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»Und was soll ich machen?« wollte der Pilot wissen.

»Ruhen Sie sich erst mal aus«, sagte Eddie, »und dann fliegen Sie zurück nach Hause.«

»Jawohl, Colonel.«

Das ist das letzte Mal, daß mich jemand Colonel nennt, dachte Eddie.

Na ja, immerhin war es eine ganz spannende Zeit gewesen, solange sie gedauert hatte. Jetzt wollte er erst mal zusehen, daß er sein Stück auf die Bühne brachte. Und es zog ihn nach Hause zu Mary.

Er stieg aus dem Flugzeug und dachte, jetzt muß ich ein Taxi finden.

Zu seiner Überraschung kam ein großer Wagen an das Flugzeug herangefahren. Ein schönes Mädchen saß am Steuer und öffnete ihm die Tür.

»Wohin möchten Sie gebracht werden, Colonel Bolivar?«

Der Mann weiß, wie man lebt, das muß man ihm lassen, dachte Eddie.

Er wollte schon sagen: nach Hause, als ihm erst wieder einfiel, daß sein »Zuhause« ja der Palast in Amador zu sein hatte.

»Ich werde Freunde besuchen«, sagte er dem Mädchen und gab ihm die Adresse seines eigenen Wohnblocks.

Eine dreiviertel Stunde später fuhren sie vor Eddies Apartmenthaus vor. Mary blickte zufällig gerade aus dem Fenster. Sie sah eine lange, schwarze Limousine, aus der ihr Ehemann stieg, und zwar in einer prächtigen weißen Militäruniform.

Die schöne Chauffeuse flüsterte Eddie noch zu: »Sehe ich den Colonel dann heute abend?«

Großer Gott, dachte Eddie, der Mann muß aus Stahl sein.

»Nein, heute nicht«, sagte er.

Er wandte sich ab und ging in das Haus. Er machte die Tür zu seiner Wohnung auf, und Mary kam in seine Arme geflogen.

»Mary«, sagte Eddie, »ich habe dir einiges mitzuteilen.«

Aber da griff sich Mary an den Leib und wurde blaß.

»Eddie«, stammelte sie, »zuvor aber habe ich dir etwas mitzuteilen. Unser Baby kommt!«

Zum Glück stand die Limousine noch immer unten vor dem Haus. Sie wollte eben wegfahren, als Eddie rief: »Augenblick, warten Sie!«

Die Fahrerin hielt an.

»Bringen Sie uns zur Klinik«, sagte er. »Schnell.«

Er half Mary hinein, und der Wagen begann durch die Straßen New Yorks zu brausen.

»Ich glaube nicht, daß ich es noch aushalte«, stöhnte Mary. »Das Baby wird jede Minute kommen!«

»Halte durch«, sagte Eddie. »Wir sind schon so gut wie da.«

Die Chauffeuse überfuhr ein Rotlicht, und gleich danach war auch schon die Sirene eines Verkehrspolizisten auf einem Motorrad hinter ihnen und kam neben sie.

»Rechts ran«, sagte der Polizist.

»Wir können jetzt nicht anhalten!« rief Mary.

»Keine Sorge«, sagte Eddie. »Ich rede schon mit ihm.«

Der Wagen hielt an einem Seitenstreifen. Eddie stieg aus. Erst am Abend zuvor waren Bilder des Diktators von Amador überall im Fernsehen gewesen, wegen der Revolution, die dort das ganze Land ergriffen hatte.

Als der Polizist Eddie erblickte, nahm er sofort Haltung an. »Verzeihung, Sir, aber sind Sie nicht Colonel Bolivar?«

Eddie sagte: »Nein, ich bin ...« Dann wurde ihm erst klar, was er da tat. »Ja natürlich«, sagte er, »und meine Frau kriegt ein Kind. Wir müssen sie schnellstens ins Krankenhaus schaffen.«

»Ja, Sir. Ist mir eine Ehre, behilflich zu sein. Folgen Sie mir.«

Er stellte seine Sirene an und sein Blaulicht, fuhr vor ihnen her und machte ihnen den Weg durch die Straßen frei. Wie durch Zauberei öffnete sich überall eine Gasse für sie.

Schon nach fünf Minuten hatten sie die Klinik erreicht und fuhren vor dem Eingang für Notfälle vor.

»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?« fragte der Polizist.

»Nein, danke«, sagte Eddie. »Sie haben schon viel geholfen. Vielen Dank. Sobald ich wieder zu Hause bin, veranlasse ich, daß Sie einen Orden bekommen.«

»Oh, vielen Dank auch, Sir«, sagte der Polizist.

