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»Mach dir darüber mal keine Sorgen«, sagte Eddie. »Ich kümmere mich darum. Überlasse alles einfach mir.«

Er wollte Mary eigentlich schon von den hunderttausend Dollar erzählen und von dem Haus, das er für sie kaufen wollte, und von dem neuen großen Auto, das er anschaffen würde. Aber er hatte schließlich Geheimhaltung geschworen. Ich überrasche sie damit, wenn ich heimkomme.

Mary fragte: »Wann kommst du heim?«

»Weiß ich noch nicht«, sagte Eddie. »Das Stück ist ein solcher Erfolg, daß wir vermutlich länger in Amador spielen werden als vorgesehen.«

»Das ist wundervoll, Darling!«

Sie hatte ja keine Ahnung, wie wundervoll es war.

»Du fehlst mir.«

»Du mir auch.« »Ich rufe dich morgen wieder an.«

»Gut, Eddie. Gute Nacht, Darling.«

»Gute Nacht.«

Eddie legte den Hörer auf, und es wurde ihm warm ums Herz. Von nun an erwartete sie ein großartiges Leben. Und nicht nur wegen des Geldes. Wenn er nach New York zurückkam, erzählte er erst mal Johnson, was in Amador alles passiert war. Wie er die Rolle des Diktators gespielt und alle damit getäuscht hatte.

Er hörte dieses Gespräch bereits in seinem Kopf.

»Sie meinen, Sie haben sich als Colonel Bolivar, den Diktator von Amador, ausgegeben und niemand hat einen Unterschied bemerkt?«

»Genau.«

»Sie sind ein Genie! Da müssen Sie ja einer der größten Schauspieler der Welt sein!«

»Ach, das war gar nichts. Schließlich ist man Schauspieler.«

»Warten Sie, bis ich die New York Times anrufe«, würde Johnson dann sagen, »und die Zeitschrift People. Solche Schlagzeilen macht das. Es geht um die ganze Welt. Sie werden berühmt.«

Genau, dachte Eddie und freute sich, ich werde berühmt. Vielleicht drehen sie sogar einen Film über mich, und ich spiele mich darin selbst.

Er sah auf die Uhr. Es war Mitternacht. Es war ein langer Tag gewesen, und er war müde, aber er war zu aufgeregt, um schlafen zu gehen. Es passierte einfach viel zuviel. Ich glaube, ich gehe noch ein wenig frische Luft schnappen, dachte er.

Durch die Glastüren konnte er hinaus in den Park vor dem Schlafzimmer sehen. Er stieß die hohe Fensterdoppeltür auf und trat hinaus auf die Terrasse.

In der dunklen Straße vor dem Park des Diktators sah sich Juan sorgsam um, ob auch keine Wachsoldaten in der Nähe waren. Die Straße war leer. Er hob vorsichtig sein Gewehr, das er dabei hatte, hoch und kletterte auf die Mauer um den Park. Von oben hatte er einen freien Blick in das Schlafzimmer des Diktators. Er konnte sein Glück kaum fassen. Gerade eben kam Colonel Ramon Bolivar nach draußen ins Freie.

Eddie blickte über den wunderschönen und gepflegten Park hin. Er war voller Hibiskus, Jasmin, Bougainvillea, Gardenien und Rosen. Noch nie hatte er so viele Blumen auf einem Fleck gesehen.

Juan hatte inzwischen angelegt. Er zielte auf Eddies Kopf und drückte ab.

3. Kapitel

Im selben Augenblick, da Juan abdrückte, beugte Eddie sich nach unten, um eine Rose abzubrechen. Und so verfehlte ihn die Kugel. Juan war verzweifelt. Er starrte nur, als Eddie ganz ruhig in sein Schlafzimmer zurückging. Dieser laute Knall, dachte Eddie, muß wohl eine Fehlzündung von einem Auto sein.

Und Juan draußen dachte: Jetzt ist es zu spät, noch etwas anderes zu tun. Ich muß meiner Gruppe sagen, daß es mißlungen ist. Wir werden schon einen anderen Weg finden, ihn doch noch zu beseitigen.

Als Eddie durch das Schlafzimmer ging, bemerkte er eine Tür auf der anderen Seite des Raums. Rein aus Neugier ging er hin und öffnete sie. Sie führte in ein weiteres, allerdings kleineres Schlafzimmer.

Und im Bett dort lag eine schöne Frau in einem hauchdünnen Nachthemd. Eddie starrte sie an und war verlegen. »Oh, Entschuldigung«, stammelte er schließlich. »Ich muß mich wohl in der Tür geirrt haben .«

Die Frau sah ihn ebenfalls überrascht an. »Was machst du denn in meinem Schlafzimmer, Ramon?«

Eddie fiel wieder ein, wer er angeblich war. »Oh«, sagte er. »Ich wollte ... einfach nur mal nachsehen, wie es dir geht.«

»Seit wann interessiert es dich, wie es mir geht?«

Eddie ahmte die vorwurfsvolle Stimme des Colonel nach. »Was soll das denn heißen?«

»Du weißt sehr genau, Ramon, was das heißen soll«, sagte die Frau. »Seit dem Tag unserer Heirat hast du mich nur wie den letzten Dreck behandelt.«

Also das ist meine Frau! dachte Eddie. Ich meine natürlich, nicht meine Frau. Colonel Bolivars Frau. Eine wunderschöne Frau! Wie kann der Colonel sie nur so schlecht behandeln!

