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Als er zu der Szene mit der Kobra kam, hielt er inne. Er hatte keine Ahnung, wie die Schlange in sein Bett gekommen war. Er mußte sich etwas ausdenken. Eventuell ist die Kobra durch eine offene Tür am Park hier hereingekrochen, dachte er. Ja, das war gut! Jemand hat die Tür offengelassen, und da hat die Schlange sich hereingeschmuggelt.

Er griff mit neuem Schwung in die Tasten der Schreibmaschine.

Um sechs Uhr abends war der letzte Akt fertig. Er las ihn noch einmal durch. Wirklich gut geworden, dachte er selbstzufrieden. Ich will gleich mal eine Kopie davon an Johnson schicken. Ja, nur, wie kriege ich sie zu ihm?

Da fiel ihm wieder ein, wie er die zehntausend Dollar an Mary geschickt hatte.

Er griff zum Telefon und wählte den Tower des Flughafens.

»Tower hier.«

»Hier spricht Colonel Bolivar. Ist mein persönlicher Pilot da?«

»Jawohl, Colonel, einen Augenblick bitte.«

Sogleich meldete sich der Pilot.

»Guten Abend, Colonel. Kann ich Ihnen mit irgend etwas behilflich sein?«

»Ja«, sagte Eddie. »Kommen Sie her in den Palast und melden Sie sich bei mir. Ich habe einen Auftrag für Sie.«

»Sofort, Colonel.«

Eddie legte auf.

Nach einer Viertelstunde war der Pilot da.

»Guten Abend, Colonel.«

»Guten Abend.«

»Ich habe Ihren Brief ordnungsgemäß abgeliefert. Die Dame schien sehr beglückt darüber zu sein.«

»Gut«, sagte Eddie. »Vielen Dank. Ich habe hier einen weiteren Auftrag für Sie.«

»Es wird mir eine Ehre sein, Colonel.«

Eddie reichte ihm das in einen Umschlag mit der Adresse Johnsons verpackte Manuskript.

»Hier. Es ist sehr wichtig. Achten Sie darauf, daß nichts damit passiert.«

»Selbstverständlich, Colonel. Ich fliege sofort los. Es wird morgen früh beim Empfänger sein.«

»Sehr gut.«

Der Pilot wandte sich zum Gehen.

»Augenblick noch«, sagte Eddie.

Der Pilot drehte sich um. »Ja, Colonel?«

Eddie hatte inzwischen so ein Gefühl, daß Capitan Torres ihn wohl nicht lebend aus dem Land lassen würde, speziell nicht nach den letzten Ereignissen.

»Es könnte sein, daß ich in den nächsten paar Tagen eine kleine Reise unternehme«, sagte er. »Veranlassen Sie, daß ständig ein Flugzeug startbereit gehalten wird.«

»Gewiß, Colonel. Ich werde es sofort Capitan Torres mitteilen, damit er -«

»Nein, nein«, sagte Eddie hastig. »Das dürfen Sie niemandem gegenüber erwähnen, absolut niemandem, verstanden? Das ist höchst vertraulich. Sehr geheime Regierungsgeschäfte, verstehen Sie?«

»Jawohl, Colonel, ich verstehe.«

»Das muß absolut zwischen Ihnen und mir bleiben. Ich lasse Sie wissen, wann ich das Flugzeug benötige.«

»Danke, Colonel.« »Das ist alles.«

Eddie sah dem Piloten nach, wie er sich entfernte.

Das Manuskript ist jedenfalls schon mal weg, dachte er zufrieden. Hoffentlich gefällt es Johnson auch.

Er telefonierte mit Mary.

»Hallo, Eddie! Ich freue mich, von dir zu hören. Denk mal an, gestern ist etwas absolut Seltsames passiert!«

»Was denn?«

»Stell dir vor, ein Militärpilot kommt hier an und übergibt mir einen Briefumschlag mit dem Geld, das du mir schicken wolltest. Wieso ein Militärpilot, sag mal?«

Gute Frage. Was sollte er darauf antworten?

»Ach, das ist eine lange Geschichte, weißt du«, sagte er. »Aber es ist einfach zu erklären.«

Er überlegte fieberhaft.

