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»Zwölf«, sagte Capitan Torres. »Warum?«

»Geben Sie sie diesen Leuten da.«

»Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Capitan Torres. »Ich weigere mich.«

»So? Na gut.« Eddie wandte sich erneut an die Leute. »Meine Herrschaften«, rief er, »ich habe etwas anzukündigen. In diesem Augenblick ist Colonel Bolivar -«

»Oh nein!« zischte Capitan Torres. »Hören Sie auf. Ich mache es ja.«

»Gut«, sagte Eddie und sprach weiter zu den Leuten. »- in diesem Augenblick ist Colonel Bolivar erfreut, Ihnen mitzuteilen, daß wir noch vor Einbruch der Nacht heute Unterkünfte für Sie alle finden werden.«

Die Leute jubelten.

»So«, sagte Eddie zu dem Capitan. »Und jetzt bringen Sie mich zu den diversen Villen des Colonel.«

Wenn Blicke töten könnten, dann wäre Eddie auf der Stelle tot umgefallen, so finster waren die Blicke des Capitan. »Bitte sehr«, malmte er durch die Zähne. »Gehen wir.«

»Sogleich, nur noch einen Augenblick. Ich muß zuvor noch etwas erledigen.« Eddie ging in den Palast zurück und sprach mit dem Sicherheitschef. »Ich mache mir Sorgen um meine Frau«, sagte er. »Veranlassen Sie, daß sie rund um die Uhr bewacht wird.«

»Jawohl, Colonel. Wie Sie befehlen.«

Nach ein paar Minuten waren Eddie und Capitan Torres unterwegs zu den verschiedenen Villen des Diktators.

Die erste Villa lag versteckt abgelegen hoch in den Bergen hinter Bäumen, so daß sie von Passanten nicht zu sehen war. Bewaffnete Wachtposten patrouillierten vor dem Eingang und salutierten, als Colonel Bolivars Limousine angefahren kam. Die Villa hatte dreißig Zimmer und sechzig Bediente. Sie war mit kostbaren, alten französischen Möbeln und unbezahlbaren Antiquitäten eingerichtet.

»Sind alle Villen so wie diese?« erkundigte sich Eddie.

»Noch größer«, antwortete Capitan Torres knapp und verdrossen.

Die nächste Villa, zu der sie kamen, lag am Meer, war aber von hohen Mauern umgeben, so daß niemand auch nur wußte, daß es sie gab.

»Wie viele Zimmer gibt es hier?« fragte Eddie.

»Vierzig.«

Eddie notierte es sich.

Sie fuhren weiter zur dritten Villa und dann zu allen anderen, bis Eddie sie alle besichtigt hatte.

»Wir bringen die Obdachlosen darin unter«, erklärte er.

»Das können Sie doch nicht machen!« protestierte Capitan Torres noch einmal. »Colonel Bolivar würde das nie und nimmer zulassen.«

»Sie vergessen eines«, erklärte ihm Eddie kühl. »Ich bin Colonel Bolivar!«

Capitan Torres war so wütend, daß er sich fast verschluckte. »Aber nur vorübergehend«, sagte er. »Nur vorübergehend! Colonel Bolivar wird bald wieder zurück sein, und dann können Sie Ihr blödes Geld nehmen und wieder hingehen, wo Sie hergekommen sind.« Tatsächlich hatte er natürlich nicht die leiseste Absicht, Eddie wirklich das Geld mitnehmen und ihn wieder aus Amador hinauszulassen. Es wird mir das größte Vergnügen sein, dachte er statt dessen, dich mit eigenen Händen umzubringen, du Unglücksmensch!

Als sie in den Palast zurückkamen, schrieb Eddie sofort ein Dekret aus, in dem er anordnete, daß die Obdachlosen in die Villen Colonel Bolivars eingewiesen wurden und daß sofort mit dem Wohnungsbau für Arme begonnen werden sollte. Und unterschrieb es mit: Colonel Ramon Bolivar.

Capitan Torres traf sich mit Teniente Gomez.

»Noch mehr ertrage ich jetzt nicht!« sagte er. »Der Schauspieler dreht durch. Der tut, als wäre er wirklich der Colonel! Er hält sich tatsächlich selbst für den Diktator von Amador! Na, der wird sich wundern. Der Vorhang von seinem kleinen Stück fällt sehr schnell, das kann ich ihm schwören!«

»Wie schnell?« wollte Teniente Gomez wissen. »Ist Colonel Bolivar bald wieder gesund?«

»Keine Ahnung«, sagte Capitan Torres. »Jedenfalls fahre ich jetzt noch einmal in die Klinik und stelle es fest. Behalten Sie inzwischen den Schauspieler im Auge. Passen Sie auf, daß er uns nicht noch das ganze Land ausverkauft!«

Capitan Torres war im Krankenhaus und sprach erneut mit dem Arzt, der Colonel Bolivar operiert hatte.

