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»Das ist gut.«

»Wirklich, Colonel, machen Sie sich keine Sorgen. Ich passe schon auf, daß er in keine Schwierigkeiten kommt. Wann werden Sie hier wieder herauskommen?«

»Sie wollen morgen operieren, und nach einer oder zwei Wochen soll ich entlassen werden können.«

»Sehr gut. Ich kümmere mich darum, daß der Schauspieler noch am Tag Ihrer Rückkehr beseitigt wird und irgendwo vergraben, wo ihn bestimmt niemand wiederfindet.«

»Ich bin froh, Capitan«, sagte Colonel Bolivar, »daß ich Sie habe und mich immer auf Sie verlassen kann.« Es fiel ihm etwas ein. »Sollten Sie nicht eigentlich jetzt bei ihm sein?«

»Ich begleite ihn bei dem Essen nachher mit Ihrem Schwager«, sagte Capitan Torres. »Heute vormittag besteht keine Gefahr, daß er irgend etwas anstellt. Es stehen nur Termine mit Waisenkindern und einigen Bauern an.«

Die Bauerndelegation wurde in das riesige Arbeitszimmer Colonel Bolivars geführt. Eddie saß auf dessen Stuhl, die Bauern waren deutlich sichtbar aufgeregt.

»Guten Morgen«, sagte Eddie.

Einer der Bauern nahm sich ein Herz. »Guten Morgen, Colonel.« Er zitterte fast. »Wir sind heute früh gekommen, um Ihnen für Ihre Großzügigkeit zu danken. Sie sind ein großer Führer des Volkes, und wir wissen alles, was Sie für uns tun, zu schätzen. Sie sind der freundlichste Mann der Welt, und wir lieben Sie alle sehr und bleiben Ihnen absolut loyal verbunden.«

Eddie wußte natürlich als Schauspieler von Beruf, wann eine Ansprache einstudiert war. Der Mann meinte nicht eines seiner Worte aufrichtig und ernst.

»Wer hat Ihnen gesagt, das alles vorzutragen?« fragte er.

Der Bauer sah noch ängstlicher drein. »Was ... wieso?«

»Wer Ihnen aufgetragen hat, das alles zu sagen.«

»Na ja, Capitan Torres.«

»Verstehe«, sagte Eddie. »Gehören euch Leuten eure Bauernhöfe?«

Der Mann sah verwirrt aus. »Wissen Sie das nicht?«

Eddie bemerkte seinen Fehler sogleich. Natürlich mußte er das wissen. Schließlich war er ja Colonel Bolivar, nicht wahr?

»Klar weiß ich das«, sagte er, »aber ich will es eben von euch selbst hören, nicht?«

»Nein, Colonel, unsere Bauernhöfe gehören uns nicht. Sie gehören Ihnen. Wir bezahlen Sie dafür, daß Sie es uns erlauben, Obst und Gemüse anzubauen, das Sie uns dann wieder verkaufen.« Es klang durchaus bitter, wie der Mann das sagte.

»Also verdient ihr nicht besonders viel, wie?«

»Ha!« rief der Mann fast verächtlich. »Wir haben kaum genug zu essen!« Dann beeilte er sich aber, schnell hinzuzufügen: »Ich meine, wir beklagen uns nicht. Sie sind ein guter und ein sanfter Herrscher und ...!«

»Ja, ja, schon gut«, unterbrach ihn Eddie. Er saß da und dachte nach. Colonel Bolivar war also der Besitzer des Lands, auf dem diese Leute arbeiteten, und sie mußten ihm ihr Obst und Gemüse, das sie darauf anbauten, auch noch abkaufen! Er drückte wieder auf den Summerknopf, woraufhin erneut der Diener hereingeeilt kam.

»Ja, Colonel?«

»Schreibzeug und Papier!«

»Sofort, jawohl.« Der Diener entfernte sich, war im Handumdrehen wieder da und brachte das Gewünschte.

Eddie begann erneut zu schreiben. Ab sofort gehört allen Bauern von Amador das Land, das sie bewirtschaften, ohne Einschränkung, und sie dürfen frei verkaufen, was sie darauf anbauen. Und er unterschrieb es wieder mit: Colonel Ramon Bolivar.

Er las es noch einmal durch und war sehr zufrieden. Er war sich ganz sicher, daß Colonel Bolivar wohl überhaupt nicht wußte, was diesen armen Bauern angetan wurde, und daß er sehr zufrieden sein würde, wenn er erfuhr, daß er, Eddie, dieses Unrecht in seinem Namen beseitigt hatte.

Er las den Bauern seine Verfügung vor. Nach einem Augenblick völlig schockierten Verstummens begannen sie frenetisch zu jubeln und griffen nach Eddies Hand, um sie zu schütteln.