»Ja?«

»Weißt du, das war kein Militärpilot. Es war einer von unseren Schauspielern hier.«

»Er sah mir aber sehr echt aus.«

»Weil er eben ein guter Schauspieler ist. Weißt du, das war so. Er war mit uns in diesem Stück, das wir in Amador spielten, und nachdem diese Tournee zu Ende war, kehrte er nach New York heim, und da bat ich ihn eben, dir das Geld persönlich zu überbringen. Ich meine, das war doch sehr nett von ihm, findest du nicht auch?«

»Ja, sicher, schon.«

»Du bekommst übrigens noch mehr«, sagte Eddie. »Ich bekomme noch einen Vorschuß.«

Mary war freudig erregt. »Da mußt du ja großartig spielen, wenn das so ist!«

»Ja, das tue ich«, sagte Eddie mit Überzeugung.

»Darling«, sagte Mary, »aber du wirst doch bestimmt hier sein, wenn das Baby kommt, ja?« »Aber selbstverständlich doch«, versicherte er ihr. »Nichts auf der Welt kann mich davon abhalten. In ein paar Tagen schon, Darling, bin ich auf dem Weg zu dir.«

Vorausgesetzt, dachte er, sie machen nicht noch zuvor Hackfleisch aus mir.

An diesem Abend um acht betrat Capitan Torres wieder Eddies Schlafzimmer.

»Kommen Sie«, sagte er. »Wir gehen gemeinsam zu einem Dinner.«

»Ach, ich bin nicht hungrig«, sagte Eddie, »ich würde lieber

»Ist mir ziemlich egal, ob Sie hungrig sind oder nicht. Jedenfalls müssen Sie da erscheinen. Sie müssen gesehen werden.«

»Na gut.«

Sie begaben sich in den riesigen Speisesaal des Palastes und nahmen ihre Plätze an der langen Tafel ein. Es saßen etwa ein Dutzend Leute da, lauter sehr bedeutende Persönlichkeiten aus Regierung und Wirtschaft. Es gab eine köstliche Suppe und danach wundervolles Huhn mit Reis sowie eine große Auswahl der köstlichsten Nachspeisen, aber Eddie hatte Angst, irgend etwas zu essen.

»Sie essen ja gar nicht«, sagte Capitan Torres.

Eddie griff sich an den Leib. »Ich habe einen schlechten Magen heute.«

Dabei machte ihn der wundervolle Geruch der Speisen fast wahnsinnig. Lange halte ich das nicht mehr durch, dachte er.

Das Dinner schien sich endlos hinzuziehen. Endlich, um elf Uhr, hatten alle fertiggegessen.

Eddie stand sofort auf. »Nun, ich denke, ich gehe schlafen«, verkündete er. »Gute Nacht, allerseits.«

Alle standen auf. »Gute Nacht, Colonel Bolivar!«

Eddie kehrte in seine Suite zurück. Er sah auf die Uhr und überlegte, wann Johnson das Stück wohl erhalten würde.

Hoffentlich, hoffentlich gefällt es ihm, dachte er immer nur. Wenn es einschlägt, bringt es mir ein Vermögen, und Mary und ich müssen uns nie mehr Geldsorgen machen.

Aber was ihn an der ganzen Sache am meisten erregte, war die Tatsache, daß er darin die Hauptrolle spielen würde. Da werde ich der größte Star am Broadway, dachte er. Und das Verrückte daran ist, daß ich mich dann praktisch selbst spiele, ohne daß es jemand weiß.

Er dachte an die Produzenten und Regisseure, die ihn in all den Jahren abgelehnt hatten. Die sollten nun mal sehen, wie sie dann angekrochen kamen und bettelten, daß er die Hauptrollen in ihren Stücken und Filmen und Fernsehserien spielte.

Er wurde müde, wollte sich aber nicht in das Bett legen, in dem die Geliebte des Colonel Bolivar ums Leben gekommen war. Er legte sich lieber auf eine kleine Couch, die dastand, zog sich eine Decke über den Kopf und schlief schließlich ein. Es war bereits drei Uhr morgens.

Capitan Torres war wieder im Krankenhaus zu Besuch bei Colonel Bolivar. Der Colonel sah schon sehr viel kräftiger aus als beim letzten Mal.

»Ich bin fast soweit, daß ich in den Palast zurückkehren kann«, sagte Colonel Bolivar und rieb sich die Hände. »Ich kann es gar nicht mehr erwarten.«

Capitan Torres holte tief Luft. »Ich habe leider eine traurige Nachricht für Sie, Colonel.«

»Was? Noch mehr schlechte Nachrichten? Was haben Sie jetzt schon wieder angestellt?«

»Ich gar nichts. Aber dieser Schauspieler. Er hat Ihre Geliebte umgebracht!«

Der Diktator wurde mit einem Schlag blaß. »Was hat er? Sie umgebracht ...?«