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»Aber das ist doch... völlig unmöglich!« murmelte Mike.

»Das kann doch gar nicht sein!« »Was kann nicht sein?« Mason, der ebenso wie Mike und alle anderen überrascht stehengeblieben war, deutete auf den toten Wald. »Wir sind durch diesen Wald hierhergekommen. «

»Wir auch«, bestätigte Mike. »Aber wir können ihn noch gar nicht erreicht haben. Wir waren höchstens zwei Stunden unterwegs, und -« »Noch nicht einmal eine«, sagte Trautman. Auch er blickte den Wald am anderen Ende der Ebene ebenso fassungslos und verblüfft an wie Mike. »Und vorgestern sind wir stundenlang marschiert. Irgend etwas stimmt hier nicht. «

»Mit dieser ganzen Insel stimmt etwas nicht, wenn Sie mich fragen«, sagte Mason. »Aber das wird nicht besser, wenn wir hier herumstehen. Hinter diesem Wald liegt die Küste. Worauf warten wir?« »Sie werden erfrieren«, sagte Trautman. »Haben Sie vergessen, wie kalt es dort drüben ist?« »Immer noch besser, als aufgefressen zu werden«, antwortete Mason, »oder von diesen Ungeheuern umgebracht. Gehen wir!«

Niemand antwortete, und schließlich setzte sich Ben als erster -wenn auch sehr zögernd -in Bewegung. Die anderen folgten seinem Beispiel, aber Mike las in ihren Gesichtern, daß sie sich ebensowenig wohl dabei fühlten wie er selbst oder gar Serena. Auch er spürte immer deutlicher, daß hier irgend etwas nicht so war, wie es sein sollte. Sie hätten nicht hier sein dürfen. Sie waren Meilen um Meilen in diesen Dschungel eingedrungen und hätten den ganzen Tag brauchen müssen, um den Rückweg zu finden, vielleicht sogar mehr. Und das war es nicht allein. Es war... Er erkannte das Gefühl wieder, einen winzigen Moment, bevor der Nebel aufkam. Es war das gleiche, mit Worten kaum zu beschreibende Gefühl, das er an der Küste gehabt hatte, als sie das erste Mal in den Nebel eindrangen, ein Gefühl, als überschritten sie eine unsichtbare Grenze, hinter der alles anders war. Abrupt blieb er stehen, und fast im gleichen Moment hielten auch alle anderen an.

Zwischen den toten Bäumen über ihnen begann grauer Nebel zu wallen. Ein kühler, feuchter Hauch wehte zu ihnen herüber, und das Gefühl der Unwirklichkeit wurde so intensiv, daß Mike schauderte. »Der Nebel!« flüsterte Juan. »Das... das ist der gleiche Nebel, durch den wir gekommen sind. Das muß der Rückweg sein. Wir haben es geschafft! Wir -« Er brach mit einem Schrei ab, und auch Mike fuhr zusammen und hob erschrocken die Hände. Zwischen den Bäumen traten Gestalten hervor, große, mit glitzernden Schuppen bedeckte Gestalten mit übergroßen Augen und langen, schlanken Gliedern. Mike entdeckte sieben, acht, zehn der zweit Meter großen Echsenmänner, ehe er es aufgab, sie zu zählen, und mit einem raschen Schritt zu den anderen zurückwich, die sich instinktiv zu einer engen Gruppe zusammengefunden hatten. Ohne daß er selbst sich der Bewegung bewußt gewesen wäre, stellte er sich schützend vor Serena. Singh hatte das Gewehr von der Schulter genommen und entsichert, aber er richtete die Waffe nicht auf die Dinosauroiden.

»Worauf warten Sie, Mann?« herrschte ihn Mason an. Er hatte seine Tochter hinter sich geschoben, aber Annie fuhr plötzlich herum und rannte zu Serena, um sich hinter ihr zu verbergen. »Schießen Sie endlich!« »Um Gottes willen, Singh -nicht!« keuchte Trautman. »Eine falsche Bewegung, und wir sind tot!« Sein Blick huschte über die Reihe der reglos dastehenden Echsenmänner, und Mike konnte regelrecht sehen, wie sich die Gedanken hinter seiner Stirn überschlugen. Es waren mehr als ein Dutzend der hochgewachsenen, schuppigen Gestalten, denen sie gegenüberstanden. Selbst wenn sie genug Munition und mehr als nur ein Gewehr gehabt hätten, hätten sie wahrscheinlich keine Chance gehabt, einen Kampf mit ihnen zu bestehen. Aber Singh hatte auch gar nicht auf Masons Worte reagiert. Ganz im Gegenteiclass="underline" Er senkte die Waffe noch weiter und richtete den Gewehrlauf nun ganz auf den Boden. Mike betete, daß die Dinosauroiden die Bedeutung dieser Geste verstanden.

