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Sie schauten einander an; beide waren blass vor Zorn. Bridget sagte höhnisch:

«Fahren Sie fort! Sie sind etwas altmodisch, nicht, Mr Fitzwilliam? Haben Sie nicht ein paar Klischees auf Lager? Sagen Sie doch gleich, dass ich mich für Geld verkaufe!»

Luke sagte: «Sie sind ein kaltblütiger kleiner Teufel!»

«Das ist besser, als ein heißblütiger kleiner Narr zu sein!»

«Wirklich?»

«Ja, ich weiß es.»

Luke höhnte: «Was wissen Sie?»

«Ich weiß, was es heißt, einen Mann zu lieben! Kennen Sie vielleicht Johnnie Cornish? Drei Jahre war ich mit ihm verlobt. Er war anbetungswürdig – ich hatte ihn furchtbar gern – so gern, dass es weh tat! Nun, er ließ mich sitzen und heiratete eine rundliche Witwe mit North-Country-Akzent, einem Doppelkinn und einem Einkommen von dreißigtausend Pfund im Jahr! So was kann einem schon die Romantik austreiben, finden Sie nicht?»

Luke wandte sich mit einem Stöhnen ab.

«Das könnte sein.»

«Es war so…»

Eine Pause entstand. Schwer lastete das Schweigen zwischen ihnen. Endlich brach Bridget es. Sie sagte, jedoch mit leichter Unsicherheit im Ton:

«Ich hoffe, Sie sind sich bewusst, dass Sie absolut kein Recht hatten, so zu mir zu sprechen. Sie wohnen in Gordons Haus und zeigten verdammt schlechten Geschmack!»

Luke hatte seine Fassung wiedererlangt.

«Ist das nicht eigentlich auch ein Klischee?» fragte er höflich.

Bridget wurde rot.

«Es ist jedenfalls wahr!»

«Es ist nicht wahr. Ich hatte das Recht.»

«Unsinn!»

Luke schaute sie an. Sein Gesicht war seltsam bleich, wie bei einem Mann, der physischen Schmerz leidet.

«Ich habe das Recht, das Recht, weil ich Sie gern habe – wie sagten Sie eben – so gern, dass es weh tut!»

Sie trat einen Schritt zurück.

«Sie –?»

«Ja, komisch, nicht wahr? Das ist doch etwas, worüber Sie herzlich lachen sollten! Ich kam hierher, um eine Aufgabe zu erfüllen, und Sie kamen um die Ecke jenes Hauses und – wie soll ich es sagen – warfen einen Zauber über mich! So empfinde ich es jedenfalls. Sie haben mich verhext. Ich habe das Gefühl, wenn Sie mit dem Finger auf mich zeigten und sagten: ‹Verwandle dich in einen Frosch›, würde ich mit hervorstehenden Augen davonhüpfen.»

Er trat einen Schritt auf sie zu.

«Ich liebe Sie höllisch, Bridget Conway. Und da ich Sie so höllisch liebe, können Sie nicht erwarten, dass ich mich freue, wenn Sie einen spitzbäuchigen, prahlerischen kleinen Lord, dem es die Laune verdirbt, wenn er beim Tennis verliert, heiraten.»

«Was schlagen Sie vor, dass ich tun sollte?»

«Ich schlage vor, dass Sie stattdessen mich heiraten! Doch zweifellos wird dieser Vorschlag nur ein heiteres Gelächter hervorrufen.»

«Das Gelächter ist tatsächlich kolossal.»

«Genau. Nun, jetzt wissen wir wenigstens, wo wir stehen. Sollen wir auf den Tennisplatz zurückgehen? Vielleicht finden Sie jetzt einen Partner für mich, der spielt, um zu gewinnen!»

«Ich glaube wirklich», bemerkte Bridget zuckersüß, «Sie verlieren ebenso ungern wie Gordon!»

Luke packte sie plötzlich bei den Schultern.

«Sie haben eine teuflische Zunge, nicht wahr, Bridget?»

«Ich fürchte, Sie mögen mich nicht sehr, Luke, wie groß auch Ihre Leidenschaft für mich sein mag!»

«Ich glaube nicht, dass ich Sie überhaupt mag.»

Bridget beobachtete ihn.

«Sie beabsichtigten zu heiraten und sich irgendwo niederzulassen, als Sie nach Hause zurückkamen, nicht?»

«Ja.»

«Aber nicht jemanden wie mich?»

«Ich habe nie an jemanden gedacht, der Ihnen auch nur im Geringsten ähnelte.»

«Nein – natürlich nicht – ich kenne Ihren Typ. Ich kenne ihn genau.»

«Sie sind so klug, liebe Bridget.»

