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Er hatte traurig den Kopf geschüttelt. »Auch dann werden sie es mich büßen lassen.«

Als Capitan Torres von der Klinik zurück war, kam sein Adjutant, Teniente (das heißt Leutnant) Gomez, sogleich mit sorgenvoller Miene in sein Büro.

»Was ist eigentlich los?« fragte er. »Gerade höre ich, daß der Colonel alle politischen Gefangenen freigelassen hat.«

»Was?« rief Capitan Torres und war total geschockt.

»Ja. Er schenkt den Bauern Land, er verteilt Lebensmittel an die Waisenkinder . Was ist mit ihm passiert, ist er auf einmal verrückt geworden?«

Capitan Torres sah seinen Adjutanten eindringlich an und beschloß, daß es an der Zeit und unumgänglich war, ihn einzuweihen und ihm die Wahrheit zu sagen. Er wußte, daß er sich auf die Verschwiegenheit von Gomez verlassen konnte.

»Setzen Sie sich«, sagte er. »Ich muß Ihnen etwas mitteilen.«

Gomez setzte sich.

»Colonel Bolivar ist im Krankenhaus. Er mußte sich einer schwierigen Herzoperation unterziehen.«

Gomez starrte ihn verständnislos an. »Aber ... ich habe ihn doch eben erst auf dem Flur gesehen!«

»Das war nicht der Colonel, lieber Freund. Der Mann, den Sie gesehen haben, war ein Schauspieler namens Eddie Davis.«

»Ein was?«

»Ja, Sie haben schon richtig gehört. Der Colonel hat ihn ausgesucht, daß er ihn während seiner Abwesenheit im Krankenhaus vertritt.«

»Das ist ja - das ist ja unglaublich!«

»Wenn das Volk Verdacht schöpfen würde, daß Colonel Bolivar ernsthaft krank ist, würden Aufrührer die Gelegenheit zu einem Umsturz ergreifen. Dieses Risiko konnten wir nicht eingehen.«

»Also das«, sagte der Teniente langsam, »ist die Erklärung dafür, warum die Gefangenen freigelassen wurden.« Er sah zu seinem Capitan hoch. »Ja, aber warum haben Sie denn diesen Schauspieler nicht daran gehindert, all das zu tun?«

»Ja, wie denn? Wenn ich etwas gegen seine Anordnungen unternehmen würde, wäre doch erst recht offenbar, daß etwas nicht stimmt! Niemand widerspricht Colonel Bolivar, das wissen Sie doch so gut wie ich. Aber keine Sorge. Sobald der Colonel wieder da ist, wird das alles sogleich wieder zurückgenommen.«

»Und was passiert mit dem Schauspieler?«

»Der wird beseitigt.«

»Aber was machen wir jetzt, bis dahin, Capitan?«

»Wir warten einfach ab. Ich war gerade in der Klinik. Sie sind sich nicht sicher, ob der Colonel überhaupt überlebt.«

Gomez hatte Stirnfalten. »Und wenn er stirbt, was dann? Dann gibt es eine Revolution im Volk.«

»Die werden wir verhindern, Gomez. Wenn der Colonel tatsächlich stirbt, dann behalten wir einfach den Schauspieler weiter, aber unter unserer strikten Kontrolle.«

Es war ein Uhr. In einer Stunde, dachte Eddie, wollen sie die Frau des Colonel Bolivar umbringen. Er mußte sie zuvor aus dem Palast schaffen. Vielleicht fuhr er mit ihr zusammen irgendwohin. Es war ein schöner Tag. Er konnte sie zu einer Spazierfahrt einladen.

Er eilte hinaus in die riesige Garage, in der alle Autos des Colonel Bolivar standen. Da gab es einen Rolls-Royce und einen Mercedes und ein Ferrari-Cabrio. Eddie sah sie sich der Reihe nach an und bewunderte sie. Besonders den Ferrari fand er toll. Er hatte noch nie in einem gesessen.

Einer der Fahrer kam herbeigeeilt. »Kann ich Ihnen helfen, Colonel?«

»Ja«, sagte Eddie. »Es ist so ein schöner Tag, ich dachte mir, ich mache eine kleine Spazierfahrt.«

»Selbstverständlich, Colonel. Welchen Wagen sollen wir nehmen?«

»Ich fahre allein«, sagte Eddie. »Das heißt, zusammen mit Senora Bolivar. Ich denke, ich nehme den Ferrari. Und ich fahre ihn selbst.«

Der Fahrer war verblüfft. »Jawohl. Ich lasse ihn gleich vor den Palast vorfahren.«

»Danke«, sagte Eddie. Jetzt mußte er nur noch die Senora zu der Fahrt überreden.

