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An diesem Nachmittag kam einer von Colonel Bolivars Adjutanten zu Eddie.

»Entschuldigen Sie, Colonel, aber es ist Zeit zum Aufbrechen.«

Eddie starrte ihn an. »Aufbrechen? Wohin denn?«

»Haben Sie es denn vergessen, Colonel? Heute ist doch die große Flugschau. Auf die freuen Sie sich doch immer ganz besonders.«

»Tatsächlich? Ich meine ... Ja, natürlich.« Kein Mensch hatte ihm bisher auch nur ein Sterbenswörtchen von einer Flugschau gesagt.

»Man erwartet Sie bereits, Colonel.«

»Schön.« Das einzige, was Eddie von Flugzeugen wußte, war, daß in ihnen miserables Essen serviert wurde. Er haßte es zu fliegen. Auf dem Flug von New York nach Amador war ihm die meiste Zeit schlecht gewesen. Allerdings, eine Flugschau anzusehen, dachte er sich, konnte ganz nett sein. »Also gut, fahren wir hin.«

Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde. Als sie am Flughafen angekommen waren, wunderte Eddie sich sehr. Eine riesige Menschenmenge war versammelt, und es standen Dutzende Flugzeuge da, die meisten Düsenjäger, mit aufgemalter Flagge von Amador an der Seite. Seine Limousine fuhr direkt bis auf das Flugfeld, wo die Flugzeuge aufgestellt waren.

»Da sind wir, Colonel«, sagte sein Begleitoffizier. Er deutete auf einen schnittigen Jet. »Das hier ist Ihre Maschine, die Sie heute fliegen werden.«

Eddie starrte ihn an. »Was denn, ich fliege?«

»Ja, aber sicher doch. Sie fliegen doch jedes Jahr Ihre eigene Maschine bei der Flugschau, Colonel! Und Sie freuen sich doch sehr darauf, nicht?«

Eddie freute sich natürlich keineswegs.

»Sind Sie bereit?«

Nicht nur war Eddie nicht bereit, er geriet sogar in helle Panik. Jetzt hatte er den Salat. »Ach, wissen Sie«, sagte er schnell, »ich fühle mich heute gar nicht gut. Ich glaube, ich lasse das Fliegen heute lieber sein. Morgen vielleicht.«

»Das wird aber schlecht gehen, Colonel. Die Leute warten doch nur darauf, daß Sie aufsteigen.« Dem Adjutanten schien etwas einzufallen. »Aber wenn Sie sich nicht in Form fühlen, um selbst zu fliegen, kann einer Ihrer Piloten mitfliegen. Und Sie sitzen dann nur als Passagier mit in der Maschine. Ich weiß ja, wie sehr Sie sich auf den Flug gefreut haben.«

In einem Düsenjäger zu fliegen, war nun wirklich das allerletzte, auf das Eddie sich gefreut hätte. »Nein, ich denke doch, ich sollte es ganz sein lassen heute«, sagte er noch einmal. »Vielleicht ein anderes Mal.«

»Aber Colonel, Sie enttäuschen doch damit alle die vielen Leute, die extra deswegen gekommen sind! Es ist in einer Viertelstunde alles vorbei.«

Na ja, das müßte auszuhalten sein, dachte Eddie. Eine Viertelstunde, das war tatsächlich nicht lange.

»Also gut«, sagte er schließlich, »wenn es denn soviel bedeutet und die Leute sonst enttäuscht sind -«

»Sie wären sogar sehr enttäuscht.«

»- dann machen wir es eben in Gottes Namen.«

Der Adjutant war sichtlich erleichtert. »Vielen Dank, Colonel. Dann lasse ich jetzt das Flugzeug startfertig machen.«

Er eilte zum Hangar, wo eine Gruppe Männer bereits wartete. »Also, wir sind soweit«, sagte er.

»Gut«, sagte Juan, der sich in der Gruppe befand. »Dieses Mal entgeht er uns bestimmt nicht mehr.«

Der Adjutant wandte sich an einen der Männer. »Du bist der Pilot. Colonel Bolivar fliegt heute nicht selbst, sondern nur mit.« Und zu einem Mechaniker sagte er: »Richte das Flugzeug so her, daß der Motor nach zehn Minuten ausfällt.« Und einen dritten Mann wies er an: »Und du sorgst dafür, daß der Fallschirm von Colonel Bolivar sich nicht öffnet.«

Der Mann grinste. »Kannst dich darauf verlassen.«

Juan wandte sich an die ganze Gruppe. »So, Leute. Das Land wird sehr stolz auf uns sein. Wir befreien es von dem Diktator.«

Der Adjutant kam zusammen mit dem ausgewählten Piloten zurück zu Eddie.

