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Das Problem bei Mord ist, dass man dabei zwangsläufig eine Leiche loswerden muss. Wie es das Glück wollte, lag Sweeneys Laden auf dem Grundstück einer alten Kirche, von der noch unterirdische Gänge und Grabkammern existierten. Einer dieser Gänge führte unterhalb der Straße direkt zum Keller seiner Komplizin, einer gewissen Mrs Lovett. Auch sie besaß einen Laden in der Fleet Street.

Sie verkaufte Pasteten.

Es scheint, dass sie und Sweeney eine schaurige Vereinbarung trafen, von der beide profitierten. Sweeney löste das Problem mit der Beseitigung der Leichen; und was Mrs Lovett angeht … nun, es genügt wohl, wenn ich sage, dass Berichten aus jener Zeit zu entnehmen ist, dass ihre Pasteten wegen ihrer Qualität und ihres Geschmacks sehr gefragt waren.

Wenn Sweeney in Pagus Parvus gelebt hätte, wer weiß, vielleicht hätte er dann auch einmal um Mitternacht vor Joes Tür gestanden. Sein Geständnis hätte das von Horatio Cleaver wahrscheinlich in den Schatten gestellt.

Über das Begraben-Werden bei lebendigem Leib

Ihr erinnert euch vielleicht an das Geständnis des Sargmachers Septimus Stern. Er berichtet vom Fall eines jungen Mannes, der lebendig begraben worden war. Man wundert sich, wie oft das zu Ludlows Zeit tatsächlich passiert ist – allerdings darf man nicht vergessen, dass den damaligen Ärzten das medizinische Wissen und Können fehlte, das wir heute haben, um den Tod eines Menschen eindeutig festzustellen. Ein gewisser Graf Karnice-Karnicki, der im neunzehnten Jahrhundert lebte und bei bester Gesundheit war, hatte so geringes Vertrauen in die Ärzteschaft, dass er für sein späteres Grab eine Vorrichtung konstruierte, die ein mögliches Begraben-Werden bei lebendigem Leib verhindern sollte. In ähnlicher Weise wie der Sargmacher befestigte er ein Rohr am Sarg, das er bis zur Erdoberfläche führte. Hätte es nach dem Begräbnis eine Bewegung gegeben, Atmen vielleicht oder das Heben und Senken der Brust, hätte sich oben eine Fahne entrollt, und eine Warnglocke hätte geläutet. Mit solchen Ängsten stand der Graf keinesfalls allein da. Um dieselbe Zeit entwarf ein Mr Martin Sheets sein eigenes Grab und ließ es mit Telefon ausstatten, damit er Hilfe herbeirufen könnte, falls er lebendig unter der Erde aufwachen würde.

Über das Zahnziehen

Wir können nicht zum Ende kommen, ohne schließlich noch Barton Gumbroot, den berüchtigten Zahndoktor aus der Old Goat’s Alley, zu erwähnen. Zahnfäule stellte zu Ludlows Zeit ein ernstes Problem dar, und Zahnmedizin war keine hoch entwickelte, sondern eher eine brutale Angelegenheit – anders als heute. Falsche Zähne waren in vielen Materialien erhältlich, aus Nilpferd-und Walrosszähnen, aus dem Elfenbein von Elefantenzähnen und natürlich aus Menschenzähnen. Es gab auch die Möglichkeit einer Zahntransplantation (wie Ludlow erfahren musste). Für derartige Verpflanzungen glaubte man herausgefunden zu haben: Je frischer der Spenderzahn, desto größer die Chance, dass er sich im Zahnfleisch des Empfängers verwurzelte. Weit verbreitete Armut brachte es mit sich, dass manche Menschen bereitwillig für Geld ihre Zähne opferten, doch zu Ludlows Pech wartete Barton Gumbroot nicht immer auf Freiwillige. Jeremiah hatte einmal überlegt, die Zähne von Leichen zu verkaufen, doch wie nicht anders zu erwarten, wuchsen solche Zähne nicht an.

F. E. Higgins wurde in London geboren und wuchs in Irland auf. Heute lebt sie in einem kleinen englischen Dorf, von dem man sagt, dass es dort spukt – mehr noch als an allen anderen Orten des Landes. In ihrem alten Haus aus dem 15. Jahrhundert schrieb F. E. Higgins ihren ersten Roman »Das Schwarze Buch der Geheimnisse«, richtig gruselig und nichts für schwache Nerven. Es war auf Anhieb ein internationaler Erfolg, genau wie »Silbertod«, das zweite Buch des »beeindruckendsten neuen Autorentalentes der letzten Jahre« (The Times).