»Verdammt, worauf warten Sie?« fragte Mason wütend. »Wir müssen etwas tun!«

»Ja«, sagte Ben ruhig. »Vielleicht drehen Sie sich einmal um, Sie Schlaukopf. Die Kavallerie ist da. « Mason starrte ihn eine halbe Sekunde lang verständnislos an, drehte sich dann wieder zum Wald herum und keuchte vor Schrecken. Seine Augen wurden groß. Jedes bißchen Farbe wich schlagartig aus seinem Gesicht.

Auch der Waldrand war nicht mehr leer. Das Gebüsch hatte sich geteilt, und was daraus hervorgetreten war, das war das ungeheuerlichste Geschöpf, das Mike jemals zu Gesicht bekommen hatte. Es glich in etwa dem Allosaurier, aber es war viel größer -Mike schätzte sein Gewicht auf mindestens zehn Tonnen und seine Länge vom Kopf bis zur Schwanzspitze auf gute fünfzehn Meter, wenn nicht noch mehr. Der Kopf, der wie der des Allosauriers überproportional groß und mit einem fürchterlichen Gebiß ausgestattet war, hatte die Abmessung eines kleinen Bootes, und was Mike in den faustgroßen, dunklen Augen las, die aus mehr als sechs Metern Höhe auf ihn herabblickten, das war ein Ausdruck von solcher Wildheit und Wut, daß er innerlich zusammenfuhr. Und obwohl es keinen Menschen auf der Welt gab, der ein Geschöpf wie dieses jemals lebend zu Gesicht bekommen hatte, gab es wohl auch kaum jemanden, der es nicht sofort erkannt hätte...

»Das... das ist ein Tyrannosaurus rex!« flüsterte Chris. Allein bei dem Gedanken sträubten sich Mike sämtliche Haare, aber Chris' Stimme klang viel mehr bewundernd als erschrocken.

»Nein«, sagte Ben ruhig. »Das sind ein Dutzend Tyrannosaurier. «

Neben dem ersten Riesensaurier erschien ein zweiter, dritter, vierter... es mußten in Wahrheit weit mehr als ein Dutzend der gigantischen Tiere sein, die mit einer unheimlichen Lautlosigkeit hinter ihnen aus dem Dschungel hervortraten - und im Nacken jedes einzelnen dieser Kolosse saß ein Dinosauroide. Und plötzlich begriff Mike, wie naiv ihre Hoffnung gewesen war, diesen Geschöpfen tatsächlich entkommen zu können. Wahrscheinlich waren sie die ganze Zeit über hinter ihnen gewesen. So, wie sie sie von der ersten Minute seit ihrer Ankunft in diesem Land jenseits der Zeit beobachtet hatten. Und ganz plötzlich, ohne daß er einen Grund für dieses Wissen hätte nennen können, aber auch ohne daß es nur den mindesten Zweifel daran gegeben hätte, wußte er noch etwas: Nichts war Zufall gewesen. Weder sein Zusammentreffen mit dem Allosaurier noch ihr Abenteuer mit den Raptoren, ja, nicht einmal ihre Flucht aus dem Lager. Sie waren geprüft worden. Und sie hatten diese Prüfung nicht bestanden. »Das ist das Ende«, murmelte Mason. »Sie werden uns umbringen!«

»Nein!« Serena schrie plötzlich gellend auf und wirbelte auf der Stelle herum. »Sie wollen nur mich! Lauft! Bringt euch in Sicherheit! Ich halte sie auf!« Und damit rannte sie los und stürmte den Dinosauroiden entgegen.

»Serena! Nein!« schrie Mike. Ohne nachzudenken, lief er hinter Serena her, aber obwohl er rannte, so schnell er nur konnte, holte er sie erst ein, als sie die Tyrannosaurier fast erreicht hatte. Mit einem Ruck riß er sie an der Schulter zurück, aber er hatte seine eigene Kraft unterschätzt: Die Bewegung brachte sie beide aus dem Gleichgewicht. Sie stürzten. Mike sah einen riesigen, geschuppten Umriß aus den Augenwinkeln und warf sich instinktiv schützend über Serena. Aneinander geklammert prallten sie gegen einen Fuß, der ein gutes Stück länger war als Mike, und blieben benommen liegen. Zögernd und mit jagendem Herzen hob Mike den Kopf. Das erste, was er sah, war eine Kralle, die unmittelbar vor seinem Gesicht aufragte und länger war als seine Hand, dann wanderte sein Blick an dem dazugehörigen Bein nach oben und blieb schließlich an einem ausdruckslosen Echsengesicht hängen. Irgend etwas daran kam ihm bekannt vor, aber er sagte sich selbst, daß das unmöglich war. Für menschliche Augen sah ein Dinosauroide aus wie der andere.