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»Ja, Colonel. Leider. Mit einer Kobra.«

Der Colonel sank in die Kissen zurück. »Das darf doch nicht wahr sein. Das kann doch nicht sein. Warum sollte er das denn tun, um alles in der Welt?«

»Ich habe keine Ahnung, Colonel. Sie waren zusammen im Bett.«

Der Colonel sprang auf wie von der Tarantel gestochen. »Was denn, wie denn, dieser miese Schauspieler hat meine Mätresse mit ins Bett genommen? Ja, ist der Mensch wahnsinnig? Nein, nein, das ist ganz ausgeschlossen und unmöglich. Sie würde doch nie mit einem Schauspieler schlafen!«

»Mit ihm schlief sie doch auch gar nicht, Colonel. Sondern mit Ihnen!«

»Ach Unsinn, wie denn, wenn ich die ganze Zeit hier in der Klinik -« Er brach ab, als er begriff. »Ach so, ja, verstehe. Na gut. Jedenfalls kann er sich darauf gefaßt machen, daß er nicht einen, sondern tausend Tode stirbt!«

»Ganz meine Meinung, Colonel, völlig.«

Eddie wartete noch bis zum nächsten Nachmittag, bevor er Johnson anrief.

Dessen Sekretärin antwortete. »Büro Mr. Johnson.«

»Hallo, hier ist Eddie Davis. Ist -«

»Oh, Mr. Davis! Mr. Johnson sucht Sie schon die ganze Zeit wie verrückt. Warum haben Sie keine Nummer hinterlassen, unter der Sie zu erreichen sind?«

Gott, wie sollte er ihr erklären, daß er im Palast des Diktators von Amador wohnte? Und gar, daß er selbst der Diktator von Amador war, jedenfalls im Moment?

»Na ja, es ist schwierig, mich zu erreichen«, sagte er. »Ich bin eigentlich ständig unterwegs, wissen Sie.«

»Augenblick, ich verbinde Sie.«

Im nächsten Moment hörte er Johnsons aufgeregte Stimme. »Na, da sind Sie ja endlich, Eddie. Wo stecken Sie denn?«

»Nun, ich bin noch immer in Amador! Hatten Sie inzwischen schon Gelegenheit, mein Stück zu lesen?« »Hatte ich Gelegenheit! Eddie, lieber Gott, Sie sind ein Genie!«

»Soll das heißen, es gefiel Ihnen?«

»Gefallen? Mann, es ist großartig! Ich habe es bereits verkauft!«

»Im Ernst?«

»Ich war im ganzen Leben nie ernster, Eddie. Tom Burke will es inszenieren, und Sie wissen, er ist der bedeutendste Regisseur am Broadway!«

Eddie schrie fast laut vor Freude. »Das ist ja wundervoll!« rief er.

»Er sagt, es ist das originellste Stück, das er seit Jahren in die Finger bekam. Ein Schauspieler, der einen Diktator vertritt und dessen ganzes Land regiert! Wie sind Sie bloß auf diesen Einfall gekommen, um alles in der Welt?«

»Ach, das fiel mir irgendwie einfach so zu«, sagte Eddie.

»Tja, also, jedenfalls, die Theatre Guild produziert es, und Tom Burke führt Regie. Und Sie können Gift darauf nehmen, es wird der größte Erfolg, den der Broadway jemals gesehen hat!«

Es war wie ein wahr gewordener Traum. Alles, was Eddie sich je gewünscht hatte, traf nun ein.

»Und ich spiele die Hauptrolle«, sagte er.

Einen Augenblick war es still in der Leitung. Dann erst sagte der Agent. »Na ja, ich werde ein Vorsprechen für Sie bei Burke arrangieren. Er entscheidet natürlich über die Besetzung.«

Aber Eddie wußte, daß es da keine Probleme gab, was seine Hauptrolle anging. Schließlich war er selbst ja auch in Wirklichkeit die Hauptperson des Stücks.

»Ich habe Ihnen hunderttausend Dollar Vorschuß ausgehandelt«, sagte Johnson, »und eine fette Tantieme.«

»Sehr schön«, sagte Eddie. »Schicken Sie das Geld doch gleich Mary, ja?«

»Gewiß doch. Wann kommen Sie heim? Es soll praktisch sofort mit den Proben begonnen werden.«

Eddie dachte darüber nach. Mary wartete zu Hause auf ihn, das Baby war inzwischen wohl jede Minute fällig, und er hatte ein Stück, das in die Proben ging.

»Ich reise morgen«, sagte er.

Das war eine große Entscheidung und ein weitreichender Entschluß. Was war, wenn Colonel Bolivar im Krankenhaus doch noch starb und sie ihn dann hier auf Dauer als Bolivar brauchten? Oder wenn Sie ihn im Gegenteil umbringen wollten oder am Ende für den Rest seines Lebens in den Kerker warfen?