»Das ist das erste Mal seit einem Jahr, daß du in mein Schlafzimmer kommst!«

»Tatsächlich? Ich meine ... ja, ja, ich weiß.«

Ihre Stimme wurde sanft. »Gibt es etwas, das ich für dich tun kann, Schatz?«

Eddie bekam ganz große Augen. Da lag diese wunderschöne Frau im Bett und fragte ihn, ob sie etwas für ihn tun könne! Und ob sie das konnte! Nur würde Mary darüber kaum sehr erfreut sein!

Er war in Versuchung, aber es war ihm klar, daß er es doch nicht wagen würde.

»Nein, nein«, sagte er also hastig. »Ich wollte lediglich .« Gott, war sie schön! »... Gute Nacht sagen.«

Sie setzte sich auf. »Möchtest du vielleicht, daß ich zu dir in dein Schlafzimmer komme?«

»Nein, nein«, wehrte er schnell ab. »Ich bin sehr müde. Wir sehen uns dann morgen früh.«

Sie lächelte. »Wirst du mit mir frühstücken?«

»Wir werden sehen.«

Er zog sich schnell in sein Schlafzimmer zurück und machte die Tür hinter sich zu. Das war knapp, dachte er. Was wohl gewesen wäre, wenn er sich zu ihr ins Bett gelegt hätte? Hätte sie gemerkt, daß er gar nicht ihr wirklicher Mann war? Die Überlegung gab ihm zu denken.

In dieser Nacht träumte Eddie, daß er Diktator eines Landes namens Amador sei. Er fuhr in einer gewaltigen Limousine auf dem Boulevard Eddie Davis, und sein Volk jubelte ihm zu und winkte und ließ ihn hochleben und rief seinen Namen.

»Eddie Davis . Eddie Davis!« Er spürte, wie ihn jemand schüttelte. »Eddie Davis!« Er machte die Augen auf. Vor ihm stand Capitan Torres.

»Zeit aufzustehen und den Tag zu beginnen.« Eddie setzte sich auf. In seinem Kopf war noch immer sein Traum. »Warum haben Sie mir nicht gesagt«, fragte er, »daß Colonel Bolivar eine Frau hat?«

»Weil es«, sagte Capitan Torres achselzuckend, »nicht wichtig ist. Sie haben seit einem Jahr kein Wort miteinander gesprochen.«

»Oh.«

Eddie beschloß, ihm lieber nicht zu sagen, was in der Nacht passiert war.

»Sie haben einen vollen Terminplan heute«, erklärte ihm Capitan Torres. »Aus dem Waisenhaus kommen ein paar Kinder und bedanken sich dafür, daß sie so gut von Ihnen behandelt wurden.« Torres schaute auf das Blatt mit den Terminen, das er in der Hand hielt. »Dann kommt noch am Vormittag eine Bauerndelegation. Sie bedankt sich für Ihre Großzügigkeit. Am Nachmittag verleihen Sie Orden an Ihre tapfere Palastwache, die einige Rebellen tötete, welche Ihnen etwas antun wollten.«

»Wieso wollten sie mir etwas antun?« fragte Eddie.

»Ach Gott«, meinte Capitan Torres achselzuckend, »Unzufriedene und Verrückte gibt es überall und immer. Aber sonst werden Sie im ganzen Land geliebt.« Dann korrigierte er sich hastig. »Ich will sagen, das ganze Land liebt den großen Diktator Ramon Bolivar!«

Es war schon eine merkwürdige Erfahrung für den Capitan, diesem Schauspieler gegenüberzustehen, der so heruntergerissen seinem geliebten Colonel glich. Er schaute wieder auf seinen Zettel. »Ja, und dann haben wir zum Essen den Verleger der Zeitung El Tiempo zu Gast. Sein Name ist Naveiro. Er jammert dauernd wegen der Pressefreiheit.« Hätte auch schon längst beseitigt werden sollen, dachte er im stillen dazu. Das Problem war nur, Naveiro war der Bruder von Bolivars Frau, und sie wollte einfach nicht, daß man ein Attentat auf ihren Bruder verübte. Colonel Bolivar andererseits erlaubte niemandem, ihn zu kritisieren, und haßte seinen Schwager. Eines Tages hatte er zu ihm, Torres, gesagt: »Irgendwann muß man mal für den was arrangieren, das wie ein Unfall aussieht. Dann kann meine Frau nicht mich beschuldigen, daß ich für seinen Tod verantwortlich sei.«