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»Das glauben wir dir auch«, antwortete Trautman. »Aber wieso verstehst du so viel davon?« »Weil die Urzeit mein Hobby ist«, antwortete Chris stolz. »Ich habe mich immer schon dafür interessiert. « »Wußtest du deshalb so genau, was für eine Art von Saurier das war?« fragte Ben. »Wie hast du ihn genannt? Allsaurier?« »Allosaurier«, korrigierte ihn Chris und nickte heftig.

»Ich kenne sie alle!« behauptete er. »Ich habe sämtliche Bücher darüber gelesen, die es gibt, und ich war in London im Cristal Palace und habe mir die Modelle angesehen, die sie dort haben. Ihr etwa nicht?« Ein allgemeines Kopfschütteln war die Antwort, und Chris fuhr in nunmehr hörbar stolzem Ton fort. »Da habt ihr was verpaßt. Sie haben sie dort alle aufgebaut. Das Iguanodon, den Brontosaurus, das Triceratops, den Plesiosaurus -« »Und den Allosaurier, ich weiß«, unterbrach ihn Trautman. Wahrscheinlich, dachte Mike, befürchtet er, daß Chris die nächste halbe Stunde damit verbringt, die verschiedenen Saurierarten aufzuzählen, die im Cristal Palace in London zu besichtigen waren. Mike selbst war noch nie dort gewesen, aber er hatte natürlich von dem großangelegten Park im Herzen Londons gehört, in dem Wissenschaftler und Schausteller gemeinsam eines der ehrgeizigsten Projekte des letzten Jahrzehnts verwirklicht hatten, eine Ausstellung lebensgroßer, naturgetreuer Dinosauriermodelle. »Trotzdem«, fuhr Trautman fort, »erklärt das nicht, wie dieses Tier hierher kommt. Du hast

doch gerade selbst gesagt, daß sie vor über hundert

Millionen Jahren ausgestorben sind. «

»Ausgestorben«, sagte Chris betont, »sind sie vor ungefähr fünfundsechzig Millionen Jahren. Diese bestimmte Gattung hat vor hundertzwanzig Millionen Jahren gelebt. Mike kann von Glück sagen, daß es kein Tyrannosaurus war. Die waren mehr als doppelt so groß und bestimmt doppelt so schnell. « »Was für ein Trost«, sagte Mike säuerlich. »Sechzig oder hundertzwanzig Millionen Jahre, das macht doch keinen Unterschied!« sagte Ben. »Es dürfte sie trotzdem nicht geben. Das ist doch völlig unmöglich. « »Es gibt sie aber!« antwortete Chris. Er klang fast beleidigt. »Vielleicht haben sie auf dieser Insel irgendwie überlebt. «

»Nachdem sie auf der ganzen übrigen Welt ausgestorben sind?« fragte Ben zweifelnd. »Das glaubst du doch selbst nicht!«

»Na, wenn es so unmöglich ist, dann geh doch hinunter in den Wald und sieh dich um!« sagte Chris patzig. »Dir kann ja gar nichts passieren, oder?« »Hört auf, euch zu streiten«, sagte Trautman müde. »Ich fürchte, ihr habt beide recht. Aber diese Ungeheuer sind nur zu lebendig. Hast du noch mehr davon im Wald gesehen, Singh?«

»Keines von dieser Größe«, antwortete der Inder. »Aber ein paar seltsame Tiere waren schon da. Und Spuren... sehr eigenartige Spuren. «

Er schauderte, und Trautman verzichtete darauf, weiter auf dieses Thema einzugehen. »Was ist mit den Schiffbrüchigen?« fragte er. »Ich war in der Yacht unten am Strand. Sie sieht nicht so aus, als wäre sie schon lange verlassen. «

»Sie waren hier«, bestätigte Singh. »Ganz in der Nähe. Ich habe ihr Lager gefunden. Sie haben ein Feuer angezündet. Die Asche war noch warm. Aber bevor ich mich genauer umsehen konnte, tauchte dieses Ungeheuer auf, und ich mußte fliehen. « »Vielleicht sind sie schon tot«, murmelte Juan. »Wenn diese Bestie sie angefallen hat... « »Das glaube ich nicht«, antwortete Singh. »Das Lager war verlassen, aber es sah nicht nach einer Flucht aus. «

»Und die Schüsse, die wir gehört haben? Und die Schreie?«

Diesmal zuckte Singh zur Antwort nur die Achseln. Ein weiteres Rätsel in einer schier endlosen Kette von Fragen, auf die sie vielleicht nie eine Antwort finden würden.

