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Als Skar auf die Füße sprang, sah er, wie Helth gleichzeitig mit Schwert und Schild zuschlug. Seine Klinge prallte gegen das mächtige Schwert des Eiskriegers und zerbrach, aber sein Schild traf die Schulter des Giganten im gleichen Augenblick mit grausamer Wucht. Der Riese wankte. Ein helles, splitterndes Klirren war zu hören, wo ein lebendes Wesen einen Schmerzenslaut ausgestoßen hätte. Eis und Metallsplitter spritzten in einer lautlosen Explosion unter Helth' Schild hervor. Der Vede und sein Gegner taumelten auseinander, von der ungestümen Wucht des Zusammenpralles zurückgeworfen. Helth ging zu Boden, raffte sich aber sofort wieder auf und zog einen langen zweischneidigen Dolch aus dem Gürtel.

Skar starrte fasziniert und entsetzt zugleich auf das unglaubliche Bild. Es war das erste Mal, daß er den Veden im Kampf sah, und er begriff plötzlich, daß eine Menge von dem, was er insgeheim über Helth gedacht - und zum Teil auch ausgesprochen - hatte, falsch gewesen war. Helth' Angriff war unglaublich schnell gewesen, so schnell, daß Skar nicht einmal sicher war, ob er selbst ihn hätte parieren können. Auch die Waffe des Eiskriegers war zerbrochen, und sein linker Arm war fort, zerschmettert unter der ungestümen Wucht von Helth' Schildstoß. Aus dem zersplitterten Stumpf rieselten Eiskristalle wie ein Strom glitzernden gläsernen Blutes, und durch seine Schulter zog sich ein fast handbreiter, gezackter Riß bis zum Hals hinauf. Er wankte. Seine Hand öffnete sich und ließ das zerbrochene Schwert fallen. Es zerbarst vollends, als es auf dem Boden aufschlug.

Helth wollte abermals auf den Eiskrieger eindringen, aber Skar hielt ihn mit einer raschen, warnenden Bewegung zurück. Der zweite Eisgigant hatte bisher keine Anstalten gemacht, in den Kampf einzugreifen, aber seine Hand war in Dels Haar gekrallt und bog seinen Kopf mit einem brutalen Ruck nach hinten; die andere schwebte, zur Faust geballt, über seinem Gesicht.

»Er bringt ihn um, wenn wir angreifen«, sagte Skar gepreßt. Für einen winzigen Moment sah es so aus, als würde Helth trotzdem angreifen. Dann entspannte er sich.

»Mach jetzt keinen Fehler«, murmelte Skar. »Eine falsche Bewegung, und er tötet Del.«

Helth richtete sich ein wenig auf und wich nach links aus, während sich Skar behutsam in die entgegengesetzte Richtung bewegte. Sein Blick irrte nervös zwischen den beiden stummen Eisriesen hin und her. Ihr Verhalten irritierte ihn. Wenn Helth recht hatte und dies wirklich eine Falle war, dann hätten sie anders handeln müssen. »Lenk sie ab«, flüsterte Helth. »Ich versuche den zu erwischen, der Del hält.«

Skar nickte. Rasch wechselte er sein Schwert von der rechten in die linke Hand, zog einen der fünfzackigen Wurfsterne aus dem Gürtel und nahm ihn zwischen Daumen und Zeigefinger. Die Waffe lag ungewohnt schwer in seiner Hand, und wie schon zuvor nahm er seine Umgebung plötzlich mit seltener Klarheit und Schärfe wahr. Das Gefühl, einen Fehler zu begehen, wurde stärker.

»Jetzt!« schrie Helth.

