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Luke nickte verständnisvoll.

«Getue kann ich nicht vertragen», sagte der Major. «In dem Ort sind überhaupt zuviel Frauenzimmer! Es ist schwer, anständige Golfspieler zu finden.»

«Wie ist denn der junge Mensch vom Antiquitätenladen?» fragte Luke.

Der Major schnaubte verächtlich:

«Der spielt nicht Golf.»

«Ist er schon lange in Wychwood?»

«Ungefähr zwei Jahre. Ein unangenehmer Kerl! Ich hasse diese langhaarigen, sanftmäuligen Burschen. Komischerweise konnte Lydia ihn gut leiden. Dem Urteil von Frauen über Männer ist nicht zu trauen; sie mögen oft ganz unmögliche Typen. Sie bestand sogar darauf, eins von seinen Quacksalber-Tränklein zu nehmen, ein Zeug in einem purpurroten Glasgefäß, auf dem die Zeichen des Tierkreises standen! Gewisse Kräuter, beim Schein des Vollmonds gepflückt. Lauter Narreteien, aber die Frauen schlucken das – schlucken es sogar buchstäblich – haha!»

Luke wechselte jäh das Thema, doch war er sich bewusst, dass es dem Major nicht auffallen würde:

«Was ist das für ein Mensch, der hiesige Rechtsanwalt, Mr Abbot? Kennt er sich im Gesetz gut aus? Ich brauche nämlich einen einschlägigen Rat und dachte, ich könnte zu ihm gehen.»

«Man sagt, er sei recht klug», berichtete Major Horton objektiv. «Ich weiß es nicht. Tatsächlich habe ich mit ihm einen Krach gehabt und ihn nicht gesehen, seit er hier war, um Lydias Testament kurz vor ihrem Tod aufzusetzen. Meiner Ansicht nach ist der Mann unmöglich. Aber», setzte er fair hinzu, «das berührt natürlich nicht seine Fähigkeiten als Rechtskundiger.»

«Nein, natürlich nicht», bestätigte Luke. «Er scheint übrigens ein streitsüchtiger Mensch zu sein, denn nach allem, was ich höre, hat er sich mit einer Menge Leute zerstritten.»

«Das Schlimme bei ihm ist, dass er so verdammt empfindlich ist», sagte Major Horton. «Er scheint zu glauben, dass er der liebe Gott ist und dass jeder, der nicht seine Meinung teilt, Majestätsbeleidigung begeht. Haben Sie von seinem Streit mit Humbleby gehört?»

«Sie hatten Streit, so?»

«Einen Mordskrach! Nicht dass mich das überraschen würde; Humbleby war ein dickschädliger Esel! Dennoch, so war es.»

«Sein Tod war sehr traurig.»

«Humblebys Tod? Ja, freilich. Mangel an der einfachsten Sorgfalt. Blutvergiftung ist eine verdammt gefährliche Sache. Man soll immer Jod auf eine Verletzung geben – ich mache das immer! Einfache Vorsichtsmaßnahme. Humbleby, der doch Arzt ist, tut nichts dergleichen – da sieht man’s wieder!»

Luke warf einen Blick auf seine Uhr und erhob sich. Major Horton sagte:

«Geht’s schon auf Mittag? Richtig. Hat mich gefreut, mit Ihnen zu plaudern, tut mir gut, mit einem Mann zu reden, der ein bisschen in der Welt herumgekommen ist. Wir müssen das wieder einmal tun. Wo waren Sie eigentlich stationiert? Mayang-Straße? Dort war ich nie. Ich höre, Sie schreiben ein Buch über Aberglauben und dergleichen.»

«Ja – ich – »

Jedoch Major Horton fuhr unbeirrt fort.

«Da kann ich Ihnen verschiedene sehr interessante Dinge erzählen: Als ich in Indien war, mein Junge…»

Luke entkam nach ungefähr zehn Minuten, nachdem er die üblichen Geschichten über Fakire, Seil- und Mangobaumwunder, die dem Angloinder teuer sind, über sich hatte ergehen lassen. Während er ins Freie trat, die Stimme des Majors hinter sich, der Nero anbrüllte, staunte er über das Wunder des Ehelebens. Der Major schien einer Frau aufrichtig nachzutrauern, die nach allen Berichten, sein eigener nicht ausgenommen, eng verwandt mit einem Tiger gewesen sein musste.

Oder war es – Luke stellte sich plötzlich diese Frage – war es ein außerordentlich geschickter Bluff? 

