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»Und wenn ich mich weigere?«

»Das wirst du nicht, Helth«, sagte Del eisig. »Ich habe dich lieber vor mir als im Rücken, weißt du? Du wirst mitkommen.«

Skars Bewegung kam beinahe zu spät. Obwohl er gewußt hatte, was passieren würde, und obwohl er - spätestens seit dem Kampf im Krater - wußte, wie schnell der Vede war, kam Helth' Angriff beinahe zu schnell, als daß er noch darauf reagieren konnte. Der Vede trat mit einem krächzenden Schrei vor, drehte den Oberkörper zur Seite und griff nach seiner Waffe. Die Klinge glitt scharrend aus der metallbesetzten Scheide. Der Stahl blitzte auf; blutrot im flackernden Licht der Pechfackeln, traf er Skars Arm, riß eine dünne Linie aus flammendem Schmerz durch seine Haut und sprang wie eine zustoßende Schlange nach seinem Gesicht, verfehlte es und stach, in der gleichen, fließenden Bewegung, nach Del, machte dessen instinktive Ausweichbewegung mit und züngelte nach seiner Kehle. Del riß im letzten Moment die Arme hoch, fing den Hieb auf und schmetterte Helth' Klinge mit einem wuchtigen Schlag nach unten; hart, aber nicht hart genug. Das Schwert schrammte über seine Brust, zerfetzte sein Hemd und hinterließ einen langen, blutigen Kratzer auf seiner Haut, alles in einer einzigen, unglaublich schnellen Aktion. Helth taumelte, fing sich wieder und wirbelte erneut herum, aber diesmal war er nicht schnell genug. Skar täuschte einen Fußtritt an, ließ sich zur Seite fallen und trat nun wirklich zu. Helth sprang zurück, holte zu einem weiteren Hieb aus und schrie überrascht, als Del von hinten nach seinem Arm griff und ihn verdrehte. Helth' Handgelenk knirschte hörbar. Die Waffe polterte zu Boden. Helth trat nach Dels Knie, traf es und schickte den Satai mit einem blitzschnellen Ellbogenstoß in den Leib zu Boden. »Feiglinge!« keuchte er. Sein Atem ging schwer, als hätten sie stundenlang gerungen. »Zu zweit greift ihr einen Mann an - ist das die Ritterlichkeit, für die die Satai berühmt sind?«

»Ich glaube, du verwechselst hier etwas«, sagte Del. Er war wieder auf die Füße gekommen und einen halben Schritt zur Wand zurückgewichen. Seine Mundwinkel zuckten. Mit der Linken faßte er an die Stelle, wo ihn Helth' Ellbogen getroffen hatte. »Ich habe eher den Eindruck, daß du es bist, der uns angreift. Ich kann mich natürlich täuschen«, fügte er spöttisch hinzu. »Aber wenn es das ist, wovor du Angst hast - bitte.« Er trat weiter zurück, lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust.

Helth schien verwirrt. Sein Blick irrte unstet zwischen Skar und Del hin und her; für einen Moment schien er nicht zu wissen, was er tun sollte. Es war Del gewesen, dem der Angriff galt, und er hatte wohl instinktiv damit gerechnet, daß er sich nun auch zum Kampf stellen würde. Dann huschte ein grimmiges Lächeln über seine Züge. »Wie ihr meint«, preßte er hervor. »Ich wollte schon lange wissen, wer nun wirklich besser ist - ein Satai oder ein Vede.«

»Ich nicht«, murmelte Skar. »Es gibt Fragen, die besser unbeantwortet bleiben, Junge.« Aber wenn Helth seine Worte überhaupt hörte, so ignorierte er sie.

Langsam kam der Vede näher, umkreiste Skar zur Hälfte, bis er zwischen ihm und dem Ausgang stand, und spreizte die Beine. Sein Oberkörper beugte sich leicht vor. Die linke Hand lag, zur Faust geballt, auf seinem Hüftgelenk, der rechte Arm war ausgestreckt, die Hand aufwärts gerichtet, die letzten Glieder der Finger und der Daumen eingeknickt. So vollführte er langsame achtförmige Bewegungen vor seinem Körper. Sein Gesicht war angespannt, aber trotzdem ausdruckslos.

Skar blieb stehen, wie er war. Er wußte um die Gefährlichkeit der Kampftechnik, die Helth so offensichtlich beherrschte und noch offensichtlicher zur Schau stellte. Er beherrschte sie ebenfalls - und noch ein paar andere dazu. Aber er hielt nicht viel von Grundstellungen und ausgeklügelten Posen. Sie mochten ihren Zweck haben, aber sie verrieten zuviel von dem, was man vorhatte, und die meisten besaßen ihre Schwächen, die für einen geschickten Gegner einer offenen Einladung gleichkamen. Und er hatte die Erfahrung gemacht, daß durch eine simple Ohrfeige - mit aller Kraft geführt - schon so mancher hochtrainierte Kämpfer aus dem Konzept gebracht worden war.

