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Prima Sandy, das hast du ja ganz großartig hingekriegt. Ein Typ macht dir schöne Augen und du hast nichts Besseres zu tun, als zu ihm in den Wagen zu springen. Und, voilá, bist du irgendeinem verrückten Spinner auf den Leim gegangen.

Und dabei hatte dieser Typ ihr noch nicht einmal Geschichten von niedlichen Babyhunden oder Süßigkeiten auftischen müssen, so wie es ihre Eltern ihr immer gepredigt hatten. Nein, sie hatte sich völlig selbständig und ohne jede Not bis zum Hals in die Scheiße geritten.

Und diese Scheiße stank.

Ein stechender Geruch erfüllte den engen Innenraum ihres Gefängnisses und trieb ihr Tränen in die Augen.

Es muss das Zeug sein, mit dem er mich außer Gefecht gesetzt hat.

Sandy riss an den Fesseln, die daraufhin noch schmerzhafter in ihre Handgelenke und Knöchel schnitten.

Ansonsten erreichte sie nichts.

Ihr Pulsschlag beschleunigte sich und das Pochen in ihrer Halsschlagader vermischte sich mit dem Hämmern der Kopfschmerzen.

Sie war kurz davor, die Kontrolle über sich zu verlieren. Und obwohl sie wusste, dass Panik in dieser Situation die schlechteste aller möglichen Optionen war, konnte sie sich nicht gegen das aufsteigende Gefühl erwehren.

Es war beinah so wie damals.

KAPITEL 8

Sie stand auf dem Balkon ihres Hotelzimmers und schaute auf das türkisblaue Meer, während die Strahlen der Spätnachmittagssonne kleine Schweißperlen auf ihrer leicht geröteten Haut entstehen ließen.

Sie atmete die warme Luft ein und schloss die Augen. Wenn es nach ihr ging, konnte dieser Urlaub ewig dauern.

Ohne ihre Eltern, ohne ihren pubertierenden Bruder und ohne ihren streitsüchtigen Exfreund. Ganz alleine. Nur ihre beste Freundin Lena und sie. Oh ja, nach dem überstandenen Abistress hatten sie sich die zwei Wochen Ägypten redlich verdient, die gleichzeitig den krönenden Abschluss ihrer Schulzeit bildeten.

Und wer wusste schon, wohin es sie alle in der nahen Zukunft verschlagen würde? Lena plante, sich nach dem Sommer für einen Studienplatz im Ausland zu bewerben und Sandy würde an einer Universität in ihrer Heimatstadt studieren. Ein wenig beneidete sie ihre Freundin um deren reiche Eltern, die ihre Pläne, gleich für mehrere Jahre in die Staaten zu gehen, nur mit einem beiläufigen „Wenn du das wirklich möchtest“ kommentiert hatten.

„Wie sieht´s aus? Wollen wir noch zum Basar in den Ort laufen?“ Lena war hinter sie getreten, ohne dass Sandy sie hatte kommen hören, und schlang freundschaftlich die Arme um Sandys Hüften. Sie legte ihr Kinn auf ihrer Schulter ab und flüsterte: „Komm, Süße, lass uns gehen. Ich wollte noch ein paar Souvenirs für zu Hause kaufen. Und Postkarten haben wir auch noch keine einzige geschrieben.“

„Wahrscheinlich sind die sowieso erst nach uns in Deutschland. Falls sie überhaupt ankommen.“

„Egal, aber ich möchte wenigstens mit gutem Gewissen sagen können, dass wir welche geschickt haben.“

Sandy drehte sich um.

Lena war wunderschön, vom Typ her das exakte Gegenstück zu ihr. Ihre nussbraunen Locken, die nach über einer Woche in der arabischen Sonne dunkel gebräunte Haut und die großen, grünbraunen Augen. Kein Wunder, dass die Kerle bei ihr Schlange standen.

Sie trug ein kurzes Trägerkleidchen, dessen fliederfarbener Grundton mit winzigen weißen und rosafarbenen Blüten durchsetzt war. Ihre Sonnenbrille steckte im offenen, vom Duschen noch nassen Haar. Der Duft ihres Duschgels drang frisch und betörend in Sandys Nase.

„Was starrst du mich so an? Stimmt was nicht?“ Lenas herzliches Lachen zeigte ihre schneeweißen Zähne.