Es war, als wären sie seit Jahren aufeinander eingespielt: Skar fuhr mit einem gellenden Kampfschrei herum und sprang auf den verwundeten Eiskrieger zu. Helth riß den Arm mit dem Messer hoch. Der Eiskrieger hob die Hand. Skar schleuderte seinen Shuriken und nutzte den Schwung seines Wurfes, um sich nach vorne kippen zu lassen. Helth' Dolch zischte mit einem häßlichen Geräusch eine Handbreit über seinen gekrümmten Rücken hinweg und zerschmetterte die Eisfaust über Dels Gesicht, nahezu im gleichen Augenblick, in dem Skars Wurfstern in den Hals des zweiten Eisgiganten hämmerte und ihn wie sprödes Glas zerspringen ließ. Skar kam mit einer blitzschnellen Rolle wieder auf die Füße, fing den zusammenbrechenden Riesen auf und warf ihn mit einer kraftvollen Hebelbewegung über sich hinweg. Es war vorüber, bevor es richtig begonnen hatte. Skars Gegner vollführte einen grotesken Salto, flog - von seiner eigenen ungeheuren Kraft geschleudert, die Skar nun gegen ihn selbst gewandt hatte - durch die Luft und prallte seitlich gegen die zweite Kristallkreatur. Die beiden Titanen brachen in einem wirren Knäuel aus berstenden Gliedmaßen und splitterndem Eis zusammen und zerbrachen wie riesige gläserne Statuen. Als Skar, das Schwert wieder in der Rechten, mit einem gewaltigen Satz neben Del anlangte, gab es nichts mehr, wogegen er hätte kämpfen können.

Trotzdem drehte er sich noch einmal im Kreis und suchte mißtrauisch die Ränder des Kraters ab, ehe er neben Del niederkniete. Helth blieb in zwei Schritten Entfernung stehen. Sein Atem ging schnell und rasselnd; der kurze Kampf hatte ihn sichtlich erschöpft. Skar löste das gekrümmte Schwert von Dels Gürtel, warf es dem Veden zu und legte seine eigene Waffe aus der Hand. Ein zerbrochener, grob modellierter Finger aus Eis knirschte unter seinem Knie, als er sich über Del beugte. Er lebte. Sein Atem war flach, und an seinem Hals pochte eine Ader, aber von ein paar Kratzern und Hautabschürfungen abgesehen, konnte Skar - zumindest bei dieser ersten, flüchtigen Untersuchung - keine Wunden finden. Behutsam hob er Dels Kopf an, tastete mit geschickten Fingern nach einem bestimmten Punkt in seinem Nacken und drückte ein paarmal hintereinander zu. Del stöhnte. Seine Lider hoben sich, aber sein Blick war verschleiert. Es dauerte fast eine Minute, ehe er Skar erkannte.

»Was... ist passiert?« fragte er mühsam. Er wollte sich hochstemmen, aber Skar drückte ihn mit sanfter Gewalt zurück. »Bleib noch einen Moment liegen.«

»Was ist geschehen?« fragte Del noch einmal. Er schluckte, krampfhaft und mehrmals hintereinander. Skar konnte sehen, wie er gegen eine Übelkeit ankämpfte.

»Bleib liegen«, sagte er noch einmal. »Du brauchst nicht den Helden zu spielen. Das haben wir schon getan.«

Del reagierte weder auf seine Mahnung noch auf den Spott in seiner Stimme. »Verdammt - ich will wissen, was passiert ist«, sagte er wütend. »Wer...« Sein Blick fiel auf die zersplitterten Körper der Eiskrieger, und Skar sah, wie er erschrak.

»Das hätte ich gerne von dir gewußt«, sagte Skar. »Du bist plötzlich dort oben aufgetaucht und dann abgestürzt. Was war los?«

»Gowenna«, murmelte Del zögernd. »Ich... sie war hinter mir. Ich hatte ihr befohlen zurückzubleiben, und dann...« Er schüttelte den Kopf, verzog das Gesicht und hob die Hand an den Schädel. »Ich weiß nicht, was passiert ist«, gestand er. »Ich bekam einen Schlag, das ist alles, woran ich mich erinnern kann.«

»Gowenna?«

Del zog eine Grimasse. »Wer sonst?« Er versuchte sich aufzurichten, stöhnte wieder und schloß die Augen, stemmte sich aber trotzdem hoch. »Eines muß man ihr lassen«, sagte er gepreßt. »Sie schlägt zu wie ein Mann. Ich hoffe nur, sie kann ebensoviel einstecken, wenn ich sie wiedersehe.«

Skar schwieg verwirrt. Dels Worte klangen logisch - er und Gowenna waren allein dort oben gewesen, und bei aller Menschenähnlichkeit waren die Eiskrieger nicht in der Lage, sich so lautlos zu bewegen, wie es nötig gewesen wäre, um einen Mann wie Del überrumpeln zu können. Und vermutlich wäre er nicht mehr am Leben, hätte ihn die Faust eines dieser Giganten getroffen.

»Unterhalten könnt ihr euch später«, sagte Helth ungeduldig. »Wir müssen hier weg. Die beiden anderen können jeden Augenblick auftauchen.«

»Kaum«, murmelte Skar.