«Eine wirklich nette junge Frau – durch und durch englisch – die das Landleben liebt und gut zu Hunden ist… Sie haben sie wahrscheinlich im Geiste gesehen, wie sie – in einem Tweedrock – das Holzfeuer mit der Spitze ihres Schuhs schürt.»

«Das Bild erscheint höchst anziehend.»

«Sicher. Sollen wir zum Tennisplatz zurückgehen? Sie können mit Rose Humbleby spielen, sie spielt so gut, dass ihr beiden ganz sicher gewinnen werdet.»

«Da ich altmodisch bin, muss ich Ihnen das letzte Wort lassen.»

Wieder entstand eine Pause, dann nahm Luke langsam die Hände von ihren Schultern. Sie standen beide unsicher da, als schwebe noch etwas Ungesagtes zwischen ihnen. Dann wandte sich Bridget jäh um und ging voraus zum Tennisplatz. Es war eben ein Satz zu Ende, aber Rose hatte keine Lust mehr weiterzumachen.

«Ich habe zwei Sätze hintereinander gespielt.»

Auch Bridgets Bitten half nichts.

Schließlich kam eine Herrenpaarung zustande. Nachher wurde der Tee serviert.

Lord Whitfield unterhielt sich mit Dr. Thomas, dem er ausführlich und mit großer Geste einen Besuch beschrieb, den er kürzlich dem Wellerman-Kreitz-Forschungslaboratorium abgestattet hatte.

«Ich wollte selbst die letzten wissenschaftlichen Entdeckungen verstehen», erklärte er ernsthaft. «Ich bin verantwortlich für das, was meine Zeitungen drucken, das empfinde ich sehr stark. Wir leben in einem wissenschaftlichen Zeitalter. Die Wissenschaft muss den Massen leicht zugänglich gemacht werden.»

«Ein wenig Wissenschaft könnte möglicherweise gefährlich werden», meinte Dr. Thomas mit leichtem Achselzucken. «Wissenschaft in jedem Heim, das müssen wir anstreben», dozierte Lord Whitfield. «Ich war sehr beeindruckt. Wellerman führte mich natürlich selbst herum. Ich bat ihn, mich einem Untergebenen zu überlassen, aber er bestand darauf.»

«Natürlich», sagte Luke.

Lord Whitfield sah erfreut aus.

«Er erklärte alles sehr deutlich – die Kulturen – das Serum – das ganze Prinzip der Sache. Er versprach, den ersten Artikel der Serie selbst beizusteuern.»

Mrs Anstruther murmelte:

«Ich glaube, sie verwenden Meerschweinchen – so grausam – obwohl natürlich nicht so arg wie Hunde – oder auch Katzen.»

«Leute, die Hunde dazu verwenden, sollten erschossen werden», ereiferte sich Major Horton heiser.

«Ich glaube wirklich, Horton», sagte Mr Abbot, «dass Sie Hundeleben mehr schätzen als Menschenleben.»

«Jawohl!» bestätigte der Major. «Hunde wenden sich nie so gegen einen Menschen; man bekommt nie ein schlimmes Wort von einem Hund.»

«Nur einen schlimmen Zahn ins Bein», warf Mr Abbot ein, «was, Horton?»

«Hunde sind gute Menschenkenner», entgegnete Major Horton.

«Eine Ihrer Bestien hat mich vorige Woche beinahe am Bein festgehalten. Was sagen Sie dazu, Horton?»

«Dasselbe, was ich eben gesagt habe!»

Bridget legte sich taktvoll ins Mitteclass="underline"

«Wie wäre es mit noch etwas Tennis?»

Es wurden noch zwei Sätze gespielt. Als Rose Humbleby dann adieu sagte, tauchte Luke neben ihr auf.

«Ich begleite Sie nach Hause und trage den Tennisschläger», sagte er. «Sie haben keinen Wagen, wie?»

«Nein, aber es ist nicht weit.»

«Ich gehe gern.»

Er sagte nichts mehr, nahm ihr nur den Schläger und die Schuhe ab. Sie gingen schweigend die Auffahrt hinunter; dann sprach Rose von ein paar alltäglichen Dingen; Luke antwortete nur kurz, aber sie schien das nicht weiter zu bemerken.

Als sie durch die Gartentür traten, klärte sich Lukes Gesicht auf.

«Jetzt fühle ich mich besser.»

«Nett von Ihnen, so zu tun, als hätten Sie es nicht bemerkt. Sie haben jedoch meine üble Laune beschworen. Komisch, ich habe das Gefühl, als wäre ich aus einer dunklen Wolke in die Sonne getreten.»

«Das sind Sie auch. Als wir Ashe Manor verließen, stand eine Wolke vor der Sonne, und jetzt ist sie fortgezogen.»

«Also sowohl wörtlich wie bildlich. Nun ja, die Welt ist eigentlich doch schön!»