12

Am Nachmittag der Tennispartie war es glücklicherweise schön, Lord Whitfield war bester Laune und spielte den Hausherrn mit Vergnügen. Er erwähnte seine bescheidene Herkunft häufig. Es waren acht Spieler im ganzen, Lord Whitfield, Bridget, Luke, Rose Humbleby, Mr Abbot, Dr. Thomas, Major Horton und Hetty Jones, ein kicherndes junges Mädchen, die Tochter des Bankdirektors.

In dem zweiten Match des Nachmittags war Luke Bridgets Partner gegen Lord Whitfield und Rose Humbleby; letztere war eine gute Spielerin, die sogar bei regionalen Meisterschaften antrat. Sie musste zwar Lord Whitfields Fehler ausbügeln, aber gegen Bridget und Luke, die beide nicht besonders stark waren, konnte sie gut bestehen.

Die nächste Partie spielten Rose mit Mr Abbot gegen Dr. Thomas und Miss Jones.

Lord Whitfield setzte sich, wischte sich die Stirn und lächelte zufrieden. Er begann ein Gespräch mit Major Horton. Luke sagte zu Bridget:

«Zeigen Sie mir den Küchengarten.»

«Warum den Küchengarten?»

«Ich spüre ein Verlangen nach Kohl.»

«Genügen grüne Erbsen nicht auch?»

«Grüne Erbsen wären wunderbar.»

Sie verließen den Tennisplatz und kamen zu dem von Mauern umgebenen Küchengarten, der an diesem Samstagnachmittag ganz leer war und friedlich im Sonnenschein dalag.

«Hier sind Ihre Erbsen», sagte Bridget.

Luke schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit und sagte: «Warum zum Teufel haben Sie ihnen den Satz geschenkt?»

Bridget hob ein klein wenig die Augenbrauen.

«Es tut mir leid; ich wurde nervös, mein Tennisspiel ist überhaupt ungleichmäßig.»

«Doch nicht bis zu diesem Grad! Die letzten Schläge hätten doch kein Kind täuschen können! Jeder Ball war eine halbe Meile außerhalb!»

Bridget sagte ruhig:

«Ja, weil ich eine so elende Spielerin bin. Wenn ich besser spielen könnte, hätte ich es wohl wahrscheinlicher machen können.»

«Ah. Sie geben es also zu?»

«Offenbar, mein lieber Watson.»

«Und der Grund?»

«Ebenso offenbar, sollte ich meinen; Gordon verliert sehr ungern.»

«Und wie ist’s mit mir? Wie, wenn ich auch gern gewinne?»

«Ich fürchte, mein lieber Luke, dass das nicht ebenso wichtig ist.»

«Möchten Sie das nicht etwas deutlicher erklären?»

«Gewiss, wenn Sie es wünschen. Man darf sich nicht sein Butterbrot verscherzen. Gordon ist mein Butterbrot. Sie nicht.»

Luke schöpfte tief Atem. Dann explodierte er.

«Was zum Teufel heißt das – dass Sie diesen lächerlichen kleinen Mann heiraten wollen? Warum?»

«Weil ich als seine Sekretärin sechs Pfund pro Woche bekomme, und als seine Frau bekomme ich hunderttausend Pfund überschrieben, einen Schmuckkasten voll Perlen und Diamanten, ein schönes Taschengeld und verschiedene andere Vorteile der Ehe!»

«Aber für einigermaßen andere Pflichten!»

Bridget sagte kalt:

«Müssen wir diese melodramatische Haltung gegen alles und jedes im Leben einnehmen? Wenn Ihnen ein hübsches Bild von Gordon als einem verliebten Gatten vorschwebt, können Sie es glatt löschen! Gordon, wie Sie bemerkt haben könnten, ist ein Junge, der nie ganz erwachsen geworden ist. Was er braucht, ist eine Mutter, keine Gattin. Leider ist seine Mutter gestorben, als er vier Jahre alt war. Er braucht jemanden neben sich, vor dem er prahlen kann, jemanden, der ihn bestätigt und der bereit ist, Lord Whitfields Ausführungen über sich selbst uneingeschränkt anzuhören.»

«Sie haben eine bittere Zunge, nicht?»

Bridget entgegnete scharf:

«Ich mache mir nichts vor, wenn Sie das meinen! Ich bin eine junge Frau mit einer gewissen Intelligenz, mäßig hübschem Äußeren und keinem Geld. Ich beabsichtige, mir mein Brot ehrlich zu verdienen. Meine Aufgabe als Gordons Gattin wird kaum von meiner Aufgabe als Gordons Sekretärin zu unterscheiden sein. Ich bezweifle, ob er nach einem Jahr noch daran denken wird, mir einen Gutenachtkuss zu geben. Der einzige Unterschied ist im Gehalt.»