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»Genau das dachte ich vorher auch«, bestätigte Trautman. »Aber es war genau, wie Ben sagt: Sie verschwand, von einer Sekunde auf die andere. Und nicht nur sie. Auch die Riffe, der Nebel und die Schiffswracks. Ich habe so etwas noch nie erlebt. « »Und da haben wir das Boot genommen und sind losgefahren«, fuhr Ben fort. »Ganz plötzlich war der Nebel wieder da, und einen Moment später waren wir am Strand. Ich habe auch keine Ahnung, wie so etwas möglich ist. Aber es war so, das müßt ihr mir glauben. « »Wir müssen von hier verschwinden«, sagte Trautman. »So schnell wie möglich. Mit dieser Insel stimmt etwas nicht. Wo ist Singh, und was -«

Er verstummte. Ein paar Sekunden lang stand er vollkommen reglos da, und auf seinem Gesicht lag plötzlich ein Ausdruck, als hätte er nun wirklich ein Gespenst gesehen.

»Serena?« murmelte er. »Wie... wie kommst du denn hierher? Was suchst du hier?«

Serena seufzte. »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich dabeisein will«, antwortete sie. »Und ehe Sie sich weiter aufregen -bis jetzt ist mir nichts passiert. Und das wird es auch nicht. Ich kann ganz gut auf michaufpassen. « »Das habe ich nicht erlaubt!« sagte Trautman. Er überwand seine Überraschung nur mühsam. Serenas Anblick schien ihn vollkommen aus der Fassung gebracht zu haben.

»Stimmt«, antwortete Serena schnippisch. »Ich habe ja auch nicht um Erlaubnis gefragt. « »Das reicht!« Trautmans Gesicht verfinsterte sich. »Es ist vielleicht nicht der richtige Moment, aber du solltest eines wissen -«

»Ähem«, machte Juan laut. »Entschuldigt, wenn ich euch unterbreche... « Trautman sah ihn nur kurz an und fuhr dann, an Serena gewandt, fort: »Solange ich an Bord der NAUTILUS bin, fühle ich mich für euch verantwortlich, und du wirst das gefälligst akzeptieren oder du könntest die Erfahrung machen, daß selbst eine ehemalige Prinzessin von Atlantis nicht davor gefeit ist, den Hosenboden strammgezogen zu bekommen!« »Dürfte ich jetzt vielleicht... ?« sagte Juan schüchtern. Trautman fuhr auf dem Absatz herum und funkelte ihn an. »Ja!« sagte er ärgerlich. »Was gibt es denn so Wichtiges, daß ich kaum aussprechen kann?« Juan lächelte nervös, hob die Hand und deutete nacheinander auf Ben, Trautman, Mike, Chris, Serena und schließlich sich selbst. »Ich meine... vielleicht hat es ja nichts zu sagen, aber: Wenn ich recht sehe, sind wir jetzt alle hier, oder?«

»Stimmt«, sagte Trautman, noch immer erregt. »Und?« »Und wer ist dann noch an Bord der NAUTILUS?« fragte Juan ruhig.

»Es bleibt dabei!« sagte Trautman entschieden. »Wir fahren zurück, sobald Singh wieder hier unten ist. « Er löste einen der beiden Stricke, die das Boot mit den eisernen Haken verbanden, die Juan in das Eis getrieben hatte, und gab Ben, der auf der anderen Seite stand, mit einer Geste zu verstehen, dasselbe zu tun. Nachdem sie den ersten Schrecken überwunden hatten, der Juans Worten gefolgt war, hatte sich Mike gesagt, daß ihre Situation vielleicht ernst war, aber es keinen Grund zu übermäßigem Entsetzen gab. Letztendlich spielte es keine Rolle, ob sich nun alle oder nur ein paar von ihnen hier auf der Insel aufhielten. Die NAUTILUS lag sicher fünfhundert Meter vor der Küste, und ihre phantastischen Maschinen sorgten ganz von selbst dafür, daß sie sich nicht von der Stelle rührte und daß auch kein Unbefugter mit ihr fortfahren konnte. Um die NAUTILUS brauchten sie sich gewiß keine Sorgen zu machen. Er war froh, diesen unheimlichen Ort so schnell wie möglich wieder verlassen zu können.

Ben hatte das zweite Tau gelöst, und sie begannen das Boot über das Eis zum Wasser zurückzuschieben, hielten aber wieder an, als sein Bug die Wand aus Nebel berührte, die sich zwischen den Ozean und die Insel geschoben hatte. Bildete es sich Mike bloß ein, oder war sie näher gekommen und ein kleines Stück weit den Strand heraufgekrochen?

Er verscheuchte den Gedanken. Dieser Nebel war Nebel, nicht mehr und nicht weniger, basta. Ihre Situation war gefährlich genug, auch ohne daß er anfing, Gespenster zu sehen.

