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«Das kann ich mir vorstellen», sagte Luke trocken.

Er überdachte, was er gehört hatte; es fiel ihm keine weitere Frage ein. Er war ziemlich sicher, dass er alles, was Mrs Church wusste, herausbekommen hatte. Aber er entschloss sich zu einem letzten, versuchsweisen Angriff.

«Ich vermute, Sie können den Grund aller dieser Fragen erraten. Die Umstände von Amys Tod sind ziemlich geheimnisvoll. Wir sind nicht überzeugt davon, dass es ein Unglücksfall war. Wenn nicht – so verstehen Sie, was es gewesen sein muss?»

Mrs Church sagte mit einer gewissen scheußlichen Befriedigung:

«Mord!»

«Ganz richtig. Nun, gesetzt den Fall, Ihrer Nichte wäre das widerfahren, wen halten Sie verantwortlich für ihren Tod?»

Mrs Church wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab.

«Da gäbe es wohl eine Belohnung, wenn man die Polizei auf die rechte Spur brächte, was?» fragte sie bedeutungsvoll.

«Es könnte sein», wich Luke aus.

«Ich möchte nichts Bestimmtes sagen», meinte Mrs Church und fuhr sich mit hungriger Zunge über die schmalen Lippen. «Aber der Herr vom Antiquitätenladen ist ein merkwürdiger Kauz. Sie erinnern sich vielleicht an den Fall Castor, Sir – wie man Stücke des armen Mädchens überall in Castors Bungalow fand, und dann noch fünf oder sechs Mädchen entdeckte, denen er auf die gleiche Art mitgespielt hatte. Am Ende ist dieser Mr Ellsworthy auch so einer?»

«Das ist also Ihre Idee?»

«Nun, es könnte doch so sein, nicht?»

Luke gab zu, dass es so sein könnte. Dann fragte er:

«War Ellsworthy am Nachmittag des Derbys weg? Das ist ein sehr wichtiger Punkt!»

Mrs Church starrte ihn an.

«Am Derbytag?»

«Ja – letzten Mittwoch vor vierzehn Tagen.»

Sie schüttelte den Kopf.

«Das könnte ich wirklich nicht sagen. Mittwoch war er gewöhnlich fort – fuhr meistens nach London. Es ist früher Ladenschluss am Mittwoch, wissen Sie.»

«Oh», sagte Luke. «Früher Ladenschluss.»

Er verabschiedete sich von Mrs Church, ihre Anspielungen nicht beachtend, dass ihre Zeit kostbar sei und sie daher finanzielle Entschädigung beanspruchen könne. Mrs Church war ihm äußerst unsympathisch, aber seine Unterredung mit ihr war, obwohl nicht klärend in irgendeiner Art, doch anregend in mancher Beziehung. 

15

Er ging die einzelnen Punkte sorgfältig im Kopf durch.

Ja, es lief schließlich auf jene vier Leute hinaus: Thomas, Abbot, Horton und Ellsworthy. Die Haltung von Miss Waynflete schien ihm das zu beweisen.

Ihre Verlegenheit und ihr Widerstreben, einen Namen zu nennen! Das bedeutete doch sicher, musste bedeuten, dass die fragliche Person jemand von Ansehen in Wychwood war, jemand, den eine zufällige Anspielung entschieden schädigen konnte. Es stimmte auch mit Miss Pinkertons Entschlossenheit überein, ihren Verdacht bei Scotland Yard vorzubringen. Die örtliche Polizei hätte ihre Annahme lächerlich gefunden.

Es war kein Fall von Krethi und Plethi; es war auch nicht der Fall eines einfachen Mechanikers aus einer Garage. Die fragliche Person war jemand, gegen den die Beschuldigung eines Mordes eine phantastische und überdies eine ernste Angelegenheit war.

Es gab vier mögliche Verdächtige. An ihm war es, noch einmal sorgfältig jeden einzelnen davon unter die Lupe zu nehmen.

Zuerst war das Widerstreben von Miss Waynflete zu prüfen.

Sie war eine peinlich gewissenhafte Person. Sie glaubte, den Mann zu kennen, den Miss Pinkerton verdächtigt hatte, doch war es, wie sie ihn aufmerksam gemacht hatte, nur eine Vermutung ihrerseits. Es war möglich, dass sie sich irrte.

Wer war die Person, die Miss Waynflete im Sinn hatte? Miss Waynflete war höchst besorgt, dass eine Anklage von ihr einen Unschuldigen schädigen könnte. Also musste das Subjekt ihres Verdachts ein Mann von hohem Ansehen sein, der allgemein geschätzt und geachtet wurde.

Das jedoch, folgerte Luke, schloss Ellsworthy automatisch aus. Er war so gut wie fremd in Wychwood, und sein Ruf im Ort war schlecht, nicht gut. Luke glaubte nicht, dass, wenn Miss Waynflete an Ellsworthy gedacht hätte, sie es vermieden hätte, ihn zu nennen. Daher war Ellsworthy von Miss Waynfletes Standpunkt aus zu streichen.