»Das freut mich zu hören«, sagte Johnson dazwischen. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie aufgeregt alle wegen Ihres Stücks sind. Ich selbst hatte ja gar keine Ahnung davon, was da wirklich in Ihnen steckt. Diese Szene mit dem Stierkampf - wie heißt der Stier gleich noch? - El Negro, richtig! Ein Meisterstück, lieber Eddie!«

»Ja, die ist ziemlich gut, nicht?«

»Und dann die Fallschirmszene, wo er von diesem Capitan Torres gerettet wird! Alle sind ganz hingerissen davon. Dieser Capitan Torres ist eine tolle Rolle! Das ist so ein richtiger Finsterling, nicht?«

»Ja«, sagte Eddie, »so kann man das wirklich sagen.«

»Und dann diese wunderschöne Szene, wo der Schauspieler den Waisenkindern und den Bauern hilft und Gutes tut! Mann, was Sie für eine Phantasie und für Einfälle haben! Ganz große Klasse. Das klingt alles so echt. Ich kann es fast bildlich vor mir sehen.«

»Ich auch, glauben Sie mir«, sagte Eddie.

Als er auflegte, war er der glücklichste Mann der Welt. Morgen, dachte er, schon morgen bin ich auf dem Weg heim nach New York.

Im Krankenhaus erteilte inzwischen Colonel Bolivar Capitan Torres eine Anzahl Befehle.

»Richten Sie den Kerker her«, sagte er. »Und veranlassen Sie, daß alles da ist, was dazugehört. Heiße Ketten, Peitschen, Messer, alles. Wir massakrieren den Kerl stückweise.«

Capitan Torres lächelte böse. »Wunderbar!«

In einem Keller am anderen Ende der Stadt trafen sich Juan und seine Rebellengruppe zu einer neuen geheimen Versammlung. Ein Dutzend Männer war gekommen, und alle waren sie nach wie vor wild entschlossen, dem verhaßten Diktator von Amador endlich den Garaus zu machen. Sie trafen sich regelmäßig jede Woche, aber bis jetzt war ihnen Colonel Bolivar jedes Mal entwischt.

»Jetzt habe ich aber einen Plan«, sagte Juan, »der einfach nicht scheitern kann so wie alle bisherigen Pläne. Ihr wißt, morgen ist der Tag der Armee. Da gibt es jedesmal bekanntlich die große, pompöse Militärparade, und der Diktator hält auf dem Stadtplatz eine markige Rede. Ich werde zwölf bewaffnete Scharfschützen rund um den Platz postieren. Bolivar steht ungeschützt im Freien oben auf dem Podium. Bei dieser Sachlage ist es geradezu unmöglich, ihn nicht zu treffen. Auf mein Signal hin werden sie alle zwölf in derselben Sekunde abdrücken.«

»Brillant!« sagte einer der Männer.

»Ohne eigene Opfer wird es freilich nicht abgehen«, sagte Juan. »Einige von uns werden dabei sterben müssen. Aber er ist der erste, der stirbt, und das ist das Wichtigste, und es ist es wert. Morgen also. Tod dem Diktator!«

»Tod dem Diktator«, echoten alle.

11. Kapitel

Der Tag der großen Flucht war angebrochen. Heute geht es also nach Hause, dachte Eddie. Amador muß ohne mich zurechtkommen.

Er griff zum Telefon und rief den Flughafen-Tower an.

»Tower.«

»Hier ist Colonel Bolivar.«

»Jawohl, Colonel.«

Er hörte direkt, wie selbst die Stimme des Mannes Haltung annahm.

»Geben Sie mir meinen Chefpiloten.«

Dieser meldete sich im nächsten Augenblick.

»Jawohl, Colonel.«

»Ich fliege heute nach New York. Bereiten Sie mein Flugzeug entsprechend vor. Daß es ausreichend Treibstoff hat.«

»Geht in Ordnung, Colonel. Um welche Zeit wollen Sie starten?«

Eddie sah auf seine Armbanduhr. Es war sechs Uhr morgens. Im Palast schliefen mit Sicherheit alle noch.

»Jetzt gleich«, sagte er. »Ich bin schon auf dem Weg zum Flughafen.«

»Geht in Ordnung, Colonel.«

Eddie legte den Hörer auf und sah sich ein letztes Mal um. Das alles hier wird mir fehlen, dachte er. Das schöne Zimmer, Frühstück im Bett, Massagen, Sauna. Doch er tröstete sich: Aber wenn mein Stück erst ein Welterfolg ist, kann ich mir das alles auch in New York leisten.