»Sie sind so gut ...«

»Sie sind so großzügig ...«

»Großer Führer, was sollen wir sagen ...«

»Wartet, bis meine Frau das hört ...!«

Ja, dachte Eddie, bis jetzt habe ich an diesem Morgen wirklich gute Arbeit geleistet.

In der Klinik sagte Capitan Torres zur selben Zeit gerade: »Machen Sie sich keine Sorgen, Colonel. Nichts kann passieren. Ich gehe jetzt, um Eddie Davis zu dem Essen mit Naveiro zu begleiten und auf ihn aufzupassen.«

»Dieser Naveiro!« sagte Colonel Bolivar stirnrunzelnd. »Ich hasse den Kerl. Wenn er nicht mein Schwager wäre ...« Er sah zu Torres auf. »Er wird natürlich wieder tausend Dinge verlangen. Geben Sie ihm nichts. Verstanden? Absolut nichts!«

»Selbstverständlich«, sagte Capitan Torres.

Bei seiner Rückkehr in den Palast sagte Capitan Torres zu Eddie Davis: »Senor Naveiro ist schon auf dem Weg. Denken Sie daran, was er auch verlangt, sagen Sie zu allem einfach nur nein!«

»Gut!« sagte Eddie, »ich denke daran.«

Naveiro war ein grauhaariger, aristokratisch und würdevoll wirkender Mann. Er begrüßte den Mann, den er für seinen Schwager hielt, nur mit kalter Höflichkeit.

»Guten Tag, Ramon.«

»Guten Tag«, sagte Eddie.

Naveiro wandte sich auch knapp an Capitan Torres. »Ca-pitan.«

»Guten Tag, Senor. Ich denke, das Essen ist serviert. Wenn ich bitten darf, Platz zu nehmen.«

Sie setzten sich alle drei im Speisesaal an die riesige Tafel. Drei Butler begannen zu servieren.

Eddie hatte noch niemals an einer so üppigen Tafel gesessen. Es begann mit Meeresfrüchten - Shrimps, Hummer und Langusten -, gefolgt von einer köstlichen Suppe und danach Steaks mit Bratkartoffeln und Gemüse sowie einem Berg von Salat. Dazu gab es verschiedene hervorragende Weine.

»Das war mal ein prima Essen«, sagte Eddie.

»Ich bin allerdings nicht wegen des Essens gekommen«, erklärte Naveiro steif und förmlich, »sondern um dich zu bitten, mich nicht dauernd zu belästigen und zu bedrängen.«

Eddie blickte verwundert auf. »Belästigen? Bedrängen?«

»Tu nicht so unschuldig! Schließlich war es deine Polizei, die allein im vergangenen Monat achtmal das Erscheinen meiner Zeitung verhinderte. Und meine Druckerpressen zerstörte. Das muß aufhören!« Seine Stimme wurde unwillkürlich lauter. »Ich verlange mein Recht, zu drucken, was ich will, ohne daß mich deine Gauner in Uniform dabei dauernd bedrohen. Also, wirst du damit aufhören oder nicht?«

Capitan Torres saß da und wartete gelassen auf Eddies bestellte Antwort. Eddie aber war richtig geschockt von dem, was er da gehört hatte, und deshalb stark in Versuchung, ja zu sagen, erinnerte sich aber an die Ermahnungen des Capitan. Also sagte er zögernd: »Nein, werde ich nicht.«

Naveiro sah ihn lange an und nickte dann. »Na gut, das wäre dann dieses.«

»Ist wohl so«, sagte Eddie. Er wünschte zwar im stillen, dem Mann helfen zu können. Doch schließlich spielte er eine Rolle. Und Anweisungen waren Anweisungen.

Was freilich weder Capitan Torres wußte, noch Eddie, war, daß Naveiro inzwischen schon ein sehr verzweifelter Mann war und zu dem Entschluß gekommen war, daß er den Colonel töten mußte, wenn er ihm nicht die Pressefreiheit zugestand. Er hatte mit Entsetzen verfolgt, wie sein Schwager mit der Zeit immer rücksichtsloser und brutaler vorging und alle umbringen oder zumindest ins Gefängnis werfen ließ, die ihm im Weg standen. Er hatte hart und lange um die Freiheit gekämpft, aber bisher vergeblich. Jetzt war er bei dem Entschluß angelangt, daß dies das einzige war, was noch übrigblieb. Er mußte den brutalen Diktator beseitigen, und wenn es sein eigenes Leben kostete.

Als die Bedienten abzuräumen begannen, ließ einer von ihnen einen Teller fallen, und Eddie und Capitan Torres drehten sich beide danach um. Da holte Naveiro aus seiner Tasche eine kleine Phiole hervor und schüttete den Inhalt, während die anderen beiden noch abgelenkt waren, in Eddies Weinglas. Es war Strychnin, ein Gift, das in Sekunden wirkt.