Nun zu den Anderen. Luke glaubte, dass er auch Major Horton ausschließen konnte. Miss Waynflete hatte mit ziemlicher Wärme die Vermutung, er könne seine Frau vergiftet haben, zurückgewiesen. Hätte sie ihn mit anderen Verbrechen in Verbindung gebracht, so wäre sie kaum so überzeugt gewesen von seiner Unschuld am Tod seiner Frau.

Das ließ Dr. Thomas und Mr Abbot übrig. Beide besaßen die nötigen Voraussetzungen. Sie waren Männer von hohem, beruflichem Ansehen, gegen die nie ein Wort übler Nachrede gefallen war. Sie waren im Allgemeinen beide beliebt und bekannt als Männer von Redlichkeit und Rechtschaffenheit.

Luke ging nun zu einem anderen Standpunkt über. Konnte er selbst Ellsworthy und Horton streichen? Sofort schüttelte er den Kopf. So einfach war es nicht. Miss Pinkerton hatte gewusst – tatsächlich gewusst –, wer der Mann war. Das war erstens durch ihren eigenen Tod erwiesen und dann durch den Tod von Dr. Humbleby. Aber Miss Pinkerton hatte Honoria Waynflete nie einen Namen genannt. Daher konnte letztere, obwohl sie zu wissen glaubte, sich doch leicht irren. Wie oft glauben wir bestimmt zu wissen, was andere Leute denken – und entdecken dann, dass wir nichts wussten und uns gründlich geirrt haben!

Deshalb blieb der Verdacht gegen die vier noch immer bestehen. Miss Pinkerton war tot und konnte keine weitere Hilfestellung leisten. An Luke war es, die Ergebnisse seiner Nachforschungen und deren Wahrscheinlichkeit abzuwägen.

Er begann mit Ellsworthy. Auf den ersten Blick war dieser der Wahrscheinlichste.

«Betrachten wir es einmal so», sagte Luke zu sich. «Verdächtigen wir jeden der Reihe nach. Zum Beispiel Ellsworthy. Sagen wir, er ist der Mörder, und nehmen wir es als bestimmt an. Jetzt gehen wir die möglichen Opfer chronologisch durch. Zuerst Mrs Horton. Schwer zu sehen, welchen Grund Ellsworthy gehabt haben könnte, sie beiseite zu schaffen. Die Möglichkeit hatte er jedoch, Horton sprach von einem Mittel, das sie von ihm erhalten und genommen hatte. Ein Gift wie Arsenik hätte auf diese Art verabreicht werden können. Die Frage ist nur – warum?

Nun die anderen. Amy Gibbs. Warum hat Ellsworthy Amy Gibbs umgebracht? Der wahrscheinlichste Grund – sie wurde ihm lästig! Drohte vielleicht mit einer Klage wegen gebrochenen Eheversprechens? Oder hatte einer mitternächtlichen Orgie beigewohnt und drohte zu reden? Lord Whitfield hat sehr viel Einfluss in Wychwood und ist, laut Bridget, ein sehr moralischer Mann. Er hätte die Sache gegen Ellsworthy vielleicht aufgegriffen, wenn dieser etwas besonders Obszönes getan hätte. Also – fort mit Amy. Aber die angewendete Methode passt eigentlich nicht zu Ellsworthy.

Wer ist der nächste – Carter? Warum Carter? Unwahrscheinlich, dass er etwas von mitternächtlichen Orgien wusste (oder hat Amy ihm davon erzählt?). War die hübsche Tochter vielleicht dabei? Begann Ellsworthy sich ihr zu nähern? (Muss mir Lucy Carter anschauen.) Vielleicht schimpfte er nur heftig mit Ellsworthy, und Ellsworthy in seiner tückischen Art war wütend. Wenn er schon ein oder zwei Morde begangen hatte, mag er verhärtet genug gewesen sein, um aus einem unbedeutenden Grund an einen weiteren Mord zu denken.

Nun Tommy Pierce. Warum hat Ellsworthy Tommy Pierce umgebracht? Einfach. Tommy hatte an einer mitternächtlichen Feier teilgenommen. Tommy drohte zu reden. Vielleicht redete er schon davon. Man musste Tommy den Mund stopfen.

Dr. Humbleby. Warum hat Ellsworthy Dr. Humbleby umgebracht? Darauf ist die Antwort am leichtesten! Humbleby war Arzt, und er hatte bemerkt, dass es um Ellsworthys psychisches Gleichgewicht nicht zum Besten stand. Wahrscheinlich war er drauf und dran, diesbezüglich etwas zu unternehmen. Also war Humbleby verurteilt. Doch bei der Methode ist da ein Haken. Wie konnte Ellsworthy es zuwege bringen, dass Humbleby an Blutvergiftung starb? Oder starb er an etwas anderem? War das mit dem infizierten Finger nur ein zufälliges Zusammentreffen?