»Ich möchte wissen, wo Singh bleibt«, murmelte Juan. »Er ist bestimmt seit einer Viertelstunde dort oben. Dabei wollte er sich nur mal umsehen. « Sein Blick tastete die wie mit einem Lineal gezogene Krone der Eismauer ab. Von Singh war keine Spur zu sehen. »Sobald der Nebel ein wenig aufreißt, fahrt ihr zurück zur NAUTILUS«, bestimmte Trautman. »Wenn Singh bis dahin nicht zurück ist, werde ich ihn holen. Wir kommen dann mit dem zweiten Boot nach. Obwohl ich euch eigentlich bis zum Schluß hierlassen müßte«, fügte er in strengerem Tonfall hinzu. »Aber... aber wieso denn?« antwortete Mike. Er verstand nicht, was Trautman meinte. »Das weißt du ganz genau. « Trautman klang eher resigniert als zornig. »Von Serena habe ich nichts anderes erwartet, und Chris ist noch zu jung, um wirklich zu begreifen, in welche Gefahr er sich gebracht hat. Aber von dir hätte ich mir etwas mehr Vernunft gewünscht. Wie hat sie es nur geschafft, dich zu überreden?« Jetzt begann Mike allmählich zu begreifen, wovon Trautman sprach. »Moment mal!« sagte er. »Sie... Sie glauben doch nicht etwa, daß -« »Das hat Zeit bis später«, unterbrach ihn Trautman. »Bleibt hier und gebt acht, wenn sich der Nebel lichtet. Ich will mir das Wrack noch einmal aus der Nähe ansehen. « Er drehte sich um und ging mit schnellen Schritten davon, ehe Mike antworten konnte. Mike sah ihm völlig verblüfft nach. Trautman glaubte ganz offensichtlich, daß sie Serena und Chris mit zur Insel hinübergenommen hatten. Und das wiederum bedeutete, daß...

Langsam drehte er sich zu Serena herum, die nur ein paar Schritte neben ihnen stand. Das Mädchen hatte die kurze Unterhaltung natürlich mit angehört und wußte genau, worum es ging, doch sie hielt Mikes zornigem Blick gelassen stand, und in ihren Augen glomm sogar ein ganz leises Lächeln auf. »Moment«, murmelte Mike. »Er denkt, daß... daß du mit uns gekommen bist, richtig?«

»Sieht so aus«, sagte Serena.

»Aber das bist du nicht«, fuhr Mike fort. »Und du bist auch nicht mit dem zweiten Boot gekommen, denn das haben Ben und Trautman genommen«, fuhr Mike fort. Und die NAUTILUS hat nur zwei Beiboote an Bord. « »Stimmt ebenfalls«, sagte Serena spöttisch. »Du bist wirklich ein Ausbund an Scharfsinn. « Mike nahm ihren ironischen Ton nicht zur Kenntnis. »Wie zum Teufel seid ihr dann hierhergekommen?« fragte er fassungslos.

Serena lächelte. »Das verrate ich dir nicht«, sagte sie. »Ich habe eben noch immer meine kleinen Tricks auf Lager, weißt du?«

»Dann werde ich -« Mike trat beinahe drohend einen Schritt auf Serena zu, hielt dann mitten in der Bewegung inne und zwang sich zur Ruhe. »Also gut. Dann frage ich eben Chris. «

»Nur zu«, sagte Serena. »Er wird dir bestimmt alles sagen, was er weiß. «

Mike spießte sie mit Blicken regelrecht auf, aber er sparte sich jede weitere Frage, sondern hielt nach Chris Ausschau. Er entdeckte ihn ganz in der Nähe des Wracks, zusammen mit Juan. Die beiden warteten offensichtlich auf Trautman, der im Inneren des gestrandeten Schiffes verschwunden war. Mike rannte auf ihn zu, ergriff den jüngeren Freund fast grob an der Schulter und drehte ihn mit einem Ruck zu sich herum. »Wie bist du hierhergekommen?« fragte er barsch. Chris war vollkommen verdattert. Er verstand nicht, was Mike von

ihm wollte. »Mit... mit Serena«, stammelte er.

»Das weiß ich«, antwortete Mike ungeduldig. »Aber wie seid ihr beide hierhergekommen?« »Nun, wir sind... « Chris brach ab, und dann breitete sich ein vollkommen hilfloser Ausdruck auf seinem Gesicht aus. »Wir... wir sind... « »Ja?« fragte Mike.

»Ich weiß es nicht«, gestand Chris. »Wir sind an Deck gegangen, und dann... waren wir plötzlich im Nebel. Und einen Moment später hier. « »Wie bitte?« entfuhr es Mike.