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beschwerte sich Astaroth. Mike ignorierte ihn.

»Nur, was du schon weißt«, antwortete Trautman kopfschüttelnd. »Wie es aussieht, waren sie und die anderen auf einer Urlaubsreise. Ein Sturm hat ihr Schiff vom Kurs gebracht, und schließlich sind sie am Strand aufgelaufen die Yacht, die wir gefunden haben, war ihre. Sie sind insgesamt zu fünft gewesen. Das Mädchen, ihr Vater, ihr Onkel, seine Frau und ein Matrose. Anscheinend sind sie in den gleichen Nebel geraten wie wir -und was danach passiert ist, kann ich nur raten. « Er seufzte. »Ich nehme an, sie sind von einem Saurier angegriffen worden. Ich hoffe zwar, daß ich mich irre, aber ich fürchte, daß die anderen tot sind. « »Die Schüsse, die wir gehört haben«, vermutete Mike. »Ja«, sagte Trautman. »Wenn es ein ebensolches Ungeheuer war wie das, das dich angegriffen hat, dann hat es sich von einem Gewehr nicht sonderlich beeindrucken lassen. «

»Sie sprach von Drachen«, erinnerte Serena. »Von mehreren Drachen. «

»Vielleicht waren es mehrere Saurier«, antwortete Trautman.

»Und wenn nicht?« Serena machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich meine: was, wenn es keine Saurier waren?«

»Aber auch keine Menschen?« Trautman verstand auf Anhieb, was Serena meinte - ganz im Gegensatz zu Mike, der die beiden verständnislos ansah, bis Trautman fortfuhr: »Du meinst das... Wesen, das Chris zu sehen geglaubt hat. «

»Ich habe es nicht zu sehen geglaubt«, sagte eine Stim

me in der Dunkelheit hinter ihnen. Mike sah über die Schulter zurück und erkannte Chris, der ebenfalls aufgestanden war und sich zu ihnen gesellte. Er blickte alle Versammelten vorwurfsvoll an. »Ich habe es genau gesehen. Ich bin doch nicht verrückt oder leide unter Einbildungen. «

»Das behauptet auch niemand«, versicherte Trautman hastig. »Aber manchmal sieht man Dinge, die gar nicht da sind, weißt du? Dazu muß man nicht unbedingt verrückt sein. « Er wirkte ein bißchen verlegen. »Vielleicht war es nur ein Schatten. « Ben kam, die verletzte Hand in einer wie zufallig wirkenden Geste hinter dem Rücken haltend, aus der Dunkelheit heran und suchte sich einen Platz, und es verging nicht einmal eine Sekunde, da erschien als letzter auch Juan. Er sagte nichts, aber man sah ihm an, daß er ebensowenig geschlafen hatte wie irgendeiner der anderen. Obwohl sie alle sehr müde waren, würden sie wahrscheinlich in dieser Nacht ohnehin keine Ruhe finden. Trautman mußte das wohl auch einsehen, denn er verzichtete auf eine entsprechende Ermahnung. »Es war kein Schatten«, wiedersprach Chris heftig. »Ich habe es ganz genau gesehen. Und was ist mit den Spuren? Seit wann tragen Schatten Schuhe?« »Also gut, also gut. « Trautman seufzte wieder. »Wenn es kein Saurier war und auch kein Mensch - was war es dann? Annies Drachen?«

»Vermutlich«, sagte Mike. »Fragt sich nur, was sie wirklich sind. «

»Ich fürchte, das werden wir früh genug herausfinden«, murmelte Ben. »Wenn sie wirklich Annies Leute überfallen haben, dann sind sie uns bestimmt nicht besonders wohlgesonnen. « Er schwieg eine Sekunde, in der er Serena eindringlich anblickte. »Ist dir mittlerweile eingefallen, wie wir wieder hier wegkommen?« »Jedenfalls ist jetzt klar, daß es nicht ihre Schuld ist, daß wir hier sind«, sagte Mike laut, ehe Serena antworten konnte.