»Laß es, Helth«, riet er ihm noch einmal. »Keiner von uns sollte seine noch verbliebene Kraft für diesen überflüssigen Kampf vergeuden.«

Helth griff an. Ein kurzer, abgehackter Schrei kam über seine Lippen. Seine rechte Hand stieß vor, täuschte einen geraden Stoß nach Skars Kopf an; gleichzeitig vollführte der Vede eine blitzschnelle halbe Drehung, riß das Knie hoch und versuchte ihn in den Leib zu treten. Skar ignorierte seinen Fauststoß, schlug seinen Fuß zur Seite und trat ihm beinahe gleichzeitig gegen das Knie. Helth taumelte zurück, fand im letzten Augenblick sein Gleichgewicht wieder und wandelte den begonnenen Sturz in einen kraftvollen, aber schlecht gezielten Tritt um. Skar wich ihm mühelos aus.

»Du bist ein wenig zu hastig, Helth«, bemerkte Del. Seine Stimme klang belustigt. »Ich gebe zu, daß du Talent hast, aber du solltest noch ein paar Jahre üben, ehe du dich mit Männern schlägst.«

Helth schrie wutentbrannt auf und sprang mit weit ausgebreiteten Armen vor. Skar tat so, als würde er ausweichen, sprang dem Veden aber im Gegenteil entgegen, drehte sich im letzten Moment zur Seite und schmetterte ihm das Knie ins Gesicht. Helth keuchte. Seine Hände glitten kraftlos an Skars Körper ab. Er fiel, stemmte sich auf Hände und Knie hoch, griff nach seinem Mund und spuckte Blut und Stücke von abgebrochenen Zähnen aus. Seine Unterlippe war aufgeplatzt; Blut lief über sein Kinn. Für einen Moment wurde sein Blick glasig.

»Hör auf, Junge«, mahnte Skar sanft. »Ich will dich nicht verletzen.«

Helth stöhnte. Er stemmte sich hoch, wankte und griff haltsuchend nach der Wand. Aber er fing sich rasch wieder. Er war stärker, als Skar geglaubt hatte. »Dafür töte ich dich, Satai«, keuchte er. Wieder griff er an, und diesesmal änderte er seine Taktik. Rücksichtslos nahm er zwei, drei harte Schläge gegen Kopf und Brust hin, durchbrach Skars Deckung mit seinem ganzen Körpergewicht und rammte ihm die Schulter in die Brust. Skar wankte, und Helth hämmerte ihm den Ellbogen mit aller Gewalt in den Leib. Sein Arm zuckte in der gleichen Bewegung nach oben, die Knöchel seiner Faust krachten hart gegen Skars Wangenknochen und warfen seinen Kopf zurück. Seine andere Hand tastete nach Skars Hoden und versuchte, sie zu zerquetschen. Skar schrie auf, griff blindlings zu und brach Helth mit einem kurzen, harten Ruck zwei Finger. Der Vede heulte in einer Mischung aus Wut und Schmerz auf. Skar umschlang seinen Hals, riß ihn mit einer rücksichtslosen Bewegung auf die Füße und zwang ihn herum. Helth taumelte, verlor das Gleichgewicht und stürzte direkt auf Skars vorgestrecktes Knie. Pfeifend entwich die Luft aus seinen Lungen. Skar riß ihn abermals hoch, versetzte ihm zwei, drei Hiebe mit der flachen Hand ins Gesicht und legte von hinten den Arm um seinen Hals, als der Vede von der Wucht der Schläge herumgewirbelt wurde. Mit aller Gewalt schnürte er ihm die Luft ab, drückte aber nicht so fest zu, um ihm den Kehlkopf zu zerquetschen. Er wollte ihn nicht umbringen. Helth strampelte, riß verzweifelt die Arme hoch und tastete nach Skars Gesicht. Seine Finger fanden seine Augen und drückten zu. Gleichzeitig ließ er sich nach vorne kippen und griff mit der anderen Hand nach Skars Schulter. Skar keuchte, ließ Helth' Hals los und stieß sich ab, als der Vede ihn über die Schulter nach vorne warf. Er flog fast dreimal so weit, wie Helth erwartet hatte, durch die Luft, rollte sich über die Schulter ab und kam mit einem wütenden Kampfschrei wieder auf die Füße. Sein Gesicht brannte. Er konnte nur noch undeutlich sehen, und seine Augen schmerzten, als wären sie mit glühenden Kohlen in Berührung gekommen. Wie durch einen wogenden Schleier sah er Helth auf sich zutaumeln, fing seinen Faustschlag mit dem Unterarm ab und schlug zurück. Er spürte, wie er traf, und er spürte, wie hart er getroffen hatte. Helth stieß ein würgendes Keuchen aus, taumelte fünf, sechs Schritte zurück und brach in einer grotesk langsamen Bewegung in die Knie.