»Wie steht es?« begehrte er ungehalten zu wissen. »Hat es irgendwelche Veränderungen gegeben?«

»Gar keine bisher«, konnte der Arzt nur sagen.

»Wird der Colonel nun wieder gesund oder nicht?«

»Ich weiß es nicht«, entfuhr es dem Arzt hilflos. »Ich habe Ihnen doch schon erklärt, das läßt sich überhaupt nicht voraussagen.«

»Ich will ihn sehen«, sagte Capitan Torres.

»Wenn er aber doch immer noch im Koma liegt!«

»Ist mir egal, bringen Sie mich zu ihm!«

Der Arzt führte Capitan Torres in das Sonderzimmer, das ganz am hintersten Ende des Flurs lag. Dort lag Colonel Bolivar in seinem Bett mit geschlossenen Augen und völlig regungslos. Sein Gesicht war fahl.

Capitan Torres ging ganz zu ihm hin. »Colonel, hören Sie mich?«

Aber weder ein Laut noch eine Bewegung kamen von dem Mann in dem Bett.

»Colonel, hören Sie mich?«

Nichts.

Der Capitan wandte sich an den Arzt. »Er könnte also sterben, wie?«

Der Arzt überlegte sich seine Antwort gut. »Ja, Capitan, die Möglichkeit besteht natürlich.«

Da wußte Capitan Torres, was er zu tun hatte. »Gut. Ich kehre jetzt in den Palast zurück. Aber Sie verständigen mich auf der Stelle, wenn sich auch nur die kleinste Veränderung ergibt.«

»Jawohl, Capitan.«

Torres kam zu Eddie. »Wir müssen miteinander reden«, sagte er.

Eddie blickte auf. »Ja?«

»Was würden Sie davon halten, auf immer Colonel Bolivar zu bleiben?«

»Wie bitte?« fragte Eddie verdutzt.

»Ich meine ... wenn Sie Ihre ... Rolle auf Dauer spielen würden ... also ganz wirklich das Land regierten?«

»Sie meinen ... hier leben und so weitermachen?«

»Ganz genau. Sie hätten soviel Geld, wie Sie nur wollten, so viele Frauen, wie Sie wollten, und wären ein echter, richtiger Diktator.«

»Was ist mit Colonel Bolivar geschehen?« fragte Eddie.

»Nichts«, sagte Capitan Torres zögernd. »Jedenfalls noch nicht. Aber . also gut: Es besteht die Möglichkeit, daß er stirbt. Sollte das eintreten, dann möchten wir, daß Sie seinen Platz für immer einnehmen, auf Dauer. Natürlich, ohne daß irgend jemand erfährt, was geschehen ist.«

In Eddies Kopf rasten die Gedanken. »Sie meinen, ich müßte dann auch für ewig hier in Amador leben?«

»Ja.«

Da schüttelte Eddie den Kopf. »Nein, vielen Dank, aber das möchte ich dann doch nicht. Sehen Sie, ich bin nun mal in New York zu Hause und -«

»Sie müssen das anders sehen«, sagte Capitan Torres. »Sie sind doch Schauspieler. Und ein großartiger dazu. Ich war wirklich sehr beeindruckt, als ich Sie auf der Bühne sah. Aber Ihre Rolle in diesem Stück war doch nur sehr winzig, nicht? Und hier haben Sie nun die Chance, die größte Rolle Ihrer Karriere zu spielen, ein Star zu sein! Sie regieren ein ganzes Land, und das in der Wirklichkeit! Welcher Schauspieler könnte denn einer solchen Gelegenheit widerstehen?«

Das brachte Eddie nun tatsächlich zum Nachdenken. Und er gab zu: »Es hat mir schon viel Spaß gemacht, das leugne ich nicht.«

»Selbstverständlich!« sagte Capitan Torres. »Und es wird Ihnen in der Zukunft noch sehr viel mehr Spaß machen!«

»Könnte ich auch meine Frau und unser Baby hierherholen?«

Capitan Torres lächelte. »Aber selbstverständlich, auch dies. Im Gegenteil, ich würde sogar darauf bestehen.« Sie wären ideale Geiseln, dachte er. Wenn Eddie nicht genau tat, was man ihm sagte, konnte man ihm seine Frau und sein Kind wegnehmen und töten.

»Ich muß darüber nachdenken«, sagte Eddie. »Es hört sich interessant an.«

»Na, sehen Sie. Sie überlegen es sich, und dann reden wir weiter, ja?«