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ungemein bedrohlich. Dann traten die beiden Schatten endgültig aus dem Nebel heraus und wurden zu Körpern, und Mike stieß einen keuchenden Schrei aus - allerdings aus Verblüffung, nicht aus Angst. »Serena!« rief er ungläubig. »Chris! Was... was tut ihr denn hier?«

Natürlich waren die beiden viel zu weit von ihnen entfernt, als daß sie seine Worte hätten verstehen können, aber sie mußten zumindest seinen Schrei gehört haben, denn Chris hob die Hand und winkte ihm zu. Die Bewegung weckte Mike endgültig aus seiner Starre. Er rannte so schnell los, daß er auf dem spiegelglatten Eis fast das Gleichgewicht verloren hätte und konnte nur mühsam und mit wild rudernden Armen bei Chris und dem Mädchen anhalten. Chris grinste breit darüber, während Serena ihn nur kühl musterte. »Wie zum Teufel seid ihr hierhergekommen?« keuchte Mike. »Was tut ihr hier?«

»Ich habe doch gesagt, daß ich mitkomme«, antwortete Serena in einem Tonfall, der Mike hätte klarmachen müssen, wie sinnlos es war, ihr zu widersprechen. Aber er war viel zu erregt und überrascht, um darauf zu achten.

»Bist du völlig verrückt geworden?« fragte er. »Was glaubst du, was Trautman dir erzählen wird, wenn wir wieder zurück sind?«

»Ich kann es mir ungefähr vorstellen«, antwortete Serena. »Das wird ihn vielleicht lehren, mich in Zukunft nicht mehr wie ein kleines Kind zu behandeln. « »Im Augenblick jedenfalls benimmst du dich so«, sagte Juan. Er war etwas vorsichtiger als Mike gelaufen, mittlerweile aber ebenfalls herangekommen. Sein Gesicht, von dem unter der Pelzkapuze nur wenig sichtbar war, hatte einen ärgerlichen Ausdruck. »Was ist eigentlich in dich gefahren? Wenn du dich selbst umbringen willst, dann ist das ja vielleicht noch dein Problem. Aber was fällt dir ein, Chris hierherzubringen?« »Das fragst du ihn am besten selbst«, antwortete Serena. »Der kleine Gauner hat mich erpreßt. Ich hatte gar keine andere Wahl, als ihn mitzunehmen. « »Und wieso, bitte schön?« wollte Juan wissen. »Hat er dich etwa mit vorgehaltener Waffe gezwungen?« »Nein -aber er hat herausgefunden, was ich vorhatte, und gedroht, mich bei Trautman zu verpetzen. Also mußte ich ihn wohl oder übel mitnehmen. Aber ich hätte ihn vielleicht unterwegs ersäufen sollen. « Chris grinste. Offensichtlich entsprach Serenas Schilderung den Tatsachen, und es schien ihn mit einer geradezu diebischen Freude zu erfüllen, sich ausgerechnet gegen Serena durchgesetzt zu haben -ein Kunststück, das vor ihm nur sehr wenigen an Bord der NAUTILUS gelungen war. Daß er sich damit selbst in Lebensgefahr gebracht hatte, schien er noch gar nicht begriffen zu haben.

Als hätte Mike noch nicht genug Überraschungen erlebt, teilte sich der Nebel in diesem Moment hinter Serena und Chris erneut, und der Kater trat heraus. In seinem schwarzen Pelz glitzerten Eiskristalle, und er knurrte gereizt.

»Astaroth!« sagte Mike. Er wußte im ersten Moment nicht, ob er über den Anblick des Katers erfreut oder verärgert sein sollte. »Du auch noch! Also wenigstens von dir hätte ich ein Fünkchen klaren Menschenverstand erwartet!«

Wenn ich mit einem Menschenverstand geschlagen wäre, antwortete der Kater mürrisch, würde ich mich selbst vor die nächste Dogge werfen.

»Du weißt genau, was ich meine!« antwortete Mike. »Was, verdammt noch mal, tust du hier?« Das, was meine Aufgabe ist, antwortete der Kater, plötzlich sehr ernst. Ich passe auf Serena auf. Darauf konnte Mike nichts mehr erwidern -Astaroth hatte ja völlig recht. In gewissem Sinne war der Kater für die Atlanterin, was Singh für ihn war: ein treuer Freund und Beschützer, der diese Aufgabe übertragen bekommen hatte und sie erfüllen würde, koste es, was es wolle.

»Also, wenn ihr euch jetzt alle gebührend entrüstet habt«, sagte Serena fröhlich, »dann könnt ihr mir ja erzählen, was ihr gefunden habt. Wo ist Singh?« Mike hatte nicht üble Lust, einfach zu schweigen, zum Boot zurückzugehen und Serena stehenzulassen. Aber natürlich hatte sie recht - es war nicht der richtige

Zeitpunkt, um beleidigt zu sein. Trautman würde ihr schon gehörig den Kopf waschen, wenn sie erst wieder zurück an Bord der NAUTILUS waren. »Oben auf dem Eis. Er ist allein vorgegangen, um dieStecke zu sichern und sich umzusehen. « »Waren im Schiff Überlebende?«

Mike schüttelte den Kopf. »Nein. Aber auch keine Toten. Sie müssen irgendwo dort oben sein, und ich denke -« »Mike! Juan? Wo seid ihr?!«

Der Schrei hinderte Mike daran, weiterzureden. Er drang direkt aus dem Nebel vor ihnen - und es war eindeutig Trautmans Stimme, die ihre Namen gerufen hatte. Einen Moment später hörten sie Scharren und Schleifen, und dann platschten hastige Schritte durch das flache Wasser auf sie zu. Es verging nur noch eine Sekunde, bis Trautman aus dem Nebel herausgestolpert kam, dicht gefolgt von Ben. Beide rannten, so schnell sie nur konnten, und beide wirkten so erschrocken, als hätten sie ein Gespenst gesehen. »Mike! Juan!« Trautman atmete hörbar auf, als er die beiden Jungen erblickte. »Gott sei Dank, ihr seid da. Wo ist Singh?«

»Was?« murmelte Mike. »Was ist denn überhaupt los? Natürlich sind wir hier - wo sollen wir denn sonst sein?«

»Ihr wart verschwunden!« antwortete Ben aufgeregt. »Die... die ganze Insel war plötzlich verschwunden. Von einer Sekunde auf die andere. « »Wie bitte?« fragte Juan. Er versuchte zu lachen, aber die Kälte machte eine Grimasse daraus. »Ben sagt die Wahrheit«, sagte Trautman. »Ich war oben an Deck und habe mit dem Feldstecher nach euch Ausschau gehalten, und plötzlich war die Insel nicht mehr da. « »Aber das ist doch völlig unmöglich!« sagte Juan kopfschüttelnd.