ das Fahrerfenster herunter, als sein Wagen langsam an Adam vorbeirollte. „Mir ist da noch etwas eingefallen. Nur eine Kleinigkeit.“

„Ja?“ Hau endlich ab, Columbo. Du nervst!

„Hier in der Gegend ist vor einigen Tagen eine junge Frau verschwunden. War wohl als Anhalterin unterwegs. Diese jungen Dinger lernen es einfach nicht. Falls Sie etwas in dieser Richtung mitbekommen, wäre es furchtbar nett, wenn Sie sich an die nächste Polizeidienststelle wenden würden. Das war´s schon.“

Oh man, der Typ hatte tatsächlich nicht die geringste Ahnung, wen er da gerade vor sich hatte. „Mach ich. Kein Problem.“

Langsam rollte der Wagen davon.

Plötzlich lief Adam ihm ein Stück hinterher. „Sagen Sie mal, wie heißt denn die junge Frau, die Sie suchen?“

„Melanie. Melanie Hansen. Und danke, dass Sie die Augen offen halten! Machen Sie es gut.“

Dann bog der Wagen auf die Landstraße und fuhr davon.

Idiot!

Adam blickte ihm hinterher, bis die Rücklichter hinter der nächsten Kurve verschwanden. Langsam ging er zurück zu seinem eigenen Wagen.

Was für ein Trottel. Kein Wunder, dass die Bullen mit ihren Suchaktionen auf keinen grünen Zweig kamen.

Er entriegelte den Kofferraum. Lautlos glitt der Deckel nach oben.

Die Frau starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Adam hatte sie mit einem Abschleppseil fachmännisch gefesselt und ihr einen Streifen extrabreites Klebeband über den Mund geklebt, das er eigens zu diesem Zweck aus dem Baumarkt besorgt hatte.

Ihr Rucksack lag neben ihr.

Drei Tage fuhr er sie nun schon in seinem Kofferraum spazieren, nachdem er sie während eines starken Regengusses am Straßenrand aufgelesen hatte. Ja, diese Anhalterinnen waren noch immer die dankbarsten Opfer. Einfach zu beschaffen, oft einigermaßen attraktiv und fast immer hinterließen sie kaum nachvollziehbare Spuren.

„Hallo Süße. Es gibt gute Nachrichten. Ich habe eine neue Bleibe für uns gefunden. Ich bin mir sicher, es wird dir gefallen - das Schloss. Sieht aus, als wäre es genau das, wonach wir gesucht haben.“

Als die ersten Regentropfen auf das Dach seines Wagens prasselten, schlug er den Kofferraumdeckel zu, klemmte sich hinter das Steuer und fuhr fröhlich pfeifend dem beginnenden Gewitter entgegen.

Was für ein Tag! Er liebte Horrorgeschichten. Und er wusste genau, wie diese hier weitergehen würde.