Mary wurde eiligst ins Krankenhaus hineingebracht, und nach drei Stunden war ein gesundes Kind geboren.

»Er sieht genauso aus wie du«, sagte Mary glücklich und stolz.

Aber das Baby war noch runzlig und häßlich.

»Danke«, sagte Eddie.

»Sag mal, Darling, was ist das eigentlich für eine Uniform, die du anhast?«

»Uniform? Ach so, das da«, stammelte Eddie. »Ja, weißt du, das ... die gehört ... zu dem Stück gehört die, ja. Die habe ich in My fair Lady getragen.«

»Wieso?« fragte Mary. »In My fair Lady kommt doch gar keine Uniform vor?«

»Na ja, das ist die Inszenierung, verstehst du. In diesen südamerikanischen Ländern da unten, du weißt doch, wie die sind. Die wollten das eben ein wenig umgeschrieben haben.«

Mary nahm seine Hand. »Es muß doch ziemlich langweilig gewesen sein, wie? So tagsüber, wenn ihr nicht spieltet, und abends immer wieder derselbe Text? War es sehr, sehr langweilig, mein Darling? Was hast du denn die ganze Zeit gemacht? Und wieso hast du übrigens deinen Schnurrbart abrasiert?«

Eddie grinste. »Das ist eine lange Geschichte, weißt du. Ich erzähle sie dir, ganz von vorne.«

Und das tat er dann in den nächsten zwei Stunden. Er berichtete ihr alle seine Abenteuer in Amador.

»Zuvor konnte ich kein Wort darüber reden«, sagte er, »weißt du, weil ich Geheimhaltung schwören mußte.«

Als er ihr den Stierkampf erzählte, erschauderte Mary. »Du hättest getötet werden können, Darling!«

»Nein«, sagte Eddie. »Ich war einfach zu schnell für den Stier, weißt du.«

»Und was hast du gemacht«, wollte sie wissen, »als man dir dann sagte, daß du in Wirklichkeit mit El Negro gekämpft hast?«

»Ach, da habe ich nur gelacht«, sagte Eddie.

Warum sollte er ihr noch nachträglich Sorgen machen und eingestehen, daß er in Ohnmacht gefallen war?

»Wann triffst du dich mit deinem Agenten?«

»Morgen früh habe ich einen Termin bei Johnson.«

»Und er ist wirklich begeistert von deinem Stück?«

»Du machst dir keinen Begriff, wie sehr!« sagte Eddie. »Tom Burke will es inszenieren.«

»Das ist ja wundervoll!« rief Mary. »Und wer soll die Hauptrolle spielen?«

»Das ist meine große Überraschung«, sagte Eddie und strahlte. »Ich selbst!«

»Darling!«

»Denn wer könnte sie schließlich besser spielen als ich selbst?« fragte Eddie. »Ich habe die Geschichte doch in Wirklichkeit erlebt. Ich bin selbst die Hauptperson. Glaube mir, Mary, wenn sie mich erst mal auf der Bühne sehen und wie großartig ich da bin, werde ich ein größerer Star als Arnold Schwarzenegger!«

Am nächsten Morgen begab Eddie sich zu seinem Agenten Johnson. Wenn er früher in dessen Büro erschienen war, ließ man ihn oft stundenlang warten. Diesmal war alles anders.

Kaum hatte Johnsons Sekretärin Eddie gemeldet, als Johnson auch schon herausgestürzt kam und Eddie freudig umarmte.

»Eddie, mein Junge, wie freue ich mich, Sie zu sehen. Kommen Sie herein, kommen Sie!«

Er führte Eddie in sein Büro.

»Mein Telefon steht überhaupt nicht mehr still«, sagte er. »Ich habe Ihr Stück einem halben Dutzend Leute geschickt, und alle wollen sie sich daran beteiligen. Sie wissen ja, wie schnell in New York etwas die Runde macht. Alle Welt ist sich bereits darin einig, daß es ein Spitzenerfolg werden wird. Wir haben bereits die gesamte Finanzierung zusammen und auch schon ein Theater gebucht. In all den Jahren, in denen ich jetzt in dem Geschäft bin, habe ich noch nichts erlebt, das dermaßen schnell ging. Morgen früh hält Tom Burke die ersten Auditions für die Hauptrolle.«

Eddie lächelte. »Sagen Sie ihm, das kann er sich sparen.«

»Wieso?«

»Es gibt nur einen einzigen Schauspieler«, sagte Eddie, »der ideal für die Rolle ist.«

»Wer denn?«

»Na, ich selbst«, sagte Eddie.