Trautman seufzte. »Das ist unglaublich«, sagte er zum wiederholten Mal. »Eine ganze Insel voller Pflanzen und Tiere, die vor Millionen von Jahren ausgestorben sein müßten. Und niemand auf der ganzen Welt hat bisher etwas von ihrer Existenz gewußt. « »Nicht ganz«, sagte Mike ruhig. »Ich glaube, einer wußte es schon. «

Trautman und alle anderen -mit einer Ausnahme starrten ihn verblüfft an, und Mike fügte nach einer Pause sehr betont hinzu: »Genauer gesagt: eine. « Er blickte Serena nicht an, aber er sah aus den Augenwinkeln, daß die Atlanterin wie unter einem elektrischen Schlag zusammenfuhr. »Was soll das bedeuten?« fragte Trautman. Serena reagierte nicht, sondern zog die Knie an den Körper, stützte das Kinn darauf und starrte schweigend zu Boden. Trautman blickte sie durchdringend an, dann wandte er sich mit einem strengen Stirnrunzeln wieder an Mike.

»Was meinst du damit? Wie kommst du auf den Gedanken, daß Serena etwas über diese Insel weiß?« »Fragen Sie sie doch, wie sie hierhergekommen ist«, antwortete Mike.

»Hierhergekommen? Aber ich dachte, Juan und du -« »Wir haben sie nicht mitgenommen«, unterbrach ihn Mike. »Und mit Ihnen und Ben ist sie auch nicht gekommen, nicht wahr? Und ein drittes Boot gibt es auf der NAUTILUS nicht. «

»Ist das wahr?« Trautman dreht sich wieder zu Serena herum. Sie machte immer noch keine Anstalten, zu reagieren, aber Trautmans Geduld war nun wohl erschöpft. Er ergriff das Mädchen an der Schulter und zwang es, ihm ins Gesicht zu sehen. »Du weißt, was das für eine Insel ist? Und wie man hierherkommt?« fragte er. »Bitte Serena, es ist wichtig. Vielleicht hängt unser aller Leben davon ab. «

Serena machte sich mit sanfter Gewalt los und betrachtete Mike mit einem Blick, der einen Granitblock in Trümmer gerissen hätte. »Ich weiß gar nichts«, sagte sie trotzig.

»Nein, bestimmt nicht«, sagte Juan. »Deswegen hast du auch die ganze Zeit über kein einziges Wort gesagt, seit wir hergekommen sind, und das schlechte Gewissen steht

dir sozusagen in Leuchtbuchstaben auf der Stirn

geschrieben. «

»Es ist... nur eine Legende«, antwortete Serena ausweichend. »Eine Geschichte, die mir meine Eltern erzählt haben. Wenigstens habe ich das bis heute morgen geglaubt. «

»Dann ist Mike wahrscheinlich nur von einem eingebildeten Monster beinahe gefressen worden, wie?« fragte Juan spöttisch.

Trautman machte eine abwehrende Bewegung in seine Richtung und streckte wieder die Hand nach Serena aus, ohne sie diesmal jedoch zu berühren. »Eine Legende? Erzähl sie uns. «

»Das Versunkene Land«, sagte Serena. »Es heißt, daß nur die Könige von Atlantis das Versunkene Land betreten können. «

»Das Versunkene Land?« wiederholte Trautman. »Du meinst diese Insel hier?«

Serena nickte zögernd. Sie wich Trautmans Blick wieder aus, aber jetzt wirkte sie nicht mehr trotzig, sondern nur noch sehr verängstigt. Sie tat Mike plötzlich sehr leid. »Sie muß es wohl sein«, sagte sie.

»Ich... ich habe ja selbst gedacht, das es nur eine Legende ist, aber ich bin heute morgen oben im Turm der NAUTILUS gewesen, kurz nachdem Mike und Juan losgefahren sind, und da... da habe ich gesehen, wie die Insel für einen Moment verschwunden ist. « »Und du hast uns nichts davon gesagt?« Ben riß ungläubig die Augen auf.

»Ich wußte es doch nicht sicher!« verteidigte sich Serena. Sie sah mit einem Male aus, als hielte sie nur noch mit letzter Kraft die Tränen zurück. »Ich dachte, ich könnte einfach hinübergehen und... und jederzeit wieder zurückkommen!« »Das Versunkene Land«, erinnerte Trautman. »Du wolltest uns die Geschichte erzählen. « Serena hob unglücklich die Schultern und begann nervös mit einem Grashalm zu spielen. »Ich weiß nur, was meine Eltern mir darüber gesagt haben«, erwiderte sie. »Es heißt, daß es ein Land gibt, das jenseits der Zeit existierte. Eine große Insel. «