„Doch. Es ist nur…“

„Was? Alles okay?“

„Ich habe nur gerade daran denken müssen, wie es wohl weitergeht, wenn wir wieder zurück in der Heimat sind. Du wirst spätestens in ein paar Monaten in Kalifornien oder in einem anderen Sonnenstaat der USA studieren und ich hocke weiterhin zu Hause bei meinen Eltern.“

„Neidisch?“

„Nein, natürlich nicht. Na gut, vielleicht ein kleines bisschen. Aber das ist es gar nicht.“

„Was denn dann?“

„Ich werde dich schrecklich vermissen.“

„Ich dich doch auch. Und du kannst mich jederzeit besuchen kommen. Du musst mir versprechen, dass du kommst. Abgemacht?“ Lena machte einen Schritt auf Sandy zu und sah sie eindringlich an. Ihre Gesichter berührten sich beinahe.

Mit einem Mal spürte Sandy ein ihr bis dato unbekanntes Kribbeln. Er fühlte sich irgendwie seltsam an und ohne darüber nachzudenken, zog sie Lena plötzlich zu sich heran und drückte ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Irritiert und überrascht von ihrem eigenen Verhalten, trat sie einen Schritt zurück. „Sorry, war nicht so gemeint. Ich weiß selbst nicht, was da in mir vorgegangen ist. Bitte, ich…“

„Psst!“ Lena drückte ihr sanft ihren Zeigefinger auf die Lippen. Dann zog sie Sandy durch die offene Balkontür ins Innere des klimatisierten Zimmers.

Sandy spürte die kalte Luft auf ihrer schwitzigen Haut, als Lena sich zu ihr beugte und zärtlich ihren Hals küsste.

„Warum eigentlich nicht?“, flüsterte Lena und fuhr mit der Zungenspitze über Sandys Ohrläppchen. „Wir sind doch im Urlaub. Und niemand wird jemals davon erfahren“

Sandys Herz begann wild zu pochen, als Lena ihre Hände unter ihr Kleid schob und mit ihren Fingern über sie Konturen ihres Stringtangas streichelte.

Sie sahen sich gegenseitig tief in die Augen. Zögernd streichelte Sandy über Lenas Brüste. Sie waren voll und weich und zeichneten sich formschön unter dem Stoff ihres Kleides ab.

Lena schob Sandy in Richtung des Kingsize-Bettes und drückte sie sanft auf die Matratze, ohne ihre Lippen von Sandys Hals zu lösen. Dann küsste sie Sandy auf den Mund und ihre rechte Hand glitt unter Sandys Kleid. Sandy bebte innerlich, während Lenas Finger sich vorsichtig in ihr Höschen vortasteten.

Sie stöhnte leise auf und schloss die Augen, als Lenas Zeigefinger sanft in sie eindrang, sie sich weiter küssten und ihre Zungen sich gegenseitig umspielten.

Als sie eine Stunde später gemeinsam über den Suk schlenderten, hatte Sandy das Gefühl, jeder der zahlreichen Passanten müsse ihr das Erlebte an der Nasenspitze ansehen. Natürlich war dem nicht so, aber das seltsame Gefühl blieb.

Bis zu diesem Tag hätte sie sich niemals vorstellen können, mit einer Frau intim zu werden. Und schon gar nicht mit ihrer besten Freundin. Auf der anderen Seite: Gab es etwas Naheliegenderes, als eine derartige Erfahrung mit einem Menschen zu machen, mit dem man seit frühester Kindheit durch dick und dünn gegangen war? Mit jemandem, den man so gut kannte, wie niemanden sonst auf der Welt? Mit dem man all seine Geheimnisse geteilt hatte? Selbst die, die man vor seinen Eltern hütete, wie seinen Augapfel? Wahrscheinlich nicht. Und eigentlich war die Erinnerung daran viel zu schön, als dass Sandy sie nun durch überflüssiges Grübeln zerstören wollte.

„Sprecht ihr Deutsch? Ich habe Bruder in Deutschland. Komm und probier Malventee. Bei mir kriegt ihr besten Tee in ganz Ägypten. Kommt. Nur probieren. Nicht kaufen.“ Der junge Mann, der hinter seinem Stand hervortrat, lächelt sie freundlich an und folgte ihnen einige Schritte, als sie einfach weitergingen.

„Nein, vielen Dank. Das ist wirklich nett von Ihnen, aber wir mögen beide keinen Tee.“

„Keinen Tee? Ihr wisst nicht, was ihr verpasst. Kommen und probieren. Ist eine Einladung.“

„Es tut uns leid“, sagte Lena bestimmt. „Aber wir möchten wirklich nicht.“

„Zwei so hübsche Frauen aus Deutschland. Warum so abweisend?“

Lena dreht sich noch einmal um und wollte etwas erwidern, aber Sandy griff nach ihrem Arm und zog sie weiter. „Komm, lass ihn einfach. Sonst schaffen wir es nie, den ganzen Basar anzusehen.“