»Ach?« fragte Ben lauernd. »Und wieso, Sir Lancelot?« Mike schoß einen bösen Blick in seine Richtung ab, aber er mußte plötzlich daran denken, was Astaroth ihm gerade über Ben erzählt hatte, und so fiel seine

Antwort um einiges sanfter aus, als wohl auch Ben selbst erwartet hatte. »Ich sage das nicht nur, um Serena zu verteidigen«, sagte er ruhig. Er deutete auf Annie, die eng zusammengerollt in der Astgabel lag und als einzige noch schlief. »Sie sind in denselben Nebel geraten wie wir. Und da war Serena nicht einmal in der Nähe. «

Der Ast, auf dem sie saßen, zitterte ganz sacht, und Mike hielt sich instinktiv ein wenig mehr fest, beachtete es aber ansonsten gar nicht, sondern fuhr, nun nicht mehr allein an Ben, sondern an alle gewandt fort: »Wahrscheinlich hat Serena recht -es ist nur eine Legende. Wenigstens was den Teil angeht, daß nur die Könige von Atlantis diese Insel betreten können. Und wenn man auf normalem Weg hierherkommen kann, dann muß es auch einen Weg geben, um wieder weg -« »Still!« Serena hob warnend die Hand. »Hört ihr nichts?«

Erschrockene Stille breitete sich aus. Mike lauschte angespannt, doch er hörte gar nicht, außer den natürlichen Geräuschen des Waldes. Aber in der nächsten Sekunde fühlte er etwas. Der Ast unter ihnen erzitterte wieder -und nicht nur der Ast. Der ganze Baum bebte. »Was... was ist das?« flüsterte Chris. Seine Stimme war heiser vor Furcht.

Niemand antwortete, aber das Zittern und Beben nahm jetzt immer deutlicher zu, schließlich hörten sie ein dumpfes Grollen und Rumoren, das wie ferner Gewitterdonner heranrollte. Es vergingen nur einige Sekunden, bis es zu einem wahren Tosen anschwoll und der Ast so heftig unter ihnen zu schwanken begann, daß sie sich mit aller Macht daran festklammern mußten, um nicht abgeworfen zu werden. »Um Gottes willen!« schrie Ben. »Was ist das?« »Keine Ahnung!« schrie Trautman zurück. »Haltet euch fest! Ganz egal, was passiert!«

Der Lärm schwoll jetzt so sehr an, daß er jedes andere Geräusch verschluckte, und der ganze Wald schien zu schwanken wie ein Kornfeld im Sturm. Irgend etwas kam heran. Etwas Gewaltiges.

Als Mike es dann sah, war es im ersten Moment nur ein Schatten, aber ein Schatten von so ungeheuerlichen Ausmaßen, daß man meinen konnte, eine gewaltige schwarze Flutwelle brandete unter ihnen durch den Dschungel. Erst als sie den Baum fast erreicht hatte, zerbrach sie in zahllose kleinere, aber nichtsdestotrotz immer noch riesige Schatten, und endlich erkannte er, worum es sich wirklich handelte. Es war eine Herde gewaltiger Tiere, die dicht an dicht durch den Dschungel stampfte und dabei wie eine lebende Lawine alles niederwalzte, was sich ihnen in den Weg stellte. Jedes einzelne der Tiere mußte an die zehn Meter lang und sicher drei Meter hoch sein, und sie waren so massig, daß ein Elefant wie ein kleines Pony daneben gewirkt hätte. Ihre Körper waren mit gewaltigen Panzerplatten bedeckt, und die Köpfe, die in gebogenen, vogelähnlichen Schnäbeln endeten, trugen drei riesenhafte Hörner, die jedoch nicht seitlich, sondern direkt nach vorne gerichtet waren. Die Tiere mußten Tonnen wiegen. Trotzdem bewegten sie sich mit erstaunlicher Schnelligkeit. Der Baum erzitterte immer wieder unter gewaltigen Schlägen, wenn einer der gepanzerten Giganten dagegenstieß, so daß sich Mike und die anderen mit aller Kraft festklammern mußten, um nicht abzurutschen. Ein Sturz in diese lebendige Lawine wäre der sichere Tod gewesen. Es waren unendlich viele Tiere. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis es keine dichtgeschlossene, lebende Woge mehr war, die unter ihnen dahintrampelte, sondern nur mehr vereinzelte Tiere liefen, Nachzügler, die der großen Herde folgten. Der Lärm und das Zittern und Schütteln ihres Baumes nahmen ein wenig ab.

»Mein Gott, was war das?« stöhnte Mike. Vorsichtig löste er die linke Hand von ihrem Halt, überzeugte sich davon, daß der Baum nicht mehr versuchte, ihn wie ein bockendes Wildpferd abzuwerfen, und wagte es erst dann, sich vollends aufzusetzen. Mit einem raschen Blick in die Runde überzeugte er sich davon, daß sie noch vollzählig waren. Auch Annie war mittlerweile aufgewacht und hatte sich wieder schützend an Serena gedrängt, die sich ihrerseits an Trautman preßte, der die beiden Mädchen mit seinen starken Armen festhielt.