Sobald Eddie die Garage verlassen hatte, eilte der Fahrer zum nächsten Telefon, wählte eine Nummer, und eine Stimme meldete sich, als abgehoben wurde:

»Hallo? Hier spricht Juan.«

»Juan«, sagte der Fahrer aufgeregt, »ich glaube, deine große Gelegenheit ist gekommen!«

»Wieso, was?«

»Er fährt in einer Stunde mit dem Auto spazieren und fährt selbst.«

»Sehr gut. Ich bin gleich da.«

Als Juan auflegte, war er sehr zufrieden. Sein mißlungener erster Versuch, den Diktator im Park mit dem Gewehr zu erschießen, nagte noch immer an ihm. Diesmal, dachte er, soll es nicht noch einmal schiefgehen. Er ging hinüber in den anderen Raum, wo die Rebellen gerade wieder eine Sitzung hatten, und wo über alle denkbaren anderen Möglichkeiten gesprochen wurde, wie man den Diktator töten könnte.

»Gute Nachrichten!« gab er bekannt. »In einer Stunde ist Colonel Bolivar tot!«

Sofort gab es aufgeregte Unruhe.

»Wieso, was ...?«

»Bist du sicher ...?«

»Wie soll es geschehen ...?«

Juan hob die Hand und gebot Ruhe. »Augenblick, so laßt mich doch erklären! Wie ihr wißt, fährt der Colonel an sich niemals allein aus. Immer hat er ein halbes Dutzend Leibwächter um sich. Aber jetzt hat er aus irgendeinem Grund seinem Fahrer soeben mitgeteilt, daß er mit seiner Frau eine Spazierfahrt machen will, und zwar ganz allein mit ihr.«

»Großartig!« rief einer. »Da brauchen wir nur noch herauszufinden, wohin er fährt, und können ihn auf der Straße abpassen.«

Und ein anderer sagte: »Wir können einen unserer Lastwagen nehmen und ihn rammen. Das überlebt er nicht.«

»Ich glaube«, erklärte Juan jedoch, »ich habe eine bessere Idee.« Er wandte sich an einen aus der Gruppe, der Pedro hieß. »Wie lange brauchst du, um eine Bombe zu basteln?«

Pedro machte eine unbestimmte Bewegung. »Eine halbe Stunde vielleicht.«

»Du mußt es noch schneller schaffen. Ich bring’ sie in den Palast hinüber und schmuggel’ sie in sein Auto. Und sobald er den Motor anläßt -«, er klatschte die Hände zusammen, »geht sie hoch.«

Alle applaudierten begeistert.

»Großartige Idee .«

»Wundervoll .«

»Er verdient es nicht anders ...!«

Juan gebot wieder Schweigen. »Aber wir müssen uns beeilen.

Viel Zeit haben wir nicht.«

»Ich fange sofort an«, versicherte Pedro. »In zwanzig Minuten bin ich wieder da.«

Und tatsächlich kam er nach genau zwanzig Minuten wieder mit einem Schuhkarton. »Hier«, sagte er und hob den Deckel. In der Schachtel lag ein kleiner, ganz harmlos aussehender Gegenstand.

»Bist du sicher, daß sie funktioniert und ausreicht?« fragte Juan.

»Darauf kannst du dich verlassen. Vom ganzen Auto und vom Diktator bleiben nur kleine Fetzen übrig, glaube mir.« »Gut«, sagte Juan und war schon auf dem Weg zum Palast.

Die Frau von Colonel Bolivar setzte sich gerade an den Mittagstisch, als Eddie hereinkam. Sie sah überrascht auf und sagte freudig: »Kommst du, um mit mir zu essen, Ramon?«

»Nein«, sagte Eddie. »Ich habe etwas anderes vor. Was hältst du davon, in einem Landgasthaus draußen zu essen? Wir könnten eine kleine Spazierfahrt machen.«

»Nur wir beide? Meinst du das wirklich, im Ernst?«

»Ja!« sagte Eddie.

Sie strahlte. »Aber liebend gern!« Sie stand sogleich auf. »Nur ein paar Minuten, bis ich mich zurechtgemacht habe, Schatz!«

Eddie sah auf die Uhr. Es war bereits halb zwei. »Aber brauche nicht zu lange«, sagte er. »Ich will um zwei weg sein.« »Was?«

»Ich meine, ich will nicht so lange warten. Ich bin hungrig.« Sie küßte ihn auf die Wange. »Schon gut, ich beeile mich.« Zumindest, dachte Eddie, kann ich ihr vorerst das Leben retten. Aber ich muß mir noch mehr ausdenken.