»Wir sind startbereit, Colonel.«

Eddie betrachtete sich noch einmal den schnittigen Jet. Der Gedanke, in dieser Maschine in die Luft aufzusteigen, verursachte ihm eine Gänsehaut. Schlimm genug, in einer der großen Verkehrsmaschinen zu fliegen. Aber in so einer Rakete angeschnallt zu sein und darin mit Überschallgeschwindigkeit am Himmel herumzusausen, ängstigte ihn kolossal.

»Ich habe es mir anders überlegt«, sagte er. »Ich möchte wirklich nicht fliegen.«

Der Pilot wurde ganz aufgeregt. »Colonel Bolivar! Mit allem Respekt, aber es wird doch jeden Moment angesagt, daß Sie gleich fliegen! Ich sitze am Steuer, aber das müssen die Leute ja nicht wissen. Sie glauben, daß Sie selbst die Kunstflugfiguren fliegen.«

Eddie zwinkerte mit den Augen. »Kunstflugfiguren?«

»Ja, Sie wissen doch, die Loopings und die Rollen und das Trudeln.«

Eddie drehte sich bei der bloßen Erwähnung schon der Magen um. »Loopings ... Rollen ... Trudeln?«

»Ja, sicher, wie Sie es jedes Jahr machen!«

Eddie bekam weiche Knie. »Ich glaube nicht, daß ich das heute schaffe.«

Da kam aber auch schon die Ansage über die Lautsprecher. »Meine Damen und Herren, unser großer und geliebter Diktator, Colonel Ramon Bolivar, besteigt jetzt sein Flugzeug und wird uns einen Beweis seiner außergewöhnlichen Flugkünste liefern! Spenden wir ihm einen rauschenden Applaus!«

Sofort brauste auch schon der geforderte Applaus auf und der Jubel der Menge. »Da sehen Sie es!« sagte der Pilot. »Alle warten auf Sie!«

Eddie konnte natürlich nicht ahnen, daß die Leute alle deshalb so applaudierten und jubelten, weil sie sehen wollten, wie er aufstieg und abstürzte.

Er schluckte. »Na also gut.« Wird ja wohl sicher sein, dachte er im stillen. Mit dem Flugzeug von Colonel Bolivar gehen sie bestimmt besonders sorgsam um, damit nichts passiert.

Der Pilot reichte ihm den Fallschirm.

»Was ist das denn?« fragte Eddie.

»Na, Ihr Fallschirm, Colonel!« sagte der Pilot. »Der ist Vorschrift, nicht?«

»Ja, ja«, sagte Eddie. Und er ließ ihn sich, wenn auch widerwillig, auf den Rücken schnallen und mit den Gurten vorne festmachen. Der Pilot hatte bereits dafür gesorgt, daß sich der Fallschirm auf keinen Fall öffnen würde.

Er sah Eddie zufrieden an. »So, jetzt ist alles klar.«

Der Diktator war schon so gut wie tot.

Eddie stieg in den engen hinteren Sitz ein.

»Schnallen Sie sich bitte an, Colonel«, sagte der Pilot. »Wir starten sofort.«

Wird schon nicht so schlimm werden, dachte Eddie bei sich. Und dann kann ich, wenn ich heimkomme, immerhin Mary allerhand erzählen. Wie viele Leute haben schon Gelegenheit, in einem richtigen Düsenjäger zu fliegen?

Capitan Torres kam gerade noch rechtzeitig auf dem Flugfeld an, um Eddie in den Jet klettern zu sehen.

»Fahren Sie mich zu meinem Flugzeug, schnell!« befahl er und saß schon ein paar Minuten darauf startbereit in der Maschine.

Da fegte Eddies Flugzeug bereits über die Startbahn und zog hoch in den Himmel. Eddie hatte das Gefühl, als lasteten zehn Tonnen Gewicht auf seiner Brust, so ein Druck war das. Schon in fünfzehn Sekunden war der Jäger zehntausend Meter hoch in der Luft. Sein Herz klopfte heftig. Also so war das, wenn man in einem Jet flog.

»Alles in Ordnung?« fragte ihn der Pilot über das Bordtelefon.

»Ja, ja«, sagte Eddie, und tatsächlich fühlte er sich wirklich auf einmal ganz großartig. Seine anfängliche Panik war völlig verschwunden. Es war vielmehr ein tolles und aufregendes Gefühl, so hoch zu fliegen und dabei auch noch so schnell. Die Sache fing an, ihm zu gefallen. Vielleicht, dachte er, spiele ich ja auch einmal die Rolle eines Jagdfliegers, und da weiß ich dann bereits genau, was das für ein Gefühl ist. Für einen Schauspieler ist es nur gut, wenn er viele verschiedene Erfahrungen sammelt.